Wie Sie den Nachwuchs und Ihr Unternehmen zum Erfolg führen

Duales Studium in fünf Schritten

Der Grundidee eines dualen Studiums ist die Verknüpfung von praktischer Arbeit in einem Unternehmen und theoretischen Vorlesungen an einer Hochschule oder Berufsakademie. Diese beiden Einsatzgebiete (Praxis und Theorie) wechseln sich in einem meist regelmäßigen Rhythmus miteinander ab, entweder monats-, wochen- oder tageweise. Bekannt ist das Modell drei Monate Hochschule + drei Monate Betrieb, gängig mittlerweile auch ein wochenweiser Wechsel oder zwei feste Tage pro Woche Studium an der Hochschule.
Am Ende des dualen Studiums erwirbt der Studierende den Bachelorabschluss. Einige duale Studiengänge integrieren sogar eine anerkannte Berufsausbildung in die Praxisphase, hier spricht man von einem „ausbildungsintegrierenden“ dualen Studium. Das Gegenstück dazu heißt „praxisintegrierend“ oder „kooperativ“. So gut wie jedes Studienfach kann dual studiert werden. Derzeit bieten 17 Hochschulen und Berufsakademien in Hessen unter der Dachmarke „Duales Studium Hessen“ mehr als 100 duale Studiengänge an. Unter dieser Dachmarke haben sich die Hochschulen, Berufsakademien, zuständigen Ministerien und Verbände auf gewisse Qualitätskriterien verständigt, die für ein qualitativ hochwertiges Duales Studium in Hessen stehen. Außerdem gibt es noch einige weitere private Hochschulen in Hessen, die Studierenden einen Zugang zu einem dualen Studium bieten.
Sie fragen sich, wie Sie einen dual Studierenden finden, ausbilden und bezahlen? Sie wollen wissen, welche Voraussetzungen Sie erfüllen müssen, um einen dual Studierenden einzustellen? 

1. Unternehmenseignung

Grundsätzlich kann jedes Unternehmen Kooperationen mit Hochschulen oder Berufsakademien sowie Ausbildungspartnerschaften mit Studierenden eingehen. Ihr Betrieb sollte jedoch einige inhaltliche und personelle Kriterien erfüllen.
  1. Analysieren und identifizieren Sie zunächst den internen Bedarf für eine Position mit entsprechenden akademischen Qualifikationen und suchen Sie dann eine geeignete Hochschule oder Berufsakademie mit passendem Angebot. So kann die inhaltliche Qualität der Praxisphasen sichergestellt werden.
  2. Um die Studierenden optimal zu unterstützen, muss Ihr Betrieb die benötigte Infrastruktur (Arbeitsplatz, Arbeitsmittel, etc.) und eine/n feste/n Betreuer/in zur Verfügung stellen. Dieser begleitet den oder die Studierende während der Praxisphasen, ist über die Studieninhalte informiert und steht den Studierenden als Ansprechpartner zur Seite.

2. Studienangebot und Kosten

Alle dualen Studiengänge, die in Hessen unter der Dachmarke angeboten werden, finden Sie in der Studiengangdatenbank des Dualen Studiums Hessen www.dualesstudium-hessen.de/studiengaenge. Ihnen steht bei der Suche nach dem richtigen Studiengang für Ihr Unternehmen das Informationsbüro Duales Studium der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern hilfsbereit zur Seite.

Die anfallenden Kosten für ein Duales Studium können je nach Studienangebot und –anbieter unterschiedlich ausfallen. Generell können Sie mit drei Arten von Kosten kalkulieren.
  1. Die direkten Personalkosten umfassen das monatliche Gehalt, das sich meist an der Vergütung einer fachverwandten dualen Berufsausbildung auf dem Niveau des zweiten oder dritten Ausbildungsjahres orientiert. Dual Studierende sind seit dem 1. Januar 2012 sozialversicherungspflichtig. Ein Anheben der Vergütung pro Studienjahr ist üblich.
  2. Die studienbezogenen Kosten enthalten die anfallenden Studienbeiträge. Generell sind Studienbeiträge kein Teil des Arbeitsentgelts und damit beitragsfrei. An staatlichen Hochschulen fallen in der Regel lediglich sog. Semesterbeiträge an, die auch in der Regel von Ihnen als Unternehmen übernommen werden. Bei privaten Hochschulpartnern können die Studienbeiträge zwischen 300 und 600 EUR im Monat wanken.
  3. Die indirekten Kosten für die Betreuung des Studierenden entstehen etwa durch die Bereitstellung des Arbeitsplatzes sowie die Betreuung innerhalb des Unternehmens.

