Kalt gewachsen

Minus(grade) in (Umsatz-)Plus umwandeln – das macht die MECOTEC GmbH aus. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Bitterfeld-Wolfen entwickelt und produziert elektrisch betriebene Kältekammern, in denen zwischen -40 und -125° Celsius herrschen. Solche Tiefstkälte wird in der Pharmazie zum Beispiel zur Kühlung des COVID19-Impfstoffs gebraucht, aber ebenso in Medizin, Sporttherapie und Lifestyle angewandt.
Die Corona-Pandemie hat dem Unternehmen weiteres Wachstum beschert und seine Stellung als Weltmarktführer gestärkt. Eiskalt ist es im Lager von dermapharm in Sandersdorf- Brehna: Bei -80° Celsius lagert hier Impfstoff gegen COVID19. Auf den Philippinen wiederum unterstützt ein mobiler tiefkalter Container die Impfstofflogistik. Die Technologie dahinter kommt von MECOTEC. „Gestartet bin ich mit Kaltlufttherapiegeräten für die Medizin“, erinnert sich Geschäftsführer Enrico Klauer. „Damit ließ sich kalte Luft bis -60° Celsius erzeugen. Zu den Anwendern gehörten Kliniken, die sich auf die Behandlung orthopädischer Erkrankungen wie Rheuma spezialisiert hatten. Um die Kälte noch besser für therapeutische Zwecke einzusetzen, brauchten sie Ganzkörper-Kältekammern. Die Idee für das heutige Unternehmen MECOTEC entstand.“

Kälte für Industrie und Fitness

Fünf elektrisch betriebene Kältekammer- Modelle hat MECOTEC unterdessen im Programm. Mehr als 600 Stück wurden international verkauft. Von Hightech-Kühllösungen für die Industrie bis zu medizinischen Anwendungen und privater Wellness reicht die Bandbreite, die das Unternehmen abdeckt. Auch Sportler regenerieren sich in der Kälte – unter anderem, um nach Verletzungen schneller wieder zu Kräften zu kommen. So nutzen die Fußballer des ostbayerischen Clubs SSV Jahn Regensburg die elektrische Kältekammer cryo:one. „In Deutschland besteht noch Nachholbedarf bei der Verbreitung von Kältekammern im Sport. Aber langsam setzten sie sich in den Fitnessstudios durch“, erklärt Klauer, der nach eigenen Angaben selber regelmäßig die Kältekammer nutzt.

Schnelle Wege für Ideen

Die Corona-Pandemie allerdings brachte speziell auf dem Fitness-Sektor einen Rückschlag, Studios mussten schließen und Sportvereine ihre Arbeit einstellen. „Während der Umsatz der klassischen Kältekammern stagnierte, haben wir uns den Pharmabereich erschlossen. Denn die neuen Impfstoffe müssen bei tiefsten Temperaturen gekühlt werden – und wir haben diese Technologie!“ Die „Ideenkultur“ im Unternehmen habe die rasche Umsetzung ermöglicht, so Klauer: „Wir nehmen jede Idee auf und haben kurze Entscheidungswege. Das hilft, unsere Produktpalette ständig zu verbessern.“ Die Digitalisierung spiele dabei eine große Rolle: „Bedienung per App, maßgeschneiderter Maschinenbau – das können wir alles. 80 Prozent unserer Anlagen lassen sich mit dem Handy fernsteuern. Wir können mehr Messdaten erfassen und analysieren, neue Vertriebsmodelle wie Pay-per-use statt Kauf etablieren.“

Wachstum geplant

Ganzkörper-Kälteanwendungen
In der elektrischen Kältekammer cryo:one+ von MECOTEC lassen sich Ganzkörper-Kälteanwendungen durchführen. © Jens Schlüter
Sein Unternehmen wolle in weiteren Ländern „durchstarten“, sagt Klauer: „Südamerika ist im Bereich Kältekammern noch unentdecktes Gebiet, aber wir haben erste Aufträge aus Uruguay, Peru, Argentinien und Brasilien.“ Wachstum sei ebenso in Asien geplant – nicht zuletzt, weil Biotech-Unternehmen dort weitere Produktionsstätten planen. Barrieren lägen zurzeit in der Materialversorgung aufgrund unterbrochener Lieferketten und vor allem im Mangel an Fachpersonal. „Das bremst uns.“ Jeden Monat stelle MECOTEC zwei bis drei Leute ein. Doch moderne Fachleute legten unter anderem Wert auf zeitgemäße Mobilität – und da herrsche Nachholbedarf in Sachsen-Anhalt: „Von Leipzig kommt man prima mit der S-Bahn nach Bitterfeld. Aber der Anschluss zu uns ist schlecht. Da könnten digitale Mobilitätskonzepte Abhilfe schaffen – zum Beispiel ein Elektrobus, der auf App-Anforderung fährt.“
MECOTEC GmbH, Sonnenallee 7-11, 06766 Bitterfeld-Wolfen Tel. 03494 7888200, www.mecotec.net

Der Fragebogen: MECOTEC GmbH

Am Markt seit ...?

MECOTEC wurde 2000 als Einzelunternehmen von Enrico Klauer gegründet, der bereits seit Beginn der 1990er-Jahre in Pforzheim Kältetherapieprodukte für medizinische Anwendungen entwickelt und produziert hatte. 2006 erfolgte die Umwandlung in eine GmbH. 2013 wurden in den Produktionsstandort für Kältekammern im „Solar Valley“ bei Bitterfeld-Wolfen 3,4 Millionen Euro investiert. Neben den Standorten in Bitterfeld-Wolfen und Pforzheim hat das Unternehmen Niederlassungen in Montpellier (Frankreich), South Carolina (USA) und Singapur (Asien) sowie Vertriebsbüros in den Benelux-Ländern, Italien, Schweiz und Großbritannien. Darüber hinaus werden die Produkte über Distributoren unter anderem in Russland, im Mittleren Osten sowie in Nordafrika vertrieben. 

Zahl der Beschäftigten?

Weltweit beschäftigt die MECOTEC-Gruppe aktuell 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 75 in Deutschland. 

Das Unternehmen hat sich entwickelt zum ...?

Weltmarktführer im Bereich elektrisch betriebener Kältekammern, deckt Temperaturen zwischen -40 bis -125° Celsius ab. Die Erfordernisse der Corona-Pandemie auf dem pharmazeutischen Sektor wirkten sich als „Innovationstreiber“ für die MECOTEC-Kältetechnologien aus und führten zu hauseigenen Entwicklungen auf dem Gebiet der tiefkalten Lagerung und Logistik von COVID19-Impfstoffen. 

Umsatz?

2019 in Deutschland knapp acht Millionen Euro. 

Prognose?

Weitere Spezialisierung auf den global wachsenden Markt Tiefstkälte sowie den Maschinenbau für diese Temperaturbereiche. Zwingend ist das Fortführen der Internationalisierung, die dem internationalen Wachstum der Kunden aus der Pharmaund Biotech-Branche folgt. Künftig plant MECOTEC zudem neue Niederlassungen in Asien sowie in Südamerika. 

In der Region engagiert durch ...?

Sponsoring für die Kindermannschaft des SG Union Sandersdorf-Brehna 2020. 

Was bedeutet Corporate Social Responsibility (CSR, Übernahme von ökologischer, ökonomischer, sozialer Verantwortung) für das Unternehmen?

MECOTEC sieht CSR als einen wesentlichen Baustein der Unternehmenskultur, nachgewiesen unter anderem durch Zertifizierungen. Dazu gehören soziale Verpflichtungen genauso wie eine in ökologischer Hinsicht effiziente Produktentwicklung sowie Müllvermeidung und Recycling. Nicht zuletzt zählt das Engagement im Bereich CSR bei der Personalgewinnung: Gutes Personal schaut genau hin, wie sich ein Unternehmen in der Hinsicht positioniert. MECOTEC unterstützt unter anderem bei Homeoffice-Modellen, zahlt Zuschüsse zur Kinderbetreuung sowie für die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV).
Mehr Informationen und weitere Geschichten unter www.halle.ihk.de, Nr. 5018712 

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