Gründerfest: Starkes Netzwerk für Start-ups

Straßenmarkieren, Fußpflege, Lieferketten-Beratung und und und: Das zehnte Gründerfest des Forums Existenzgründung Main-Kinzig brachte Ende Mai über 60 angehende Unternehmerinnen und Unternehmer mit gestandenen Beratern und Helfern aus Politik und Wirtschaft zusammen.
Seit 2005 führen die Agentur für Arbeit, das Kommunale Center für Arbeit, die Kreishandwerkerschaft Hanau, die Wirtschaftsförderungen der Städte Hanau, Maintal und Nidderau sowie des Main-Kinzig-Kreises, die Wirtschaftsjunioren, die Wirtschaftspaten und die IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern dieses Netzwerkstreffen durch.
Es fand an einem besonders passenden Ort statt: Vor 25 Jahren hatten Stefan und Lutz Grasmück ihre Firma „Grasmück Insektenschutzsysteme GmbH“ in Ronneburg-Altwiedermus gegründet. Der führende Hersteller von Insektenschutzgittern im Rhein-Main-Gebiet hat sich mit Hilfe computergesteuerter Maschinen, einer tiefreifenden Digitalisierung vom Vertrieb bis tief ins Lager sowie hochwertigen, verlässlichen Produkten zu einer bekannten Marke gemausert.
In seinem Grußwort unterstrich IHK-Präsident Oliver Naumann, wie wichtig „starke Netzwerke sind, die sich verknüpfen“. Mit Hinweis auf seine persönlichen Gründungserfahrungen lobte der Präsident die bestehenden Netzwerke: „Sie helfen, typische Anfangsfehler zu vermeiden – dann bleibt mehr Gelegenheit für Fehler im laufenden Betrieb.“ Naumann betonte, dass es „besonderen Mut und Entschlossenheit erfordert“, angesichts Inflation, steigender Zinsen, ungewissen Energiepreisen und angespannten Lieferketten den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Wie leben in „schwierigen Zeiten – das macht es Existenzgründern nicht leichter“, so der IHK-Präsident, der aber auch Chancen skizzierte: „In Zeiten des Fachkräftemangels kommen pfiffige und engagierte Jungunternehmer auch als Angestellte unter. Doch genau in solchen Zeiten liegen auch die Chancen für Innovation und Erfolg.“

Überwindung des Arbeitskräftemangels

Von der Politik forderte Naumann ein „innovationsfreundliches Umfeld“ als Grundstein für zukünftiges Wachstum: „Der Main-Kinzig-Kreis bietet dafür eine sehr gute Infrastruktur: Straße, Schiene, Breitband und Mobilfunk.“ Schwierigkeiten erfahren Gründerinnen und Gründer eher aus „Brüssel, Berlin und manchmal auch Wiesbaden“ in Form von zu viel Bürokratie. Der Präsident bat die anwesenden Gründer die IHK „über Regelungen und Gängelungen, die Ihnen in Ihrem Unternehmen widerfahren, zu informieren. Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass wir Ihnen sofort helfen können. Aber wir nutzen gerne Ihre Erfahrung mit der Hydra Bürokratie, um uns für bessere und pragmatischere Lösungen einzusetzen. Bürokratieabbau ist nicht einfach, aber immer noch einfacher, als Ihnen neue Arbeitskräfte auf den Hof zu stellen.“
Naumann forderte mehr Anstrengungen zur Überwindung des Arbeitskräftemangels durch mehr Aus- und Weiterbildung, aber auch durch mehr Digitalisierung in den Unternehmen und in den Verwaltungen. Unabhängig davon ist, so Naumann, ein „entscheidender Erfolgsfaktor ein ‚Growth Mindset‘, das Chancen erkennt, die der Markt bietet“.
Im Anschluss berichtete Winfried Ottmann, Kreisbeigeordneter im Main-Kinzig-Kreis, über die – freiwilligen – Aktivitäten des Landkreises für Gründer. Mit Hilfe des flächendeckend verlegten schnellen Internets sei es gelungen, die vielen im Kreis ansässigen Weltmarktführer zu halten und optimal zu begleiten. Dank der zahlreichen Gründerzentren im gesamten Kreis, die allesamt privat geführt werden, ist es zudem möglich, Start-ups hervorragende Bedingungen zu bieten. Mit den Vor-Ort-Sprechtagen zu Fachthemen und den Newslettern sei zudem der Informationsfluss gewährleistet.
Geschäftsführer Stefan Grasmück führte zu guter Letzt sein Unternehmen ein. Er berichtete, wie es der einstige Bauelemente-Händler geschafft hat, zum allgenmein akzeptierten Marktführer mit renommiertem Red Dot Design Award zu wachsen. Sein Tipp an alle Gründerinnen und Gründer: „Über den Tellerrand hinausblicken“! So konnte sein Unternehmen dank Offenheit, Flexibilität und einem funktionierenden Netzwerk Impulse von außen in Marktchancen umsetzen. Über Beratungen und Coachings sei etwa der Vertrieb so digitalisiert worden, dass die Fachberater vor Ort mittlerweile via App eine Kalkulation und Zeitplanung für die Montage erstellen können. Die eigens geschriebene Warenwirtschafts-Software deckt mittlerweile 84 Prozent des Umsatzes ab – bis hin zur medienbruchfreien Onlinebestellung. Für derartige Erfolgsgeschichten ist, so Grasmück, die „Bereitschaft, Zeit und Geld zu investieren, unerlässlich. Wenn der Invest zurückkommt, lohnt sich das für das gesamte Team.“ Von daher dürfte es kein Wunder sein, dass sich unter den Mitarbeitern mittlerweile eine Nachfolgerin für den bald freiwerdenden Chefsessel im Unternehmen gefunden hat.
Autor: Dr. Achim Knips

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