Ausblick extrem unsicher

Trotz einiger Aufhellungen nach dem weitgehenden Ende der Corona-Beschränkungen, verbessert sich die Stimmung unter den Unternehmen im Süden Sachsen-Anhalts nicht. Insbesondere die Geschäftserwartungen bleiben weiter sehr pessimistisch angesichts der Belastungen durch Ukraine-Krieg und Energiekrise. Der IHK-Geschäftsklimaindikator war im 2. Quartal 2022 mit -3,9 Punkten weiterhin leicht negativ.
Dies ergibt die Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK). „Die steigenden Kosten für Energie- und Rohstoffe belasten die Unternehmen über alle Branchen hinweg und sorgen für eine große Unsicherheit“, erläutert IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel. Da sich diese in den letzten Wochen eher noch verschärft hätten, sei hier auch vorerst keine Entspannung zu erwarten. „In der Folge trübt die Gewinnlage überall ein und dies erfordere weitere Erhöhungen der Verkaufspreise“, so Bieräugel.
IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier betont: „Für viele Unternehmen werden die Energiekosten zu einem unternehmerischen Mühlstein um den Hals.“ Teilweise müsse die Produktion schon gedrosselt oder eingestellt werden, um Verluste zu vermeiden. Dies wirke sich insbesondere in der Industrie dann auch zwangsläufig auf weitere Glieder der Wertschöpfungskette aus. Angesichts dessen sei es notwendig, „alle Optionen zu prüfen – ohne Rücksicht auf ideologische Grundsätze“, so Brockmeier. Neben Sparmaßnahmen und Entlastungszahlungen seien dies auch Maßnahmen die kurzfristig die Stromerzeugung erhöhen wie z.B. den Verzicht auf die Abschaltung der noch laufenden Kernkraftwerke.
Die Industrie leidet unter einbrechenden Gewinnen trotz noch stabiler Umsätze und Auftragseingänge. Das Geschäftsklima bleibt mit 6,1 Punkten auf niedrigem Niveau konstant. Dabei ist die Geschäftslage weiterhin robust, die Erwartungen allerdings mehrheitlich negativ. Die steigenden Energiepreise sorgen für einen anhaltend hohen Kostendruck. Diese über Preissteigerungen weiterzugeben, gelingt zunehmend weniger. Es wird daher mehrheitlich ein Absatzrückgang erwartet.
Im Baugewerbe kippt die vergleichsweise robuste Stimmung aktuell um. Nach einigen Jahren positiver Rahmenbedingungen sorgen steigende Kreditzinsen und steigende Baupreise für Zurückhaltung bei neuen Aufträgen – die Auftragseingänge gehen deutlich zurück. Trotz noch voller Auftragsbücher ist das Geschäftsklima entsprechend gesunken und mit 0,4 Punkten nur noch neutral. Dahinter stehen sehr pessimistische Geschäftserwartungen insbesondere im Hochbau und Ausbau.
Im Dienstleistungsgewerbe ist die Perspektive ebenfalls sehr unsicher. Die Geschäftslage im zweiten Quartal bleibt aber vorerst stabil positiv. Hier sorgen Aufhellungen im Bereich der personenbezogenen Dienstleister nach dem Ende der Corona-Einschränkungen für eine Gegenbewegung. Das Geschäftsklima ist angesichts pessimistischer Erwartungen mit -4,6 Punkten aber weiterhin leicht negativ. Auch hier kommen die Kostensteigerungen der letzten Quartale nun stärker an – sowohl bei Energie und Rohstoffen als auch bei den Arbeitskosten.
Der Handel hat die im Vorquartal sichtbare Erholung beendet und das Geschäftsklima trübt auf -20,8 Punkte ein. Angesichts sinkender Kaufkraft leidet die Konsumneigung der Verbraucher und auch die weiterhin nötigen Preiserhöhungen lassen erneute Umsatzrückgänge in den kommenden Monaten erwarten. Einzig im Kfz-Handel gab es angesichts starker Verkäuferposition eine leichte Aufhellung.
Im Verkehrsgewerbe setzt sich der Stimmungseinbruch vom Vorquartal nicht fort – die Geschäftslage stabilisiert sich und kehrt in den positiven Bereich zurück. Insbesondere stabile Auftragseingänge sorgten hier für etwas Entspannung. Entwarnung gibt es indes noch nicht, die Geschäftserwartungen sind weiterhin sehr negativ, so dass das Geschäftsklima mit -13,5 Punkten weiterhin mehrheitlich pessimistisch bewertet wird. Die auslaufende Spritpreisbremse wird die angespannte Gewinnlage hier weiter verschärfen.