Konjunktur tritt auf der Stelle - Unsicherheit bleibt

Die konjunkturelle Stimmung im IHK-Bezirk Halle-Dessau zeigt sich nach der Erholung der Vorquartale nun fast unverändert. Dabei wird erneut mit einem Geschäftsklimawert nahe der Nulllinie ein neutrales Niveau erreicht. Angesichts der weiterhin bestehenden Herausforderungen ist kein neuer Schwung erkennbar.
IHK-Geschäftsklimaindikator_2023_Q2
Der treibende Faktor hinter der Erholung in den vergangenen beiden Quartalen war die Verbesserung der Erwartungswerte von einem dramatisch schlechten Niveau im Herbst 2022. Die negative Einschätzung hat sich nun zwar von -48,7 Prozentpunkte auf ‑22,8 Prozentpunkte halbiert – sie ist damit aber noch immer schlechter als in 90 Prozent der Erwartungswerte seit Beginn der IHK-Konjunkturerhebung. Nach wie vor gilt also: Die Stimmung ist besser, aber noch lange nicht gut! Positiv zu vermerken ist, dass sich die konjunkturelle Entwicklung etwas beruhigt hat und insbesondere drohende unkalkulierbare Risiken wie unbeherrschbare Preissteigerungen oder Lieferengpässe zurückgingen. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass die aktuell noch vorhandenen Gründe für eine pessimistische Erwartung realer sind und sich nicht mehr mit einer allgemeinen Verunsicherung erklären lassen.
Eine wichtige Rolle spielen aktuell vor allem Kostenprobleme, die aus der Inflation resultieren. Diese ist trotz Rückgang weiterhin hoch und erfordert regelmäßige Anpassungen der Preise durch die Unternehmen, um deren Rentabilität zu sichern. Die Nachfrager reagieren zunehmend mit Kaufzurückhaltung auf die Preissteigerungen; weitere Preisüberwälzungen sind damit kaum noch möglich und die Kostensteigerungen belasten daher die Betriebsergebnisse. Das alles sorgt dafür, dass die Unternehmen sich bei ihren Zukunftsplanungen wie z.B. Investitionen zurückhalten und ihrerseits wiederum weniger Nachfrage entfalten – der Lehrbuchfall für einen sich selbst verstärkenden konjunkturellen Abschwung! Auch die regelmäßig abgefragten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung zeigen nun stärker auf die klassischen konjunkturellen Risiken: Energie- und Rohstoffpreisrisiken gehen etwas zurück; Finanzierungsrisiken, Nachfragerisiken und Arbeitskosten steigen.
Zu den Branchen:
In der Industrie sind es die regional bedeutsamen Produzenten von Vorleistungsgütern, die für Eintrübungen sorgen. Sie stehen durch die anhaltend hohen Energiekosten weiter unter Druck und bekommen den globalen Nachfragerückgang bereits deutlich zu spüren. Dadurch verzeichnet die Industrie sinkende Auftragseingänge und Absätze. Die Geschäftserwartungen gehen im Vergleich zum Vorquartal zurück und sind mehrheitlich pessimistisch. Das Geschäftsklima ist mit 3,8 Punkten auf Vorquartalsniveau.
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Im Baugewerbe trübt sich das Geschäftsklima weiter ein. Auch die sonst übliche Frühjahrsbelebung bei der Geschäftslage fällt diesmal aus. Weiterhin belasten rückläufige Auftragseingänge die Unternehmen und angesichts der hohen Kreditzinsen ist eine Trendwende vorerst nicht in Sicht. Lediglich im Wirtschaftsbau löst sich die Zurückhaltung etwas auf. Das Geschäftsklima ist mit nur noch 0,7 Punkten ausgeglichen.
Baugewerbe_2023_Q2
Die Dienstleistungswirtschaft dagegen hält ihr solides Niveau auch im aktuellen Quartal. Das Geschäftsklima ist mit 10,7 Punkten weiterhin das beste unter den betrachteten Branchengruppen. Sowohl Lage als auch Erwartungen bleiben zum Vorquartal konstant und sind besser als vor Jahresfrist. Erneut ist es die stabile Umsatzentwicklung, die die Geschäftslage stützt. Bei den Preiserwartungen geht der Saldo aus erwarteten bzw. geplanten Steigerungen und Senkungen weiter zurück.
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Im Handel ist aktuell keine Aufhellung zu sehen – die Stimmung bleibt im Keller. Das Geschäftsklima ist mit -17,4 Punkten auf dem schlechten Niveau des Vorquartals und Vorjahresquartals. Angesichts der verschlechterten Gewinnlage fällt die Geschäftslage auf die Nulllinie ab. Das durch die Inflation steigende Preisniveau kann kaum noch an die Kunden weitergereicht werden, ohne Umsatzrückgänge zu riskieren. Die Händler geraten in eine Zwickmühle und sind für die nächsten Monate. entsprechend pessimistisch.
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Das Verkehrsgewerbe legt gegenwärtig wieder den Rückwärtsgang ein. Erneut ist es vor allem der Güterverkehr, der Verschlechterungen meldet. Das Geschäftsklima sinkt auf -14,3 Punkte ab. Neben weniger neuen Aufträgen ist es auch die Gewinnlage, die anhaltend negativ bewertet wird. Die Kostensteigerungen lassen sich kaum noch weiterreichen. Die Geschäftserwartungen sind anhaltend pessimistisch, es wird mit weiteren Umsatzrückgängen gerechnet.
Verkehrsgewerbe_2023_Q2