Energiewende-Barometer 2023

Mit dem Energiewende-Barometer veröffentlicht die IHK-Organisation die Ergebnisse einer Online-Umfrage aller Industrie- und Handelskammern bei ihren ehrenamtlich engagierten Mitgliedern in den Vollversammlungen, Ausschüssen und Arbeitskreisen.
Ziel dieser Befragung ist eine umfassende Einschätzung der Fortschritte der Energiewende aus Unternehmenssicht. In diesem Jahr haben sich rund 3.600 Unternehmen beteiligt. Die vollständigen Ergebnisse finden Sie auf den Internetseiten der DIHK. 

Energiewende gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit

Die zentrale Frage des Energiewende-Barometers lautet: Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens? Diese Frage beantworteten die teilnehmenden Betriebe deutschlandweit mit einer noch nie dagewesenen negativen Einschätzung. Insgesamt 52 Prozent der Unternehmen über alle Branchen und Regionen hinweg bescheinigen der Energiewende negative, nur 13 Prozent positive Auswirkungen auf ihre Wettbewerbsfähigkeit. Die Unternehmen in Sachsen-Anhalt sind da besonders kritisch: Während einige Dienstleistungsunternehmen noch positive Auswirkungen sehen, erkennen vor allem die befragten Industriebetriebe diese nicht. 

Sinkende Investitionen gefährden Industriestandort

Erfasst hat die Umfrage auch, wie Unternehmen auf die aktuelle Energiepolitik reagieren. Die Antworten sind vor allem in der Industrie Besorgnis erregend: 39 Prozent aller befragten Industriebetriebe investieren aufgrund der hohen Energiepreise weniger in ihre Kernprozesse, d. h. zentrale Ersatz- oder Erweiterungsinvestitionen finden nicht mehr statt. Besonders zurückhaltend sind die stromintensiven Unternehmen, von denen es in Sachsen-Anhalt im bundesweiten Vergleich besonders viele gibt. Das Geld fehlt darüber hinaus für Forschung und Entwicklung sowie Klimaschutzmaßnahmen. 

Industrie steht unter Abwanderungsdruck

In der Industrie verstärken sich die Abwanderungspläne. Bundesweit denkt fast ein Drittel der Industriebetriebe über eine Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland bzw. die Einschränkung der Produktion im Inland nach oder hat dies bereits umgesetzt. Das ist eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr. 

Fehlende Planbarkeit als Transformationshemmnis

Befragt nach den drei größten Hemmnissen bei den Transaktionsbemühungen hin zu mehr Klimaschutz nennen die Betriebe deutschlandweit vor allem die fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik mit fast 60 Prozent. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen fühlen sich darüber hinaus von zu viel Bürokratie belastet, dicht gefolgt von langsamen Planungs- und Genehmigungsverfahren. Auch die hohen Energiekosten sowie der Fachkräftemangel sind für ein Drittel der Unternehmen ein Transformationshindernis.

Auf Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit und Technologieoffenheit setzen

Zwei Themen finden bei den Unternehmen unterdessen ungeteilte Zustimmung: 80 Prozent sehen Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit und Technologieoffenheit als Leitprinzipien für Energieeffizienzmaßnahmen. Zudem sollten die Rahmenbedingungen für Eigenversorgung und Direktlieferverträge verbessert werden, um die Energiewende sicher, bezahlbar und umweltverträglich zu gestalten. Dazu gehört auch das weitere Absenken von Steuern und Abgaben auf den Strompreis.