INNOVATIV - ERFOLGREICH - AUS DER REGION

„Erfolgreich unternehmen für die Region“

ADDINOL Lube Oil GmbH: Läuft wie geschmiert

Getriebe und Motoren auf allen Kontinenten laufen länger und zuverlässiger dank der Hochleistungsschmierstoffe der ADDINOL Lube Oil GmbH aus Leuna. Das Unternehmen wurde vor fast 90 Jahren als Raffinerie gegründet, war in der DDR bekannte Marke nicht nur für Trabant-Zweitaktöle und ist heute Weltmarktführer.
„Nicht überlebensfäh ig“ lautete einst das Urteil eines führenden Mineralölkonzerns über den bis zur Wende größten Schmierölhersteller der DDR, erinnert sich Georg Wildegger, der einst als Berater „aus dem Westen“ nach Sachsen-Anhalt kam. Einige Wirren später ist die schon im untergegangenen Arbeiter- und Bauernstaat bekannte Marke ADDINOL immer noch da und Wildegger Geschäftsführer und Gesellschafter. Das aus den Überresten des einstigen VEB Mineralölwerk Lützkendorf entstandene Unternehmen ist heute im Chemiepark Leuna beheimatet und gehört zu den von der Schweizer Universität St. Gallen identifizierten deutschen Weltmarktführern, gekürt im Bereich Biogasmotorenöle sowie spezifische Hochleistungs- und Hochtemperaturschmierstoffe. Der Familienbetrieb kann auf 65 Prozent Exportanteil verweisen und beliefert Kunden weltweit. Seine Produkte schützen vor Reibung, Verschleiß und Korrosion und sorgen für verlässliche Wärmeabfuhr. Zum Mehrwert gehören laut ADDINOL eine höhere Energieeffizienz, längere Ölwechselintervalle oder geringere Wartungskosten.

Mit ADDINOL durch den Gotthardtunnel

Windkraftanlagen, Kraftwerksturbinen, Fahrzeugmotoren und Maschinen der Lebensmittelproduktion, von koscher bis halal, laufen mit den Schmierstoffen aus Leuna – genauso wie die Züge der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), darunter jene durch den längsten Eisenbahntunnel der Welt, den Gotthardtunnel, wie Wildegger sagt: „Wir haben vor drei Jahren ein Hochleistungsindustriegetriebeöl entwickelt, das die Laufzeit bis zum nächsten Ölwechsel verdoppeln soll. In einem harten Wettbewerb konnten wir die SBB überzeugen. Die Eisenbahngesellschaft will sämtliche Züge auf unser Getriebeöl umstellen, denn die Feldtests haben ein sehr gutes Ergebnis gebracht.“ ADDINOL zähle zu den wenigen konzernunabhängigen Firmen der deutschen Mineralölindustrie, geforscht, entwickelt und produziert werde ausschließlich in Leuna, unterstreicht der Geschäftsführer stolz – made in Germany, made in Sachsen-Anhalt. „Das gehört zu unserer DNA!“, betont er. „70 Prozent der Erträge erwirtschaften wir mit Schmierstoffen für die Industrie, 30 Prozent mit Automotivprodukten.“ Vor 20 Jahren sei das Verhältnis noch umgekehrt gewesen.

Gewachsene Expertise in F&E

„Schon als externer Wirtschaftsprüfer war ich Anfang der 1990er-Jahre fasziniert vom Know-how und dem Wissen der ADDINOL-Mitarbeiter“, berichtet Wildegger. Darauf fuße bis heute der langfristige Erfolg des Unternehmens – auch wenn viele der damaligen Beschäftigten jetzt längst in Rente seien. Den exzellenten Erfahrungsschatz in Forschung & Entwicklung (F&E) wollte er nicht verschwinden lassen und habe sich entschlossen, bei seinem damaligen Arbeitgeber – einer großen Beratungsfirma – auszusteigen und in Sachsen-Anhalt zu bleiben: „Die Idee war, sich mit hochwertigen Fertigprodukten und Anwendungen gewinnbringend in Nischen zu positionieren. Damals hieß es: Ihr seid verrückt, das hat keine Zukunft! Doch der Plan ist aufgegangen.“ Nach wie vor sei die Forschungsabteilung der Kern der Firma, zehn bis zwölf Prozent der Mitarbeiter kümmerten sich ausschließlich um die Entwicklung neuer und kundenspezifischer Produkte. So mancher „multinationale Konkurrent“ beneide ADDINOL um sein Labor und die anwendungstechnische Abteilung, so Wildegger. „Der Generationswechsel bei F&E ist gelungen. Wir kooperieren mit Hochschulen bei dualen Studiengängen, betreuen Praktika, Bachelor- und Masterarbeiten.“ Personalarbeit sei für ihn zentral, „denn man muss
rechtzeitig in junge Leute investieren.“
Der Fragebogen: ADDINOL Lube Oil GmbH

Am Markt seit ...? 1996. Die Wurzeln des Unternehmens gehen jedoch bis ins Jahr 1936 zurück – auf das von der Wintershall AG in Krumpa (nahe des heutigen Standorts Leuna) gegründete Mineralölwerk Lützkendorf, das seine Rohstoffe vor allem aus Kohleverflüssigung gewann, sowie auf das daraus nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene DDR-Kombinat VEB Mineralölwerk Lützkendorf. 
Zahl der Beschäftigten? 245 im Konzern, davon 120 bei der Muttergesellschaft in Leuna.
Wird ausgebildet? Zwei bis drei Azubis im Jahr in Leuna, ausgebildet werden Laborant/innen, kaufmännische Angestellte sowie Berufe im Produktions- und Lagerbereich.

Das Unternehmen hat sich entwickelt zum ...? ... führenden Anbieter von Hochleistungsschmierstoffen. Neben dem Standort Leuna verfügt die ADDINOL-Gruppe über 14 ausländische Vertriebsgesellschaften und ist auf allen Kontinenten vertreten.

Umsatz? 117 Millionen Euro für die gesamte Unternehmensgruppe im letzten Geschäftsjahr, das am 30. September 2022 endete. Seit dem Umzug an den Standort Leuna im Jahr 2000 wurden rund 50 Millionen Euro investiert.

Prognose? Ziel ist, jedes Jahr ein Umsatzwachstum zwischen fünf und sieben Prozent zu erreichen. Seit 2000 hat das Unternehmen seinen Umsatz mehr als versiebenfacht (2000: 32 Millionen DM).

In der Region engagiert durch ...? Regionale Partnerschaften, bei denen Bildung und Jugendförderung im Mittelpunkt stehen – wie die Unterstützung des Deutschen Chemie-Museums Merseburg (Förderverein Sachzeugen der chemischen Industrie e. V.), welches pro Jahr von tausenden Schülerinnen und Schülern besucht wird, des Turn- und Sportvereins TSV Leuna e. V., der Familienbildungsstätte Naumburg, des jährlichen, Feriencamps „Demokratie und Persönlichkeit“ für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche sowie des Caritas Beratungszentrums Weißenfels.

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen? Um den CO2-Ausstoß zu minimieren, erzeugt das Unternehmen mit Solarpanels auf der 2022 eröffneten, 5.000 Quadratmeter großen neuen Lagerhalle ein Drittel seines Stroms selbst. Ziel sind zwei Drittel, weitere Hallendächer werden mit Photovoltaik bestückt. Zudem fühlt sich die Firma der Kreislaufwirtschaft und klimaneutralen Herstellung verpflichtet, spart Rohöl durch die Einbindung von Produkten aus Altöl-Recycling in die Fabrikation – und hat dafür jetzt erstmals eine CO2-Gutschrift erhalten. Die Mitarbeiter werden durch ertragsorientierte Prämien am Erfolg beteiligt. Zudem wird auf betriebliche Alters- und Gesundheitsvorsorge Wert gelegt, darunter Physiotherapie am Arbeitsplatz.

Kontakt

ADDINOL Lube Oil GmbH
Am Haupttor, 06237 Leuna
Tel. 03461 845-0
www.addinol.de

FEAG Sangerhausen GmbH: Jubiläumsparty im Zeichen der Krise 

Die Riesenfete soll am 1. Oktober steigen: Gemeinsam mit Belegschaft und Kunden feiert die FEAG Sangerhausen GmbH 2023 ihr 25-jähriges Jubiläum. Ein erfolgreiches Unternehmen in einer durch Strukturbrüche gezeichneten Region, das mit Ideen und digitalen Innovationen den Herausforderungen trotzt. 
„FEAG ist Sangerhausen und Sangerhausen ist FEAG“, unterstreicht Heiko Koschmieder, Geschäftsführer der FEAG Sangerhausen GmbH. „Wir sind ein identitätsbildender Faktor für diese Region.“ Zwar wurde die FEAG erst am 1. Oktober 1998 als eigenständige Firma gegründet, doch ihre Wurzeln reichen bis in die 1960er-Jahre zurück. Der Vorgänger war ein Kombinatsteil des Volkseigenen Betriebs (VEB) Starkstromanlagenbau Halle-Leipzig. Dieser wurde 1990 von Siemens übernommen, die Ausgründung der FEAG erfolgte 1996. Zwei
Jahre später löste sich der Standort Sangerhausen aus dem Verbund und wurde zum heutigen Unternehmen, das Schaltanlagensysteme zur Energieerzeugung, -übertragung und -verteilung sowie Antriebs- und Steuerungstechnik für die Industrie herstellt. Anlagen von FEAG sind in der ganzen Welt zu finden, die Hauptkunden sitzen in Deutschland und der EU. „Einige unserer Mitarbeiter feiern 45 und sogar 50 Jahre Betriebsjubiläum, haben sämtliche Umbrüche im Unternehmen miterlebt“, so Koschmieder. 

Den Kyffhäuser in die Welt tragen 

Dass sich die FEAG in Mansfeld-Südharz entwickeln konnte, sei intensivem Engagement von Menschen aus der Region und darüber hinaus zu verdanken, sagt der Geschäftsführer: „Unser Gesellschafter, ein saarländisches Familienunternehmen, hat sich immer zu Sangerhausen bekannt.“ Die ehemals durch Kupferbergbau geprägte Gegend erlebte nach dessen Einstellung in den 1990er-Jahren einen gravierenden Strukturwandel, der zu massiver Abwanderung führte. „Das hallt bis heute nach. Schon in den 2000er-Jahren hatten wir Probleme, Fachkräfte zu finden.“ Deshalb habe das Unternehmen frühzeitig und mithilfe von Programmen der IHK sowie des Bundesaußenministeriums Beschäftigte aus dem Ausland bzw. ausländische Studierende angeworben, darunter aus China, Spanien, Tunesien und der Ukraine. Um die in den Ruhestand gehenden Fachleute zu ersetzen, werde unter anderem mit der Hochschule Merseburg zusammengearbeitet. „Nicht zuletzt führen wir dual Studierende gezielt an entsprechende Positionen heran.“ Wichtig sei, die Vorzüge der Region herauszustellen, betont Koschmieder: „Wir zeigen sie in jeder Präsentation, tragen Highlights wie den Kyffhäuser mit unseren Marketingbotschaften in die Welt.“ 

Optimistisch trotz Krise 

Die Corona-Pandemie habe vor allem 2020 deutliche Spuren hinterlassen. Dann sei es aufwärts gegangen, jedoch holprig: „Die Aufträge sind wiedergekommen, die Schwierigkeiten bei der Beschaffung aber geblieben und die Preise in die Höhe geschossen. Wir hätten 2021 viel mehr Umsatz machen können, aber das Material fehlte“, berichtet Koschmieder. Trotzdem sich die Lage 2022 stabilisiert habe, hielten die Lieferkettenprobleme an. „Jetzt kommen explodierende Energiekosten dazu. Wir werden 2023 wohl 300.000 Euro mehr zahlen müssen, mehr als das Doppelte des bisherigen Betrags. Wir haben eine Lackieranlage, die mit Gas funktioniert. Die können wir nicht einfach umstellen.“ Trotzdem schaut er optimistisch in die Zukunft: „Individuell konfigurierbare Schaltanlagen werden in der Energieindustrie gebraucht. Wir richten unser Portfolio auf Schwerpunkte wie Energiespeicherung, -effizienz sowie Digitalisierung beziehungsweise cloudbasierte Datenanalyse und vorbeugende Wartung aus. Dafür heben wir die ‚Informationsschätze’ aus unserer Projektierung. Bei uns herrscht ein innovationsfreudiges Klima, jede Idee ist willkommen. So beschleunigt eine minimale Konstruktionsänderung, angestoßen durch zwei Mitarbeiter, seit zwei Jahren die Fertigung und erhöht die Qualität.“ 
Der Fragebogen: FEAG Sangerhausen GmbH 

Am Markt seit ...? 1998 

Zahl der Beschäftigten? 175 (inklusive Azubis) 

Wird ausgebildet? 16 Azubis, ausgebildet werden Elektroniker/innen für Betriebstechnik, Fachkräfte für Industrieelektrik, Konstruktionsmechanik sowie Lagerlogistik, Industriekaufleute und technische Systemplaner/innen. Vier junge Leute werden im dualen Studium betreut, Fachrichtungen: Elektrotechnik, Maschinenbau und Betriebswirtschaft. 

Das Unternehmen hat sich entwickelt zum ...? ... international tätigen Hersteller von Industrieschaltanlagen, der sich durch besonders hohe Flexibilität und Wertschöpfungstiefe auszeichnet sowie Komplettservice inklusive Installation und Wartung anbietet. Die firmeneigenen Abteilungen für Engineering und Konstruktion ermöglichen sehr kundenindividuelle Anlagen, die sich für spezielle Anforderungen konfigurieren lassen. 

Umsatz? 20 bis 25 Millionen Euro pro Jahr. Seit 1998 wurden fast 20 Millionen Euro am Standort Sangerhausen investiert, zunächst in Gebäude, Maschinen und Technologie, in den letzten Jahren vor allem in Software, Prozessoptimierung und -digitalisierung. 

Prognose? Aktuell stehen aufgrund der multiplen Krisenlage bei der FEAG operative Themen im Mittelpunkt. Der Plan, einen Standort im Ausland aufzubauen, wurde deshalb auf Eis gelegt. Die Position im Markt für Schaltanlagen soll insbesondere durch die Konzentration auf innovative Bereiche wie die Speicherung von Energie, die Wasserstoffwirtschaft und die Digitalisierung von Anwendungen ausgebaut werden. 

In der Region engagiert durch ...? Unterstützung von Sportvereinen und kulturellen Veranstaltungen wie der PianoNights Wettelrode 2022. Als größter industrieller Arbeitgeber in Sangerhausen engagiert sich die FEAG in regionalen Gremien zur Berufsorientierung, um die Jugendlichen im Landkreis zu halten. Geschäftsführer Koschmieder ist zudem Vorsitzender des Arbeitskreises Außenwirtschaft der IHK Halle-Dessau sowie in der Vollversammlung aktiv. 

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen? Zu den Schwerpunkten zählen die Gesundheit der Belegschaft sowie ein aktives Arbeitsschutzmanagement, um Belastungen zu erkennen und vorbeugend tätig zu werden. Weitere zentrale Aspekte sind Compliance, Umweltschutz und Energieeffizienz. Ein Teil des Fuhrparks wurde auf E-Autos umgestellt, die Firma bietet Fahrradleasing an. „Servicelotsen“ unterstützen bei Themen wie gesunde Ernährung. Auf dem Grundstück wurden insektenfreundliche Blumenwiesen angelegt. 

Kontakt

FEAG Sangerhausen GmbH 
Stiftsweg 1 , 06526 Sangerhausen 
Tel. 03464 55830 

CRONIMET Envirotec GmbH: Zurück in den Kreislauf 

Auf dem Weg zum „grünen Stahl“: Die im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen ansässige CRONIMET Envirotec setzt auf Recycling statt Deponie und bringt Produktionsabfälle aus der Metallindustrie wieder in den Stoffkreislauf. Ziel ist die CO2-neutrale Fabrikation. 
„Der Metallbranche zu mehr Nachhaltigkeit verhelfen – das ist unser Geschäftsfeld“, betont Dr. Filipe Manjolinho Costa, Geschäftsführer der CRONIMET Envirotec GmbH. „Am Standort Bitterfeld-Wolfen recyceln wir mit einem innovativen Verfahren in zwei Wiederaufbereitungsanlagen vor allem Metallpulver und -schlämme, die als Produktionsabfälle in der Metallindustrie anfallen und sonst auf die Deponie wandern würden. Speziell für das bisher schwer wiederverwendbare Metallpulver setzen wir seit drei Jahren eine Brikettierlösung ein. Das ermöglicht ei
ne vollständige Wiederaufbereitung der Rohstoffe Nickel, Chrom und Eisen – also 100 Prozent Recycling!“ 

Weniger Emission, mehr Rohstoffnutzung 

Mithilfe von Vakuumdestillation werden die Metallschlämme komplett getrocknet und entölt, erläutert Dr. Costa. Anschließend lasse sich das entstehende Metallpulver zu Briketts verdichten. „Stahlwerke bzw. Gießereien schmelzen sie ein und stellen daraus wieder neue hochwertige Rohmetalle oder Legierungen her.“ Die beim Abscheideprozess abgesonderten Flüssigkeiten seien als Kühlmittel nutzbar. „Durch die umfassende Rückgewinnung wird eine Menge CO2 in der Stahlproduktion gespart“, unterstreicht der Geschäftsführer. In Bitterfeld-Wolfen werde Schrott aus der ganzen Welt verarbeitet. Der Gesamtprozess des Recyclings laufe bereits CO2-arm ab, wie Dr. Costa sagt. Spätestens 2030 soll er komplett CO2-neutral sein. 

