Abwärtsbewegung schwächt sich weiter ab

Die wirtschaftliche Abkühlung im IHK-Bezirk Halle-Dessau setzt sich zwar fort, jedoch mit vermindertem Tempo. Der Geschäftsklimaindex der IHK Halle-Dessau, in den die Einschätzungen der Unternehmen zu ihrer aktuellen Geschäftslage und ihren Erwartungen für die kommenden Monate eingehen, hat sich gegenüber dem dritten Quartal mit 6,7 Punkten nur leicht eingetrübt.
Bei den Einschätzungen zur Geschäftslage wird zwar das hohe Niveau des starken Vorjahresquartals (41,6 Prozentpunkte) nicht wieder erreicht. Gegenüber dem Vorquartal bleibt der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen jedoch unverändert und liegt mit 31,9 Prozentpunkten weit im positiven Bereich.

Die Geschäftserwartungen verschlechtern sich gegenüber dem Vorquartal. Der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Erwartungen fällt auf -18,6 Prozentpunkte und liegt damit auf seinem Vorjahresniveau (-18,0 Punkte). Die Eintrübung fällt jedoch deutlich geringer aus als saisonal üblich.
Die leichte Aufhellung der (saisonbereinigten) Erwartungen und eine nur noch geringfügig verschlechtere Lage sprechen für ein mögliches Ausklingen des aktuellen Abschwungs. Es ist denkbar, dass der Tiefpunkt des laufenden Konjunkturzyklus in Sicht kommt. Auch aktuelle Prognosen zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts zeigen diese Tendenz. Für die These einer sich abzeichnenden „Bodenbildung“ spricht auch die zuletzt wieder günstigere Entwicklung in wichtigen Märkten außerhalb der Eurozone. Zugleich hat in Bezug auf die Staatsschuldenkrise im Euroraum zumindest an den Finanzmärkten vorerst eine gewisse Beruhigung eingesetzt. Auch von der hervorragenden Lage in der Bauwirtschaft, vom nach wie vor relativ robusten Arbeitsmarkt und von den insgesamt recht günstigen Investitionsplänen geht eine stabilisierende Wirkung aus.

Industrie: Starke Impulse fehlen

Das Geschäftsklima in der Industrie bleibt mit 12,6 Prozentpunkten im aktuellen Quartal nahezu unverändert. Es liegt damit jedoch klar unter dem Vorjahreswert. Insbesondere der Saldo der Geschäftslagebewertungen verharrt nach stetigem Rückgang seit Mitte 2011 mit 29,1 Prozentpunkten nahe dem Vorquartalswert. Die zum Jahresende hin übliche Aufhellung fällt aus. Dabei werden im aktuellen Quartal weitere Verschlechterungen der Gewinnlage, des Gesamtumsatzes und besonders der Auftragseingänge gemeldet. Der Auslastungsgrad ist mit 84,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal kaum verändert.
Auch die Geschäftserwartungen der Industriebetriebe bleiben gegenüber dem Vorquartal nahezu konstant leicht unterhalb der Nulllinie (-3,8 Prozentpunkte). Unter Berücksichtigung der saisonalen Einflüsse ist dies erneut ein relativ guter Wert für ein viertes Quartal. Es wird mit weiter steigendem Absatz ins Ausland gerechnet. Die Planungen der Unternehmer verändern sich kaum. Zwar reagieren die Beschäftigungsabsichten leicht mit einem Rückgang auf -4,8 Prozentpunkte, dies ist angesichts der laufenden Abwärtsbewegung aber nicht ungewöhnlich. Die Investitionsabsichten im Inland bleiben im Wesentlichen konstant auf einem leicht positiven Niveau von 6,9 Prozentpunkten. Knapp ein Viertel der Unternehmen plant dabei Kapazitätserweiterungen. 
Innerhalb der Industrie gibt es deutliche Unterschiede: So haben sich die Vorleistungsgüterproduzenten mit einem Geschäftsklima auf dem Niveau des Vor- und Vorjahresquartals weiter stabilisiert. Bei unveränderter Lage hellen die Erwartungen schon wieder auf. Die Investitionsgüterproduzenten dagegen stecken noch deutlich in der Abwärtsbewegung mit sinkender Lage und Erwartungen. Die Ver- und Gebrauchsgüterproduzenten melden deutliche Verbesserungen angesichts des vergangenen Weihnachtsquartals und der weiterhin guten Konsumneigung.

