Politische Turbulenzen belasten Konjunkturklima

Nachdem sich die Stimmung in der regionalen Wirtschaft im zweiten Quartal 2011 noch stabil zeigte, drückt die Verunsicherung, die von der bis dato ungelösten Staatsschuldenkrise im Euroraum ausgeht, im dritten Quartal 2011 spürbar auf die Stimmung der Unternehmen im Süden Sachsen-Anhalts.
Das Geschäftsklima trübt sich entsprechend deutlich ein. Der Konjunkturklimaindex, in den Lage und Erwartungen der Unternehmen eingehen, fällt von 22 Punkten im Vorquartal auf aktuell 13. Dabei wird die Lage, gestützt von saisonalen Effekten, noch immer als sehr gut eingeschätzt. Die Geschäftserwartungen trüben sich aber nun spürbar ein: Der Saldo fällt gegenüber dem Vorquartal um gut 18 Punkte und liegt jetzt deutlich im negativen Bereich. Es rechnen also mehr Unternehmen mit einer Umkehr des Aufwärtstrends als mit seiner Fortsetzung.
Dieses wenig ermutigende Bild wird durch einzelne Teilindikatoren etwas aufgehellt: So entwickeln sich die Investitions- und Beschäftigungsplänen bei weitem nicht so negativ wie die allgemeinen Geschäftserwartungen. Der Saldo der Beschäftigungspläne hat aktuell ein neutrales Niveau. Eine Umkehr des zuletzt überraschend günstigen Trends am Arbeitsmarkt steht nicht unmittelbar zu befürchten. Auch die Investitionspläne der Unternehmen sind zwar leicht rückläufig, sie bleiben aber per Saldo positiv. Die Sorge über die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung schlägt also bislang nicht voll auf die konkreten Planungen der Unternehmen in der Region durch.

Industrie: Rückgang von hohem Niveau

Die Industrie kann im dritten Quartal die Spitzenwerte aus den beiden Vorquartalen nicht halten. Während sich die Einschätzungen zur Geschäftslage auf sehr hohem Niveau nur leicht verschlechtern, drehen die Geschäftserwartungen scharf ins Minus. Die Branche rechnet mit rückläufigen Absätzen im In- und Ausland. Zudem sind mit rückläufigen Auftragseingängen aus dem Ausland die Folgen der konjunkturellen Abkühlung der Weltwirtschaft bereits unmittelbar zu spüren. Dennoch bleibt der Auslastungsgrad mit 86,2 Prozent sehr hoch.
Innerhalb der Industrie gibt es Unterschiede. Die im IHK-Bezirk besonders starke Vorleistungsgüterindustrie zeigt sowohl bei Lage und Erwartungen Eintrübungen. Hier kommt die konjunkturelle Abkühlung in der Regel als erstes an. Bei den Investitionsgüterproduzenten steigt die Geschäftslage auf hohem Niveau noch einmal an. Offenbar profitiert die Industriegruppe vom weiterhin relativ günstigen Investitionsklima in der Gesamtwirtschaft. Dennoch trüben sich die Geschäftserwartungen deutlich ein. Die Produzenten von Ver- und Gebrauchsgütern melden – wie die Industrie insgesamt – eine weiterhin sehr gute, jedoch leicht eingetrübte Lage. Die Geschäftserwartungen fallen dagegen vergleichsweise stark.

Baugewerbe: Ende der Sonderkonjunktur

Im Baugewerbe verbessert sich die Geschäftslage saisonal bedingt, während sich die Erwartungen der Unternehmen im Vergleich zum Vorquartal negativ entwickeln. Die Auftragsreichweite fällt von 15,5 auf 14,1 Wochen. Auftragsspitzen, die im Sommer als Folge der Konjunkturpakete und witterungsbedingt aufgetreten waren, scheinen langsam abgearbeitet zu sein. Die Investitions- und Beschäftigungspläne der Bauunternehmen verschlechtern sich deutlich.

Dienstleistungsgewerbe: Stemmt sich gegen den Abwärtstrend

Das Dienstleistungsgewerbe ist die einzige Branche, in der sich das Geschäftsklima verbessert. Dabei ist es eine weiter verbesserte Lage, die für gute Stimmung sorgt, während die Erwartungen sich eintrüben. Jedoch scheint der Pessimismus weit weniger stark ausgeprägt zu sein als in anderen Branchen, denn die Beschäftigungspläne der Dienstleistungsunternehmen verbessern sich gegen den Trend deutlich.

Handel: Stimmung kippt

Die Stimmung im Handel ist uneinheitlich. Sowohl die Einschätzungen zur Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen fallen ungünstiger aus als im Vorquartal und im Vorjahr. Auch die Beschäftigungspläne entwickeln sich deutlich negativ. Allerdings ziehen die Umsatzerwartungen aufgrund des bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts an; die Investitionspläne der Unternehmen bleiben überdurchschnittlich ambitioniert.

Verkehr: Nimmt Tempo raus

Im Verkehrsgewerbe fällt die Stimmungseintrübung deutlich geringer aus als in der Gesamtwirtschaft, wofür jedoch auch saisonale Effekte mitverantwortlich sind. Angesichts starker Auftragseingänge rechnen die Unternehmen mit weiter steigenden Umsätzen. Die Investitionspläne verbessern sich gegen den Trend, und die Beschäftigungspläne sind deutlich besser als in anderen Branchen.