Knowhow erweitern 

„Um unser Angebot auszuweiten, wollen wir am Standort Bitterfeld-Wolfen wachsen und die Produktionsstätte ausbauen“, kündigt Dr. Costa an. „Die nötige Fläche sowie Infrastruktur haben wir hier zur Verfügung und der Chemiepark bedeutet einen großen Wettbewerbsvorteil, nicht zuletzt aufgrund der Zusammenballung von Kompetenz und des Wissenstransfers. In den nächsten Jahren werden wir uns außerdem personalmäßig vervielfachen. Die Planungen dazu laufen bereits.“ Neben der Verwertung von Stahlwerksabfällen werde vor allem das Batterierecycling in den Fokus genommen: „Für die Wiederverwertung der dort verwendeten Materialien haben wir schon viel Knowhow aufgebaut.“ Um die Effizienz weiter zu steigern, setzt das Unternehmen auf Prozessautomatisierung: „Zurzeit arbeiten wir im Bereich Industrie 4.0 an der automatisierten Erkennung von Wartungsintervallen und Unregelmäßigkeiten im Betrieb, um Ausfälle oder Grenzbelastungen rechtzeitig vorherzusagen. Neben dieser prediktiven Instandhaltung befassen wir uns mit dem volldigitalisierten Lager sowie der Rückverfolgbarkeit von Produkten.“ 

Neue Herausforderungen 

Schon seit 2015 sei die Firma komplett digital aufgestellt, berichtet Dr. Costa: „Insofern war die Corona-Pandemie zwar ein kleiner Schock, aber wir konnten sofort weiterarbeiten, teils im Homeoffice.“ Allerdings hätten die Preissteigerungen in der Logistik auch CRONIMET Envirotec stark getroffen – und jetzt treiben die explodierenden Rohstoffpreise die Kosten nach oben: „Darauf müssen wir uns jetzt alle einstellen. Darin besteht aktuell die größte Herausforderung.“ Eine innovationsfördernde Firmenpolitik könne helfen, sie zu meistern: „Bei uns ist allen jederzeit erlaubt, alles infrage zu stellen. Wir haben immer offene Türen für Ideen, denn Innovation kommt von jeder und jedem einzelnen im Betrieb.“ 
Der Fragebogen: CRONIMET Envirotec GmbH 

Am Markt seit ...? 2009, gegründet als regionales Unternehmen. 2013 ging die erste Produktionsanlage zur Vakuum-Destillation von Schlämmen in Bitterfeld-Wolfen in Betrieb. Im Jahr 2015 übernahm die CRONIMET-Holding mit Hauptsitz in Karlsruhe das erfolgreiche Start-up und entwickelte es weiter. Mit dem Eigentümer- war auch ein Managementwechsel verbunden. 

Zahl der Beschäftigten? 35 

Wird ausgebildet? Ist geplant, vor allem in den Bereichen Metallhandel, Produktion und Verwaltung. Ständig gibt es Angebote für Praktika sowie zwei bis drei Werkstu - dienplätze. Auf diesem Weg wurden bereits etliche Beschäftigte gewonnen. 

Das Unternehmen hat sich entwickelt zum …? Technologieführer in der thermischen Verwertung metallhaltiger Abfälle. Seit 2019 wird zudem die Brikettierung von Metallpulvern angeboten. Damit können aus metallhaltigen Abfällen wieder Produkte generiert werden. Diese Recyclinglösung wurde 2021 mit dem „End of Waste“-Gütesiegel zertifiziert. Weitere Auszeichnungen: Deutscher Rohstoffeffizienz-Preis 2017, Hugo Junkers Preis 2018, Reiner-Lemoine-Innovationspreis 2021 sowie Award of Steel Excellence in der Kategorie „Raw Materials und Consumable Providers of the Year 2021“. 

Umsatz? Jahr für Jahr verzeichnet das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 50 Prozent Umsatzwachstum, das für die Weiterentwicklung der Technologie und den Ausbau des Standorts genutzt werde: 4,6 Millionen Euro wurden in den letzten drei Jahren investiert, so in die Brikettieranlage sowie die Vergrößerung des Labors. 
Prognose? Bis 2030 will die Cronimet Holding metallhaltige Abfälle aus der Industrie CO2-neutral aufbereiten. Am Standort Bitterfeld-Wolfen will man die CO2-Neutralität zwei Jahre früher schaffen. Dafür ist unter anderem die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach der Produktionsstätte geplant, um den für die Aufbereitung notwendigen Strom zu erzeugen. In diesem Jahr wurde zudem der erste von insgesamt zehn elektrischen Radladern in Betrieb genommen. Der Fuhrpark wird auf 100 Prozent Elektroautos umgestellt. Gabelstapler fahren mit Lithium-Ionen-Batterien. 

In der Region engagiert durch …? Einbindung in das Recycling-Cluster wirtschaftsstrategische Metalle REWIMET sowie das Netzwerk Innovationsforum Recyclingregion Harz, Kooperationen mit mitteldeutschen Hochschulen wie der TU Freiberg zum Beispiel bei der Entwicklung schmelzoptimierter Briketts. 

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen? Ziel ist, Metalle aus Schleifschlämmen und Metallpulvern, für die es bislang keine vollständige Recyclinglösung gab, aufzubereiten und in den Produktionskreislauf zurückzuführen. Jede Tonne aufbereiteter Edelstahlschrott spart laut CRONIMET etwa 4,3 Tonnen CO2 im Stahlwerk. Im sozialen Bereich werden etwa Kinderbetreuungskosten erstattet, vergünstigte Fitness- Mitgliedschaften angeboten sowie Firmenevents und Familientage durchgeführt.

Kontakt

CRONIMET Envirotec GmbH 
Säurestraße 3, 06749 Bitterfeld-Wolfen 
Tel. 03493 2789930 

Timbercut: Raus aus dem Wald, rein ins Netz 

Forstwirtschaft geht online: Waldbegehung per Drohne, GPS-gestützte Lagerhaltung, Online-Store mit Schnittholz-Konfigurator und „produktionsgeprüftem“ Werkzeug – die Firma Timbercut aus Söllichau, Bad Schmiedeberg, ist vor rund zwei Jahren in die Digitalisierung gestartet und spielt gleich vorne mit. 
Justin Kollautz sitzt dort, wo viele Stadtmenschen gerne wären: mitten im Wald, in der Dübener Heide. 2019, kurz vor Beginn der Corona-Pandemie, ist er als Juniorchef und technischer Leiter in das von seinem Vater Holm 1991 gegründete Forstwirtschafts-Unternehmen Timbercut eingestiegen. 
Für den gelernten Maschinenbauer stand von Beginn an fest: Er würde den Familienbetrieb auf ein neues, digitales Level heben, um die Zukunft zu sichern. „Die Digitalisierung ist mein Job. Während meines dualen Studiums habe ich Digitalisierungsprojekte in deutschen Großkonzernen kennengelernt und fand es sehr spannend, wie die das machen. Davon kann auch der Mittelstand profitieren“, sagt Justin Kollautz. „Denn um zukunftsfähig zu bleiben, müssen wir unsere Prozesse verbessern – und außerdem macht es mir riesigen Spaß, diesen Bereich mit neuen Ideen voranzutreiben.“ 

Auch Traditionalisten überzeugt 

Das erste Digital-Projekt der Forstwirtschaftler, unterstützt durch das Förderprogramm „go-digital“ des Bundeswirtschaftsministeriums: die Onlineplattform Timberstore, die Absatzmöglichkeiten über die Region hinaus eröffnet. „Mein Vater hat sich gefreut, dass ich damit in die Firma einsteige und hat meine Pläne sofort unterstützt“, erinnert sich Kollautz. Die fast zwei Dutzend Beschäftigten waren da anfangs skeptischer. „Zum einen sind wir eine sehr traditionelle Branche. Andererseits dauert es ja auch zwei bis drei Monate, bis man bei solchen Digitalprojekten die Ergebnisse sieht. Aber inzwischen sind alle begeistert und finden unseren – ihren – Shop cool!“ 
Unter dem Motto „Timberstore – mehr als nur Holz“ werden neben Holzprodukten ebenso Bekleidung, Forstbedarf und Sägeketten verkauft. Das Projekt hat überzeugt: Jetzt hat Timbercut im 2022er Wettbewerb „Digitale Erfolgsgeschichten“ der gewerblichen Kammern Sachsen-Anhalts den ersten Platz erreicht. 

Schnittholz online konfigurieren 

„Wir sind ein Forstunternehmen mit viel Wissen aus jahrelanger Erfahrung. Diesen Mehrwert, den das Handwerk zu bieten hat, wollen wir mit unseren Online-Kunden teilen“, so Kollautz. „Deshalb verkaufen wir nicht irgendwas, sondern Produkte, mit denen wir täglich arbeiten und die wir auf Herz und Nieren geprüft haben – also ‚im Wald getestet und für euch verfügbar’.“ 
Mit 300 Besuchern pro Monat sei der Shop gestartet. „Inzwischen kommen 18.000.“ Besonderer Hit: der Schnittholz-Konfigurator. „Das ist unser Kernprodukt. Schnittholz direkt vom zertifizierten Erzeuger, ohne Sägewerk und Holzhändler dazwischen. Wir überspringen diese Teile der Lieferkette. Wir haben das Holz, sägen es nach Wunsch und senden es zu – unsere Kunden wissen genau, wo ihr Holz herkommt.“ Die Auslastung sei von Beginn an gut gewesen: „Während der Corona-Zeit haben viele ihre Wohnung aufgemöbelt. Aber die Nachfrage ist nach wie vor hoch. Wir haben einen Vorlauf von vier Wochen, um Termine an der Säge zu vergeben. Denn wir schneiden auf Bestellung und sägen nach Auftragseingang.“ 

Daten in der Cloud, Waldbegehung per Drohne 

Doch der Online-Shop war erst der Anfang: „Die EDV-Infrastruktur (elektronische Datenverarbeitung) auf dem Betriebsgelände wurde modernisiert, ebenso unsere Dokumentenverwaltung. Rechnungen zum Beispiel gibt es jetzt nur noch digital, wir sind auf dem Weg zum papierlosen Büro“, erklärt Kollautz stolz. Die Daten für das Fuhrparkmanagement seien in der Cloud gespeichert. Jederzeit sei sichtbar, wo sich die Fahrzeuge befinden und welche Route sie im Wald nehmen. „Die genauen Standorte der am Wegrand aufgetürmten Holzpolter sind per GPS markiert, sodass sie über eine GPS-Koordinatenkarte gefunden werden. Früher wurde viel geschlagenes Holz im Wald vergessen, weil es nicht mehr gefunden wurde – das kann nun nicht mehr passieren!“, erläutert der Juniorchef. 
Ein besonderes Highlight aber seien die Drohnenaufnahmen: „Wir setzen Drohnen ein, um Waldbegehungen zu optimieren und transparenter zu machen. Diese dienen als Grundlage für Angebote, die wir Waldbesitzern für Holzeinschlag bzw. die Beseitigung von Schadholz erstellen. Die Kunden finden das ebenfalls spannend.“ Nicht zuletzt erhalte man Superbilder und -filme für das Social- Media-Marketing. 

Personalgewinnung auf TikTok 

Wie viele andere Branchen sucht ebenso die Forstwirtschaft nach Arbeitskräften. „Wir haben zurzeit drei Stellen ausgeschrieben“, berichtet Kollautz. Durch die Digitalisierung habe sich das Unternehmen ein attraktiveres Image aufgebaut. Um mit jungen Leuten in Kontakt zu kommen, seien vor allem TikTok und Instagram geeignete Kanäle, so seine Erfahrung. Social Media fungiere als erste Anlaufstelle, um den Spaß an der Arbeit im Wald zu zeigen. „Wir bekommen viele Anfragen für Ferienjobs und Praktika, manche waren schon mehrfach bei uns.“ 
Kollautz hat aber noch weitere Pläne: „Wir wollen den Shop weiterentwickeln und den Fokus weiten, auf individuelle Tischplatten beispielsweise. Wir wollen eine kleine Transformation hinbekommen, für unsere klassische Forstwirtschaft den Anschluss ans digitale Zeitalter finden und wachsen.“ 

#modernmachen 

In Sachen Digitalisierung beweisen etliche Unternehmen zwischen Arendsee und Zeitz, wie aus „#moderndenken“ – dem Landesmotto – Wirklichkeit wird. Das belegt der diesjährige Wettbewerb „Digitale Erfolgsgeschichten aus Sachsen-Anhalt“, den die vier gewerblichen Kammern aus Halle (Saale) und Magdeburg in diesem Jahr schon zum fünften Mal ausgelobt haben. Prämiert wurden wieder clevere Ideen, mit denen findige Firmen geschäftliche Herausforderungen digital meistern konnten. Drei Sieger wurden bei der 3. Digitalen Konferenz der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt im Rahmen des bundesweiten Digitaltages am 24. Juni 2022 vorgestellt. Sie gewinnen insgesamt 9.000 Euro. 
Es muss dabei nicht immer der vollautomatische künstlich-intelligente Industrieroboter sein. Den ersten Platz belegt in diesem Jahr das Bad Schmiedeberger Unternehmen Timbercut (siehe nebenstehender Artikel). 
Den zweiten Platz erreicht die Waldgourmet GmbH aus Gardelegen. Der Wildfleisch- Lieferant kann über selbst entwickelte Apps nicht nur die aufwendigen EU-Dokumentationsvorschriften effizient erfüllen, sondern erhöht damit die Transparenz für seine Kunden. Dritter wurde die Gate to the Games GmbH aus Sülzetal. Dass der Online- Shop für Sammelkartenspiele inzwischen voll digitalisiert ist, hat das rasante Wachstum des Familienbetriebs erst möglich gemacht. 
Mehr als 20 Unternehmen aus Industrie, Handel, Dienstleistung und Handwerk hatten sich in diesem Jahr um den Digitalpreis der gewerblichen Kammern beworben. 

Kontakt

Timbercut
OT Söllichau, Waldtraße 10 b, 06905 Bad Schmiedeberg
Tel. 034243 285790

Kranbau Köthen GmbH: Giganten aus Köthen

Zwischen 50 und 900 Tonnen schwer sind die Riesen, die in den Montagehallen der Kranbau Köthen GmbH entstehen. Das auf Sonder-, Prozess- und Automatikkrananlagen spezialisierte Unternehmen blickt auf fast 90 Jahre Geschichte zurück.
Früher wurde  in Köthen die Energieversorgung der DDR gesichert, denn hier wurden Tagebaugeräte gefertigt. Dabei griff der Arbeiter- und Bauernstaat auf die Erfahrungen einer von Carl Gensel, Professor am Friedrichs- Polytechnikum in Köthen, zunächst als Ein-Mann-Konstruktionsbüro gegründeten Maschinenfabrik zurück. „Die Größe, zu der das Unternehmen in DDR-Zeiten anwuchs, war ein politischer Entschluss“, berichtet Thomas Lehmann, Marketing- und Kommunikationsbeauftragter der Kranbau Köthen GmbH. So habe der Volkseigene Betrieb (VEB) Förderanlagen- und Kranbau Köthen zwischen 1971 und 1988 im Durchschnitt etwa 3.700 Menschen beschäftigt, außerdem rund 300 Lehrlinge. „Nach der Wende wurde die Produktion von Tagebaugeräten abgegeben und man hat sich hier auf individuelle Krananlagen spezialisiert. Bis heute arbeiten im Kranbau mehrere Generationen an Fachleuten.“

Vom VEB zum Global Player

Als VEB wurden unter dem Markennamen TAKRAF bis in die 1980er-Jahre (Band-)Absetzer und Eimerkettenbagger zum Braunkohleabbau gebaut. Daneben produzierte das Werk – wie in der DDR üblich – Massenkonsumgüter für die Bevölkerung wie Schubkarren oder Campingmöbel. Der Großbetrieb prägte die Region auch als kulturelles Zentrum, schuf Freizeitmöglichkeiten wie ein Schwimmbad, Ferienheime, Betriebsgaststätten und Kegelbahnen sowie Veranstaltungssäle. „Die regionale Verwurzelung hier in der Region war, ist und bleibt uns sehr wichtig“, erklärt Thomas Lehmann. „Von hier aus gehen unsere Brücken- und Portalkrananlagen an Kunden in der ganzen Welt.“ Die Basis für den anhaltenden Erfolg sei die hohe Kompetenz in der Firma, die große Zahl der Ingenieure.

