Fortgesetzte Abkühlung

Die Stimmung der Unternehmen im Süden Sachsen-Anhalts hat sich auf breiter Front verschlechtert. Die Abwärtsbewegung der drei vorangegangenen Quartale hat sich damit fortgesetzt. Der Konjunkturhöhepunkt im IHK-Bezirk Halle-Dessau, aber auch Sachsen-Anhalt insgesamt wurde rückblickend im ersten Quartal 2014 erreicht.
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Dabei waren die Unternehmen in der Region im abgelaufenen Jahr durchaus erfolgreich. Eine gute Geschäftslage wurde vor allem von hohen Umsätzen in konsumorientierten Bereichen getragen. Die gute Situation wird aber zunehmend durch Verunsicherungen in Frage gestellt. Angesichts zahlreicher politischer Initiativen im Bereich Arbeitsmarkt und Rente sowie unzureichender Reformen im Bereich Energie zeichnen die Geschäftserwartungen der Unternehmen ein pessimistisches Bild. Auch die internationalen Krisen sorgten für größere Belastungen einiger Teilbereiche. Insofern ist nach dem guten Jahr 2014 ein eher getrübter Ausblick auf 2015 zu verzeichnen. Der Eifer politischer Initiativen sollte das berücksichtigen.
Der Geschäftsklimaindex der IHK Halle-Dessau geht zum Vorquartal auf 9,9 Punkte zurück. Dabei geht die Geschäftslage gegenüber dem Vorjahresquartal nur leicht auf einen Saldo von 35,4 Prozentpunkten zurück. Zum Vorquartal ist sie fast unverändert. Insgesamt hält sie weiterhin ein sehr gutes Niveau. Der Saldo der Geschäftserwartungen sinkt dagegen erneut ab auf ein nun deutlich negatives Niveau von -15,7 Prozentpunkten. So pessimistische Erwartungen wurden zuletzt vor zwei Jahren, Ende 2012, im vorangegangenen Abschwung geäußert. Die Beschäftigungspläne verändern sich gegenüber dem Vorquartal kaum. Mit einem Saldo von -12,2 Prozentpunkten liegen sie erneut deutlich unter der Nulllinie. Der Saldo der Investitionsabsichten dagegen scheint von negativen Aussichten nur wenig beeinträchtigt zu werden. Mit 4,2 Prozentpunkten sinkt er zwar zum Vorquartal ab, bleibt aber oberhalb der Nulllinie und in etwa auf dem Vorjahresniveau.

Industrie: rückläufige Stimmung

Das Geschäftsklima in der Industrie ist mit 13,6 Punkten zum Vorquartal und auch zum Vorjahresquartal verschlechtert. Dabei ist die Geschäftslage mit 33,8 Prozentpunkten trotz leichtem Rückgang weiter auf hohem Niveau. Besonders rückläufige Auftragseingänge aus dem Inland trüben die aktuelle Situation. Der Auslastungsgrad sinkt auf 83,0 Prozent. Die Geschäftserwartungen dagegen sinken mit -6,7 Prozentpunkten noch weiter unter die Nulllinie ab.  Es wird mit weiter rückläufigem Absatz in die Region gerechnet. Die Beschäftigungsabsichten sinken ebenfalls ab und verlassen mit -8,5 Prozentpunkten nunmehr das bisher ausgeglichene Niveau. Ähnliches gilt für die Investitionsabsichten in der Industrie. Mit -5,3 Prozentpunkten sind sie aktuell mehrheitlich negativ.
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Bei den exportierenden Industriebetrieben verändert sich der Saldo der Auftragseingänge aus dem Ausland zum Vorquartal kaum. Mit -1,6 Prozentpunkten bleibt der Saldo leicht unterhalb der Nulllinie, zeigt aber keine größeren Rückgänge an. Auch die Erwartungen an den Absatz im Ausland sind zum Vorquartal mit einem Saldo von 4,6 Prozentpunkten kaum verändert. Es wird weiter gleichbleibender Auslandsabsatz erwartet.
Innerhalb der Industrie sorgen im aktuellen Quartal alle Teilbereiche für die Verschlechterung. Bei den Vorleistungsgüterproduzenten sinkt das Geschäftsklima auf 11,1 Punkte, bei den Investitionsgüterproduzenten auf 19,5 Punkte ab. Das Klima der Produzenten von Ver- und Gebrauchsgütern geht nur leicht auf 11,3 Punkte zum Vorquartal zurück, liegt damit aber auch deutlich unter dem Vergleichswert aus dem Vorjahr.
Die amtliche Statistik für das verarbeitende Gewerbe (Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten) meldet für den Zeitraum Januar bis Oktober 359 Betriebe mit insgesamt 58.485 Beschäftigten im IHK-Bezirk Halle-Dessau. Der Umsatz dieser Betriebe ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,8 Prozent auf 21,25 Mrd. Euro zurück. Der Auslandsumsatz stieg dabei leicht um 0,8 Prozent auf 5,56 Mrd. Euro an. Die aktuelle Exportquote der Industrie liegt damit bei 26,2 Prozent.

