Erste Ölpreiskrise

Wenige Jahre nach dem Anlaufen der regelmäßigen Konjunkturbefragungen der Handelskammer Hamburg trat eine erste schwere Krise ein.
Die hiesige Wirtschaft rutschte in einen Abschwung und schließlich in ein ausgeprägtes Konjunkturtief. Ein Ausgangspunkt: Infolge des Jom-Kippur-Krieges drosselten arabische Staaten ab Herbst 1973 ihre Erdölproduktion, was zu drastischen Erhöhungen des Erdölpreises führte. Weil Erdöl ein kurzfristig nicht ersetzbarer Bestandteil in vielen Produktionsprozessen war, wurden in der Folge auch Waren und Dienstleistungen in westlichen Industrieländern teurer.
Die jährliche Inflationsrate in Deutschland erreichte 7,1 Prozent bzw. 6,9 Prozent in den Jahren 1973 und 1974 (zwei bis heute nicht mehr gemessene Höchstwerte). Zudem schnellte die Anzahl der Arbeitslosen in Hamburg von 5.542 Personen im Jahr 1973 auf 29.107 im Jahr 1978. Die Arbeitslosenquote stieg von 0,8 Prozent auf 4,3 Prozent.
Die erste Ölpreiskrise zeigte schmerzlich, dass in einem Konjunkturtief nicht nur vermehrte Arbeitslosigkeit infolge von Nachfrage- und Wachstumsschwäche auftreten kann, sondern zugleich auch ein Anstieg des Preisniveaus. Für diese Kombination aus Stagnation und Inflation wurde der Begriff Stagflation geprägt.

„Mir scheint, dass das deutsche Volk – zugespitzt – 5 Prozent Preisanstieg eher vertragen kann als 5 Prozent Arbeitslosigkeit.“ Interview mit dem damaligen Bundesfinanzminister Helmut Schmidt am 27. Juli 1972 in Bonn, in Teilen abgedruckt in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 28. Juli 1972 (Nr. 171), S. 8.
 
Die damalige Vorstellung, eine Gesellschaft könne zwischen den beiden Übeln Arbeitslosigkeit und Inflation wählen, hat sich mit der Stagflation im Zuge der ersten Ölpreiskrise zerschlagen.
„Gute aktuelle Geschäftslage“ minus „schlechte aktuelle Geschäftslage“ – Salden aus den Antworten Hamburger Unternehmen. Ältere Werte aus methodischen Gründen nur bedingt vergleichbar.
Geschäftslage in der Hamburger Wirtschaft – Ergebnisse der vierteljährlichen Handelskammer-Konjunkturbefragungen
Ab 1973 war die Stimmung in der Hamburger Wirtschaft alles in allem rund fünf Jahre lang getrübt. Bei den regelmäßigen Handelskammer-Konjunkturbefragungen stufte die Mehrheit der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage zumeist eher „schlecht“ ein als „gut“.
Wie sieht die Situation in der Hamburger Wirtschaft aktuell aus? Alle Daten, alle Fakten liefert alle drei Monate das Hamburger Konjunkturbarometer .
Quellen: Konjunkturbefragungen der Handelskammer Hamburg; Statistik der Bundesagentur für Arbeit; Statistisches Bundesamt (Destatis)
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