Mit Großprojekten durch die Corona-Zeit

Für die Geschäftsanbahnung im Kranbau sei der enge Kundenkontakt enorm wichtig, sagt Sebastian Zahn, Kaufmännischer Geschäftsführer der Kranbau Köthen GmbH. „Die Corona- Krise hat das erschwert. Allerdings haben die langen Projektlaufzeiten von zehn Monaten bis zwei Jahre in unserer Branche die Probleme ein wenig entzerrt.“ Ein Beispiel sei der „lila Gigant“, der bisher größte Zwei-Träger-Brückenkran von Kranbau Köthen für das Duisburger Stahlwerk der thyssenkrupp Steel Europe AG. Im Sommer 2021 ging er in den Regelbetrieb: „Ein 14-Millionen- Euro-Mammutprojekt, das 2019 startete und das rund 3.000 Stunden Projektierungs- und Vertriebsarbeit, 10.000 Stunden Konstruktionsarbeit und 40.000 Stunden ‚Schufterei’ in der Fertigungshalle ‚verschlungen’ hat – und dann noch einige Wochen Montage an dem 900-Tonnen-Giganten vor Ort in Duisburg“, so Sebastian Zahn. „Als Würdigung der Leistung aller Mitarbeiter haben wir versilberte Sammelmünzen zu diesem Projekt prägen lassen.“

Ideen für die digitale Zukunft

Die letzten fast zweieinhalb Jahre hätten die Digitalisierung der Branche beschleunigt: „Zeichnungsdurchsprachen erfolgen nun per Videocall. Wir haben viele neue Ideen wie den Einsatz von Augmented Reality (computergestützte Erweiterung der Realität) im Service oder die komplette Kranfertigung nach 3D-Modellen – ohne den bisher üblichen Ausdruck auf Papier“, betont Sebastian Zahn. Die Zukunft gehöre den smarten Hebezeugen und Automatikkrananlagen: „Komplexe Anlagen für Produktion, Lagerhaltung und Kommissionierung erhöhen die technologischen Anforderungen an Kranhersteller. Der klassische Kranbauer muss sein Spektrum erweitern, clevere Systeme und Softwarelösungen entwickeln.“
Der Fragebogen: Kranbau Köthen GmbH

Am Markt seit ...?
 Das Unternehmen geht zurück auf ein Konstruktionsbüro für Maschinen, das Carl Gensel am 3. März 1933 eröffnete. Am 22. August 1938 ließ er seine Firma beim Amtsgericht Köthen unter dem Namen „Carl Gensel, Maschinenfabrik Köthen“ eintragen. Der heutige Stammsitz in Köthen liegt am Holländer Weg – auf dem ehemaligen Gelände der Außenstelle der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke Dessau.

Zahl der Beschäftigten? Etwa 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – vor allem in den Bereichen Fertigung, Elektrotechnik, Konstruktion, Vertrieb & Projektierung, Service, Montage und Qualitätswesen.

Wird ausgebildet? Das Unternehmen hat 16 Auszubildende in sechs verschiedenen Berufen: Konstruktionsmechaniker/in, Elektroniker/in, Technische Produktdesigner/in, IT, Industriekaufleute, Fachlagerist/in. Außerdem werden Studierende des dualen Studiengangs Maschinenbau/Konstruktionsmechanik sowie ganz neu Elektro- und Informationstechnik betreut. 

Das Unternehmen hat sich entwickelt ...? ... vom Maschinenbaukombinat zum Global Player. Aufgrund jahrzehntelanger Erfahrung im Kranbau ist die Firma heute einer der führenden Hersteller von Brücken- und Portalkranen in Europa.

Umsatz? Rund 47 Millionen Euro im Jahr 2020. Zuletzt wurde in eine intelligente LED-Hallenbeleuchtung und elektrisch betriebene Flurförderzeuge investiert, aktuell werden weitere Investitionen getätigt – unter anderem in eine CNC-Maschine (CNC = Computerized Numerical Control, programmierbare, rechnergesteuerte Werkzeugmaschinen).

Prognose? Aufgrund der pandemischen und wirtschaftlichen Lage konzentriert sich das Unternehmen vor allem auf seine Kernkompetenzen. In einem zweiten Schritt sind eine Erweiterung im Bereich E-Technik und Automatisierung sowie eine Vertiefung des Service- Geschäfts geplant. Dabei steht im Vordergrund, den Fertigungsstandort in Köthen zu optimieren, Marktanteile zu stärken sowie breiter zu diversifizieren.

In der Region engagiert durch ...? Langfristige Sponsoring-Partnerschaften zum Beispiel mit dem Karnevalsverein in Köthen, Zusammenarbeit mit einem örtlichen Buchladen mit der Möglichkeit, Bücher oder andere Erinnerungsstücke für ehemalige Mitarbeiter zu erwerben – darunter das Buch „Krane und Förderanlagen aus Köthen“ über fast 100 Jahre Geschichte des Kranbaus in Köthen. Außerdem kooperiert das Unternehmen mit Schulen und Hochschulen. So gibt es wissenschaftliche Kooperationen mit der Technischen Universität Magdeburg und der Hochschule Anhalt in Köthen.

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen? Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter sowie speziell Familienfreundlichkeit besitzen für die Kranbau-Firma einen hohen Stellenwert.

Kontakt

Kranbau Köthen GmbH
Am Holländer Weg 5-7, 06366 Köthen
Tel. 03496 7000
www.kranbau.de 

ThermHex Waben GmbH: Preisgekrönte Innovation 

Die Waben-Revolution kommt aus Halle (Saale). Seit über zehn Jahren produziert die ThermHex Waben GmbH mit einem patentierten Verfahren Leichtbau- Wabenkerne aus Polypropylen – unter anderem für die Automobilindustrie. Jetzt wurde die Firma als eines der innovativsten Unternehmen Deutschlands geehrt. 
Flache Hierarchien, kurze Entscheidungswege, regelmäßige Teammeetings, eine Politik der „offenen Tür“ sowie technisch hoch ausgebildete Fachleute in Schlüsselpositionen: Mit einem firmeninternen Klima, das den Blick über den Tellerrand fördert, schnelle Beschlüsse forciert und damit Innovationen vorantreibt, hat der Leichtbauspezialist ThermHex aus Halle (Saale) die Fachjury des nationalen Innovationswettbewerbs „TOP 100“ überzeugt. Der bundesweite Contest kürt seit knapp 30 Jahren die Top 100 der innovativsten Unternehmen im deutschen Mittelstand, die Preisverleihung findet im Juni in Frankfurt am Main statt. 

Am laufenden Band 

Doch nicht nur in Deu tschland ist ThermHex führend: „Wir haben uns als Hersteller von thermoplastischen Waben in der Faserverbundbranche international eine Spitzenposition erarbeitet und erzielen 95 Prozent des Umsatzes im Ausland“, betont Geschäftsführer Dr.-Ing. Jochen Pflug. Auf seine Idee geht das Produktionsverfahren des Unternehmens zurück, das thermoplastische Wabenkerne für Sandwichpaneele und Leichtbauelemente in einem patentierten Endlos-Prozess fertigt. „Herkömmliche Wabenkerne dagegen werden in aufwändigen Einzelschritten produziert und die separaten Lagen dabei vom Block zu Platten geschnitten. Wir stellen sie in unserer durchgehenden Fertigungslinie viel wirtschaftlicher in einem Schritt her – also am laufenden Band. So sind hohe Stückzahlen möglich und der Einsatz lohnt sich auch dort, wo Wabenkerne bisher zu teuer waren“, erklärt der Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik. Die mit verschiedenen Deckmaterialien versehenen Leichtbauplatten werden unter anderem für LKW-Seitenwände, Automobilinterieur, Wohnwagen, für den Innenausbau von Schiffen sowie moderne Schwimmbecken genutzt. „Unsere 3,5 mm dünnen Wabenkerne zum Beispiel reduzieren das Gewicht gegenüber homogenen konventionellen Faserverbundplatten um bis zu 50 Prozent, bei gleicher Steifig- und Belastbarkeit.“ Zudem sind thermoplastische Wabenkerne aus Hochleistungspolymeren in der Entwicklung, die feuerresistenter als phenolharzbasierte Alternativen, weniger toxisch und recyclebar sind. 

Standort mit Geschichte 

Pflug entwickelte seine Innovation während des Masterstudiums in Belgien, gründete dort mithilfe von Venture Capital seine erste Firma. Dass er als Produktionsstandort Halle wählte, sei kein Zufall gewesen: „Ein Grund war das in Halle ansässige Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS, mit dem wir immer noch eng zusammenarbeiten und dieses Jahr gemeinsam die 2. Faserverbund-Sandwich-Konferenz veranstalten. Der zweite waren die 50-prozentige Förderung der Anlageninvestition sowie die Unterstützung durch das Hochschulgründernetzwerk UNIVATIONS Sachsen-Anhalt. Der dritte Grund liegt in der Geschichte, denn der Ursprungsort der Wabentechnologie ist Halle.“ Hier habe der jüdische Fabrikant Hans Heilbrun 1901 ein Papiernetz in Wabenform und 1903 den Herstellungsprozess erfunden, berichtet Pflug. „Die Erfindung hat die Hallenser Luxuspapierfabrik Heilbrun & Pinner für dekorative Produkte genutzt.“ Heilbrun musste 1938 aus Deutschland flüchten. Die Fabrik befand sich in der Geiststraße 21. „Meine Investmentgesellschaft EconHP sitzt in dem Gebäude. Dort findet regelmäßig unsere Innovation Sommer School Geist 21 für Studierende aus der ganzen Welt statt“, sagt Pflug und betont: „Wir wollen auch die nächsten 100 Jahre in Halle produzieren.“ 
Der Fragebogen: ThermHex Waben GmbH 

Am Markt seit ...?
 2010 startete die Produktion von Polypropylen (PP) Wabenkernen in Halle (Saale). Die Muttergesellschaft EconCore NV in Leuven (Belgien) begann 2005 als Spin-Off aus einem Forschungsprojekt der Universität K.U. Leuven mit der Herstellung von thermoplastischen Wabenkernen. 

Zahl der Beschäftigten?  16. 

Wird ausgebildet? Der Einstieg in die Ausbildung im Bereich Kunststoffverarbeitung ist geplant. In Kooperation mit der Hochschule Merseburg und der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig werden Diplom- und Masterarbeiten betreut. Jährlich wird ein Praxisevent für internationale Business-Economics-Studierende der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg durchgeführt, das während der Corona- Pandemie online stattfand. 

Das Unternehmen hat sich entwickelt zum ...? weltweiten Marktführer für thermoplastische Wabenkerne, Technologieführer für Sandwichmaterialien und zum TOP 100-Innovator 2022. In ihrem Produktbereich hat die Firma global weniger als 20 Konkurrenten. Allein 2021 wurden etwa 500.000 Euro in den Standort Halle investiert und die Kapazitäten ausgebaut. 

Umsatz? Fünf Millionen Euro im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr. 

Prognose? Geplant ist ein Standort in den USA. Kürzlich wurde ein Büro in Chicago eröffnet. Zudem soll das Anwendungsspektrum um Wabenkerne aus Hochtemparaturpolymeren erweitert werden. So gibt es derzeit Konzepte, die recyclebaren thermoplastischen Wabenkerne im Luftfahrt-Interieur zu nutzen. Die bisher dort verwendeten Materialien sind nicht recyclebar und der Bedarf an hochwertigen, wieder verwertbaren Alternativen wächst. Zudem wurde mit dem Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP eine Sandwichmaterialkombination für leichte Solarmodule entwickelt. 

In der Region engagiert durch ...? Unterstützung von Vereinen der Region, beispielsweise T-Shirt-Sponsoring für Fußballclubs. 

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen? Ziel ist die CO2-neutrale Produktion. Die Umstellung auf Ökostrom 2020 verbesserte die CO2-Bilanz deutlich. Gerade werden Wabenkerne aus recycelten PET-Flaschen entwickelt, was zur CO2-Reduzierung beiträgt. Das Unternehmen ist zertifiziert nach der Umweltmanagementnorm ISO 14001. Es legt Wert auf kurze Lieferketten aus der heimischen Chemie-Region und ohne Abhängigkeit von politisch bedenklichen Systemen. Zur Personalpflege gehören neben Weiterbildungsangeboten ebenso Kindergartenzuschüsse und Freigetränke. 

Kontakt

ThermHex Waben GmbH 
Merseburger Straße 235, 06130 Halle (Saale) 
Tel. 0345 1316270 
www.ThermHex.com   
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Teleport-Gruppe: Künstliche Intelligenz im Einsatz 

Die Digitalisierung der Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltung gehört zum Kerngeschäft der sachsen-anhaltischen TELEPORT-Gruppe. Genutzt wird künstliche Intelligenz – menschengemacht. Deshalb investiert die Gruppe, die aus einem Telefonie- und Internetanbieter entstand, vor allem in Köpfe und Wissen. 
„Wer in Halle oder Magdeburg die 115 anruft, kommt mit unseren Services in Verbindung. Denn hinter der Behördennummer, die in ganz Deutschland den direkten Draht zur Verwaltung herstellt, steckt in neun Bundesländern ein von uns entwickeltes System“, erklärt Thomas Patzelt, Geschäftsführer der zur TELEPORT- Gruppe gehörenden Teleport GmbH.  
Doch nicht nur per Telefon, sondern ebenso per Internet, Facebook oder Messenger bringt das Unternehmen bundesweit Bürger und Verwaltung zusammen: „Dafür haben wir den Behördenbot Govii entwickelt, einen Assistenten auf Basis Künstlicher Intelligenz (KI). Er verrät, wer am Wohnort für den Bauantrag zuständig ist, was der Reisepass kostet, welche Unterlagen für die Autoanmeldung nötig sind und vieles mehr. Im Einsatz ist er zum Beispiel schon seit 2018 in Kiel und seit letztem Jahr in Trier.“ 
Aktuell erprobe TELEPORT in der Skatstadt Altenburg neue Daten-Infrastrukturen für die Wohnungs- und Energiewirtschaft, berichtet Patzelt: „Für die Energie- und Wasserversorgung Altenburg GmbH sowie die Städtische Wohnungsgesellschaft Altenburg mbH implementieren wir im gemeinsamen LoRa- WAN-Funknetz Lösungen zur Energienetzüberwachung und zum Submetering, der automatisierten Erfassung des Energieverbrauchs.“ 

KI ist die Zukunft 

Digitale, intelligente Verwaltungsdienstleistungen – da spielt für Patzelt auch in Zukunft die Musik. Vor allem die KI gehöre zu den großen Themen der nächsten Jahre, gemeinsam mit dem „Internet der Dinge“ – den mit dem Internet vernetzten intelligenten Geräten und Maschinen – und dem superschnellen Mobilfunkstandard 5G. 
„Die öffentliche Verwaltung hat die Chance, jetzt direkt auf diesen Zug aufzuspringen. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat die gewaltigen Defizite in der Digitalisierung sichtbar gemacht. Die Gelder werden nun bereitgestellt“, sagt Patzelt. Allerdings sei wichtig, keine „Digitalruinen“ zu schaffen und mehr marktwirtschaftlichen Wettbewerb einzubringen. „Unser Wettbewerbsvorteil ist die bereits erprobte Basisinfrastruktur, die wir weiter ausrollen können. Chatbots wie Govii sind erst der Anfang, wir arbeiten an weitergehenden KIServi ces, die beispielsweise bei Ausfall einer Maschine den Schaden direkt analysieren.“ Zu den KI-Anwendungen gehöre ebenso ein Mängelmelder, der auf Fotos von herumliegendem Müll oder Schlaglöchern selbstständig erkennt, worum es sich handelt – ohne dass eine ergänzende Beschreibung nötig sei. 

Daten und Köpfe  

„Die öffentliche Verwaltung wird sich in den kommenden Jahren daran messen lassen müssen, inwieweit sie KI im Rahmen des europäischen Datenschutzkonzepts nutzbar machen kann“, sagt Patzelt. So könnten zum Beispiel Bürgerbegehren zur Lärmbelastung mit entsprechenden Daten unterfüttert werden. „Auf der anderen Seite muss aber Transparenz gegeben sein, welche Entscheidungen mithilfe von KI vorgenommen werden dürfen – und wie die Entscheidungen zustande kommen“, unterstreicht er. 
Um die technologischen Grundlagen für eine KI- und datenbasierte Verwaltung zu schaffen, investiere TELEPORT in Wissen und Ideen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Unser größtes Kapital steckt in deren Köpfen. Deshalb stehen Personalaufbau und Qualifikation im Mittelpunkt unserer Investitionen. Jeder kann und soll Ideen einbringen, wir geben Freiraum und hören zu.“ 
Der Fragebogen: TSA Public Service GmbH/Teleport GmbH 

Am Markt seit ...? 1994, zunächst als Teleport Sachsen-Anhalt mit Angeboten im liberalisierten Telekommunikationsmarkt. Ab 2001 Aufbau des Geschäfts für die öffentliche Verwaltung. Seit 2010 Konzentration dieses Geschäftsbereichs in der TSA Public Service, die ihren Hauptsitz in Halle hat und ebenso wie die Teleport GmbH und die Govii UG zur heutigen TELEPORT-Gruppe gehört. 

Zahl der Beschäftigten? 55.

Wird ausgebildet? Derzeit werden sieben Auszubildende beschäftigt sowie sieben Werkstudenten. Ausgebildet wird in verschiedenen Bereichen der Fachinformatik. Bei dualen Studiengängen wird vor allem mit der Hochschule Anhalt kooperiert, auch hier stehen informatiknahe Fächer im Zentrum. Zusammenarbeit gibt es ebenfalls mit der Hochschule Merseburg und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 

Das Unternehmen hat sich entwickelt zu ...? einem Spezialisten für Lösungen und Services zur nachhaltigen Verwaltungsmodernisierung, dessen Angebote wie der auf Technologien der Künstlichen Intelligenz (KI) basierende Behördenbot Govii bundesweit eingesetzt werden.

Umsatz? Knapp sieben Millionen Euro 2021. 

Prognose? Konzentration auf die Weiterentwicklung von KI- und Bot-Technologien, die künftig im Alltag und auch in der öffentlichen Verwaltung eine große Rolle spielen werden. Ausbau der KI-Angebote im Bereich Verwaltungsdigitalisierung und -automatisierung. 

In der Region engagiert durch ...? Begabtenförderung, unter anderem durch das Sponsoring von Mathematikolympiaden. Regelmäßig werden zudem Geldsummen ausgelobt und die Belegschaft des Unternehmens entscheidet, welche Vereine oder Einrichtungen unterstützt werden – zuletzt war dies eine Sporthalle in Halle (Saale). 

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen? Besonders wichtig ist dem Unternehmen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Bereits vor Corona gab es die Möglichkeit zu mobilem Arbeiten und Homeoffice. Beim Einkauf von Rechenzentrumsleistung wird auf „Grünen Strom“ geachtet, außerdem wird auf Elektro- oder Hybridfahrzeuge Wert gelegt. Die Obstkörbe für die Belegschaft kommen möglichst aus der Region. Nicht zuletzt werden Kindergartenbeiträge gesponsert. Aus- und Weiterbildung werden unterstützt und gefördert, darunter Aufbau- und Master-Studium. Für ehrenamtliches Engagement wird ebenfalls Raum gelassen. 

Kontakt

TSA Public Service GmbH/Teleport GmbH 
Herrenstraße 20 
06108 Halle (Saale) 
Telefon: +49 (0) 345 773874 0 

PM TEC Rolls & Covers GmbH: Präzision im Großformat 

Mit gewaltigen und trotzdem hochpräzisen Walzen, bis zu zwölf Meter lang und anderthalb Meter im Durchmesser, hat sich die PM TEC Rolls & Covers GmbH aus Merseburg weltweit einen Namen gemacht. Die Riesen kommen unter anderem in der Papier- und Kunststoffindustrie zum Einsatz. 
In den Produktionshallen der PM TEC Rolls & Covers arbeiten bisher vorwiegend Männer. Jetzt wirbt der Hersteller gezielt um Frauen. Erster Erfolg: Im August 2022 startet eine junge Frau dort ihre Ausbildung zur Zerspanungsmechanikerin. „Unsere größte Herausforderung ist der Fachkräftebedarf“, betont Geschäftsführer Alexander Weber. Denn das Unternehmen hat nicht nur etliche Stellen neu zu besetzen, weil erfahrene Mitarbeiter in Rente gehen, es will auch wachsen. Gerade werden die Produktionsflächen erweitert und die Auftragslage ist laut Weber glänzend. 

Vorausschauend geplant 

„Wir hatten über die Coronazeit ständig volle Auftragsbücher und eher das Problem, alle Aufträge rechtzeitig liefern zu können“, erklärt der Geschäftsführer. „Natürlich bekommen auch wir die weltweiten Probleme im Beschaffungssektor zu spüren, speziell bei großen Stahlrohren, die wir als Rohmaterialien kaufen. Hier haben wir uns aber durch vorausschauenden Zukauf recht gut gerüstet und mit großen Mengen bevorratet.“ Die Hauptabnehmer für die Walzen seien Anlagenhersteller in Europa, so Weber: „Sie bauen unsere Produkte beispielsweise in Maschinen zur Papier- oder Kunststofffolienherstellung ein. Produktionsanlagen mit unseren Walzen stehen in jedem Winkel der Welt, werden derzeit hauptsächlich nach China geliefert.“ 

Auf die Beschichtung kommt es an 

„Wir sind einer der wichtigsten Hersteller von Großwalzen. Vor allem aber sind wir der einzige, der auch selbst beschichtet“, unterstreicht Weber. „Denn jede Stahlwalze ist nur so gut wie ihre äußerste Schicht, mit der sie das Produkt berührt.“ Zu den Qualitätsmerkmalen zählten dabei zum Beispiel Korrosionsbeständigkeit und Antihafteigenschaften. „Weil diese produktberührende Schicht deutlich wichtiger ist als die Walze an sich, entwickeln wir sie selbst, bringen sie auf und schleifen sie selbst. Unsere extrem harten und verschleißfesten Thermo-Coatings lassen sich nur noch mit Diamant bearbeiten“, betont er. Die Beschichtungen werden zusätzlich in Lohnbearbeitung angeboten: „Mit diesem Segment realisieren wir inzwischen 20 Prozent unseres Umsatzes.“ Neben eigener Forschung und Entwicklung kooperieren die Merseburger bei Forschungsprojekten mit der Hochschule Magdeburg-Stendal und der Technischen Universität Chemnitz. Das eigentliche Erfolgsgeheimnis liege jedoch in der Teamarbeit im Unternehmen, so Weber. Dazu gehöre, bisherige Prozesse selbstkritisch infrage zu stellen und nicht alles „wie immer“ zu machen: „Dann kommen automatisch die interessantesten Ideen.“ So habe man eine deutlich leichtere Hybridwalze aus einer Kunststoff-Stahl-Kombination entwickelt und zum Patent angemeldet, die den Einsatz viel kleinerer Antriebe und Lagerungen ermögliche. 

Automatisierung verändert Prozesse 

„Jede Walze ist ein Unikat. Unsere Fertigung ist in vielen Bereichen sehr stark von handwerklichem Geschick abhängig und schwer zu digitalisieren. Dennoch sind wir dabei, die Prozesse mittels Automatisierung zu optimieren“, sagt Weber. „Aktuell arbeiten wir an einer Schweißautomatisierung, bei der ein Laser mit Roboter zum Einsatz kommen soll.“ Die Beschäftigten würden dann die Programmierung und vor allem die Qualitätssicherung übernehmen. „Das verändert die Arbeit und macht sie attraktiver.“ 
Der Fragebogen: PM TEC Rolls & Covers GmbH

Am Markt seit ...?
  1998. Damals wurde das Geschäft der Walzenproduktion auf dem ehemaligen Gelände der Königsmühle übernommen, der letzten Papierfabrik in Merseburg. Kurz darauf folgte der Neubau der ersten Fertigungshalle. 

Zahl der Beschäftigten?  Rund 50. 

Wird ausgebildet?  Insgesamt werden ca. zehn Auszubildende beschäftigt. Pro Lehrjahr beginnen drei Azubis ihre Ausbildung als Zerspanungsmechaniker/-in. Je nach Bedarf wird zudem in den Berufsbildern Industriemechanik, Produktdesign und Industriekaufleute ausgebildet. Zusätzlich werden Praktika für Umschüler und Studierende sowie Themen für Master- bzw. Bachelorarbeiten im Maschinenbau angeboten. 

Das Unternehmen hat sich entwickelt zu ...?  einem der wichtigsten Hersteller von Großwalzen und zum Beschichter von Walzen. Aktuell wird ein Investitionsvorhaben in Höhe von drei Millionen Euro realisiert, das die Bereiche Energieoptimierung, Hallenerweiterung und Schweißautomatisierung sowie den Kauf einer Schleif- und einer CNC-Drehmaschine betrifft. 

Umsatz?  Rund zehn Millionen Euro pro Jahr. 

Prognose?  Als Großwalzenhersteller hat sich PM TEC Rolls & Covers weltweit einen sehr guten Ruf erarbeitet und will sich in den nächsten Jahren mit der Weiterentwicklung seiner ThermoCoatings beschäftigen. Der Mehrwert dieser dünnen Walzenbeschichtungen liegt in hoher Verschleiß- und Korrosionsfestigkeit. 

In der Region engagiert durch ...?  Sponsoring verschiedener Sportvereine und von Vereinsfesten. Außerdem werden Schul- sowie Ausbildungsklassen eingeladen, um Fachkräftenachwuchs in der Region zu halten. 

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen?  Hier ist „Grüne Energie“ ein wichtiges Thema. So wurde eine großflächige Photovoltaikanlage zur Eigenstromversorgung und Netzeinspeisung installiert. Die Hallenheizung und die für die Fertigung nötige Erwärmung großer Stahlrohre wurden energetisch optimiert. Deutliche Verbesserungen in ökologischer und ökonomischer Hinsicht werden mit der Entwicklung hochverschleißfester Thermo-Coatings verfolgt. Das Aufbringen der Schichten im eigenen Haus vermindert Transporte der Walzen. Im Vergleich zu konventionellen Walzenbezügen auf Basis von Elastomeren sowie galvanischem Hartchrom mit dem erbgutverändernden und krebserzeugenden Prozessstoff Chromtrioxid sind diese Beschichtungen wesentlich gesundheits- und umweltschonender. Darüber hinaus verlängert sich die Einsatzzeit der Walze. Des Weiteren werden Fort- und Weiterbildung wie die Meisterausbildung unterstützt. 

Kontakt 

PM TEC Rolls & Covers GmbH 
Brandisstraße 6, 06217 Merseburg 
Tel. 03461 74010,
www.pmtec-rc.de  

ROMONTA Holding GmbH: Strukturwandel meistern 

Auf 100 Jahre Tradition in der stofflichen Nutzung von Braunkohle blickt ROMONTA, weltgrößter Erzeuger von Rohmontanwachs, 2022 zurück. Das fossile Wachs wird aus der bitumenreichen Braunkohle des eigenen Tagebaus in Amsdorf gewonnen. Jetzt investiert das Unternehmen 80 Millionen Euro in ein Ersatzbrennstoffkraftwerk und damit in den Ausstieg aus der Kohleverbrennung. 
Im Strukturwandel sind Rena Eichhardt und Uwe Stieberitz zu Hause. Die Ökonomin und der Ingenieur führen die Geschäfte der ROMONTA Holding GmbH. Das Unternehmen hat in den letzten Jahrzehnten gewaltige Veränderungsprozesse durchlebt. Genau wie der ganze Standort Amsdorf, seit dort 1922 die erste Montanwachsfabrik die Produktion aufnahm – damals die größte und modernste ihrer Zeit. Bis heute schlägt in Amsdorf das technologische Herz der Montanwachsgewinnung. Von Schuhcremes über Lederpflege, Polituren, Schmierstoffe, Farben und Kosmetika bis zur Bau- und Asphaltindustrie, der Kunststoffproduktion oder dem Gießereiwesen – der Stoff ist ein Multitalent und wird sehr vielfältig genutzt. 

Viel investiert 

„Für die Wachsproduktion gibt es weltweit kein vergleichbares Unternehmen, den Rohstoff können Sie nur bei uns kaufen“, betonen die beiden Geschäftsführer stolz. Dabei sah es nach dem Ende der DDR gar nicht rosig aus für den Traditionsbetrieb. Das Unternehmen geriet zunächst in die Hände später verurteilter Betrüger. Ein Management-Buy-Out (MBO) brachte es 2001 wieder auf Erfolgsspur. 13 Führungskräfte kauften ROMONTA damals. „Seit wir seinerzeit das Ruder in die Hand genommen haben, wurden in etwa 15 Jahren mehr als 220 Millionen Euro am Standort investiert“, berichtet Stieberitz. Mit dem politisch geplanten Kohleausstieg und dem steigenden CO2-Preis, der die Kosten für das Industrieprodukt Montanwachs verteuert, stehen wieder große Herausforderungen bevor: „Hier am Standort weiter in der Montanwachsproduktion arbeiten und diese hochwertigen Arbeitsplätze sichern zu können, ist auch unter den klimapolitischen Rahmenbedingungen unser Ziel“, so Stieberitz. Vorausblickend sei die Geschäftstätigkeit des Unternehmens früh zeitig auf weitere Felder wie Abfallverwertung und erneuerbare Energien ausgeweitet worden. 

Transformation geht weiter 

Der Einstieg eines Konsortiums um die GETEC Energie Holding GmbH (GETEC) bei ROMONTA brachte weitere Zukunftsprojekte ins Rollen. Der Unternehmensverbund für Energiedienstleistungen aus Magdeburg/Hannover übernahm 2020 alle Aktien des Montanwachsherstellers. „Wir sind froh, dass wir mit der GETEC als neuem Gesellschafter an Bord unsere Strategie sicherstellen und vorantreiben können“, erklärt Eichhardt. Gerade im Bereich der regenerativen Energien habe die GETEC eine hohe Expertise. „Den politisch vorgegebenen Umbruch, aus der Kohle auszusteigen, hätten wir allein nur schwer umsetzen können. So plant der neue Gesellschafter in den nächsten Jahren Investitionen von 200 Millionen Euro“, ergänzt Stieberitz. Damit sei eine klare Perspektive gesichert: „Das ist für unsere Kunden weltweit enorm wichtig.“ Im Juni 2021 fiel der Startschuss für ein neues Ersatzbrennstoffkraftwerk mit einer Jahreskapazität von 140.000 Tonnen. Das 80-Millionen-Euro- Vorhaben soll bis Mitte 2024 in Betrieb gehen. „Wir ersetzen die Kohleverbrennung und erreichen eine nahezu CO2-neutrale Montanwachsproduktion“, unterstreichen Eichhardt und Stieberitz. Auch ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien im Zuge der Nachnutzung nicht mehr durch den Bergbau beanspruchter Tagebauflächen stehe auf dem Plan. Um schnell auf Veränderungen am Markt zu reagieren, leiste man sich den Aufwand einer eigenen Produktentwicklungs- und Anwendungsabteilung, so die Geschäftsführer: „Bei uns kommen alle Ideen auf den Tisch. Wir denken mindestens zehn Jahre voraus, ruhen uns nicht nur auf unserem Hauptprodukt aus.“ 
Der Fragebogen: ROMONTA Holding GmbH 

Am Markt seit ...? 
1922, damals startete die großtechnische Produktion von Montanwachs aus Braunkohle. Der heutige Unternehmensverbund ROMONTA wurde 1994 gegründet und entstand aus einer Abspaltung der Mitteldeutschen Braunkohle AG. 

Zahl der Beschäftigten? Rund 370. 

Wird ausgebildet? Derzeit werden 21 Auszubildende beschäftigt. Das Spektrum der Ausbildungsberufe reicht von Elektronik & Automatisierungstechnik über Chemikanten & Chemielaboranten, Industriemechaniker und Kaufleute bis zu Fachlageristen. Mit der Hochschule Merseburg wird im dualen Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen zusammengearbeitet. 

Das Unternehmen hat sich entwickelt zum ...? Weltmarktführer in der Produktion von Montanwachs und damit der stofflichen Nutzung der Braunkohle. Zudem wurden die Geschäftsaktivitäten frühzeitig auf mehrere Säulen gestellt. So ist ROMONTA auch in der Abfallwirtschaft tätig – mit der Aufbereitung von Haus- und Gewerbemüll sowie thermischen Verwertung in einer eigenen Anlage. Der Tagebau wird auch wirtschaftlich genutzt, um in einem Umwelt- und Recyclingzentrum bergbaufremde Massen wie Gleisschotter der Deutschen Bahn zu recyceln. Ein drittes Geschäftsfeld ist mit dem Erneuerbare- Energien-Gesetz (EEG) verbunden: Der erste eigene Solarpark entstand 2009. 

Umsatz? Rund 80 Millionen Euro. Prognose? Das Unternehmen will seine Führungsposition im Montanwachsgeschäft erhalten und die Wertschöpfungsketten weiterentwickeln. Um dem Standort eine sichere Zukunft zu schaffen, werden weiterhin neue Geschäftsbereiche erschlossen. Das Potenzial von 1.800 Hektar Grund und Boden soll umweltfreundlich wirtschaftlich nachgenutzt werden. Positive Möglichkeiten bieten die sehr guten Bahn- und Autobahnanbindungen. 

In der Region engagiert durch ...? Intensive Sponsoringaktivitäten in der Region, darunter im Jugendsport und Fußball. Mit dem 1. FC Romonta Amsdorf und dem SV Romonta 90 Stedten werden zwei Fußballvereine unterstützt. Ebenso engagiert sich die Firma im Bereich Motocross für den Motorsportclub Teutschenthal und in den Anliegerkommunen. Nicht zuletzt wird Wert auf regionale Lieferanten und die Förderung lokaler Geschäftspartner gelegt – auch, um Arbeitsplätze zu sichern. 

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen? Mit 75 Megawatt installierter Solar- und Windkraftleistung am Standort zählt ROMONTA zu den „grünsten“ Bergbauunternehmen. Vielfältige soziale Projekte, unter anderem mit dem Kinderschutzbund, werden vorangetrieben. Mit dem Engagement für gut bezahlte Industriearbeitsplätze will das Unternehmen Perspektiven geben. 

Kontakt

ROMONTA Holding GmbH 
Chausseestraße 1 
06317 Seegebiet Mansfelder Land OT Amsdorf 
Tel. 034601 400, 
www.romonta.de 

Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH: Die Legende lebt 

Die Flaschen mit der roten Haube krönten in der DDR so manche Feier. Mit 17 bis 23 Ostmark war Rotkäppchen-Sekt aus Freyburg an der Unstrut ein Luxusgut. Fast hätte die legendäre Marke, deren Wurzeln 165 Jahre zurückreichen, die Wende nicht überstanden – doch nach einem Management-Buy-out 1993 gelang eine einzigartige Erfolgsgeschichte. 

„Was viele vielleicht nicht wissen: Das Geburtsjahr des Familienunternehmens Rotkäppchen- Mumm ist 1856. Damals haben unsere Gründerväter die Wurzeln gelegt, heute würde man das sicherlich als Start-up bezeichnen“, betont Christof Queisser, Chef des Marktführers Rotkäppchen-Mumm stolz. Bereits um 1885 trank man in allen preußischen Offizierskasinos den Schaumwein aus dem Herzen von Sachsen-Anhalt. Richtig Fahrt nahm die Erfolgsgeschichte dann 1894 auf, als die Marke Rotkäppchen geboren wurde – eigentlich Ergebnis eines Rechtsstreits aufgrund des neuen „Gesetzes zum Schutz der Warenzeichen“. Namensgeber war die rote Kappe auf der Flasche. 1901 stattete die Freyburger Firma sogar die erste deutsche Expedition an den Südpol mit Sekt-Proviant aus. Der kaiserliche Gaumen Wilhelms II. wurde ebenfalls mit Rotkäppchen- Sekt benetzt. 

Regional verwurzelt 

Die lange Unternehmensgeschichte hätte ihn eines gelehrt, so Queisser: „Bei uns hat Innovation schon immer Tradition. Unser Blick geht nach vorn, dabei sind wir extrem werteorientiert.“ Die regionale Verbundenheit habe bis heute große Bedeutung. „Rotkäppchen- Sekt kommt aus Freyburg, hier schlägt das Herz der Marke. Wir sind ein Familienunternehmen und seit vielen Generationen in unserer Heimatregion tief verwurzelt. Daran wird sich auch nichts ändern“, so der CEO. Und dies gelte nicht nur für Freyburg: „Schauen Sie an unsere Standorte nach Eltville, Breisach oder Nordhausen. Auch dort sind wir verwurzelt.“ Auszubilden gehört für ihn ebenfalls zur Verpflichtung für die Region. Außerdem habe man in Freyburg eine der modernsten Produktionsanlagen geschaffen: „Unser Standort Freyburg ist absolute Weltspitze, das finden Sie so kein zweites Mal.“ 

Starke Frauen auf allen Ebenen 

Ob die Entwicklung während der DDR-Zeit die Firmenkultur immer noch beeinflusse? „Ganz eindeutig: Durch starke Frauen auf allen Ebenen des Unternehmens“, unterstreicht Queisser. „Wir leben eine gute Mischung aus gesundem Pragmatismus und weitsichtiger Planung. Ganz tief ist sicherlich das Macher- Gen in uns verankert. Heute sind wir eine sehr gute Kombination aus unterschiedlichsten kulturellen Erfahrungen und Einflüssen. Was ein wichtiger Erfolgsfaktor ist: Wir sprechen miteinander immer auf Augenhöhe!“ Rotkäppchen-Mumm sei im allerbesten Sinne ein Familienunternehmen: „Wir haben kurze Entscheidungswege, können schnell agieren.“ 

Keine Kurzarbeit, großer Digitalsprung 

In der Corona-Krise habe das Unternehmen zusammengehalten und die Zeit genutzt, wie Queisser erklärt. „Bei der tagtäglichen Zusammenarbeit in Videokonferenzen oder dem Ausbau unserer Ludwig von Kapff-Online- Shops haben wir Riesenschritte gemacht. Außerdem haben wir einen ganz neuen Geschäftsbereich für die Ansprache der Endverbraucher gestartet“, sagt er. „Was aber für uns von Anfang an feststand: Kurzarbeit wird es bei uns nicht geben.“ Die Zukunft aber werde noch digitaler, schneller. Weitere Herausforderungen? „Steigende Preise für Rohstoffe, die Energiewende und vor allem die globale Klimakrise sind sicherlich die wichtigsten Themen, für die wir in den nächsten Jahren unbedingt Lösungen finden müssen.“ Dabei setzt Queisser vor allem auf sein Team: „Letztendlich sind es die Menschen bei Rotkäppchen- Mumm, die maßgeblich zum Erfolg beitragen.“ 
Der Fragebogen: Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH 

Am Markt seit ...? 1856, als Moritz und Julius Kloss mit ihrem Freund Carl Foerster in Freyburg eine Weinhandlung gründeten. 

Zahl der Beschäftigten? 997 im Jahr 2020. 

Wird ausgebildet? Immer, aktuell rund 60 Auszubildende und Trainees. Zudem können alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Rotkäppchen-Mumm Academy ihr Wissen vertiefen – das Konzept ist ein neuer Weg in der Branche. 

Das Unternehmen hat sich entwickelt zum ...? Marktführer im Sekt-, Wein- und Spirituosenbereich mit Marken wie Rotkäppchen, Geldermann, Mumm, aber auch Chantré, Echter Nordhäuser oder Mariacron. Das Unternehmen hat neun Standorte, davon je einen in Italien und in Österreich. Am Stammsitz Freyburg (Unstrut) wurde in den letzten Jahren kontinuierlich investiert. 

Umsatz? 1,2 Milliarden Euro Gesamtumsatz 2020 (inklusive Sekt- und Alkoholsteuer, ohne Mehrwertsteuer), aufgeteilt auf die drei Geschäftsfelder Sekt & Co. – 594 Millionen Euro (Vorjahr: 584 Millionen Euro); Wein – 228 Millionen Euro (Vorjahr: 183 Millionen Euro) sowie Spirituosen – 378 Millionen Euro (Vorjahr: 347 Millionen Euro). 

Prognose? Mit „Eigenständigkeit, Weitsicht und Mut“ auch in Zukunft Qualität und nachhaltiges Wachstum sichern. Die Herausforderung Digitalisierung will Rotkäppchen- Mumm in allen Bereichen tatkräftig angehen. 

In der Region engagiert durch ...? Ein kultureller Leuchtturm in der Region ist das Sektival mit zahlreichen Konzerten, Lesungen und Kabarettabenden. Lokale Veranstaltungen wie das Freyburger Winzerfest werden ebenfalls unterstützt. Großer Wert wird auf Zusammenarbeit mit Betrieben aus der Region gelegt. Einen besonderen Besuchermagneten stellt die historische Rotkäppchen Sektkellerei dar. Derzeit werden rund zehn Millionen Euro in ein neues Besucherzentrum investiert. Die Rotkäppchen-Markenwelt soll im Frühjahr 2023 als Highlight öffnen. 

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen? Der Marktführer will Maßstäbe setzen. So garantiert ein Verhaltenskodex einen fairen Umgang. Ein Lieferantenkodex legt die Verhaltensweisen im Geschäftsverkehr fest. Bestandteile aller Lieferverträge sind regelmäßige Audits und Qualitätsspezifikationen. Nicht zuletzt wird stetig an der Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks gearbeitet – zum Beispiel durch aktive Frachtraumoptimierung. Außerdem werden die Produkte nach International Featured Standards Food (IFS Food) zertifiziert. Besonders engagiert sich das Unternehmen für die Prävention von übermäßigem Alkoholkonsum und unterstützt Initiativen, die sich für den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol einsetzen – speziell im Jugendalter. 

Kontakt

Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH 
Sektkellereistraße 5 
06632 Freyburg (Unstrut) 
Tel. 034464-340 
www.rotkaeppchen-mumm.de 

VKK Standardkessel Köthen GmbH: Unter Dampf 

Die VKK Standardkessel Köthen GmbH hat beim Reiner-Lemoine-Innovationspreis Anhalt-Bitterfeld 2021 den Sonderpreis der IHK Halle-Dessau gewonnen. Die Firma wurde für ihren riesigen Dampfkessel im Grenzleistungsbereich bis 70 Tonnen pro Stunde ausgezeichnet. Und mit Wasserstoff beheizte Kessel haben die Köthener auch schon im Programm. 
Damit die Produkte zu den Kunden kommen, braucht es viele Pferdestärken. Die leistungsstärksten Dampfkessel haben bis 4,80 m Durchmesser und sind etwa 100 Tonnen schwer. Sie werden auf Wasserstraßen oder Schwerlaststrecken zu Zielen weltweit transportiert. Im schwäbischen Aalen zum Beispiel versorgen sie eine neue, hochleistungsfähige Papiermaschine mit heißem Dampf. „Für die Versorgung der neuen Aalener Papierfabrik, einer Anlage zur Erzeugung von Wellpappenrohpapieren mit niedrigen Grammaturen (Papiergewicht in Gramm pro Quadratmeter), haben wir gerade die größten Großwasserraumkessel geliefert, die bisher gebaut wurden“, berichten die Geschäftsführer der VKK Standardkessel Köthen GmbH, Dr.-Ing. Wolfgang Sobbe und Michael Fitzke, stolz. „Die zwei Dampferzeuger haben eine Leistung von je 70 Tonnen pro Stunde (t/h) zur Erzeugung von Dampf bei 17 bar Betriebsdruck mit 250° Celsius.“ Die Kessel wurden komplett mit Ausrüstungen inklusive der Feuerung geliefert. Sie werden mit Erdgas befeuert: „Durch die zwei umweltfreundlichen Low-Nox-Feuerungsanlagen wird eine sehr geringe Abgas-Schadstoffemission gewährleistet.“ 

Maßgeschneiderte Kesselkonstruktionen 

 „Unsere Kessel besitzen einen Wirkungsgrad von 96 Prozent und sind die leistungsgrößten Großwasserraumkessel der Welt, mit denen man umweltfreundlich Dampf erzeugen kann“, so Sobbe und Fitzke. Die Großwasserraumkessel aus den Produktionshallen des Herstellers mit Standorten in Köthen, Magdeburg und Duisburg kommen in der industriellen und kommunalen Energieversorgung zum Einsatz – und haben laut Firmenangaben eine Lebensdauer bis zu 40 Jahren. Von der Planung bis zur Auslieferung eines solchen maßgeschneiderten Kessels dauert es mehrere Monate bis Jahre – im Falle der Papierfabrik kam die Anfrage 2018. „Bisher waren derartige Dampferzeuger am Markt nicht verfügbar. Zurzeit ist VKK Standardkessel der weltweit einzige Hersteller von direkt befeuerten Groß-wasserraumkesseln, dimensioniert nach dem europäischen Regelwerk für Großwasserraumkessel EN 12953, der die Dampferzeugung von 70 t/h mit einem Kessel anbietet.“ 

Wasserstoff als Zukunftstechnologie 

Um Technologieführer in der Dampfkesselbranche zu bleiben, setzt der Mittelständler neben mit Gas oder der Abwärme thermischer Prozesse beheizten Kesseln bereits auf Wasserstoff und Strom als Heizquelle. „Erdgasfeuerungen betrachten wir als sogenannte Brückentechnologie. Für ihren schadstoffarmen Einsatz konzipieren wir Kessel mit vergleichsweise großen Brennraum als Voraussetzung für möglichst niedrige Emissionen. Doch im Zusammenhang mit der Energiewende werden künftig Wasserstoff und Strom für die Beheizung der Dampfkessel an Bedeutung gewinnen“, betonen die beiden Geschäftsführer. „Wir haben schon Lösungen für den Einsatz von Wasserstoff als Brennstoff sowie die Beheizung mit Strom realisiert, die wir weiterentwickeln wollen. Deshalb haben wir in den letzten Jahren vor allem Investitionen in Hard- und Software sowie in die Fertigungstechnologie und Infrastruktur vorangebracht.“ 
Der Fragebogen: VKK Standardkessel Köthen GmbH 
Am Markt seit ...? Seit 1865 werden in Köthen Dampfkessel gefertigt. Die Firma in ihrer heutigen Aufstellung ging aus einer Neustrukturierung 2018 hervor. Damals wurden infolge eines Betriebsübergangs die VKK Standardkessel Köthen GmbH als Kesselhersteller sowie die VKK Standardkessel Köthen Service GmbH als Dienstleister im Kesselsektor neu gegründet. Die operativen Gesellschaften werden durch eine Verwaltungsgesellschaft ergänzt. Die gesamte VKK-Gruppe arbeitet unter einem Investorendach zusammen. 

Zahl der Beschäftigten? 167 (VKK-Gruppe gemeinsam mit der Service- und Verwaltungsgesellschaft) 
 Wird ausgebildet? Ja, im gewerblichen und im kaufmännischen Bereich. Darüber hinaus wird die ingenieurtechnische Ausbildung der Universitäten, Hoch- und Fachschulen durch angebotene Praktika, Beleg- und Abschlussarbeiten unterstützt. Aktuell wird je eine gewerbliche und kaufmännische Auszubildende beschäftigt. Noch freie Ausbildungsplätze gibt es für Konstruktionsmechanik, Fachrichtung Schweißtechnik. In der Regel werden alle Azubis nach erfolgreichem Abschluss übernommen. 

Das Unternehmen hat sich entwickelt zum ...? Technologieführer. In diesem Jahr wurde es im Wettbewerb um den Reiner-Lemoine-Innovationspreis Anhalt-Bitterfeld 2021 mit dem Sonderpreis der IHK Halle-Dessau ausgezeichnet. Das innovative Produkt: Dampfkessel im Grenzleistungsbereich bis 70 t/h (Tonnen pro Stunde). 

Umsatz? Die VKK-Gruppe realisiert eine Gesamtleistung von ca. 30 Millionen Euro. 

Prognose? Das Unternehmen will Technologieführer in seiner Branche bleiben und liefert neben den mit Gas oder Abhitze beheizten Kesseln bereits solche, die mit Wasserstoff oder Strom beheizt werden können. Die Standorte in Köthen, Duisburg und Magdeburg sollen weiterentwickelt werden. 

In der Region engagiert durch ...? Die Neustrukturierung 2018 schuf die Basis, um knapp 170 Arbeitsplätze an den jeweiligen Standorten des Unternehmens zu sichern. Darüber hinaus kooperiert die Gruppe mit mehr als 160 Lieferanten und Dienstleistern aus Sachsen-Anhalt, davon mehr als 70 aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld. 

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen? Dampfkessel von VKK Standardkessel sind langlebige Investitionsgüter, die nicht selten 20 bis 40 Jahre im Einsatz sind. Bei der Entwicklung und Herstellung wird laut Firmenangaben auf Energieeffizienz unter anderem durch hohe Kesselwirkungsgrade geachtet sowie auf die Einhaltung aller technischen und gesetzlichen Regelungen. Zudem werde der Fokus zunehmend auf eine ressourcensparende Konstruktion und Fertigung gerichtet und in moderne Fertigungstechnologie investiert. 

Kontakt

VKK Standardkessel Köthen GmbH 
Am Holländer Weg 21–23 
06366 Köthen 
Tel. 03496 660 
www.vkkstandardkessel.de 

MECOTEC GmbH: Kalt gewachsen 

Minus(grade) in (Umsatz-)Plus umwandeln – das macht die MECOTEC GmbH aus. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Bitterfeld-Wolfen entwickelt und produziert elektrisch betriebene Kältekammern, in denen zwischen -40 und -125° Celsius herrschen. Solche Tiefstkälte wird in der Pharmazie zum Beispiel zur Kühlung des COVID19-Impfstoffs gebraucht, aber ebenso in Medizin, Sporttherapie und Lifestyle angewandt. 
Die Corona-Pandemie hat dem Unternehmen weiteres Wachstum beschert und seine Stellung als Weltmarktführer gestärkt. Eiskalt ist es im Lager von dermapharm in Sandersdorf- Brehna: Bei -80° Celsius lagert hier Impfstoff gegen COVID19. Auf den Philippinen wiederum unterstützt ein mobiler tiefkalter Container die Impfstofflogistik. Die Technologie dahinter kommt von MECOTEC. „Gestartet bin ich mit Kaltlufttherapiegeräten für die Medizin“, erinnert sich Geschäftsführer Enrico Klauer. „Damit ließ sich kalte Luft bis -60° Celsius erzeugen. Zu den Anwendern gehörten Kliniken, die sich auf die Behandlung orthopädischer Erkrankungen wie Rheuma spezialisiert hatten. Um die Kälte noch besser für therapeutische Zwecke einzusetzen, brauchten sie Ganzkörper-Kältekammern. Die Idee für das heutige Unternehmen MECOTEC entstand.“ 

Kälte für Industrie und Fitness 

Fünf elektrisch betriebene Kältekammer- Modelle hat MECOTEC unterdessen im Programm. Mehr als 600 Stück wurden international verkauft. Von Hightech-Kühllösungen für die Industrie bis zu medizinischen Anwendungen und privater Wellness reicht die Bandbreite, die das Unternehmen abdeckt. Auch Sportler regenerieren sich in der Kälte – unter anderem, um nach Verletzungen schneller wieder zu Kräften zu kommen. So nutzen die Fußballer des ostbayerischen Clubs SSV Jahn Regensburg die elektrische Kältekammer cryo:one. „In Deutschland besteht noch Nachholbedarf bei der Verbreitung von Kältekammern im Sport. Aber langsam setzten sie sich in den Fitnessstudios durch“, erklärt Klauer, der nach eigenen Angaben selber regelmäßig die Kältekammer nutzt. 

Schnelle Wege für Ideen 

Die Corona-Pandemie allerdings brachte speziell auf dem Fitness-Sektor einen Rückschlag, Studios mussten schließen und Sportvereine ihre Arbeit einstellen. „Während der Umsatz der klassischen Kältekammern stagnierte, haben wir uns den Pharmabereich erschlossen. Denn die neuen Impfstoffe müssen bei tiefsten Temperaturen gekühlt werden – und wir haben diese Technologie!“ Die „Ideenkultur“ im Unternehmen habe die rasche Umsetzung ermöglicht, so Klauer: „Wir nehmen jede Idee auf und haben kurze Entscheidungswege. Das hilft, unsere Produktpalette ständig zu verbessern.“ Die Digitalisierung spiele dabei eine große Rolle: „Bedienung per App, maßgeschneiderter Maschinenbau – das können wir alles. 80 Prozent unserer Anlagen lassen sich mit dem Handy fernsteuern. Wir können mehr Messdaten erfassen und analysieren, neue Vertriebsmodelle wie Pay-per-use statt Kauf etablieren.“ 

Wachstum geplant 

Sein Unternehmen wolle in weiteren Ländern „durchstarten“, sagt Klauer: „Südamerika ist im Bereich Kältekammern noch unentdecktes Gebiet, aber wir haben erste Aufträge aus Uruguay, Peru, Argentinien und Brasilien.“ Wachstum sei ebenso in Asien geplant – nicht zuletzt, weil Biotech-Unternehmen dort weitere Produktionsstätten planen. Barrieren lägen zurzeit in der Materialversorgung aufgrund unterbrochener Lieferketten und vor allem im Mangel an Fachpersonal. „Das bremst uns.“ Jeden Monat stelle MECOTEC zwei bis drei Leute ein. Doch moderne Fachleute legten unter anderem Wert auf zeitgemäße Mobilität – und da herrsche Nachholbedarf in Sachsen-Anhalt: „Von Leipzig kommt man prima mit der S-Bahn nach Bitterfeld. Aber der Anschluss zu uns ist schlecht. Da könnten digitale Mobilitätskonzepte Abhilfe schaffen – zum Beispiel ein Elektrobus, der auf App-Anforderung fährt.“ 
Der Fragebogen: MECOTEC GmbH 
Am Markt seit ...?  
MECOTEC wurde 2000 als Einzelunternehmen von Enrico Klauer gegründet, der bereits seit Beginn der 1990er-Jahre in Pforzheim Kältetherapieprodukte für medizinische Anwendungen entwickelt und produziert hatte. 2006 erfolgte die Umwandlung in eine GmbH. 2013 wurden in den Produktionsstandort für Kältekammern im „Solar Valley“ bei Bitterfeld-Wolfen 3,4 Millionen Euro investiert. Neben den Standorten in Bitterfeld-Wolfen und Pforzheim hat das Unternehmen Niederlassungen in Montpellier (Frankreich), South Carolina (USA) und Singapur (Asien) sowie Vertriebsbüros in den Benelux-Ländern, Italien, Schweiz und Großbritannien. Darüber hinaus werden die Produkte über Distributoren unter anderem in Russland, im Mittleren Osten sowie in Nordafrika vertrieben.  

Zahl der Beschäftigten? Weltweit beschäftigt die MECOTEC-Gruppe aktuell 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 75 in Deutschland.  

Das Unternehmen hat sich entwickelt zum ...? Weltmarktführer im Bereich elektrisch betriebener Kältekammern, deckt Temperaturen zwischen -40 bis -125° Celsius ab. Die Erfordernisse der Corona-Pandemie auf dem pharmazeutischen Sektor wirkten sich als „Innovationstreiber“ für die MECOTEC-Kältetechnologien aus und führten zu hauseigenen Entwicklungen auf dem Gebiet der tiefkalten Lagerung und Logistik von COVID19-Impfstoffen.  

Umsatz? 2019 in Deutschland knapp acht Millionen Euro.  

Prognose? Weitere Spezialisierung auf den global wachsenden Markt Tiefstkälte sowie den Maschinenbau für diese Temperaturbereiche. Zwingend ist das Fortführen der Internationalisierung, die dem internationalen Wachstum der Kunden aus der Pharmaund Biotech-Branche folgt. Künftig plant MECOTEC zudem neue Niederlassungen in Asien sowie in Südamerika.  

In der Region engagiert durch ...? Sponsoring für die Kindermannschaft des SG Union Sandersdorf-Brehna 2020.  

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen? MECOTEC sieht CSR als einen wesentlichen Baustein der Unternehmenskultur, nachgewiesen unter anderem durch Zertifizierungen. Dazu gehören soziale Verpflichtungen genauso wie eine in ökologischer Hinsicht effiziente Produktentwicklung sowie Müllvermeidung und Recycling. Nicht zuletzt zählt das Engagement im Bereich CSR bei der Personalgewinnung: Gutes Personal schaut genau hin, wie sich ein Unternehmen in der Hinsicht positioniert. MECOTEC unterstützt unter anderem bei Homeoffice-Modellen, zahlt Zuschüsse zur Kinderbetreuung sowie für die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). 

Kontakt

MECOTEC GmbH, 
Sonnenallee 7-11,
06766 Bitterfeld-Wolfen
Tel. 03494 7888200, 
www.mecotec.net 

Deutsche Basalt Faser GmbH: Neue Fasern für die Welt

Mit Basaltfasern zum Erfolg: Mit einem in der Sowjetunion entwickelten Verfahren hat die als deutsch-georgisches Joint-Venture gegründete Deutsche Basalt Faser GmbH den Weltmarkt erobert. Jetzt zündet die Firma aus Sangerhausen in Kooperation mit der Aachener FibreCoat GmbH eine neue Innovationsstufe.
Ein gemeinsam entwickeltes Produkt, die mit Aluminium beschichtete Basaltfaser, ist frisch auf den Markt gekommen und hat direkt den IQ Innovationspreis Mitteldeutschland gewonnen. Dass Sangerhausen sich zum Zentrum der Basaltfaserproduktion in Westeuropa entwickelt hat, ist einem Zufall geschuldet. Die Geschichte ist verbunden mit der Familienhistorie von Georgi Gogoladze, seit 2016 Geschäftsführer der Deutschen Basalt Faser GmbH: 1998 gründete sein Großvater im georgischen Rustawi die Basalt Fibers LLC – basierend auf einer Technologie, die vormals in der Sowjetunion jahrzehntelang beispielsweise für die Raumfahrt verwendet wurde. Als Gogoladzes Vater übernahm, ging der Ableger in Sachsen-Anhalt als deutsch-georgisches Joint-Venture an den Start.

Strategisch gut gelegen

„Sangerhausen wurde eher zufällig gewählt, weil unser Geschäftspartner hier saß. Doch der Standort erwies sich als sehr günstig gelegen, logistisch gut an die Autobahn angebunden, mit passender Infrastruktur und sehr attraktiven Investitionsbedingungen“, berichtet der 33-jährige Gogoladze, der an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule RWTH Aachen Brennstoffingenieurwesen studiert hatte. In den Schmelzöfen seines Unternehmens Deutsche Basalt Faser werden bei einer Temperatur von 1.450°C aus Basaltgestein hauchdünne Fäden (Filamente, dünner als ein Haar) gezogen – für nicht brennbare Isoliermaterialien bzw. Zusätze für Beton oder Bremsbeläge.

Auf zu neuen Ufern

Gemeinsam mit seinem Studien- und Rugby- Kumpel Dr. Robert Brüll, CEO des Aachener Start-ups FibreCoat GmbH, entwickelte Gogoladze das Verfahren weiter. Sie nutzten das Corona-Jahr 2020, um aus einer Idee ein marktfähiges Produkt zu schmieden: Im Januar 2021 wurde ALUCOAT – eine mit Aluminium ummantelte Basaltfaser – offiziell vorgestellt und gewann nur kurze Zeit später den IQ Innovationspreis Mitteldeutschland.
„Unsere einzigartigen Fasern sind bis zu 20-Mal günstiger als bisherige Metall - fasern, umweltfreundlicher in der Herstellung und daher geeignet für den Massenmarkt. Sie werden zurzeit in der Elektromobilität und für die elektromagnetische Abschirmung von Gebäuden wie Krankenhäusern oder Regierungsbauten eingesetzt. Weitere Anwendungsgebiete sind smarte Sensoren und Textilien, Filter sowie die Abschirmung von Stromkabeln“, erläutert Dr. Brüll. „Die Nachfrage war sofort enorm“, ergänzt Gogoladze. Dazu komme ein positiver „Corona-Effekt“: „Viele Unternehmen erweitern inzwischen ihre internationalen Lieferketten mit Alternativen aus Deutschland oder entscheiden sich gezielt für in Europa hergestellte Produkte.“

Mehr Mut

Die Produktionsstätte in Sangerhausen solle bis Ende 2022 auf 27 und perspektivisch auf 80 Beschäftigte wachsen, so Gogoladze. „Zurzeit suchen wir akut technisches Personal.“ Um innovativ zu bleiben, wolle man aktives Ideenmanagement betreiben. „Wir sammeln Ideen von Angestellten und Kunden in einer speziellen Datenbank“, erklärt Geschäftspartner Brüll. „Wir sind immer offen für Vorschläge. Ohne Flexibilität entsteht keine Innovation“, ergänzt Gogoladze. Mehr Flexibilität wünscht er sich auch von den Hausbanken in der Region: „Sie sollten mehr Mut für neue Wege aufbringen, um eine tragfähige regionale Wirtschaft zu sichern.“
Der Fragebogen: Deutsche Basalt Faser GmbH
Am Markt seit ...? 
2004, damals als deutsch-georgisches Joint-Venture vom Vater des heutigen Geschäftsführers Georgi Gogoladze in Sangerhausen gegründet. Seit 2008 stellt der Betrieb Basaltfasern nach einem in der ehemaligen Sowjetunion von Gogoladzes Vorfahren weiterentwickelten Verfahren her.

Zahl der Beschäftigten? 15. In der Produktion arbeitet zum Basalt Faser Operator ausgebildetes Personal aus dem Werk in Georgien – ein in Deutschland (noch) nicht existenter Beruf. Vor allem in der Veredlung und Faserverarbeitung sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Region beschäftigt.

Wird ausgebildet? Bislang nicht. Das in der Basaltfaserherstellung bzw. für die Bedienung der Schmelzöfen erforderliche Berufsbild gibt es in Deutschland nicht. Das Unternehmen arbeitet daran, hier Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen.

Das Unternehmen hat sich entwickelt zu ...? ... dem einzigen Hersteller in Westeuropa, der diese Art Fasern produziert. Ansonsten gibt es die Basaltfaserproduktion vor allem in Russland, Georgien, aber ebenso in den USA und China. Ursprünglich unter anderem in der Raumfahrt verwendet, kommen Basaltfasern inzwischen zum Beispiel in der Baubranche, in der Autoindustrie und im maritimen Bereich zum Einsatz. Das Sangerhäuser Unternehmen beliefert Kunden weltweit, diese sitzen vor allem in Westeuropa, aber auch im arabischen Raum und in Südafrika.

Prognose? Gemeinsam mit der FibreCoat GmbH, einer Ausgründung der RWTH Aachen, wurde das neue Produkt ALUCOAT entwickelt. Die mit Aluminium beschichtete Basaltfaser wird unter anderem beim Bau von Elektroautos eingesetzt oder in der Baubranche zur Abschirmung elektromagnetischer Strahlung – und ist Gewinnerprojekt des IQ Innovationspreises Mitteldeutschland 2021. Mit der Neuheit wollen sie jetzt richtig durchstarten. Um die internationale Nachfrage zu bedienen, ist die Erweiterung der Sangerhäuser Produktionsstätte geplant.

In der Region engagiert durch ...? Noch ausbaufähig, Ideen für die Zukunft reichen von der Zusammenarbeit mit Schulen vor Ort bis zur Etablierung einer Rugbymannschaft, um Jugendliche zu begeistern.

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen? Die gesamte Ausrichtung des gemeinsamen Projekts ALUCOAT orientiert laut Deutscher Basalt Faser und FibreCoat darauf, den CO2-Ausstoß zu minimieren, derartige Hochleistungswerkstoffe dem Consumer-Bereich zugänglich zu machen und somit eine umweltfreundlichere Fertigung zu erreichen. So verzeichneten die neuartigen Fasern bei der Herstellung eine bessere CO2-Bilanz als alternative Materialien wie Glas- oder Carbonfasern. Der Energieeinsatz pro Kilogramm sei geringer als bei Vollaluminium.

Kontakt

Deutsche Basalt Faser GmbH 
Carl-Rabe-Str. 11 
06526 Sangerhausen 
Tel. 03464 276 769-0 
www.deutsche-basalt-faser.de  

GAMPT mbH: Aus dem Wohnzimmer in die Welt

Auch in Sachsen-Anhalt gibt es Gründungsstorys, die klingen wie aus dem Start-up-Lehrbuch: An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) entstand die Idee für ein Ultraschallmessgerät, das in der Herzchirurgie die Bildung gefährlicher Mikroblasen überwacht. Es folgte die Ausgründung, statt der Garage wurde ein Wohnzimmer zur ersten Firmenzentrale. Inzwischen setzt der „Bubble Counter“ der GAMPT mbH aus Merseburg international den Goldstandard.
 
„Unser Gründungsprodukt gehört nach wie vor zu unseren wichtigsten Standbeinen. Inzwischen haben wir die vierte Gerätegeneration herausgebracht“, erklärt Dr. Grit Oblonczek, Marketing & Sales Director der GAMPT mbH – Gesellschaft für angewandte medizinische Physik und Technik. Weitere Bereiche wie Ultraschallmesstechnik für Industrieanwendungen oder für die universitäre Ausbildung sind in den letzten 23 Jahren hinzugekommen.
Das Segment der Ausbildungsgeräte beispielsweise entstand, weil die MLU und die Hochschule Anhalt mit der Bitte nach entsprechenden Produkten an das Unternehmen herangetreten seien: „Für ihre Studenten brauchen sie Geräte, die verständlich aufgebaut sind.“ Weil andere Hochschulen diesen Bedarf ebenfalls anmeldeten, wurde ein neuer Geschäftszweig daraus. „In Deutschland stehen in nahezu alle Universitäten und Hochschulen Geräte und Versuchsaufbauten von uns, um Anwendungen der Ultraschalltechnik in Medizin, Physik und Werkstoffwissenschaft zu trainieren.“

Forschung an neuen Diagnoseverfahren

„In unserem Kerngeschäft, der medizinischen Messtechnik, sind wir in etliche Forschungs- und Entwicklungsprojekte zu neuen Diagnoseverfahren eingebunden“, unterstreicht Oblonczek. Dabei wolle die Firma in neue Gebiete der medizinischen Diagnostik vorstoßen, „in denen bisher kein Ultraschall eingesetzt wird.“ Laut Oblonczek laufen derzeit eine Reihe klinischer Studien. Das letzte „große Ding“ war eine neue medizinische Diagnosemethode zur risikofreien Hirndruckmessung mit Ultraschall (THED), eine Kooperation mit Wissenschaftlern der Charité Universitätsmedizin Berlin.

Lokal verwurzelt, made in Germany

„Unsere Produkte sind made by GAMPT in Germany, wir lassen nichts im Ausland produzieren“, betont Oblonczek. Die Zulieferer kommen bevorzugt aus der Region rund um Merseburg. Rein produktionstechnisch könnte das Unternehmen aber überall sitzen. „Wir sind in Merseburg, weil wir hier sein wollen. Wir kommen aus der Region, haben hier unsere Ausbildung gemacht und ein großes Netzwerk.“ Nicht zuletzt eröffne sich durch die Hochschule Merseburg und die MLU ein interessantes Fachkräftereservoir.

Gründergeist nicht verloren

„Wir sind in einer Wohnung gestartet, das Bad war die Werkstatt, im Wohnzimmer wurden Ideen entwickelt“, erinnert sich Oblonczek. Den Spirit aus der Start-up-Zeit habe man mitgenommen – und das Erfolgsgeheimnis für innovative Ideen: „Wir hören unseren Kunden zu, nehmen ihre Anliegen und ihr Feedback ernst. Uns ist wichtig, öfter die Perspektive zu wechseln, um Probleme zu lösen. Wir reagieren schnell, legen Wert auf persönliche Betreuung.“ Die müsse nicht vor Ort stattfinden: GAMPT hat die Corona-Krise genutzt und ein TV-Studio gebaut, um Onlinepräsentationen live durchzuführen. „Auch abends, wenn ein Kunde aus den USA Unterstützung braucht“, berichtet Oblonczek. „Unser Motto: Unmögliches wird gleich erledigt, Wunder dauern etwas länger.“
Der Fragebogen: GAMPT mbH

Am Markt seit ...? 1998. Das auf Ultraschallmesstechnik spezialisierte Unternehmen wurde von fünf Mitarbeitern des Instituts für Medizinische Physik und Biophysik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) gegründet. Die erste Firmenzentrale war ein Wohnzimmer.

Zahl der Beschäftigten? 23, inklusive eines Dual-Studenten.

Wird ausgebildet? Nein, der Schwerpunkt liegt auf Hochschulabsolventen. Das Unternehmen ist in den dualen Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen, Spezialisierung Mechatronik, der Hochschule Merseburg eingebunden. Dabei handelt es sich um ein Hochschulstudium mit integriertem Praxisteil. Meist wird pro Jahr ein Platz vergeben. Außerdem werden Bachelor- und Masterarbeiten sowie Hochschulpraktika vor allem aus dem Bereich Medizintechnik betreut, darunter von Studierenden der Hochschule Merseburg, Friedrich-Schiller-Universität Jena, MLU, Hochschule Anhalt/Standort Köthen und Universität Leipzig.

