Pressemeldung vom 26. Januar 2024

Hamburg 2040: Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit gehen Hand in Hand

Handelskammer und OECD stellen gemeinsame Studie zur Klimaneutralität der Hamburger Wirtschaft vor
Hamburgs Wirtschaft, klimaneutral und international wettbewerbsfähig, bis zum Jahr 2040. Dieses Ziel ist sehr ambitioniert, aber erreichbar – das ergibt sich aus einer Studie der OECD, die gemeinsam mit der Handelskammer Hamburg entwickelt wurde. Dafür muss aber schnell und entschlossen gehandelt werden. Die OECD-Studie „Climate neutrality for the Hamburg economy by 2040” wurde vor rund 800 Gästen beim Internationalen Klima-Forum der Hamburger Wirtschaft in der Handelskammer vorgestellt. Ehrengast war EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die Studie zeigt Handlungsmöglichkeiten für verschiedene Bereiche der Wirtschaft. Kernthese: Klimaneutralität kann die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen sowie eines Standortes stärken – und dafür geht Hamburgs Wirtschaft voran. Viele Hamburger Unternehmen in Hamburg verfolgen bereits das Ziel der eigenen Klimaneutralität.
Handelskammer-Präses Norbert Aust: „Bereits 2020 haben wir das Ziel des klimaneutralen Wirtschaftens bis 2040 ausgerufen. Seitdem sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zwar schlechter geworden, aber: Investitionen in Klimaneutralität sind gerade jetzt wichtig, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und unseres Standortes zu stärken. Hamburgs Wirtschaft hat gute Voraussetzungen, um diese Chancen zu nutzen und international zu vermarkten. Eine entscheidende Plattform hierfür ist der Hamburger Hafen: Er ist Energie-Drehscheibe, größtes zusammenhängendes Industriegebiet Europas und garantiert eine nachhaltige Versorgung. Schifffahrt und Bahn gehören zu den energieeffizientesten Verkehrsträgern, die Elektrifizierung des Güterverkehrs über die Straße aus dem Hamburger Hafen ist ein weiterer wirksamer Hebel. Daraus können alle Branchen in Hamburg Nutzen ziehen und gemeinsam den Standort zum klimaneutralen Vorreiter in Deutschland, Europa und der Welt machen.
Wir – die Hamburger Unternehmen – handeln fürs Klima. Die Politik muss dafür die nötigen Infrastrukturen und Rahmenbedingungen schaffen. Dazu gehört Bürokratie abzubauen, Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen sowie ein innovationsfreundliches, technologieoffenes Umfeld zu fördern.“
Die Präsidentin der Europäischen Kommission Dr. Ursula von der Leyen betonte in ihrer Keynote den Vorbildcharakter für ganz Europa: „Andere europäische Metropolen können von Hamburg und seiner Handelskammer lernen. Aber auch wir, die Europäische Kommission, können nicht nur Ihnen was liefern, sondern auch von Ihren Erfahrungen lernen. Dafür wollen wir auf EU Ebene Handelskammern zum regelmäßigen Erfahrungsaustausch zusammenbringen. Der europäische Green Deal hat Rahmen und Richtung gegeben. Gut voran kommen wir aber nur, wenn wir auf allen Ebenen die Ärmel hochkrempeln und mitziehen. Und genau das tut die Handelskammer Hamburg. Das erfordert Teamgeist, Mut und Durchhaltevermögen. Mit Ihrer sprichwörtlichen hanseatischen Weitsicht haben Sie die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Die Agenda für Hamburg 2040 verbindet ökologische Verantwortung mit wirtschaftlichen Chancen.
Noch vor wenigen Jahren wäre der Bau eines großen Wasserstoffterminals unwahrscheinlich, vielleicht sogar unmöglich gewesen. Doch hier im Hamburger Hafen hat nun der Bau begonnen. Hamburg wird einer der ersten Häfen der Welt sein, der Wasserstoff in großem Maßstab importiert. Hinzu kommt: In diesem Gebiet sind auch Hersteller von Stahl, Kupfer und Aluminium, die umweltfreundlich produzieren wollen, aber enorme Mengen von Energie brauchen. Saubere Energie. Für sie wird die Nähe zum neuen Terminal jetzt zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil.“
Für die OECD war der stellv. Generalsekretär Yoshiki Takeuchi zur Vorstellung der Studie nach Hamburg gereist. Er hob die Bedeutung von Unternehmen für das Gelingen der Klimawende hervor. Viele würden bereits in innovative Technologien und Geschäftsmodelle investieren: „Sie warten nicht auf Regierungen, sie tun es jetzt.“ Insbesondere bei der Vernetzung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) aber auch bei der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Politik „kann die Handelskammer Hamburg eine wichtige Rolle spielen“. Als einen entscheidenden Vorteil bezeichnet Takeuchi den Hamburger Hafen und seine Lage. „Aber auch hier sind Investitionen erforderlich, etwa um Engpässe in der Schieneninfrastruktur in Hamburg und den angrenzenden Regionen zu beseitigen. Zum Beispiel kann die Digitalisierung der Gleise die Kapazität um 20 Prozent erhöhen.“
Eine Übersicht und den Link zur kompletten Studie gibt es unter: www.hk24.de/klimaneutral.
  • Die Umstellung der Wirtschaftstätigkeit zur Erreichung der Klimaneutralität wird am besten gelingen und gleichzeitig Wohlstand schaffen, wenn sie unter Berücksichtigung der spezifischen regionalen Wirtschaftsperspektive Hamburgs vorbereitet wird.
  • Um bis 2040 Netto-Null-Treibhausgasemissionen in den sogenannten Scope 1 und Scope 2 zu erreichen, müssen Unternehmen Klimaneutralitätsziele entwickeln und sollten für Scope-3-Emissionen wissenschaftlich fundierte Emissionsreduktionsszenarien verfolgen. Auf Kompensationen von CO2-Emissionen sollte nicht gesetzt werden.
  • Unternehmen sollten verstärkt zusammenarbeiten, um Infrastruktur und Wissen gemeinsam zu nutzen, zum Beispiel um kostengünstigen Strom aus erneuerbaren Energien optimal zu nutzen und die Dekarbonisierung des Warentransports zum und vom Hafen voranzutreiben. Dies ist besonders wichtig für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Unternehmensnetzwerke sind ein Schlüssel für KMU, um klimaneutrale Geschäftsmodelle aufzubauen.
  • Die Handelskammer Hamburg kann eine Plattform schaffen, um die Zusammenarbeit von Unternehmen zu stärken, Know-how-Austausch zu unterstützen und Fortschritte auf dem Weg zur Klimaneutralität zu messen.
  • Die Standortfaktoren des Hamburger Hafens mit seeschifftiefem Wasser, einer Lage tief im Landesinneren und der höchsten Schienenanbindung Europas bieten beste Voraussetzungen für seine Dekarbonisierung und überregionale Wirkung zur Klimaneutralität.
  • Hamburg hat die Chance, sich als Drehscheibe für klimaneutrale Transportdienstleistungen zu positionieren.
  • Die Kreislaufwirtschaft kann ein Motor für Klimaneutralität sein.