Pressemeldung vom 18. Februar 2022

Hamburger Unternehmen investieren wieder mehr im Ausland

Attraktivität der Eurozone nimmt gegenüber China zu
Hamburger Unternehmen planen wieder mehr Investitionen im Ausland als im Vorjahr. Die Unsicherheiten in der globalen Wirtschaft bilden sich aber in den Investitionsplänen der Unternehmen ab, so verlieren insbesondere China, aber auch die östliche Nachbarschaft, Russland und die Türkei als Zielregion stark. Der Fokus der Auslandsinvestitionen verschiebt sich Richtung Eurozone.
Eine aktuelle Umfrage der Handelskammer Hamburg ergab, dass 37 Prozent der Betriebe für das Jahr 2022 höhere Investitionen im Ausland planen als noch im letzten Jahr. Nur 9 Prozent planen ihre Auslandsinvestitionen zu verringern, 2021 waren das noch 31 Prozent. Knapp zwei Drittel der Investitionen im Jahr 2022 sollen aus Hamburg in die Eurozone fließen. „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie geopolitische Unsicherheiten beeinflussen erheblich die Investitionspläne der Hamburger Wirtschaft“, sagt Philip Koch, Leiter Strategie und Internationale Beziehungen der Handelskammer Hamburg. „Die Unternehmen haben mit großen Planungsunsicherheiten sowie mit exorbitant gestiegenen Transportkosten zu kämpfen. Dies führt dazu, dass die Eurozone als einheitlicher Wirtschafts- und Rechtsraum an Attraktivität gewinnt.“
So hat China als Zielregion stark an Bedeutung verloren: Wurde das Land in der Vorjahresbefragung noch von 22 Prozent der Unternehmen als Investitionsziel genannt, sind es für 2022 lediglich 10 Prozent. Gründe sind auch Chinas strikte Zero-Covid-Politik, die Geschäftsreisen deutlich erschwert hat, und das schwieriger werdende regulative Umfeld. Auch in die östliche Nachbarschaft, Russland und die Türkei planen Hamburger Unternehmen weniger zu investieren (Rückgang von 9 auf 5 Prozent). Für Russland wirken sich auch weiterhin die seit 2014 geltenden gegenseitigen Sanktionen negativ auch auf die Investitionstätigkeit ebenso wie zunehmend regulative Aspekte aus. Während einige Unternehmen ihre Tätigkeiten in Russland eingeschränkt haben, gibt es viele der in Russland aktiven Hamburger Unternehmen, die mittlerweile gelernt haben, mit der unfriedlichen Situation zwischen Russland und der Ukraine zu leben. Die Zuspitzung der vergangenen Wochen hat bislang kaum Auswirkungen auf die aktiven Geschäfte der meisten Unternehmen gehabt. Allerdings berichten die Unternehmen über einen Rückgang bei der Bereitschaft im Finanzsektor zur Risikoübernahme.
Zum Hintergrund
Aktuell haben 861 Unternehmen bei der Handelskammer angegeben, Geschäftsbeziehungen mit Russland zu unterhalten, und 263 haben dies für die Ukraine angegeben. Dieses Verhältnis spiegeln auch die Außenhandelszahlen von Hamburg mit beiden Ländern wider. Einem Außenhandelsvolumen von 3,5 Mrd. Euro mit Russland stehen 220 Mio. Euro mit der Ukraine gegenüber (Stand: Jan-Nov 2021).
Stimme aus der Praxis
André Schulte, CEO Group WEINMANN Emergency Medical Technology GmbH + Co. KG: „Russland sowie die russischsprachigen Länder sind für uns seit vielen Jahren sehr wichtige Märkte. Jedoch hat sich die Stimmung seit einigen Jahren aufgrund beidseitiger Sanktionen und zunehmender Schwierigkeiten bei der Erlangung von Zulassungen, aktuell im Kontext der Eurasischen Wirtschaftsunion, für uns zunehmend eingetrübt. Das hat dazu geführt, dass wir unsere Niederlassung im Land schließen werden. Den Markt werden wir weiter mit lokalen Mitarbeitern und unseren Partnern vor Ort bearbeiten. Als KMU müssen wir unser weltweites Engagement umsichtig abwägen und dabei Opportunitäten beachten.“
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