Das Unternehmen hat sich entwickelt zu ...? Einem kompetenten Anbieter von Komplettlösungen im Bereich Ultraschallmesstechnik für spezielle Anwendungen. Das Gründungsprodukt „Bubble Counter“ gilt international als Goldstandard für die Analyse und Detektion von Mikroblasen bei Herzoperationen, wenn der Blutkreislauf über eine Herz-Lungen-Maschine geleitet wird. Zu den zahlreichen Forschungspartnern gehört vor allem die Charité Berlin. Mit einer Exportquote von über 70 Prozent sind die Messgeräte des Unternehmens für Medizin, Industrie und Ausbildung auf allen Kontinenten im Einsatz.

Umsatz? Ca. 1,4 Millionen Euro pro Jahr.

Prognose? Der positive Trend setzt sich fort, speziell durch neue Projekte im Segment medizinischer Diagnoseverfahren, aber genauso in den Bereichen Industrie, Ausbildung sowie Qualitätsmessung von Sensoren. Eine neue Sparte Labortechnik steht vor dem Start. Erstes Produkt ist ein Ultraschall-Dopplergerät, das FluidoScope, für verschiedenartige Messungen im Labor wie zum Beispiel Fluss- und Streumessungen.

In der Region engagiert durch ...? Spezielle Erlebnisprogramme sollen Schüler, vor allem Mädchen, für MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Natur- und Technikwissenschaften) begeistern – darunter regelmäßige Projekttage für Schüler und Schülerinnen, gemeinsam mit dem Salinetechnikum Halle und der Landesschule Pforta. Praktische Vorlesungen finden gemeinsam mit dem Lehrstuhl Sensorik der Hochschule Merseburg statt.

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen? 50 Prozent des Strombedarfs deckt eine eigene Photovoltaikanlage, der Fuhrpark wird auf E-Mobilität umgestellt. Fluide Arbeits- und Gleitzeitmodelle werden an individuelle familiäre Bedürfnisse angepasst, Eltern erhalten Zuschüsse zum Kindergartenbeitrag. Um Arbeitsplätze zu sichern, wird bevorzugt mit lokalen Firmen und Zulieferern zusammengearbeitet.

Kontakt:

GAMPT Gesellschaft für Angewandte Medizinische Physik und Technik mbH
Hallesche Straße 99F
06217 Merseburg
Telefon: +49 (0) 3461 278 691-0
www.gampt.de 

VTQ Videotronik GmbH: Transformation geschafft

Industrie 4.0 statt Planwirtschaft: Die VTQ Videotronik GmbH aus Querfurt schaut auf über ein halbes Jahrhundert Geschichte zurück. Einst Zulieferer für das Fernsehgerätewerk in Staßfurt, wurde der Ex-VEB nach der Wende zum erfolgreichen Beispiel für Management-Buy-Out. Die Firma etablierte sich mit Videofunksystemen unter anderem für die Film- und Fernsehindustrie sowie als Dienstleister im Markt für elektronische Baugruppen und Geräte.
 
Der Weg zum Unternehmenschef war für Dr. Steffen Enke nicht vorgezeichnet: In der DDR geboren, war der jetzige Geschäftsführer der VTQ Videotronik GmbH in seinem „ersten Leben“ Arzt. Nach der Wende hatte sein Vater, Günter Enke, das Unternehmen per Management-Buy-Out von der Volks- in die Privatwirtschaft überführt: „Die erfolgreiche Neuausrichtung war sein Werk, davon zehren wir heute noch!“ 

Neue Ansätze finden 

Als Bauteil-Zulieferer zu 100 Prozent von der DDR-Fernsehproduktion abhängig, musste für den Betrieb eine neue Geschäftsidee her. Enke senior bat Firmen in den alten Bundesländern um Hilfe auf dem Weg in das neue Wirtschaftssystem, erinnert sich sein Sohn. „Er wurde belächelt. Da war klar: Er kann sich nur selbst helfen." Sogar an die DDR-Zeit ließ sich anknüpfen: „Zunächst bauten wir Nachrüstsätze für DDR-Fernseher,  von denen eine Menge in den Haushalten standen.“ Damit habe sein Vater den Grundstock gelegt, um dann nach neuen Märkten zu suchen. VTQ begann, Videofunksysteme zu entwickeln sowie als Dienstleister aktiv zu werden. 2001 wird Günter Enke „Unternehmer des Jahres“. 

Breiter aufstellen 

Als 2002 die Unternehmensnachfolge anstand, entschloss sich Steffen Enke, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Wichtigster Kunde war damals die Automobilindustrie. Als 2009 die Finanz- und Eurokrise ihre Schatten warf, habe seine Firma das deutlich zu spüren bekommen: „Deshalb sind wir von unserer starken Spezialisierung abgerückt“, so Enke junior. „Wird der Markt eng, ist eine zu spitze Ausrichtung heikel.“ In der Folge habe sich VTQ deutlich breiter aufgestellt. „Vor allem bei Medizinprodukten sind wir stark gewachsen. Wir haben potente Partner, die wir mit Know-how unterstützen, um ihr Produkt zur Serienreife zu bringen.“  

Geschäft ausbauen 

Zu den in Querfurt im Auftrag gefertigten Erzeugnissen gehören Geräte für Magnetfeldtherapie sowie Mikrostimulation. Noch dieses Jahr sei der Ausbau der Kapazitäten geplant: „Für eine neue Produktions- und Lagerhalle haben wir ein Nachbargrundstück gekauft.“ Weil Arbeitskräfte auch im südlichen Sachsen-Anhalt zum raren Gut werden, setzt Enke stark auf Automatisierung und Industrie 4.0. 
Im Zug der Corona-Krise kommen neue Herausforderungen auf VTQ zu: „In der Elektronikbranche zeichnen sich massive Probleme in der Materialversorgung ab.“ Ein Grund: Der Produktionsstau durch die Schließung von Werken in Fernost bzw. Indonesien. Aber Probleme lösen – das hat Enke von seinem Vater gelernt. „Solange du zwei Schritte nach vorne machst und nur einen zurück, geht es immer weiter“, habe dieser ihm mit auf den Weg gegeben. 
Der Fragebogen: die VTQ Videotronik GmbH 

Am Markt seit ...? 1967. Das Unternehmen geht auf einen Volkseigenen Betrieb (VEB) der DDR zurück. Als Betriebsteil des VEB ELMET Hettstedt produzierte dieser zunächst Drosselspulen für Leuchtstofflampen und Klingeltransformatoren. 1972 folgte der Einstieg in die Fernsehelektronik. Gebaut wurden Programm- und Bedieneinheiten für das Fernsehgerätewerk (FSGW) Staßfurt, ab 1984 als Betriebsteil des VEB Tonfunk Ermsleben. Unter Leitung Günter Enkes – Vater des jetzigen Geschäftsführers – wurde die Firma 1992 privatisiert. Seitdem entwickelt VTQ Videofunksysteme, stellt als EMS-Dienstleister (Electronics Manufacturing Services) kundenspezifisch elektronische Baugruppen sowie Produkte her. 

Zahl der Beschäftigten? Über 180, damit einer der größten Arbeitgeber der Region. 

Wird ausgebildet? Sieben Azubis pro Jahr, vor allem Kommunikationselektroniker/in, aber ebenso Industriekaufmann/frau. Die große Entfernung zur Berufsschule in Magdeburg bedeutet jedoch weite Wege für die Auszubildenden. 

Das Unternehmen hat sich entwickelt zu ...? Einem breit aufgestellten Betrieb mit weltweiten Kunden aus nahezu allen Industriebereichen außer Luft- und Raumfahrt. So hat sich VTQ als Zulieferer elektronischer Baugruppen für die Automobil- und Medizintechnikbranche etabliert, entwickelt Lösungen für Industrieelektronik, Bahnanwendungen oder Sicherheitstechnik sowie eigene Produkte. 

Umsatz? 2020 rund 24 Millionen Euro.  

Prognose? VTQ arbeitet an Neuentwicklungen in den Bereichen Miniaturisierung, Automatisierung und Industrie 4.0, um die Trends in der Elektronikbranche nicht zu verschlafen und für die umfassende Digitalisierung der Produktion gut aufgestellt zu sein. Auch in Zukunft soll der Betrieb ein inhabergeführtes Unternehmen bleiben. 

In der Region engagiert durch ...? Vielfältige Jugendarbeit – wie die Unterstützung der Nachwuchsarbeit des Fußball- oder Feuerwehrvereins. VTQ fühlt sich seinem Standort verpflichtet, sponserte unter anderem Sitzbänke oder ist im Altertumsverein engagiert. So wurde auf der Burg Querfurt eine Kameraanlage installiert, die Besuchern einen Rundumblick bietet. 

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen? 
Ein Verhaltenskodex legt soziale und Umweltstandards fest. Die Ökobilanz unternehmerischen Tuns hat VTQ schon länger im Blick, sparte 1910 Tonnen Kohlendioxid ein und arbeitet an der CO2-neutralen Produktion. So wird der Strombedarf zu 62 Prozent mit „grünem Strom“ gedeckt. Das Engagement bei der Inklusion von Menschen mit Behinderungen wurde 2017 mit dem Inklusionspreis des Saalekreises geehrt. In intensiver Zusammenarbeit mit der heilpädagogischen Hilfe werden Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung beschäftigt. Zudem legt das Unternehmen Wert darauf, trotz Schichtsystems die Wünsche von Eltern im Blick zu behalten. Nicht zuletzt „leistet“ sich VTQ eine eigene Kantine, die im Haus kocht, und unterstützt die Mahlzeiten finanziell. 

Kontakt 

VTQ Videotronik GmbH 
Grüne Straße 2 
06268 Querfurt 
Tel.: 034771-510 
www.vtq.de 

Gollmann Kommissioniersysteme GmbH: Ordnung im Apothekerschrank

Seit 15 Jahren erobern Automaten aus Halle (Saale) die Apotheken der Welt. Denn moderne Pharmazeuten sortieren Arzneimittel schon lange nicht mehr per Hand. Das übernehmen Kommissioniersysteme wie die von Gollmann. Minutenschnell ordnen sie Medikamentenpackungen nach Name, Wirkstoffgehalt sowie Verfallsdatum ein und integrieren sich reibungslos in die digitale Warenwirtschaft.
„Wir sind die Digitalisierung im Gesundheitswesen!", verkündet Daniel Gollmann. Für solches Selbstbewusstsein hat der CEO der Gollmann Kommissioniersysteme GmbH auch allen Grund: Mit Präzisionsarbeit „Made in Germany“ hat sich das von ihm in Halle (Saale) gegründete Unternehmen auf Platz 2 der führenden Hersteller von Apothekenautomaten weltweit vorgearbeitet. Ein halbes Dutzend Konkurrenten gebe es, erklärt der Diplom-Ingenieur, MBA.  

Erste Version mit Greifarm  

Dabei legte der Zufall die Basis für seinen Erfolg: Eine befreundete Apothekerin wollte ihr Medikamentenlager automatisieren, doch ihre Geschäftsräume waren zu klein für die herkömmlichen Modelle auf dem Markt. Gollmann entwickelte in wenigen Monaten mit einem frisch zusammengestellten Team eine kompakte Variante aus Aluminium mit Greifarm. Nach einem Jahr wurde der erste Gollmann-Automat installiert. In der historischen Kaffeefabrik in der Nähe des Hauptbahnhofs richtete der Gründer sein Werk ein. 

Millionensumme investiert 

Als die Firma immer stärker wuchs und die Montagehallen aus allen Nähten platzten, entschied sich Gollmann für einen Umzug – hielt der Saalestadt aber die Treue. 2018 eröffnete er auf 50.000 Quadratmetern sein neues Werksgelände in Halle-Neustadt: „Ich fühle mich als Unternehmer hier definitiv willkommen. Die Wege zur Regional- und Landespolitik sind kurz.“ Zwischen zehn und 20 Millionen Euro habe er in den vergangenen Jahren in den Standort investiert, allein fünf Millionen in das neue Objekt. Demnächst wird der 2000. Apothekenautomat ausgeliefert, der eigenständig Medikamentenpackungen einlagert, Haltbarkeit und Chargen überwacht. 

Skalierbare Technologie 

Gollmann ist in 28 Ländern aktiv, beliefert mit seiner skalierbaren Technologie Landapotheken genauso wie Krankenhausversorger: „In Braunschweig haben wir gerade ein vollautomatisches System mit einer Million Lagerplätzen eingerichtet.“ Bis zu 30 Prozent könne sein Unternehmen wachsen, wenn nicht der Fachkräftemangel die Möglichkeiten drosseln würde, so Gollmann. Potenzial böten die wissenschaftlichen Ressourcen im Umfeld: Gemeinsame Projekte gebe es mit der Technischen Universität Chemnitz sowie der Hochschule Merseburg: „Deren Studenten sind eine ‚heiße Ware’!“ 

Auftragsbücher sind voll 

„Die Corona-Krise hat uns 2020 ausgebremst. Mehr als die Hälfte unseres Umsatzes generieren wir im Ausland. Durch die Lockdowns waren die Grenzen dicht, unsere Lieferketten wurden gekappt. Wir konnten nicht ausliefern – das hat richtig wehgetan“, berichtet Gollmann. „Zum Glück konnten wir die Rückstände aufholen. Außerdem beschleunigen die Erfahrungen der Pandemie mit Personalausfällen die sowieso schon laufende Digitalisierung im Gesundheitswesen und den Apotheken.“ Der Fachkräftemangel tue ein Übriges, so Gollmann. Eine personalintensive Kommissionierung könnten sich die wenigsten noch leisten. Die Automaten seien auf dem Vormarsch: „Unsere Auftragsbücher sind voll!“ 
Der Fragebogen: Gollmann Kommissioniersysteme GmbH 

Am Markt seit ...? 2006. Gründer Daniel Gollmann studierte in Merseburg Mechatronik, schloss danach ein betriebswirtschaftliches Studium an der HHL Leipzig Graduate School of Management ab und sammelte in der Schweiz Berufserfahrungen. Ein Schweizer Kollege stieg gleich zu Beginn mit ein und führt die Schwestergesellschaft Gollmann Zwick AG, die als Distributor in Westeuropa agiert. Zudem hält ein Finanzinvestor Anteile am Unternehmen. Neben der Zentrale in Halle (Saale) gibt es seit rund zwölf Jahren einen Standort in Australien sowie Vertriebspartner in 28 Ländern. 

Zahl der Beschäftigten? Rund 260 Fachkräfte. Das Unternehmen startete mit einer Handvoll junger Entwickler und Ingenieure, wuchs in den letzten Jahren stark. In Montage und Produktion wird nach wie vor qualifiziertes Personal gesucht. Für die erfolgreiche Vermittlung von Monteuren, Konstrukteuren und Technikern ist per „Steckbrief“ sogar eine Belohnung von 1.000 Euro ausgelobt. 

Wird ausgebildet? Circa 20 Auszubildende betreut das Unternehmen zurzeit. Pro Jahr werden etwa sieben neue Ausbildungsverträge geschlossen, vor allem im Bereich Mechatronik. Ziel ist, alle Azubis zu übernehmen. 

Das Unternehmen hat sich entwickelt zu ...? Einem weltweit führenden Hersteller im Segment der Kommissionierautomaten für Apotheken mit fast 2.000 installierten Systemen in 28 Ländern. 

Umsatz? Etwa 30 Millionen Euro im Jahr. Pro Jahr wird weit über eine Million Euro in die Forschung investiert.
 
Prognose? Weiteres internationales Wachstum mit dem Fokus auf Apotheken sowie Arzneimittel-Großhändler und Krankenhäuser. So werden unter anderem im Hinblick auf die wachsende Automatisierung in den Krankenhäusern Hochfrequenzsysteme entwickelt, die deutlich mehr Durchsatz ermöglichen. Des Weiteren werden neue Geschäftszweige anvisiert, zum Beispiel autonome Point-of-Sale-Automaten für den Warenverkauf an Flughäfen oder in Einkaufszentren. Hierzu wurde im letzten Jahr ein EU-gefördertes Entwicklungsprojekt abgeschlossen. 

In der Region engagiert durch ...? Baumpflanzaktionen. So wurde ein Waldstück in der Nähe von Sangerhausen aufgeforstet. Dabei pflanzte die Gollmann-Belegschaft rund 2.000 Bäume. 

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen? Umstellung auf möglichst CO2-neutrale Produktion, Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, Begrünung des Firmengeländes, der Fuhrpark wird auf Elektrofahrzeuge umgerüstet und die Akzeptanz für E-Mobilität gefördert – Gollmann übernimmt Umweltverantwortung „nicht für Zertifikate, sondern weil wir das gut finden. Ökologie beschränkt sich nicht auf Umweltschutz, sie ist ebenso wichtig für die soziale Weiterentwicklung und dient nicht zuletzt dem ökonomischen Fortschritt“, wie der Unternehmensgründer betont. 