Bau: hält hohes Niveau

Im Baugewerbe bleibt die Stimmung trotz Rückgängen insgesamt gut. Mit einem Geschäftsklima von 5,5 Punkten bleibt das Niveau positiv. Dahinter steht weiterhin eine unverändert sehr gute Einschätzung der Geschäftslage von 49,9 Prozentpunkten. Allerdings werden aktuell stärkere Rückgänge bei den Auftragseingängen gemeldet. Dementsprechend sinkt der Saldo der Geschäftserwartungen weiter ab und markiert mit -39,1 Prozentpunkten ein stark negatives Niveau unter Vor- und Vorjahresquartalswerten. Die Beschäftigungsplanungen der Branche (-25,7 Prozentpunkte) und die Investitionsplanungen (-13,4 Prozentpunkte) fallen entsprechend negativ aus.
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Dienstleistungen: erneut Stütze der Konjunktur

Der Geschäftsklimaindex für das Dienstleistungsgewerbe bleibt zum Vorquartal erneut stabil. Mit 15,6 Punkten wird das Niveau weitgehend gehalten. Dabei liegt die Geschäftslage mit einem Saldo von 40,7 Prozentpunkten weiter auf einem sehr hohen Niveau. Die Gewinne und Umsätze haben sich im aktuellen Quartal sogar leicht verbessert. Der Saldo der Geschäftserwartungen ist wie in den Vorquartalen mit -9,5 Prozentpunkten leicht im Minus und unter dem Niveau des Vorjahres.  Die Beschäftigungsabsichten bleiben mit  13,0 Prozentpunkten trotz leichter Entspannung auf einem sehr niedrigen Niveau. Insgesamt gibt fast ein Drittel der Unternehmen an, die Preise aufgrund gestiegener Arbeitskosten anheben zu wollen. Die Investitionspläne dagegen bleiben gegenüber dem Vor- und Vorjahresquartal unverändert und sind mit 17,4 Prozentpunkten im Saldo verhältnismäßig expansiv.
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Handel: Durchatmen bei der Lage

Der Geschäftsklimaindikator im Handel ist nach dem deutlichen Rückgang im Vorquartal aktuell kaum verändert. Mit -5,0 Punkten  liegt er erneut leicht unterhalb der Nulllinie. Der Jahresverlauf zeigt aber den deutlichen Unterschied zur Boom-Entwicklung in der ersten Jahreshälfte. Insofern muss der Rückgang aktuell eher als Normalisierung interpretiert werden. Die Geschäftslageeinschätzung erholt sich dabei sogar wieder leicht zum Vorquartal auf 19,1 Prozentpunkte. Allerdings bleiben Gewinn- und Umsatzlage per Saldo negativ. Die Geschäftserwartungen trüben sich dagegen weiter auf -28,9 Prozentpunkte ein. Trotz zum Teil saisonal üblicher Effekte scheinen die Unternehmen mit weiteren generellen Umsatzrückgängen zu rechnen. In der Branche geben fast 40 Prozent der Befragten an, dass die Preise aufgrund gestiegener Arbeitskosten steigen werden.
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Verkehr: Nulllinie unterschritten

Im Verkehrsgewerbe geht das Geschäftsklima weiter zurück. Mit -4,8 Punkten fällt es erstmals seit 2011 wieder unter die Nulllinie. Die Geschäftslage fällt auf 19,4 Prozentpunkte. Die Gewinnlage, Gesamtumsatz und Auftragseingänge sind per Saldo verschlechtert. Die Geschäftserwartungen trüben sich mit -28,9 Prozentpunkten noch deutlicher ein. Insbesondere wird mit Umsatzrückgängen gerechnet. Die konjunkturelle Schwäche der anderen Branchen wird sich hier weiter auswirken. Die Beschäftigungsabsichten der Unter-nehmen fallen mit -24,5 Prozentpunkten noch schlechter aus als in den Vorquartalen. Hier herrscht große Verunsicherung aufgrund des zu Jahresbeginn eingeführten Mindestlohnes.
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