Baugewerbe: Sonderkonjunktur hält an

Das Baugewerbe sorgt aktuell weiter für konjunkturellen Aufwind. Der Geschäftsklimaindex bleibt mit 12,9 Prozentpunkten gegenüber dem Vorquartal fast unverändert und liegt auch auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Die Lage kann gegenüber dem Vorquartal noch einmal zulegen und erreicht mit 58,4 Prozentpunkten einen außerordentlich guten Wert. Dabei sind vor allem die Umsätze deutlich gestiegen. Die Geschäftserwartungen dagegen trüben sich aktuell deutlich ein. Mit -32,7 Prozentpunkten wird ein saisonal typisches Bild gezeichnet.

Dienstleistungsgewerbe: Erste Eintrübungen

Der Geschäftsklimaindex für das Dienstleistungsgewerbe sinkt aktuell auf 9,1 Punkte und liegt damit auf dem Niveau des Vorjahres. Damit zeigen sich nach einer langen Phase der Stabilität und nur moderater Abwärtsbewegungen nun auch im Dienstleistungssektor erste deutliche Eintrübungen. Die Geschäftslage bleibt dabei mit aktuell 44,7 Prozentpunkten gegenüber dem Vorquartal und dem Vorjahresquartal fast unverändert. Der Saldo der Geschäftserwartungen fällt gegenüber dem Vorquartal deutlich ab und erreicht mit -26,6 Prozentpunkten nur das sehr schlechte Niveau des Vorjahres. Es wird mit deutlich rückläufigen Umsätzen gerechnet. Auch die  Beschäftigungs- und Investitionspläne fallen sowohl gegenüber dem Vorquartal als auch im Jahresvergleich deutlich und erreichen per Saldo nur noch negative Niveaus ( -7,8 bzw. -1,0 Prozentpunkte).

Handel: Licht und Schatten

Das Geschäftsklima im Handel verschlechtert sich weiter. Nach zwei Quartalen auf der Nulllinie wird mit -8,7 Punkten nun ein negativer Wert erreicht. Die Geschäftslageeinschätzung geht auf per Saldo 6,0 Prozentpunkte leicht zurück. Die Geschäftserwartungen gehen ebenfalls zurück und markieren mit -23,4 Prozentpunkten ein deutlich negatives Niveau. Es wird auch mit weiter steigenden Preisen gerechnet. Dies bewegt sich jedoch im Rahmen der üblichen saisonalen Verschlechterung, wodurch sich saisonbereinigt sogar eine Stimmungsverbesserung ergibt. Die Beschäftigungsabsichten sind mit -7,0 Prozentpunkten per Saldo immerhin weniger negativ, während sich der Saldo aus zu- und abnehmenden Investitionsplänen auf 11,6 Prozentpunkte verbessert.
 

Verkehr: Stabilisierung erwartet

Die Stimmung im Verkehrsgewerbe verschlechtert sich aktuell nur noch leicht. Der Geschäftsklimaindex geht leicht zurück und bleibt mit 3,9 Prozentpunkten im per Saldo positiven Bereich. Der Saldo der Lagebeurteilungen bleibt dabei mit 20,1 Prozentpunkten nahezu konstant. Die Gewinnlage hat sich per Saldo erneut verschlechtert, wenn auch weniger stark als in der Vorumfrage. Offenbar gelingt es zum Teil, den Kostendruck durch steigende Kraftstoffpreise, Mautgebühren und Umweltauflagen an die Kunden weiterzugeben. Die Geschäftserwartungen trüben sich wieder ein und liegen mit -12,5 Prozentpunkten im negativen Bereich.