Kontakt: 

Gollmann Kommissioniersysteme GmbH 
Weststrasse 40 
06126 Halle (Saale) 
Tel.: 0345 13184-100 

Elektro-Thermit GmbH & Co. KG: Hier wird an der Zukunft gearbeitet

Wenn Züge, Metros und Trams weltweit sanft über die Schienen gleiten, steckt meist das Thermit®-Schweißverfahren von Elektro-Thermit aus Halle (Saale) dahinter. Der Weltmarktführer hat eine bereits 1895 patentierte Innovation ständig weiterentwickelt und verbindet Gleise lückenlos – ob auf der ICE-Schnelltrasse Nürnberg-Berlin oder entlang der „Neuen Seidenstraße“.   
„In unserem SPIRIT-Leitfaden steht das T für die Tradition von über 100 Jahren Firmengeschichte. Unsere Wurzeln sind wichtig, doch vor allem schauen wir nach vorn“, betont Dr.-Ing. Matthias Wewel, Vorsitzender Geschäftsführer (CEO) der Elektro-Thermit GmbH & Co. KG aus Halle (Saale), die zur Goldschmidt-Gruppe gehört. „Wir übersetzen ein altes Verfahren – die Stahlherstellung in ganz kleinem Maßstab – durch weitgehende Digitalisierung in die Moderne.“  

Altes Rezept ... 

Aluminiumgranulat + Metalloxid + 3.000° Celsius + spezielles Schweißverfahren = eine Mischung, die seit Anfang des 20. Jahrhunderts funktioniert, um Schienen nahtlos zu verschweißen sowie instand zuhalten. Schon 1895 ließ sich Prof. Hans Goldschmidt das „Verfahren zur Herstellung von Metallen oder Metalloiden oder Legierungen derselben“ patentieren, fünf Jahre später wurde die Thermit®-Vermarktungsgesellschaft gegründet. 
Heute betreibt die global agierende Goldschmidt-Gruppe 24 Standorte mit 1.300 Mitarbeitern, befindet sich im Familienbesitz der Erfinder-Erben. Das 2017 gegründete Center of Competence Thermit® der Goldschmidt-Gruppe wurde bei Elektro-Thermit in Halle-Ammendorf angesiedelt. „Hier wird an der Zukunft gearbeitet – der lückenlosen Vernetzung von Geräten, Maschinen, Schienenfahrzeugen und Gleisbaustellen“, unterstreicht Wewel. 

  

... mit neuen Zutaten 

„Früher hat sich Elektro-Thermit nur um das Schweißen gekümmert. Da lief man noch mit einem Stahllineal los, um Schweißstöße und Schienenstränge auszumessen. Jetzt geschieht das elektronisch, werden die Daten digital gesendet und jede Schweißung lückenlos dokumentiert“, erklärt der CEO. Messberichte, Geräte- und Prozessdaten werden in der Cloud gespeichert, über eine eigens hierfür entwickelte App greifen die Kunden darauf zu. „Aber die Vernetzung steht noch am Anfang. Teils stammt die Bahn-Infrastruktur noch aus Kaisers Zeiten!“ Momentan sei viel in Bewegung in der Bahnbranche: „In den nächsten zehn Jahren erwarten wir enorme Veränderungen! Die archaische Arbeit im Gleis wandelt sich in ein modernes digitales Instandhaltungsmanagement, das im Voraus warnt, bevor Ausfälle drohen.“  

... und automatisierten Prozessen 

Die Automatisierung werde die schwere körperliche Arbeit im Gleis enorm erleichtern, so Wewel: „Das Center of Competence forscht an automatisierten Schweißsystemen, bei denen unter anderem der mögliche Einsatz von Arbeitsrobotern, den Co-Bots, untersucht wird.“ In fünf bis zehn Jahren soll es soweit sein. Gemeinsam mit der Bergakademie Freiberg konzipiere man einen „digitalen Zwilling“, um wesentliche Einflüsse auf die Schweißung zu simulieren: „Selbst bei einem über 100 Jahre alten Verfahren sind nicht alle Geheimnisse gelüftet. Bisher war vieles Erfahrung – jetzt steigen wir verstärkt in die Analytik ein.“ 
Der Fragebogen: Elektro-Thermit GmbH & Co. KG, Teil der Goldschmidt-Gruppe 

Am Markt seit ...?
 1919. Damals wurde die Elektro-Thermit GmbH in Berlin gegründet mit dem Ziel, elektrisches und aluminothermisches Schienenschweißen bei der Deutschen Reichsbahn einzuführen. Basis war ein Verfahren, das Prof. Hans Goldschmidt 1895 patentieren ließ. Heute blickt das Unternehmen auf eine bewegte Geschichte mit mehreren historisch bedingten Standortwechseln zurück. Seit 2005 ist das Unternehmen in Halle-Ammendorf ansässig. 

Zahl der Beschäftigten? 160 Mitarbeiter (ohne Azubis und Werkstudenten). Der Goldschmidt Campus bündelt alle Weiterbildungsaktivitäten der Gruppe und bietet Qualifizierungsmöglichkeiten wie Meisterabschluss und berufsbegleitendes Studium. 

Wird ausgebildet? Fünf Auszubildende und Werkstudenten betreut das Unternehmen zurzeit. Die Zahl der Azubis liegt bei zwei bis vier im Jahr. Ausgebildet werden Fachkräfte für Lagerlogistik, Mechatroniker, Zerspanungsmechaniker und Technische Produktdesigner. Kaufmännische Ausbildungsberufe werden über die Goldschmidt Holding GmbH, Leipzig, abgedeckt. Die Azubis aus Leipzig durchlaufen ebenfalls verschiedene Abteilungen in Halle (Saale), bekommen so einen Einblick in die produzierenden Bereiche der Elektro-Thermit. 

Das Unternehmen hat sich entwickelt zum ...? Weltmarktführer, der mehr als eine Million Thermit®-Portionen pro Jahr für Schweißarbeiten in den Schienennetzen der Welt herstellt. Dahinter steht eine einmalige Datenbank, denn jede Schweißportion hat einen eigenen Barcode. Darüber lässt sich identifizieren, wofür, wie und wann sowie mit welchen Zutaten genau dieses Produkt hergestellt wurde. Außerdem ist mindestens eine Qualitätsschweißung mit dieser Zusammensetzung hinterlegt. In den letzten 15 Jahren wurden rund 25 Millionen Euro in den Standort Halle investiert. 

Umsatz? Ca. 50 Millionen Euro. Jährlich drei bis fünf Prozent Investitionen in Entwicklung und Anwendungstechnik. 

Prognose? Neben weiterem weltweitem Wachstum im Thermit®-Geschäft wird das Portfolio in der Mess- und Prüftechnik ausgebaut und umfassend automatisiert. 

In der Region engagiert durch ...? Das Unternehmen ist Partner des „Jugend forscht“-Regionalwettbewerbs in Halle (Saale), gehört zudem zu den Baumpaten seiner Heimatstadt. 

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen?  
CSR ist die Basis für Unternehmenserfolg. Dazu gehört ein striktes Compliance-System, das auch saubere Lieferketten ohne Kinderarbeit vorschreibt. Zertifizierte Umwelt- und Energiemanagementsysteme sind implementiert. Zurzeit läuft die Zertifizierung für das Nachhaltigkeit-Label EcoVadis. Zu den Arbeitgeberleistungen zählen Zuschüsse zur Kinderbetreuung oder Berufsunfähigkeitsversicherung. Die Mitarbeiter beteiligen sich an der Aktion „Abrunden“ – wer möchte, spendet den Cent-Betrag hinter dem Komma der Lohnabrechnung. Damit werden soziale Projekte in der Region unterstützt. 

Kontakt: 

Elektro-Thermit GmbH & Co. KG 
A GOLDSCHMIDT COMPANY
Chemiestraße 24 
06132 Halle (Saale) 
Tel. 0345 7795-600 

ORWO Net GmbH: Digital und international

„Du hast den Farbfilm vergessen“ sang Nina Hagen 1974. Der DDR-Schlager konnte nur ORWO (ORiginal WOlfen) meinen, das Synonym für Foto- und Filmmaterial im Osten. 15.000 Beschäftigte hatte die Wolfener Filmfabrik 1989 noch. Das Riesenkombinat im Chemiedreieck ist verschwunden. Der Name ORWO nicht. 

„Wir führen die Historie  im Namen weiter und in gewisser Weise auch in unseren Produkten, denn die haben mit Foto und Film zu tun“, erklärt Peter Warns, Geschäftsführer der ORWO Net GmbH und Vorstand der ORWO Net AG. „Unser Standort ist nach wie vor Bitterfeld-Wolfen, aber wir sind nicht die Nachfolgefirma der alten ORWO. Wir sind ein ganz neues Unternehmen.“ 

Digital normal 

„Wir sind ein komplett durchdigitalisiertes Unternehmen von der Buchführung bis zur Herstellung und zum Rechnungsdruck“, unterstreicht Peter Warns. „Wir arbeiten Cloudbasiert und Web to print. Das heißt, aus dem Internet geht jeder Auftrag direkt in die Produktion. Alle Aufgaben werden digital zugewiesen, die Kommunikation findet über Groupworking-Software statt. Diese schon eingeübte Organisation hat uns in der Corona-Zeit sehr geholfen – obgleich viele unserer Arbeitsplätze in der Fabrikation nicht Homeoffice-tauglich sind. Unsere Verwaltung hatten wir in den letzten Jahren bereits mit Homeoffice-Arbeitsplätzen ausgestattet. Für die Produktion haben wir ein Hygienekonzept unter anderem mit getrennten Schichten, Abstandsregeln, Spuckschutz und Einbahnstraßen erarbeitet.“ Auf Saisonarbeitskräfte aus Polen werde man aber erst einmal verzichten müssen. 

500 Produkte 

Das digitale Geschäftsmodell stelle einen wesentlichen Unterschied zur „alten“ ORWO dar, so Warns – denn „die war zu 100 Prozent analog“. ORWO Net produziert auch keine Filme mehr, sondern fertigt in Bitterfeld-Wolfen über 500 verschiedene Fotoprodukte. Dazu zählen Fotoabzüge, Fotokalender, -bücher, -karten. Die Firma bringt private Schnappschüsse auf Poster, Tassen, T-Shirts, Handyhüllen, Taschen oder Kissenbezüge. „Wir haben unter unserem traditionellen Namen eine eigene Identität gefunden“, nennt Warns das. „Letzten Endes bewahren wir Glücksmomente – wie die frühere ORWO-Filmfabrik auch.“ Weil dabei persönliche Aufnahmen und vertrauliche Einblicke verarbeitet werden, investiere sein Unternehmen viel in sichere, stabile Produktionsprozesse. Ein ausgeklügeltes, automatisches Barcode-System soll „fatale Fehler“ wie falsch „verheiratete“ Fotobuchinhalte und -cover möglichst ausschließen. 

Mit künstlicher Intelligenz (KI) 

„Unsere hauseigenen Softwareentwickler haben KI-Algorithmen programmiert, die Bilder automatisch erkennen und zuordnen, Videos einbauen“, berichtet Warns. Noch vor Weihnachten sei eine neue Software an den Start gegangen, die das Konfigurieren eines Fotobuchs noch einfacher macht: „Es kann direkt aus der Messaging-Software WhatsApp heraus im Dialog mit einem Chatbot (automatisiertes Dialogsystem) zusammengestellt werden.“ Aus der Geschichte der Filmproduktion hat Warns vor allem eins gelernt: „Man muss raus aus der Komfortzone und darf nie stehen bleiben bei dem, was bisher gut funktioniert hat!“ 
Der Fragebogen: ORWO Net

Am Markt seit? 
2003. Die Tradition der Filmherstellung gibt es am Standort seit 1909, den Namen ORWO seit 1964. 

Zahl der Beschäftigten? 
350, ein solides mittelständisches Unternehmen. Zurzeit suchen wir weiteres Personal – fünf bis zehn Leute für Produktion und Softwareentwicklung. 

Wird ausgebildet? 
Über den Eigenbedarf hinaus, die Region braucht Fachkräfte. Wir haben 21 Auszubildende von Administration bis Produktion. Planmäßig sind 2020 neun Azubis hinzugekommen. 

Wie hat sich das Unternehmen entwickelt? 
Zum führenden „White-Label-Fotofinisher“ in Europa. White-Label bedeutet, ein Produkt oder eine Dienstleistung wird nicht unter dem eigenen Markennamen angeboten, sondern ORWO Net arbeitet für Dritte. Das Unternehmen hat 30 Mandanten, national und in Europa. So steckt ORWO Net in den Fotoservices von Handelsmarken wie Rossmann und Aldi, Tchibo, der norddeutschen Drogeriekette Budni (Budnikowsky) oder hinter Diensten von Photobox. 

Umsatz? 
Knapp 45 Millionen Euro. 

Prognose? 
Wachstum! Wir gehen von zehn Prozent für nächstes Jahr aus. Allerdings sind Prognosen derzeit schwierig, das Geschäft reagiert sensibel auf die pandemische Corona-Situation. Einerseits führen der Stopp bei Fernreisen und die Einschränkungen bei großen Hochzeitsfeiern und Familienevents zu Bestelleinbrüchen für opulente Poster, Fotobücher oder -kalender. Andererseits haben die Familien zu Hause mehr Zeit, ihre Fotoschätze zu sichten, Material für Erinnerungsalben und Geschenke zusammenzustellen. 

In der Region engagiert durch? 
Unterstützung des Schachsports, besonders des Schachsports für Kinder, durch Sponsoring. Dieses Engagement ist auch geprägt durch die Schachstiftung GK gGmbH des Firmengründers und Hauptgesellschafters Dr. Gerhard Köhler.  

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR) für das Unternehmen?  
Wir leben CSR. Ein wichtiger Teil ist die Familienfreundlichkeit – die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Mütter und Väter, zum Beispiel durch Elternzeiten, individuelle Schichtzeiten und Homeoffice, wo dies möglich ist, Gesundheits- und Sportangebote. Wir sind zertifiziert, haben ein Umweltmanagement nach der Umweltschutznorm ISO 14001 implementiert sowie ein Energiemanagement nach ISO 50000. Wir achten darauf, dass alle Papiermaterialien ein FSC-Label haben (Forest Stewardship Council, internationales Zertifizierungssystem für nachhaltigere Waldwirtschaft). Bei allen Importen aus Nicht-EU-Ländern bestehen wir auf einem BSCI-Nachweis (Business Social Compliance Initiative), um sicher zu sein, dass die Produkte nicht aus ausbeuterischen Verhältnissen bzw. Kinderarbeit stammen. Wir legen Wert auf saubere, verfolgbare Lieferketten. 

ORWO-Geschichte 

1909/10 – AGFA (Aktien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation) errichtet Filmfabrik in Wolfen und nimmt Produktion auf 
1934 – Die Filmfabrik stellt erste vollsynthetische Faser der Welt her (PeCe-Faser) 
1936 – Agfa Wolfen präsentiert mit Agfacolor-Neu-Film den weltweit ersten Mehrschichtenfarbfilm, darauf basiert die Colorfilmherstellung bis heute 
1945 – Offenlegung der Produktionsgeheimnisse, Demontagen und Reparationsleitungen nach dem Zweiten Weltkrieg 
1953 –Agfa Wolfen wird aus Eigentum der UdSSR an die DDR zurückgegeben, gemeinsames Warenzeichen mit Agfa Leverkusen 
1964 – Verkauf der Agfa-Markenrechte, neues Label ORWO, große Werbekampagne im Ausland 
1970 – Jetzt Kombinat, entwickelt und produziert der Großbetrieb u.a. auch Magneton-, Video- und Computerbänder  
1989 – Betriebsgröße am Standort Wolfen: 165 Hektar, 14.500-15.000 Beschäftigte, Export in 75 Länder 
1990 – Umwandlung in ORWO AG 
1994 – Liquidation der Filmfabrik durch die Treuhand, Ende der Filmproduktion in Wolfen 
1995/96 – Konfektionierung von Filmen der Marke ORWO in Wolfen, aber keine Produktion 
1997 – Insolvenz 
1999 – Lintec Computer AG, am Neuen Markt notiert, übernimmt ORWO-Vermögenswerte, Gründung PixelNet AG und ORWO Media GmbH, vorhandenes Großlabor wird für digitale Fotografie vorbereitet 
2000 – Börsengang PixelNet AG 
2002 – Insolvenzantrag PixelNet AG sowie Tochter ORWO Media 
2003 – Dr. Gerhard Köhler leitet eine ostdeutsche Investorengruppe, die im Rahmen einer übertragenden Sanierung das Fotogroßlabor aus der Insolvenzverwaltung übernimmt; neuer Name: ORWO Net 
2009 – ORWO Net erwirbt Vermögenswerte der insolventen Foto Quelle GmbH; erstmals Produktion von über 300 Millionen Bildern pro Jahr 
2018 – ORWO Net erwirbt Onlinegeschäft der Traditionsmarke Photo Dose aus Bremen; 2020 – ORWO Net verfolgt zwei Vertriebsansätze: eigene Marken PixelNet, Foto Quelle sowie Photo Dose und myFOTO mit Direktkundengeschäft; White Label Full-Service-Partner für Großkunden wie Drogerieketten und Handelsmarken in Europa 

Weitere Fotos:


Kontakt: 

ORWO Net GmbH 
Röntgenstrasse 3 
06766 Bitterfeld-Wolfen 
Tel. 03494 369700