Schutzrechte

Studie zur weltweiten Produktpiraterie

79 Prozent der Unternehmen werden mehrmals im Jahr Opfer von Produktfälschungen. Dabei stehen hinter der zunehmend professionell agierenden Fälscherindustrie oftmals kriminelle Strukturen. Kaum ein Produkt ist noch vor Fälschung sicher - insgesamt dürfte sich der Schaden für die deutsche Industrie jährlich auf rund 50 Milliarden Euro belaufen.
Das Bedrohungspotenzial für die Unternehmen ist hoch: 42 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer wachsenden Bedrohung, weitere 46 Prozent erwarten, dass das Risiko von Produktfälschungen in den kommenden drei Jahren auf konstant hohem Niveau bleibt. Die Produktpiraten haben sich den Bedingungen der Globalisierung angepasst und agieren als erfolgreiche Schattenwirtschaft. Die Mehrzahl der Unternehmen versucht vorrangig, mit rechtlichen Mitteln gegen Fälscher vorzugehen.
Gleichzeitig sind Produktfälschungen für Verbraucher leicht zugänglich: 65 Prozent der befragten Verbraucher haben bereits Plagiate gekauft - 30 Prozent sogar wissentlich. Beim schnellen, günstigen und anonymen Kauf hilft immer öfter das Internet. 63 Prozent der Unternehmen geben an, dass Fälschungen ihrer Produkte auf diesem Weg vertrieben werden.
Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young und des Aktionskreises gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM), für die 3.100 Verbraucher in Deutschland sowie 24 ausgewählte Unternehmen befragt wurden.
Alles wird gefälscht – bis hin zu Industrieanlagen
Handtaschen und Uhren von fliegenden Händlern sind ein Klassiker der Fälscherindustrie. "Die Fälschungsquote von Verbrauchsgütern wie Körperpflegeprodukte oder Kinderspielzeug war schon immer sehr hoch", sagt Heißner. Das Spektrum der Plagiate hat sich aber deutlich erweitert: "Es gibt kaum noch ein Produkt, das vor Fälschungen sicher ist." Längst werden auch Elektroartikel oder Medikamente gefälscht. "Der Verbraucher ist hier besonders gefährdet", ergänzt Rüdiger Stihl, Vorstandsvorsitzender des APM. "Gefälschte Elektrogeräte genügen nicht den Sicherheitsstandards und Medikamente mit fehlenden oder gar giftigen Wirkstoffen sind eine ernsthafte Gefahr für Leib und Leben." Auch Maschinen und sogar ganze Industrieanlagen werden nachgebaut.
Zukünftig dürften die Unternehmen immer häufiger mit Fälschungen ihrer Produkte konfrontiert werden: 42 Prozent der befragten Manager rechnen mit einer Zunahme der Fälschungen innerhalb der nächsten drei Jahre, nur 4 Prozent mit einem Rückgang. Für die Unternehmen besonders heikel: Die Fälschungen betreffen auch Einzelteile, die über Zulieferer in die Fertigung eingeschleust werden. Diese werden noch seltener entdeckt als komplette Produktplagiate. "Produktfälschungen untergraben das Fundament unserer Wirtschaft", befürchtet Stihl. "Innovationen machen Deutschland gegenüber den Billiglohnländern konkurrenzfähig. Die Fälschungen gefährden diesen Know-how-Vorsprung und damit Tausende Arbeitsplätze in Deutschland."
Quelle: Ernst & Young