3. Verträge

Bevor ein Duales Studium starten kann, müssen zwischen Ihnen als Unternehmen, den Studierenden und dem Studienanbieter die vertraglichen Grundsteine gelegt werden. Zum einen schließt das Unternehmen einen Kooperationsvertrag mit dem Studienanbieter sowie
einen Studierendenvertrag mit der/dem zukünftigen Studentin/en. In der Regel werden entsprechende Vertragsvorlagen von den Hochschulen oder Berufsakademien zur Verfügung gestellt. Alle Muster und Vorlagen finden Sie auf der Seite des Dualen Studiums Hessen unter www.dualesstudium-hessen.de oder auf den Internetseiten der Hochschulen.

4. Studierende finden

Empfehlenswert ist es, die Suche ein Jahr vor Studienbeginn zu starten – ähnlich wie bei der Suche nach Auszubildenden. Neben internen und externen Stellenausschreibungen bieten sich folgende Wege an:
  • Stellen Sie Ihr Studienplatzangebot direkt auf Ihrer Internetseite ein. Dies ist der einfachste und schnellste Weg.
  • Kooperieren Sie mit der Bundesagentur für Arbeit beziehungsweise der regionalen Arbeitsagentur und lassen Sie Ihr Angebot in die Ausbildungsdatenbank aufnehmen.
  • Beteiligen Sie sich an regionalen Bildungsmessen oder Berufsinformationstagen an Schulen und überbetrieblichen Einrichtungen.
  • Nutzen Sie die Datenbank AusbildungPlus des Bundesinstituts für berufliche Bildung, kurz BIBB, insbesondere dann, wenn Sie in Kooperation mit Hochschulen ein ausbildungsintegrierendes Duales Studium anbieten.

5. Theorie & Praxis zusammenführen

Die enge Verzahnung von Theorie und Praxis ist das besondere Merkmal des Dualen Studiums. Die Inhalte der Praxisphasen im Unternehmen sollten sinnvoll mit den Studieninhalten abgestimmt werden. Erforderliche Studienleistungen wie Seminar-, Praxis- und Abschlussarbeiten können in Absprache zwischen Studierenden, Praxisbetreuer und Lehrenden im Unternehmen durchgeführt und im Rahmen des Studiums angerechnet werden. Was die Studierenden an der Hochschule lernen, können sie direkt in der betrieblichen Praxis anwenden. So gewinnen Sie Beschäftigte, die akademisch qualifiziert und zugleich optimal auf die Ansprüche und Erfordernisse Ihres Unternehmens hin ausgebildet sind.

Duales Studium nach abgeschlossener dualer Berufsausbildung

Auch besteht die Möglichkeit, dass Sie als Unternehmen einer gut ausgebildeten Fachkraft nach Abschluss einer Berufsausbildung ein duales Studium anbieten. Hier unterscheidet man  „berufsintegrierende“ und „berufsbegleitende“ duale Studiengänge. Beim berufsintegrierenden Studium können Studieninteressierte mit abgeschlossener Berufsausbildung auch ohne Fachhochschulreife, bzw. Abitur fachspezifisch studieren (also z. B. Maschinenbau mit einer abgeschlossenen Ausbildung als Industriemechaniker). Bei einem berufsintegrierenden dualen Studium reduziert man als Unternehmen die Arbeitsstundenzahl (Teilzeit) des Studierenden, so dass dieser in den entstandenen Freiräumen dual studieren kann. So können Sie Ihre Fachkraft weiter fachlich fördern und sie gleichzeitig als Mitarbeiter weiter beschäftigen.
Das sog. „berufsbegleitende“ duale Studium ist ähnlich wie ein ganz normales berufsbegleitendes Studium aufgebaut, da es in den meisten Fällen parallel zu einer beruflichen Vollzeittätigkeit läuft. Der Unterschied zu dem "normalen" berufsbegleitenden Studium ist, dass Sie auch hier als Unternehmen und Arbeitgeber offen mit einbezogen werden und den dual Studierenden zum Beispiel durch die Freistellung von der Arbeit für Präsenzphasen oder durch weitere Förderungen unterstützen. Grundsätzlich studiert man hierbei aber zusätzlich zu einer normalen 40-Stunden-Woche im Abendstudium (z. B. Freitagabend und Samstag) oder als Fernstudium.

Alle weiteren Informationen erhalten Sie beim 
Informationsbüro Duales Studium der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern