EMAS-Organisationen im Fokus

Seit über zwanzig Jahren nutzen Unternehmen sowie Organisationen das europäische Umweltmanagementsystem EMAS. Das System steht für Freiwilligkeit und umweltbewusste Betriebsführung: Qualität und Transparenz gehören zum Markenzeichen. Mehr als 1.200 kleine und große Unternehmen und Organisationen aus allen Branchen erfüllen in Deutschland die hohen Anforderungen.
Nachfolgend stellen wir einige EMAS-Organisationen aus dem IHK-Bezirk Halle-Dessau vor, um auch andere Unternehmen zu ermuntern, diesen positiven Beispielen für anspruchsvollen Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu folgen.

Umweltbundesamt, Dessau Roßlau

“Umweltmanagement zahlt sich aus!”

Das Umweltbundesamt setzt seit 20 Jahren auf das Umweltmanagementsystem EMAS. Verantwortlich dafür ist Dr. Cornelia Sedello. Sie nutzt das Instrument, um den täglichen Umweltschutz in der Behörde selbst zu steuern.
Frau Dr. Sedello, wie ist das Umweltbundesamt vor 20 Jahren auf das Umweltmanagementsystem EMAS gekommen und wie verlief der Start?
Dr. Cornelia Sedello: Als wissenschaftliche Behörde beobachten und bewerten wir nicht nur den Zustand der Umwelt, wir begleiten viele Entwicklungen wie Veränderungen auch fachlich und vollziehen Umweltgesetze. Insofern war hier im Haus früh klar, dass auch wir gefragt sind, unsere eigenen Prozesse und unser Handeln in dieser Hinsicht kontinuierlich zu verbessern. Als inzwischen weltweit anspruchsvollstes System für Umweltmanagement schien uns EMAS das geeignete Instrument dafür zu sein. Allerdings war es anfangs gar nicht so einfach mitzumachen, da es sich zu Beginn der 2000er Jahre noch ausschließlich an Unternehmen richtete. Das haben wir mit geändert. Inzwischen können auch Institutionen oder Kommunen mitmachen.
Was sind Meilensteine im betrieblichen Umweltschutz aus Ihrer Sicht und wie zahlt er sich aus?
Dr. Sedello: Für uns mit einem klassischen Gebäudebetrieb gibt es vor allem drei relevante Stellschrauben, die Verbräuche an Energie, Material und Flächen. Wenn man hier gezielt zunächst Mengen und das Verbrauchsverhalten erfasst, lässt sich mit einfachen Mitteln ein praktikabler Einstieg finden. Es folgen Fragen danach, was sich wie einsparen lässt oder ob man mehr nachhaltige Produkte einkauft. Daraus entwickelt sich systematisches Alltagshandeln. Das zahlt sich von Kosteneinsparungen bis hin zu höherer Glaubwürdigkeit aus. Nachhaltig arbeiten und das nachweisbar, so könnte man EMAS auch beschreiben. Das ist übrigens ein kontinuierlicher Managementprozess. Als sich Ende 2017 beispielsweise die Gewerbeabfallverordnung änderte, waren wir nicht nur an deren Gestaltung beteiligt, wir mussten selbst auch bei Abfallbehandlung und -dokumentation nachjustieren.
Wenn man die Anfänge von EMAS mit heute vergleicht, was hat sich bewährt, was würden Sie ändern?
Dr. Sedello: EMAS war und ist ein gutes Hilfsmittel, um Managementprozesse immer wieder auf den Prüfstand zu stellen und die Organisationsstruktur weiterzuentwickeln. So setzen sie Standards und erhöhen das Bewusstsein, auch für die kleinen Beiträge zu mehr Umweltschutz im Alltag. Wir verbinden es außerdem mit dem Anspruch, Innovationen zum Durchbruch zu verhelfen, indem wir bei Ausschreibungen zum Beispiel auf Farben mit dem Blauen Engel, grünen Recyclingbeton oder neueste Klimatechnik drängen. Wünschen würde ich mir mehr Flexibilität, wie sich das etwa bei den ISO-Zertifizierungen bewährt hat. EMAS schreibt zum Beispiel für den Prüfprozess zwingend Vor-Ort-Begehungen vor. In der Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen war das mitunter schlicht nicht möglich. Dank des Engagements, auch der IHK, wurden dann zweimal drei Monate Aufschub gewährt, sodass wir in Lockerungsphasen den Forderungen etwas improvisiert gerecht werden konnten.
Warum lohnt sich EMAS trotz des Aufwands für Unternehmen, Behörden oder Kommunen?
Dr. Sedello: Umweltschutzthemen gewinnen im Alltag immer mehr an Bedeutung, nehmen Sie nur die immer stärker werdende Debatte um Klimaneutralität. Praktisch verändert sich der Rahmen ständig. EMAS hilft dabei, die Veränderungen in den für mich relevanten Rechtsbereichen im Blick zu behalten und frühzeitig zu klären, wie ich selbst davon betroffen bin, wo Handlungsbedarf besteht. Das ermöglicht, dass ich diese Dinge selbst aktiv steuern kann und nicht zum Getriebenen werde. Sinnvoll ist es, mit niedrigschwelligen Dingen wie der Senkung des Energieverbrauchs zu beginnen. Das lässt sich dann schrittweise wie beschrieben ausbauen.
Quelle: IHK-Magazin “Mitteldeutsche Wirtschaft”, Ausgabe 11/12-2021

Progroup Paper PM3 GmbH, Sandersdorf-Brehna

Ausgezeichneter Umweltschutz

Die Firma Progroup baut in Sandersdorf-Brehna bereits ihre dritte Papierfabrik. Noch vor Inbetriebnahme  des neuen Werks hat der europaweit agierende Wellpappenproduzent ein Umweltmanagementsystem eingeführt. Heide Geber berichtet, wie es gelingen kann, eine erfolgreiche Energie- und Klimastrategie im Unternehmen zu verankern.
Noch bevor Ihr neues Werk „PM3“ in Sandersdorf im Sommer in Betrieb geht, haben Sie bereits das europäische Umweltmanagementsystem EMAS eingeführt und validieren lassen –  ganz schön sportlich …
Heide Geber: Nachhaltigkeit ist Kernbestandteil unserer Philosophie, die wir seit der Unternehmensgründung vor mehr als 27 Jahren leben. Beim Bau der PM3 sind wir im Umweltbereich dem Beispiel unserer Papierfabrik PM2 in Eisenhüttenstadt gefolgt. Dort haben wir EMAS bereits seit über zehn Jahren erfolgreich im Einsatz. Die Zertifizierung war sicherlich auch deswegen so schnell möglich, weil wir durch unsere Erfahrungen auf vorhandene Strukturen aufbauen konnten.
Warum haben Sie sich für EMAS entschieden?
Geber: EMAS ist ein wertvolles Instrument, um den Umweltschutz durch messbare und umsetzbare Ziele kontinuierlich zu verbessern. Neben den Umweltaspekten werden hier auch Kriterien wie Arbeitssicherheit, Qualitätssicherung und Energienutzung bewertet. Dieser umfassende Ansatz entspricht der Green-Hightech-Strategie von Progroup.
Wie sind Sie das Thema angegangen und wie lief der Zertifizierungsprozess ab?
Geber: Im Projekt PM3 haben wir von Anfang an konsequent darauf geachtet, umwelt- und ressourcenschonend zu handeln. Die daraus resultierenden Ziele und Maßnahmen haben wir in einer Umwelterklärung verbindlich festgehalten. In einem Zertifizierungsaudit wurde überprüft, ob wir die selbstgesteckten Ziele einhalten. In einer öffentlichen Erklärung wird Progroup ab jetzt jährlich über relevante Umweltschutzmaßnahmen informieren und sich dazu von unabhängigen und staatlich zugelassenen Gutachtern überprüfen lassen. Alle drei Jahre findet ein Rezertifizierungsaudit durch einen Umweltgutachter statt.
Welche konkreten Umweltziele haben Sie sich gesetzt?
Geber: Wir möchten Ressourcen schonen und den CO2-Ausstoß reduzieren. Deshalb hat Progroup hocheffiziente Produktionsanlagen im Einsatz. Im zukünftigen Betrieb werden sowohl der Wasserverbrauch als auch der Rohstoffeinsatz minimiert: Eine integrierte Kreislaufwasserbehandlungsanlage reduziert den nötigen Frischwassereinsatz um rund 80 Prozent gegenüber vergleichbaren Fabriken. Sie erzeugt außerdem Biogas, das in der Papiermaschine zum Einsatz kommt und den Verbrauch fossiler Ressourcen um rund zehn Prozent verringert.
Wo lagen die Herausforderungen bei der Zertifizierung?
Geber: Der große Dokumentationsaufwand kann durchaus zur Herausforderung werden. Sämtliche Prozesse müssen festgehalten werden. Hier ist Disziplin gefragt, die sich am Ende doppelt auszahlt: Transparent dokumentierte Prozesse unterstützen uns nicht nur bei der Rezertifizierung. Sie helfen auch neuen Mitarbeitern, sich einzuarbeiten.
Quelle: IHK-Magazin “Mitteldeutsche Wirtschaft”, Ausgabe 05-2020

LEUNA-Harze GmbH, Leuna

Umweltschutz spart Kosten

Die Anforderungen an das betriebliche Umweltmanagementsystem EMAS sind streng. Warum sich eine Zertifizierung dennoch lohnt, erläutert Dr. Klaus-Peter Kalk,  Operativer Leiter  der LEUNA-Harze GmbH, einer der führenden Hersteller von Epoxidharzen in Europa.
Sie erfüllen seit 20 Jahren die strengen Anforderungen an EMAS. Wie sind Sie darauf gekommen, sich zertifizieren zu lassen?
Als Chemieunternehmen haben Sie sich von Haus aus mit Umweltaspekten zu beschäftigen. Es war also nur konsequent, all unsere auf Ressourcen- und Umweltschonung abzielenden Maßnahmen unter dem überwölbenden Dach von EMAS zusammenzuführen. Die Motivation speiste sich aus der generellen Befürwortung des Umweltschutzes und aus unternehmerischen Überlegungen: Unser wachsender Kundenkreis im Bereich des Windkraftanlagenbaus legt auch an die Zulieferer hohe ökologische Maßstäbe an. Zudem bringt die EMAS-Zertifizierung uns als Strom-Großverbraucher mit einer Jahresabnahme von mehr als 1 Gigawatt eine teilweise Befreiung von der EEG-Umlage und damit Kostenentlastungen im hohen sechsstelligen Eurobereich. Konkret haben wir den Neubau unseres Werks Leuna-Harze 1 in den Jahren 1997 bis 1999 zum Anlass genommen, das betriebliche Umweltmanagementsystem bei uns zu etablieren – mit der Erstzertifizierung im Jahr 2000.
Wie verlief der Start?
Zunächst ging es darum, unsere Verfahren und Verfahrensanweisungen in einem Managementhandbuch zu dokumentieren, mit dem abzugleichen, was die EMAS-Verordnung fordert, und dort, wo es erforderlich war, nachzujustieren. Dabei haben wir sehr sorgsam darauf geachtet, unsere Mitarbeiter einzubinden und „mitzunehmen“: Nur wer vom praktischen Nutzwert von EMAS überzeugt ist, wird es auch leben – heute stoßen Mitarbeiter in unserem innerbetrieblichen Vorschlagswesen auch viele umweltrelevante Verbesserungen an.
Was waren Ihre Meilensteine im Umweltschutz?
Ich sehe das Ganze als fortlaufenden Prozess. Grundsätzlich ging und geht es darum, den Technologiefortschritt im Unternehmen zu etablieren. Beispielsweise wird unsere Druckluft heute nicht mehr von Kolbenkompressoren, sondern von sehr viel energieeffizienteren Schraubenkompressoren erzeugt, deren Herstellung zudem wesentlich ressourcenschonender ist. Bei der Vakuumerzeugung haben so genannte Trockenläufer mit besserer Leistung die früheren Wasserringpumpen mit ihrem enormen Wasserverbrauch ersetzt; bei der Antriebstechnik für unsere Pumpen und Rührwerke haben wir auf „Sanftanläufer“ mit weniger Stromverbrauch umgestellt.
Sie zählten im April 2000 auch zu der damals neu gegründeten Umweltallianz Sachsen-Anhalt. Wie bringen Sie sich hier ein?
Nun, zuallererst mit konkreten Taten! Für unsere 2012 bis 2014 errichtete Abwasseraufbereitungsanlage haben wir sogar den Preis der Umweltallianz erhalten  – für einen auch mit Blick auf EMAS weiteren Meilenstein: Mit diesem Pilotprojekt, der weltweit ersten Anlage dieser Art, schließen wir den Kreislauf, reduzieren den Salzeintrag in die Saale und erzielen durch die nunmehr mögliche Nutzung des salzhaltigen Abwassers als Rohstoff jährliche Kostenentlastungen im hohen sechsstelligen Eurobereich.
Die Fragen stellte Andreas Löffler.
Quelle: IHK-Magazin “Mitteldeutsche Wirtschaft”, Ausgabe 03-2020

Schraubenwerk Zerbst GmbH, Zerbst/Anhalt

Aus Überzeugung – und wegen der positiven Effekte: seit 20 Jahren EMAS-zertifiziert

