Katastrophe ausgeblieben - Skepsis bleibt

Die plötzliche Krise infolge des weltweiten Ausbruchs des Coronavirus´ und der entsprechenden Eindämmungsmaßnahmen hat auch die regionale Wirtschaft hart getroffen. Es kam zu einem beispiellosen Einbruch des Geschäftsklimas im ersten Quartal 2020, verursacht zum einen durch unmittelbare Lageverschlechterungen, zum anderen durch regelrechte Erwartungsabstürze infolge großer Unsicherheit.
Im zweiten Quartal 2020 nun wird das Bild für die Unternehmen etwas klarer. Mit der wieder erlangten Perspektive hellen die Geschäftserwartungen deutlich auf, der starke Einfluss der Unsicherheit schwindet. Gleichzeitig werden aber auch die tatsächlichen Schäden durch Pandemie und Eindämmungsmaßnahmen stärker sichtbar. Die Geschäftslage für das Krisenquartal wird entsprechend schlecht beurteilt. Das Geschäftsklima im südlichen Sachsen-Anhalt sinkt im Ergebnis jedoch nicht weiter ab, mit -5,8 Punkten ist es gegenüber dem Vorquartal sogar leicht verbessert. Aber auch wenn sich der Erwartungsschock aktuell auflöst, bleiben die Unternehmen skeptisch hinsichtlich der mittelfristigen Entwicklung und halten sich bei ihren Plänen für Beschäftigung und Investitionen weiterhin zurück.
IHK-Geschäftsklimaindikator_2020_Q2

Industrie: Erwartungen stark aufgehellt - Lage spürbar schwächer

Das Geschäftsklima in der Industrie sinkt nach dem Einbruch im Vorquartal nicht weiter ab. Mit -10,8 Punkten bleibt der Wert auf negativem Niveau weitgehend konstant. Die Geschäftslage für das zweite Quartal bricht dabei deutlich ein. Mit -0,4 Prozentpunkten wird die Nulllinie sogar leicht unterschritten. Das war zuletzt 2009 der Fall. Dahinter stehen massive Rückgänge bei den Auftragseingängen, den Umsätzen und auch Gewinnen, deren Bewertung allesamt stark negative Salden aufweisen. Der Auslastungsgrad sank auf 76,5 Prozent, einem Wert, der seit über zehn Jahren nicht mehr gemeldet wurde.
Die Geschäftserwartungen erholen sich dagegen von ihrem Absturz. Dennoch bleibt der Ausblick mehrheitlich pessimistisch und auch bei den zukünftigen Absätzen werden weitere leichte Rückgänge erwartet. Ein Drittel der Industrieunternehmen rechnet dabei noch in diesem Jahr mit der Normalisierung der laufenden Geschäfte, ein weiteres Drittel erwartet dies für 2021. Einbußen gab es dabei auch beim Export. Die Auftragseingänge aus dem Ausland markieren den schlechtesten Wert in der Zeitreihe. Die Exporterwartungen fallen aber deutlich besser aus. Die Beschäftigungsabsichten verbessern sich bisher kaum, sie sind ähnlich pessimistisch wie im Vorquartal. Die Investitionsabsichten reagieren aber schon etwas stärker auf die klarere Perspektive.
Industrie_2020_Q2

Baugewerbe: Moderate Abkühlung

Das Geschäftsklima im Baugewerbe bleibt mit 11,9 Punkten konstant. Saisonbereinigt zeigt sich ein leichter Rückgang, da die übliche Steigerung im Sommerquartal ausfällt. Insgesamt gab es im Baugewerbe über den Krisenverlauf aber nur moderate Eintrübungen verglichen mit den übrigen Branchen. Die Geschäftslage ist auf gutem Niveau stabil - ein solides Auftragspolster gibt bisher keinen Anlass zur Sorge. Die Geschäftserwartungen sind zum Vorquartal nahezu unverändert, bleiben aber mehrheitlich pessimistisch. Angesichts der Einbußen in wichtigen Kundenbranchen sind die Bauunternehmen zudem weiter vorsichtig bei den Planungen für Beschäftigung und Investitionen.
Baugewerbe_2020_Q2

Dienstleistungsgewerbe: Schockzustand aufgelöst          

Die Dienstleister sind ein Bereich, der sehr umfassend und intensiv von der aktuellen Krise erfasst wurde. Zum Zeitpunkt der letzten Befragung befanden sich viele Unternehmen in einem Schockzustand. Die massive Verunsicherung sorgte hier für sehr pessimistische Erwartungen und ein schlechtes Geschäftsklima. Im aktuellen Quartal gibt es eine deutliche Gegenbewegung: Mit -0,6 Punkten wird wieder ein fast neutrales Geschäftsklima erreicht. Dahinter steht zum einen eine deutliche Erholung bei den Geschäftserwartungen. Und zum anderen eine Verschlechterung der Geschäftslage mit starken Einbrüchen von Umsatz und Gewinnen im Krisenquartal. Besonders die personenbezogenen Dienstleister sind hier betroffen.
Dienstleistungsgewerbe_2020_Q2

Handel: Schock verdaut - Zuversicht kehrt zurück

Der Handel war ebenfalls stark vom „Shutdown“ betroffen, der Absturz im Vorquartal war rasant. Im aktuellen Quartal hat sich aber auch hier die Situation geändert. Das Geschäftsklima verbessert sich auf -12,0 Punkte. Die Geschäftslage bleibt erfreulich stabil, auch wenn Gewinne und Umsätze weiter zurückgingen. Die Erwartungen hellen auf und liegen auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Trotz anhaltender Einschränkungen, die vor allem den Umsatz belasten, hat sich die Perspektive etwas verbessert. Auch ist zu erwarten, dass die Maßnahmen des Konjunkturpaketes hier stimulierend wirken werden. Bei den Investitionsplanungen zeigt sich mit einem per Saldo positiven Wert sogar schon wieder etwas Zuversicht.
Handel_2020_Q2

Verkehrsgewerbe: Lage trübt weiter ein – Erwartungen erholen sich

Im Verkehrsgewerbe verbessert sich das Geschäftsklima aktuell nicht. Mit -28,2 Punkten bleibt es auf dem schlechten Vorquartalswert. Lageverschlechterungen und Erwartungsaufhellungen gleichen sich aktuell aus. Die Geschäftslage zeigt dabei einen rasanten Einbruch. Die Krisenfolgen werden hier unmittelbar sichtbar. Mehr als drei Viertel der Verkehrsunternehmen berichten von gesunkenen Umsätzen, Gewinnen und Auftragseingängen. Über 60 Prozent empfinden ihren Auftragsbestand aktuell noch immer als zu klein. Die Geschäftserwartungen verbessern sich zwar, es wird aber mit weiteren Umsatzrückgängen gerechnet. Besonders der Personenverkehr leidet noch immer unter „Corona“-bedingten Einschränkungen.
Verkehrsgewerbe_2020_Q2