Unter Dampf

Die VKK Standardkessel Köthen GmbH hat beim Reiner-Lemoine-Innovationspreis Anhalt-Bitterfeld 2021 den Sonderpreis der IHK Halle-Dessau gewonnen. Die Firma wurde für ihren riesigen Dampfkessel im Grenzleistungsbereich bis 70 Tonnen pro Stunde ausgezeichnet. Und mit Wasserstoff beheizte Kessel haben die Köthener auch schon im Programm.
Damit die Produkte zu den Kunden kommen, braucht es viele Pferdestärken. Die leistungsstärksten Dampfkessel haben bis 4,80 m Durchmesser und sind etwa 100 Tonnen schwer. Sie werden auf Wasserstraßen oder Schwerlaststrecken zu Zielen weltweit transportiert. Im schwäbischen Aalen zum Beispiel versorgen sie eine neue, hochleistungsfähige Papiermaschine mit heißem Dampf. „Für die Versorgung der neuen Aalener Papierfabrik, einer Anlage zur Erzeugung von Wellpappenrohpapieren mit niedrigen Grammaturen (Papiergewicht in Gramm pro Quadratmeter), haben wir gerade die größten Großwasserraumkessel geliefert, die bisher gebaut wurden“, berichten die Geschäftsführer der VKK Standardkessel Köthen GmbH, Dr.-Ing. Wolfgang Sobbe und Michael Fitzke, stolz. „Die zwei Dampferzeuger haben eine Leistung von je 70 Tonnen pro Stunde (t/h) zur Erzeugung von Dampf bei 17 bar Betriebsdruck mit 250° Celsius.“ Die Kessel wurden komplett mit Ausrüstungen inklusive der Feuerung geliefert. Sie werden mit Erdgas befeuert: „Durch die zwei umweltfreundlichen Low-Nox-Feuerungsanlagen wird eine sehr geringe Abgas-Schadstoffemission gewährleistet.“

Maßgeschneiderte Kesselkonstruktionen

 „Unsere Kessel besitzen einen Wirkungsgrad von 96 Prozent und sind die leistungsgrößten Großwasserraumkessel der Welt, mit denen man umweltfreundlich Dampf erzeugen kann“, so Sobbe und Fitzke. Die Großwasserraumkessel aus den Produktionshallen des Herstellers mit Standorten in Köthen, Magdeburg und Duisburg kommen in der industriellen und kommunalen Energieversorgung zum Einsatz – und haben laut Firmenangaben eine Lebensdauer bis zu 40 Jahren. Von der Planung bis zur Auslieferung eines solchen maßgeschneiderten Kessels dauert es mehrere Monate bis Jahre – im Falle der Papierfabrik kam die Anfrage 2018. „Bisher waren derartige Dampferzeuger am Mark
nicht verfügbar. Zurzeit ist VKK Standardkessel der weltweit einzige Hersteller von direkt befeuerten Groß-wasserraumkesseln, dimensioniert nach dem europäischen Regelwerk für Großwasserraumkessel EN 12953, der die Dampferzeugung von 70 t/h mit einem Kessel anbietet.“

Wasserstoff als Zukunftstechnologie

Um Technologieführer in der Dampfkesselbranche zu bleiben, setzt der Mittelständler neben mit Gas oder der Abwärme thermischer Prozesse beheizten Kesseln bereits auf Wasserstoff und Strom als Heizquelle. „Erdgasfeuerungen betrachten wir als sogenannte Brückentechnologie. Für ihren schadstoffarmen Einsatz konzipieren wir Kessel mit vergleichsweise großen Brennraum als Voraussetzung für möglichst niedrige Emissionen. Doch im Zusammenhang mit der Energiewende werden künftig Wasserstoff und Strom für die Beheizung der Dampfkessel an Bedeutung gewinnen“, betonen die beiden Geschäftsführer. „Wir haben schon Lösungen für den Einsatz von Wasserstoff als Brennstoff sowie die Beheizung mit Strom realisiert, die wir weiterentwickeln wollen. Deshalb haben wir in den letzten Jahren vor allem Investitionen in Hard- und Software sowie in die Fertigungstechnologie und Infrastruktur vorangebracht.“
VKK Standardkessel Köthen GmbH
Am Holländer Weg 21–23
06366 Köthen
Tel. 03496 660
www.vkkstandardkessel.de

Der Fragebogen: VKK Standardkessel Köthen GmbH

Am Markt seit ...?

Seit 1865 werden in Köthen Dampfkessel gefertigt. Die Firma in ihrer heutigen Aufstellung ging aus einer Neustrukturierung 2018 hervor. Damals wurden infolge eines Betriebsübergangs die VKK Standardkessel Köthen GmbH als Kesselhersteller sowie die VKK Standardkessel Köthen Service GmbH als Dienstleister im Kesselsektor neu gegründet. Die operativen Gesellschaften werden durch eine Verwaltungsgesellschaft ergänzt. Die gesamte VKK-Gruppe arbeitet unter einem Investorendach zusammen.

Zahl der Beschäftigten?

167 (VKK-Gruppe gemeinsam mit der Service- und Verwaltungsgesellschaft)
 Wird ausgebildet? Ja, im gewerblichen und im kaufmännischen Bereich. Darüber hinaus wird die ingenieurtechnische Ausbildung der Universitäten, Hoch- und Fachschulen durch angebotene Praktika, Beleg- und Abschlussarbeiten unterstützt. Aktuell wird je eine gewerbliche und kaufmännische Auszubildende beschäftigt. Noch freie Ausbildungsplätze gibt es für Konstruktionsmechanik, Fachrichtung Schweißtechnik. In der Regel werden alle Azubis nach erfolgreichem Abschluss übernommen.

Das Unternehmen hat sich entwickelt zum ...?

Technologieführer. In diesem Jahr wurde es im Wettbewerb um den Reiner-Lemoine-Innovationspreis Anhalt-Bitterfeld 2021 mit dem Sonderpreis der IHK Halle-Dessau ausgezeichnet. Das innovative Produkt: Dampfkessel im Grenzleistungsbereich bis 70 t/h (Tonnen pro Stunde).

Umsatz?

Die VKK-Gruppe realisiert eine Gesamtleistung von ca. 30 Millionen Euro.

Prognose?

Das Unternehmen will Technologieführer in seiner Branche bleiben und liefert neben den mit Gas oder Abhitze beheizten Kesseln bereits solche, die mit Wasserstoff oder Strom beheizt werden können. Die Standorte in Köthen, Duisburg und Magdeburg sollen weiterentwickelt werden.

In der Region engagiert durch ...?

Die Neustrukturierung 2018 schuf die Basis, um knapp 170 Arbeitsplätze an den jeweiligen Standorten des Unternehmens zu sichern. Darüber hinaus kooperiert die Gruppe mit mehr als 160 Lieferanten und Dienstleistern aus Sachsen-Anhalt, davon mehr als 70 aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld.

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen?

Dampfkessel von VKK Standardkessel sind langlebige Investitionsgüter, die nicht selten 20 bis 40 Jahre im Einsatz sind. Bei der Entwicklung und Herstellung wird laut Firmenangaben auf Energieeffizienz unter anderem durch hohe Kesselwirkungsgrade geachtet sowie auf die Einhaltung aller technischen und gesetzlichen Regelungen. Zudem werde der Fokus zunehmend auf eine ressourcensparende Konstruktion und Fertigung gerichtet und in moderne Fertigungstechnologie investiert.
Mehr Informationen und weitere Geschichten unter www.halle.ihk.de, Nr. 5018712