Energie

Gaskrisenvorbereitung - Gasversorgung

Gasversorgung

Die Bundesnetzagentur veröffentlicht eine Einschätzung zur Gasversorgung in einem Lagebericht, der täglich aktualisiert wird. Außerdem stellt sie die wichtigsten Daten zu Lastflüssen, Speicherfüllständen, Gasverbrauch und Preisentwicklung als interaktive Grafiken zu Verfügung.
Die Bundesnetzagentur hat in engem Austausch mit allen relevanten Stakeholder-Gruppen ein Verfügungskonzept entwickelt. Wie die Maßnahmen und Kommunikationsprozesse in der Notfallstufe aussehen, wird in den folgenden Aufzeichnungen für die jeweiligen Zielgruppen detailliert erläutert.

Krisenvorbereitung

Die Erdgasversorgung ist in hohem Maße sicher und zuverlässig. Gleichwohl werden auf dieser Seite aktuelle Maßnahmen zur Krisenvorbereitung veröffentlicht. Die Inhalte werden fortlaufend aktualisiert. Weitere Informationen finden Sie bei der Bundesnetzagentur.

Wie könnte die Gasversorgung in den kommenden Jahren aussehen?

Viele Unternehmen fragen sich derzeit, wie sich die Gasversorgungslage durch die neu entstehenden schwimmenden Flüssiggasterminals (FRSU-Terminals) in nächster Zeit und durch die stationären Flüssiggasterminals (LNG-Anlagen) in den kommenden Jahren entwickeln wird. Die IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern hat dazu Informationen zusammengetragen und öffentlich zugängliche Quellen zusammengefasst und ausgewertet.
Betrachtet man die direkt nach Deutschland fließenden Erdgasimporte über Pipelines aus Norwegen und den Niederlanden sieht man, dass die beiden Länder – auch durch teils erhebliche Steigerung der Förderung und des Transportes – Deutschland mit viel Erdgas versorgen können. Rund 64,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas gelangen so nach Deutschland. Eine Milliarden Kubikmeter Erdgas (Mrd. Kubikmeter) entspricht dabei rund 10 Terawattstunden (TWh) Erdgas. Für die Faustformel gilt: 1 Kubikmeter Erdgas entspricht rund 10 kWh Energiegehalt
Die Grafik zeigt, dass Deutschland im Jahr 2021 rund 90,5 Mrd. Kubikmeter, bzw. 900 TWh Erdgas verbraucht hat. Trotz der hohen Importe aus Norwegen und den Niederlanden, die auch in andere europäische Länder weitergeleitet werden, bleibt eine Versorgungslücke von mindestens 26 Mrd. Kubikmeter Erdgas, wenn keine Einsparungen greifen und andere Erdgasimporte ausgeschlossen werden können. Daher ist die Effizienzsteigerung und Einsparung von Erdgas eines der wichtigsten Instrumente für eine sichere Erdgasversorgung durch und über den Winter 2022/2023 hinaus. 

Volle Auslastung der schwimmenden LNG-Terminals oberste Priorität

Doch wie viel Erdgas liefern die schwimmenden LNG-Terminals (FSRU) ab diesem Winter und in den kommenden Jahren, damit sinnvolle Einsparungen nicht zu Stilllegungen oder gar Abwanderungen von Unternehmen werden? Hierfür haben wir folgende Grafik erstellt:
Die ersten schwimmenden LNG-Terminals (FSRU) entstehen gerade in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Lubmin. Diese drei Terminals werden schon Ende 2022, Anfang 2023 in das deutsche Erdgasnetz einspeisen. Die jährlichen Kapazitäten, welche technisch abhängig von den Übergabestationen in das Erdgasnetz sind, können Sie der Grafik entnehmen. Insgesamt werden diese drei schwimmenden Terminals rund 13,5 Mrd. Kubikmeter Erdgas im Jahr 2023 einspeisen können. Dies sind die technisch maximalen Mengen bei voller Auslastung bzw. Belegung der Terminalschiffe. Zum derzeitigen Stand sind sich Experten einige, dass die volle Auslastung oberste Priorität hat und erreicht werden wird nicht zu letzte durch den politischen Druck auf die deutschen Erdgasimporteure. 
Flüssigerdgas (LNG) ist komprimiertes und auf ca. -162 °C heruntergekühltes Erdgas. Bei der Komprimierung wird das Volumen des Erdgases um den Faktor 600 verringert. Ein durchschnittlicher LNG-Tanker ist mit 150.000 Kubikmeter Flüssigerdgas beladen, welches nach der „Regasifizierung“ rund 90 Mio. Kubikmeter Erdgas entspricht.
Die Versorgungslücke, zum Verbrauch im Jahr 2021 ohne Effizienzsteigerung und Einsparungen läge dann nur noch bei rund 12,5 Mrd. Kubikmeter Erdgas. Dies entspräche einem Bedarf an Einsparung gegenüber 2021 von 14 Prozentpunkten für das Jahr 2023. Um die Speicher für den Winter 2023/2024 wieder zu füllen, bedarf es jedoch höhere Einsparungen, da die weiteren schwimmenden LNG-Terminals bzw. die stationären LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel erst später Erdgas in das Erdgasnetz einspeisen werden. Die voraussichtlichen Termine für die Einspeisung der Terminals haben wir Ihnen in der Übersichtskarte zusammengestellt.
Ein ähnliches Bild zeichnet auch die für die Europäische Union durchgeführte Studie „Entwicklungen der globalen Gasmärkte bis 2030 Szenarienbetrachtung eines beschränkten Handels mit Russland“, durch das Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln gGmbH (EWI), mit Stand September 2022 (im Auftrag von Zukunft Gas e.V.).
Die Auswertung zeigt verschiede Szenarien für die Jahre 2026 bis 2030, mit einem hohen Erdgasverbrauch in der Europäischen Union (EU), mit Bezug aus Russland und ohne. Um bei hohem Erdgasverbrauch die entsprechenden Mengen aus Russland zu kompensieren, müssen erhebliche Mengen and LNG mehrheitlich aus den USA importiert werden, um die Versorgungslücke zu schließen. Kann der Erdgasverbrauch in der EU reduziert werden, wäre die Erdgasversorgung deutlich diversifizierter und robuster aufgestellt. 
Die Erdgasversorgung in Deutschland wird durch die Importe von Flüssigerdgas deutlich ausgeweitet und verbessert, bleibt jedoch vorerst hinter den Mengen, die über die Pipelines aus Russland bezogen werden konnten. Erst nachdem auch die stationären LNG-Terminals gemeinsam mit den FRSU-Terminals Erdgas in das Erdgasnetz einspeisen, könnten die Mengen in Richtung des Verbrauchs 2021 gesteigert werden.