Das Schraubenwerk Zerbst mit 260 Mitarbeitern liefert Schrauben für die Schienenbefestigung sowie für Windenergieanlagen an Kunden weltweit. Bereits seit 20 Jahren erfüllt das Unternehmen die strengen Anforderungen an ein betriebliches Umweltmanagementsystem nach der europäischen Verordnung EMAS (= Eco-Management and Audit Scheme). Zu Motivation, Umsetzung und Effekten hat die „Mitteldeutsche Wirtschaft“ Geschäftsführer Eckhard Schmidt befragt. 
Wie sind Sie zu dem europäischen Umweltmanagementsystem gekommen?
Die Motivation entsprang meiner tiefen persönlichen Überzeugung, dass es wichtig ist, die Grundsätze der Nachhaltigkeit zu leben. Der Start verlief allerdings holprig, denn unter einem Fremdgeschäftsführer war es in dem 1992 von mir und einem Partner von der Treuhand übernommenen Schraubenwerk zu einer solchen wirtschaftlichen Schieflage gekommen, dass ich 1998 selbst als Geschäftsführer einstieg. Angesichts der damaligen wirtschaftlichen Probleme war es relativ verwegen, sich auch noch mit EMAS zu beschäftigen (lacht). Aber es war eben unsere feste Überzeugung; zudem sollten die bereits ab Mitte der 1990er Jahre dazu angestellten Vorüberlegungen nicht umsonst gewesen sein.
Wie verliefen die ersten Schritte?
Mit – finanziell geförderter – externer Beratung haben wir zunächst geschaut, wie wir ein solches Umweltmanagementsystem aufbauen und strukturieren können. Dazu war es vor allem wichtig, überhaupt erst einmal Daten zu erfassen, namentlich auf den von uns als zentral identifizierten Handlungsfeldern Energieverbrauch sowie Abfälle, um daraus Maßnahmen ableiten zu können.
Was waren Ihre Meilensteine im Umweltschutz?
Das Schraubenwerk verbraucht 25 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr, also war das unser wichtigster Ansatzpunkt: Schritt für Schritt haben wir daher unseren Gerätepark auf energieeffiziente Maschinen umgestellt und insbesondere moderne, stromsparende Induktionsanlagen für das Erhitzen der Schrauben angeschafft. Zudem haben wir LED-Beleuchtung eingeführt, eine Photovoltaikanlage auf unseren Hallendächern installiert und ein Rückkühlwerk errichtet, mit dem wir unsere Prozessabwärme nutzen können. Beim Thema Abfälle wollten wir vor allem die Voraussetzungen schaffen, um den bei uns anfallenden Stabstahl-Schrott wiederzuverwerten.  
Was haben die bislang 20 Jahre EMAS-Zertifizierung Ihrem Unternehmen konkret gebracht?
Wir haben von 2014 bis 2018 unseren spezifischen Stromverbrauch im Zuge der EMAS-Umsetzung von 825 Kilowattstunden je produzierte Tonne auf 760 kWh/t reduzieren können. Das hat nicht nur einen positiven Effekt für die Umwelt, sondern schlägt natürlich auch wirtschaftlich zu Buche. Die Siedlungsabfälle pro Schraubentonne konnten wir in den letzten 20 Jahren sogar halbieren und auch den speziellen Dieselverbrauch um 18 Prozent (l/t) senken. Ein weiterer greifbarer Vorteil ist, dass wir als stromintensives Unternehmen nicht die ganze EEG-Umlage zu bezahlen haben. Und da wir in Sachen Umweltrecht stets auf dem neuesten Stand sein müssen, haben wir diesbezüglich eine große Sicherheit.
Wo sehen Sie Herausforderungen und was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Eine große Herausforderung ist es, die Mitarbeiter „mitzunehmen“ und sie für das Thema und dessen Umsetzung zu sensibilisieren. Und da die Optimierung beim Umweltschutz ein nie endender Prozess ist, haben wir natürlich auch eine entsprechende personelle Untersetzung vorgenommen: Gemeinsam mit unseren Umwelt- und Abfallbeauftragten, dem Strategieleiter sowie QM-Chef erstelle ich alle drei Jahre einen neuen Maßnahmenplan. Aktuell geht es darum, unsere Diesel-Stapler durch Elektrofahrzeuge abzulösen, unseren CO2-Abdruck zu optimieren und ein materialsparenderes Schraubendesign zu entwickeln. Was ich mir wünschen würde: Dass Kunden bei der Auswahl ihrer Lieferanten die EMAS-Zertifizierung mit als Kriterium heranziehen würden.
Die Fragen stellte Andreas Löffler.
Quelle: IHK-Magazin “Mitteldeutsche Wirtschaft”, Ausgabe 11-12/2019

EVH GmbH, Halle (Saale)

Umweltmanagementsystem EMAS: „Rechtssicherheit, Imagegewinn und Rückenwind’ bei Genehmigungsverfahren“

Als Energietochter der Stadtwerke Halle beliefert die EVH GmbH mit ihren 260 Mitarbeitern circa 70.000 Kunden mit Fernwärme und – trotz Marktliberalisierung – über 90 Prozent der Hallenser mit Strom. Bereits seit 20 Jahren erfüllt das Unternehmen die strengen Anforderungen an ein betriebliches Umweltmanagementsystem nach der europäischen Verordnung EMAS (= Eco-Management and Audit Scheme). Wie funktioniert die Umsetzung in der Praxis und was bringt es dem Unternehmen? Die „Mitteldeutsche Wirtschaft“ sprach mit Dr. Angela Genske, Stababteilungsleiterin Umweltschutz/Sicherheit.
Frau Dr. Genske, was haben die bislang 20 Jahre EMAS-Zertifizierung Ihrem Unternehmen konkret gebracht?
Zuerst möchte ich die bei uns bestehende hohe Rechtssicherheit hinsichtlich aller umweltrelevanten Tätigkeiten anführen. Denn eine zentrale EMAS-Anforderung ist die Konformität mit der aktuellen Umweltgesetzgebung. Dann hat die Zertifizierung zweifellos für einen Imagegewinn gesorgt, der uns bei der Beteiligung an Ausschreibungen und der Kundenakquise über Halle hinaus greifbare Vorteile verschafft. Zudem bringt EMAS als eine Art „begründeter Vertrauensvorschuss“ Erleichterungen bei anderen Audits und „Rückenwind“ für bauliche Genehmigungsverfahren sowie bei Kreditvergaben.
Wie sind Sie zu dem europäischen Umweltmanagementsystem gekommen und wie verlief der Start?
Als Versorger, der seine Kunden zu energiesparendem Verhalten motiviert, lag es nahe, auch bei uns selbst etwas in Sachen Umweltschutz zu tun. Nachdem EMAS Mitte der 1990er Jahre aufgekommen war, haben wir bei einer Analyse unseren damaligen Ist-Zustand mit den Anforderungen von EMAS abgeglichen. Wie sich zeigte, waren wir schon ganz gut aufgestellt und entschlossen uns, noch einen Schritt weiter zu gehen. Von 1995 bis 1998 haben wir unsere Prozesse mit Hilfe einer Umweltberatung optimiert und 1998 erfolgreich die EMAS-Zertifizierung durchlaufen – als erster Energieversorger in Sachsen-Anhalt.
Was waren Ihre Meilensteine im Umweltschutz?
Es waren dermaßen viele, dass ich sie hier nur schlaglichtartig nennen kann: In unseren Kraftwerken in Halle-Trotha und in der Dieselstraße haben wir auf hochmoderne Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen mit außerordentlich effizienten Gasturbinen umgestellt – was den Ausstoß von Staub, Kohlendioxid und Stickoxiden drastisch verringert hat. Auf dem Areal Dieselstraße wurden zudem in großem Maßstab Energiespeicher gebaut, damit – etwa im Sommer – momentan nicht benötigte Wärme nicht verlorengeht. Zudem haben wir sukzessive Photovoltaikanlagen errichtet – auf unseren eigenen Grundstücken, hier auf dem Dach unseres Hauptsitzes, aber auch auf kommunalen Liegenschaften und den Dächern von Schulen und öffentlichen Gebäuden. Last but not least ist dank baulicher und technologischer Veränderungen sowie entsprechender Sensibilisierung der Mitarbeiter unsere Verwertungs-, sprich Recycling-Quote bei Abfällen von 50 Prozent im Jahr 1998 auf inzwischen 75 bis 80 Prozent gestiegen.
Wo sehen Sie Herausforderungen, wie haben sich die EMAS-Anforderungen im Laufe der Jahre verändert?
Eine zentrale Herausforderung ist, EMAS nicht von oben „überzustülpen“, sondern unsere Beschäftigten auf diesem Weg wirklich „mitzunehmen“ und jeden einzelnen über interne Schulungen, Mitarbeiterzeitung oder Intranet für ein sensibles Umweltverhalten zu gewinnen. Dann ist zu sagen, dass die Umsetzung und Dokumentation von EMAS zunehmend personelle Ressourcen binden. Das ist gut, da es unseren Blick immer mehr weitet und stets wach hält. Es geht aber dort fehl, wo wir Kennzahlen berechnen müssen, die eher theoretischer Natur beziehungsweise von uns wenig beeinflussbar sind – etwa die Abfallmengen oder die versiegelte Fläche pro individuell festzulegender Bezugsgröße. Da sagt etwa der Wert für die Energieeffizienz (also: Wie viel Gas brauche ich, um eine Megawattstunde Strom zu erzeugen) wesentlich mehr über die Leistung des Unternehmens aus.
Die Fragen stellte Andreas Löffler.
Quelle: IHK-Magazin “Mitteldeutsche Wirtschaft”, Ausgabe 10/2018

allfein Feinkost GmbH & Co. KG, Zerbst/Anhalt

Den Geschäftspartnern geprüfte Qualität nachweisen: EMAS-Zertifizierung für umweltschonende Herstellung

