Verkaufsflächen in Sangerhausen und Mansfeld-Südharz gehen zurück

Die Verkaufsflächen des Einzelhandels in der Stadt Sangerhausen und im Landkreis Mansfeld-Südharz gehen immer weiter zurück – vor allem jene an dezentralen Standorten, in erheblichem Umfang in der Stadt Sangerhausen. Auch die Fachgeschäfte haben erneut an Boden verloren. Dies sind zentrale Ergebnisse aus dem „Handelsatlas 2022“ der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK).
Seit 1999 erfasst die IHK die Handelsflächen in der Stadt und dem Landkreis. Diese nehmen seit zehn Jahren beständig ab: Im Zeitraum zwischen 2012 und 2022 im Landkreis um fast zehn Prozent, in der Stadt Sangerhausen sind es vier Prozent. Allerdings stehen rechnerisch jedem Sangerhäuser noch immer insgesamt 3,03 Quadratmeter Verkaufsfläche und damit circa 80 Prozent mehr als im IHK-Bezirk (1,68) zur Verfügung. Dieser Wert liegt weiterhin deutlich über dem Bundesdurchschnitt (1,50).
Verkaufsflächen sowohl an integrierten Standorten, das heißt in gut erreichbaren Wohngebieten, als auch in dezentralen Lagen – also beispielsweise an autokundenorientierten Standorten – weisen im Landkreis Verluste auf, wohingegen es in der Stadt Sangerhausen in integrierten Lagen sogar zu großen Zuwächsen gekommen ist. Gravierende Einschnitte gab es vor allem in den Branchen des überwiegend mittelfristigen Bedarfs (zum Beispiel Bücher, Spielwaren und Bekleidung). Besorgniserregend ist nach IHK-Einschätzung, dass der zumeist inhabergeführte Facheinzelhandel sowohl in der Stadt Sangerhausen als auch im übrigen Landkreis erneut gelitten habe. „Gemeinsam mit der Gastronomie und touristischen Dienstleistern prägen Fachgeschäfte eine vitale Innenstadt“, erklärt IHK-Geschäftsstellenleiter Frank Lehmann. „Geben sie auf, verändert die Stadt ihr Gesicht deutlich.“
Der IHK-Geschäftsstellenleiter formuliert „dringenden Handlungsbedarf“ nicht nur für Handelsunternehmen selbst, sondern auch bei den Verantwortlichen in Kommunen und Wirtschaftsförderung im Landkreis: „Der stationäre Einzelhandel und die Innenstädte mit vielfältigen Angeboten müssen gestärkt werden“. Eine weitere Intensivierung der Zusammenarbeit aller innenstadtrelevanten Akteure sei dafür unabdingbar. Die IHK selbst arbeite intensiv an einem landesweiten „Bündnis für Innenstädte“, welches dann auch auf die einzelnen Städte im Land ausstrahlen werde.
Was im Einzelnen für den Einzelhandel und die Stadt Sangerhausen sowie den Landkreis zu tun ist, diskutiert die IHK mit Händlern, Wirtschaftsförderern und Vertretern aus Stadtverwaltung. Auf Basis der präsentierten Ergebnisse können Handlungsoptionen ausgelotet werden. Im Ergebnis soll dann das „Handelspolitische Leitbild“ der IHK aus dem Jahr 2018 angepasst werden.
Der mittlerweile siebte und von der GMA – Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH Dresden im Auftrag der IHK erarbeitete IHK-Handelsatlas enthält über 10.000 branchenbezogene Datensätze mit 200.000 Einzelangaben. Er soll Einzelhändlern, Investoren und Kommunen qualifizierte Entscheidungshilfen bei handelsrelevanten Fragen liefern, wenn sie Standorte oder Angebote entwickeln. Diese Daten erlauben es nicht nur, die standortbezogene Versorgungs- und Wettbewerbssituation einzuschätzen. Es lassen sich daraus Empfehlungen ableiten, wie Handelsstandorte weiterentwickelt werden können. Konkrete Ansiedlungsbegehren von Investoren können auf dieser Grundlage besser bewertet werden. Der „IHK-Handelsatlas 2022“ kann bei der IHK-Geschäftsstelle oder online bestellt werden. Für IHK-Mitglieder ist er kostenfrei.