Hintergrundinformationen US-Zölle

Handelsverflechtungen und Betroffenheit deutscher/sachsen-anhaltischer Unternehmen

Top-10 Ausfuhrgüter Deutschland nach USA

Branche Wert der Ausfuhren in Mio. Euro
Kraftwagen und Kraftwagenteile 34.701,45
Maschinen 28.757,62
Pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse 27.952,75
Datenverarbeitungsgeräte, elektr. u. opt. Erzeugn. 12.767,30
Elektrische Ausrüstungen 10.699,66
Chemische Erzeugnisse 10.193,33
Sonstige Fahrzeuge 9.159,40
Waren a.n.g. 6.522,26
Metalle 4.810,14
Metallerzeugnisse 4.052,73

Top-10 Ausfuhrgüter Sachsen-Anhalt nach USA

Branche Wert der Ausfuhren in Mio. Euro
Chemische Erzeugnisse 201,75
Maschinen 162,14
Metalle 120,61
Pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse 88,93
Nahrungsmittel und Futtermittel 66,83
Kraftwagen und Kraftwagenteile 57,48
Glas und -waren, Keramik, Steine und Erden 52,38
Textilien 25,59
Papier, Pappe und Waren daraus 23,04
Metallerzeugnisse 21,55
Die USA sind für Deutschland das Exportziel Nummer 1, für Sachsen-Anhalt Nummer 9 (jedoch Nummer 1 außerhalb der EU). Die direkten Ausfuhren aus Sachsen-Anhalt zeichnen aber nur einen Teil des Bildes: Die Güter, die in der sachsen-anhaltischen Grundstoffindustrie hergestellt werden, gehen als Produkte in den Vorleistungen in die Produktion bspw. von Fahrzeugen und Elektronikgeräten ein, die dann wiederum exportiert werden. Wenn Zölle einen negativen Effekt auf die Ausfuhr von Fahrzeugen haben, wird sich dies indirekt auch auf die Nachfrage nach Vorprodukten zur Produktion jener Fahrzeuge auswirken.

Vermeintliches Ungleichgewicht in den Handelsbeziehungen

Die US-Administration spricht von unfairen Handelsbeziehungen und Ungleichgewichten im Handel zwischen USA und EU. Dies kann angesichts der Faktenlage nicht bestätigt werden:
  • Im Jahr 2023 belief sich der bilaterale Warenhandel auf insgesamt 851 Milliarden Euro. Die EU exportierte Waren im Wert von 503 Milliarden Euro auf den US-Markt, während die Importe 347 Milliarden Euro ausmachten. Damit erzielte sie bei Waren einen Handelsüberschuss von 157 Milliarden Euro.
  • Der bilaterale Dienstleistungshandel zwischen der EU und den USA belief sich 2023 auf insgesamt 746 Milliarden Euro. Die EU exportierte Dienstleistungen im Wert von 319 Milliarden Euro in die USA, während die Importe aus den USA 427 Milliarden Euro ausmachten. Daraus ergab sich bei Dienstleistungen für die EU ein Handelsdefizit von 109 Milliarden Euro.
  • Berücksichtigt man sowohl Waren als auch Dienstleistungen, so verzeichnet die EU gegenüber den USA einen geringen Überschuss von 48 Milliarden Euro, was gerade einmal 3 Prozent des gesamten Handels zwischen den beiden Ländern (1,6 Billionen Euro) entspricht.
  • Das bestätigt etwas vereinfacht auch den Eindruck des transatlantischen Handels: Die EU hat Vorteile bei physischen Gütern (Fahrzeuge, Maschinen), die USA bei Dienstleistungen (IT). Dies stellt lediglich die seit jeher im internationalen Handel bestehenden Spezialisierungsvorteile verschiedener Handelspartner dar, ist also nichts Negatives, sondern insgesamt positiv zu bewerten.
  • Aus technischen Gründen gibt es bei den durchschnittlichen Zöllen auf den Handel zwischen der EU und den USA nicht den einen „absoluten“ Wert. Der Durchschnitt lässt sich nämlich auf sehr unterschiedliche Weise berechnen, was wiederum zu recht unterschiedlichen Ergebnissen führt. Legt man jedoch den tatsächlichen Warenhandel zwischen der EU und den USA zugrunde, so liegt der durchschnittliche Zollsatz in der Praxis auf beiden Seiten bei etwa 1 Prozent. Im Jahr 2023 erhoben die USA Zölle in Höhe von rund 7 Milliarden Euro auf EU-Exporte, und die EU erhob Zölle in Höhe von rund 3 Milliarden Euro auf US-Exporte. Tatsächlich ist es also derzeit die USA, die mehr Zolleinnahmen generiert!

Erforderliche Reaktionen

  • Zollantwort, die abschreckend genug ist, um eine weiter Eskalation seitens der USA zu unterbinden, aber nicht so hoch ist, dass eine Eskalationsspirale befeuert wird.
  • Forcierung von Verhandlungen mit der USA, um jegliche Zölle auf beiden Seiten abzubauen.
  • Forcierung von Handelsabkommen mit anderen Nationen und Regionen.
  • Eigene Hausaufgaben machen: Unsere Wettbewerbsfähigkeit verbessert sich nicht, durch die Zollpolitik, war aber auch ohne diese schon massiv beeinträchtigt. Dies allerdings aufgrund der Rahmenbedingungen in Deutschland, hier wäre zunächst anzusetzen:
    • Hohe Energiekosten
    • Hohe Steuerbelastung
    • Hohe Arbeitskosten
    • Hohe Bürokratiebelastung/Überregulierung
    • Hemmende Außenhandelsregularien (Lieferkettengesetz)