Jubiläum bei der allfein Feinkost GmbH & Co. KG in Zerbst: Bereits seit 15 Jahren erfüllt der Hersteller von Geflügel-Convenience-Produkten die strengen Anforderungen an ein betriebliches Umweltmanagementsystem nach der europäischen Verordnung EMAS (= Eco-Management and Audit Scheme).
„Die Lebensmittelhandelsketten stellen immer höhere Anforderungen an die Standards, die wir Lieferanten einzuhalten haben. Neben den brancheneinschlägigen Zertifizierungen gemäß IFS Food und IFS Logistics war es da nur konsequent, dass wir bei uns auch ein Umwelt- sowie ein Energiemanagementsystem etabliert haben“, unterstreicht Betriebsleiter Hagen Roemer, der von IHK-Geschäftsführer Manfred Piotrowsky die Jubiläumsurkunde für 15 Jahre EMAS überreicht bekam.
Dieser hebt hervor: „Damit wird auch nach außen sichtbar, dass das Unternehmen proaktiv und über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus die Belange des betrieblichen Umweltschutzes optimiert.“ Und Roemer betont: „Solch ein Umwelt- und Energiemanagementsystem ist ein kontinuierlich währender, ineinander verzahnter Prozess und damit mehr als die Summe der Einzelmaßnahmen.“
Wärmerückgewinnung
Es sind gleich mehrere Handlungsfelder, auf denen allfein in den vergangenen Jahren die Umweltbelastung erfolgreich reduzieren konnte: „Im neuen Tiefkühlzentrum haben wir Technik zur Wärmerückgewinnung installiert: Die Abwärme der Motoren nutzen wir etwa, um das Brauchwasser im Sanitärbereich zu erwärmen. Zudem verfügt das Kühlhaus über eine aufwendige Isolierung nach dem Haus-in-Haus-Prinzip mit zwei Bauhüllen, welche letztlich 20 bis 25 Prozent Energie einspart“, schildert Roemer und erwähnt überdies die ebenfalls stromsparende LED-Beleuchtung. Auch in der neu installierten Gar- und Bratstraße werde die Abwärme an mehreren Stellen „gesammelt“ und über Wärmetauscher zur Weiternutzung geführt.
Mülltrennung und -reduzierung
Zweiter wesentlicher Ansatzpunkt ist das Thema Mülltrennung und -reduzierung: „Wir trennen alle anfallenden Stofffrachten konsequent von der Produktionslinie an. Zudem bieten die Entsorger ja auch monetäre Anreize, wenn Pappe oder Kunststoffe möglichst rein sortiert sind.“ Eine Stellschraube, um Abfall gar zu vermeiden, ist die möglichst optimale Einstellung der Maschinen. „Wenn bei der Schnitzelproduktion durch ungenaue Justierung ein Prozent Panade als Rieselabfall durchfällt, wächst sich das bei einer Produktionsmenge von beispielsweise 500 Tonnen schnell zu Größenordnungen aus“, erläutert Roemer.
Bewusst einkaufen
Last but not least gehe es auch um den bewusst nachhaltigen Einkauf, etwa von Technik: „Solide Energiesparmotoren sind in der Anschaffung vielleicht zehn Prozent teurer als die ,Billigheimer’, laufen in der Regel aber zuverlässiger und reduzieren außerdem den jährlichen Energieverbrauch um zehn Prozent“, empfiehlt Roemer, nicht kurzsichtig am falschen Ende zu sparen.
Mitarbeiter qualifizieren
Gleichwohl entfalten seiner Ansicht nach all die genannten Schritte – und betriebliche Umwelt- sowie Energiemanagementsysteme generell – nur dann ihre volle Wirksamkeit, „wenn Sie Ihre Mitarbeiter mitnehmen, schulen, fördern und begeistern.“ So habe sich seine Assistentin Daniela Micka zusätzlich zu ihren Aufgaben im Chefsekretariat zur Umweltbeauftragten des Zerbster Betriebes weiterqualifiziert. Und alle Mitarbeiter seien aufgerufen, im Vorschlagswesen ihre individuellen Ideen für noch mehr Umweltfreundlichkeit einzubringen.
Autor: Andreas Löffler
Quelle: IHK-Magazin “Mitteldeutsche Wirtschaft”, Ausgabe 04/2017

SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH, Lutherstadt-Wittenberg

15 Jahre EMAS-Zertifikat: IHK zeichnet SKW Piesteritz für umweltbewusstes Handeln aus

Die SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH hat von der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau eine Auszeichnung für 15 Jahre erfolgreiches Umweltmanagement nach EMAS erhalten. Die Auszeichnung wurde an Peter Kuhnert, Abteilungsleiter Umweltschutz /Gefahrenabwehr/Sicherheit und Qualität bei SKW Piesteritz, von IHK-Geschäftsführer Manfred Piotrowsky überreicht.
„Betriebliches Umweltmanagement ist Ausdruck eigenverantwortlichen Handelns und unverzichtbares Instrument zum Umweltschutz“, lobt Piotrowsky das Engagement des Wittenberger Industrieunternehmens. Mit der EMAS-Einführung habe sich SKW Piesteritz vor 15 Jahren als eines der ersten Unternehmen der Region freiwillig verpflichtet, seinen Umweltschutz kontinuierlich zu verbessern. „Die Kontinuität, die SKW Piesteritz bei der Begutachtung durch einen externen Umweltgutachter verfolgt, ist ein Signal an die regionale Wirtschaft, diesem positiven Beispiel zu folgen“, ermuntert der IHK-Geschäftsführer auch andere Unternehmen.
Peter Kuhnert erklärt: „Eine nachhaltige Entwicklung und Umweltmanagement gehören bei uns zur Firmenphilosophie. EMAS passt daher optimal zu unserem Werk. Seit 2002 wurden über 80 Millionen Euro in Maßnahmen für den Umweltschutz investiert. Dank eines integrierten Managementsystems stellen wir Qualitäts-, Umwelt- und Sicherheitsstandards sicher, die in vielen Bereichen weit über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen.“ Eine erhebliche Minderung der klimaschädlichen N2O-Emissionen (Lachgas) ca. um zirka 93 Prozent konnte im letzten Jahr durch ein Projekt erreicht werden, das SKW Piesteritz Mitte 2008 begonnen und 2012 weitergeführt hat: Während im Jahr 2007 noch 882 Tonnen N2O aus der Salpetersäureanlage emittiert wurden, waren es im Jahr 2012 noch lediglich 59 Tonnen N2O – und dies bei annähernd gleicher Produktionsmenge. Weitere Umwelt- und Klimadaten macht das Unternehmen jährlich in der Publikation Umwelterklärung transparent.
Quelle: IHK-Presseinformation vom 21. Juni 2013, gekürzt

Nouryon Industrial Chemicals GmbH, Bitterfeld-Wolfen (vormals: Akzo Nobel Industrial Chemicals GmbH)

Bitterfeld AkzoNobel erhält EMAS-Zertifikat

Für die Einführung eines Umweltmanagementsystems hat die Akzo Nobel Industrial Chemicals GmbH in Bitterfeld nach intensiver Vorbereitung das EMAS-Zertifikat der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) erhalten. Die Auszeichnung wurde Werkleiter Stefan Kauerauf für das geplante Umweltprogramm in Produktion und Verwaltung von IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Brockmeier überreicht.
„Betriebliches Umweltmanagement ist Ausdruck eigenverantwortlichen Handelns und unverzichtbares Instrument zum Schutz von Umwelt und natürlichen Ressourcen“, betont Brockmeier. Mit der EMAS-Einführung habe sich AkzoNobel freiwillig verpflichtet, seinen Umweltschutz kontinuierlich zu verbessern, alle Umweltvorschriften einzuhalten und dies in seiner Umwelterklärung regelmäßig der Öffentlichkeit bekannt zu machen. „Die bestandene Prüfung durch den externen Umweltgutachter ist ein Signal an die regionale Wirtschaft, diesem positiven Beispiel zu folgen“, ermuntert der IHK-Hauptgeschäftsführer zu weiteren Initiativen.
Werkleiter Stefan Kauerauf erklärt: „Eine nachhaltige Entwicklung ist einer der elementaren Grundpfeiler der Geschäftstätigkeit des gesamten AkzoNobel-Konzerns. Für den Bitterfelder Standort in seiner Rolle als Chlorproduzent stehen der sichere Anlagenbetrieb und die effiziente Energienutzung im Vordergrund. Aber auch der verantwortungsvolle und sparsame Umgang mit Wasser und eine nachhaltige Reststoffverwertung sind Schwerpunkte unserer Anstrengungen zum Schutze der Menschen und der Umwelt.“
Quelle: IHK-Presseinformation vom 12. Juli 2012, gekürzt
Hinweis: Die Akzo Nobel Industrial Chemicals GmbH wurde 2019 umfirmiert in Nouryon Industrial Chemicals GmbH.

Kulturstiftung des Bundes, Halle (Saale)

Kulturstiftung des Bundes erhält Umweltzertifikat

Die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau verleiht der Kulturstiftung des Bundes am 30. Mai 2012 das EMAS-Zertifikat für ökologisches Wirtschaften. Mit der Auszeichnung verpflichtet sich die Kulturstiftung des Bundes zu einem verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen und zu einer Verbesserung ihrer Umweltbilanz.
Stellvertretend für die Belegschaft der Kulturstiftung des Bundes haben Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin, und Alexander Farenholtz, Verwaltungsdirektor, aus den Händen von Dr. Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau, das EMAS-Zertifikat entgegengenommen.
„Die Kulturstiftung des Bundes geht voran: Mit der Einführung des Umweltmanagementsystems hat sich die Einrichtung freiwillig verpflichtet, ihren Umweltschutz kontinuierlich zu verbessern“, hebt Dr. Thomas Brockmeier hervor. „Die Kulturstiftung ist zudem die erste Stiftung im IHK-Bezirk, die sich dem EMAS-System verpflichtet. Innovations- und Modellcharakter beweist das Haus auch bei seinen Zielen, indem es die Mitarbeiter - also den Menschen - in den Mittelpunkt der Umweltschutzmaßnahmen stellt. Der Mensch ist Bestandteil der Natur und schafft Kultur; insoweit ist Wirtschaft selbst, zumal Innovation, nicht ,nur' Bestandteil von Kultur, sondern eine kulturelle Errungenschaft ersten Ranges.“ „Im Vergleich zu Wirtschaft und Verkehr scheinen die Umweltauswirkungen von Kunst und Kultur gering zu sein“, erklärt Hortensia Völckers, „groß kann dagegen ihr Anteil sein, wenn es darum geht, die Welt mit anderen Augen zu sehen und neue Wege zu gehen, um ökologisches Verhalten einzuüben.“
„Für die Kulturstiftung des Bundes bedeutet EMAS kein kosmetisches Siegel“, erklärt Alexander Farenholtz, „alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirken an einem Lern- und Organisationsprozess mit, der die Umweltbilanz der Kulturstiftung des Bundes konkret und nachweislich verbessert: angefangen beim Papierverbrauch bis hin zu einer energetischen Optimierung unseres Neubaus am Franckeplatz.“ Der Neubau der Kulturstiftung des Bundes steht für eine ökologische Bauweise und setzt in besonderer Weise auf energieeffiziente Technologien. Hierzu zählen Lüftungstruhen mit Wärmerückgewinnung, eine Dreischeibenverglasung, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach sowie eine effiziente Dämmung des Neubaus.
Quelle: Pressemitteilung der Kulturstiftung des Bundes vom 30. Mai 2012, gekürzt

Bagel Roto Offset GmbH & Co. KG, Meineweh

Druckerei aus dem Burgenlandkreis erhält EMAS-Zertifikat

Zur Einführung eines betrieblichen Umweltmanagementsystems hat die Bagel Roto Offset GmbH & Co. KG aus Meineweh die Registrierungsurkunde für die Eintragung in das europäische Umweltmanagement-Register EMAS (Environmental Management and Audit Scheme) erhalten. Das Zertifikat wurde Geschäftsführer Markus Permesang aus den Händen von Dr. Jürgen Andrick, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK), überreicht.
„Bagel Roto Offset geht voran: Mit der Einführung des Umweltmanagementsystems hat sich das Unternehmen freiwillig verpflichtet, seinen Umweltschutz kontinuierlich zu verbessern, alle Umweltvorschriften einzuhalten und dies in seiner Umwelterklärung regelmäßig der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Das ist ein starkes Signal für noch mehr Verantwortungsbewusstsein“, betont Andrick das Engagement. Geschäftsführer Markus Permesang erklärt: „Ökonomie und Ökologie gehen Hand in Hand und bereiten den Boden für unsere weitere Entwicklung. Unsere Grundgedanken ,kundennah, innovativ, nachhaltig' werden gelebt.“
Vorrangige Umweltziele des Unternehmens liegen im Bereich der Ressourceneffizienz. So will die Druckerei die Hälfte der Energie durch den Austausch und Ersatz von zwei Druckmaschinen durch eine neue, effizientere Anlage einsparen. Für die nächsten Jahre sind als weitere Maßnahmen ein sparsamerer Farbeinsatz durch Modifizierung, ein vermindertes Abfallaufkommen sowie ein verbesserter, vorbeugender Brandschutz im unternehmerischen Umweltprogramm festgeschrieben.
Quelle: IHK-Presseinformation vom 6. März 2012, gekürzt