Aufschwung mit Licht und Schatten

Die Umfragedaten der regionalen Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) zeigen, dass der Aufschwung insgesamt weitergeht. Der Konjunkturklimaindikator erreicht mit 22,0 Punkten erneut einen sehr hohen Stand. Saisonbereinigt ergibt sich allerdings ein leichter Rückgang im Vergleich zum vierten Quartal 2013. Dabei werfen die bereits im letzten Quartal sichtbaren wirtschaftspolitischen Risiken zunehmend größere Schatten auf das - insgesamt durchaus erfreuliche - Gesamtbild. So bestätigen sich insbesondere die befürchteten Auswirkungen der bundespolitischen Initiativen. Die ungelöste Energiekostenproblematik und die zu erwartende Arbeitskostenbelastung drücken auf die Stimmung einiger Wirtschaftsbereiche. Damit bleiben Teile der Wirtschaft im aktuellen Aufschwung zurück. Wie bereits im letzten Quartal sorgen bei solider wirtschaftlicher Entwicklung politische Eingriffe für spürbare Verunsicherung.
Dabei sorgen die Einschätzungen zur Geschäftslage mit einem leichten Rückgang auf 40,3 Prozentpunkte für einen leichten Dämpfer. Nach Bereinigung dieses Saisoneffektes ergibt sich aber erneut ein Anstieg. Der Saldo der Geschäftserwartungen liegt mit 3,6 Prozentpunkten leicht über dem Vorquartal und wieder über der Nulllinie. Die leichten Verbesserungen der Erwartungen bleiben aber hinter der saisonüblichen Aufhellung zurück so dass sich hier ein Rückgang ergibt. Die Beschäftigungsplanungen bleiben mit -3,1 Prozentpunkten weiterhin konstant auf einem annähernd neutralen Niveau. Gegenüber dem Vorjahresquartal ist eine leichte Eintrübung zu verzeichnen. Auch die Investitionsabsichten bleiben mit 12,9 Prozentpunkten gegenüber dem Vorquartal und auch dem Vorjahresquartal weitgehend stabil. Da ein leichter Anstieg aber saisonal üblich ist, ergeben sich bereinigt entsprechende Eintrübungen.

Industrie: Lage auf Vorjahresniveau verschlechtert

Das Geschäftsklima in der Industrie ist aktuell mit 23,2 Punkten gegenüber dem Vor- und Vorjahresquartal  nahezu unverändert.  Nach dem Aufholen im letzten Quartal bleibt die Entwicklung jetzt wieder hinter der Gesamtwirtschaft zurück. Erneut gibt die Industrie ihre sonst gewohnte Rolle als Wachstumsmotor an andere Branchen ab.
Dabei bleibt die aktuelle Einschätzung der Geschäftslage mit 28,6 Prozentpunkten deutlich hinter dem Vorquartal zurück. Das Niveau des Vorjahresquartals wird erreicht. Dabei geben alle Unterindikatoren zur Entwicklung von Gewinn, Umsatz und Auftragseingängen aus dem In- und Ausland eine stagnierende Entwicklung an. Hier werden per Saldo ausgeglichene Niveaus gemeldet. Der Auslastungsgrad sinkt zum Vorquartal auf 83,9 Prozent, liegt aber noch über dem Wert des Vorjahres. Die Geschäftserwartungen verbessern sich dagegen auf per Saldo 17,1 Prozentpunkte im aktuellen Quartal. Das entspricht dem guten Vorjahreswert. Auch die Absatzerwartungen bleiben per Saldo positiv.
Die Planungen der Industrieunternehmen zur Beschäftigung sind mit -0,8 Prozentpunkten zum Vorquartal und zum Vorjahresquartal nahezu unverändert. Der Saldo der Investitionsabsichten kann leicht auf 8,8 Prozentpunkte zum Vorquartal zulegen. Es wird das Vorjahresquartalsniveau erreicht. Allerdings werden weiterhin kaum offensive Motive für die Investitionen angegeben. Die Zurückhaltung in der Branche bleibt also auffällig. Die bereits erwähnten Unsicherheiten über die kommende Belastung aus der EEG-Umlage spielen hier eine Rolle.
Dabei vermelden die Vorleistungsgüterproduzenten und Investitionsgüterproduzenten ein stabiles Klima auf gutem Niveau, während die  Produzenten von Ver- und Gebrauchsgütern eine deutliche Eintrübung der Lage zum Vorquartal angeben.

Baugewerbe: Gute Lage hält an

Der Geschäftsklimaindikator für die Bauwirtschaft ist mit 25,9 Prozentpunkten zum Vorquartal verbessert. Gegenüber dem witterungsbedingten sehr schlechten Vorjahresquartal ergibt sich ein deutlicher Sprung noch oben. Die Geschäftslage bleibt auf sehr gutem Niveau konstant. Die Auftragsreichweite erreicht mit 13,8 Wochen einen soliden Wert.  Die Geschäftserwartungen sind zum Vorquartal dagegen deutlich verbessert und per Saldo positiv. Die Beschäftigungsplanungen und die Investitionsplanungen steigen dementsprechend ebenfalls an. Die anhaltend hohe Auslastung sorgt für eine entsprechende Ausweitung der Kapazitäten. Über ein Fünftel der Unternehmen geben dies als Hauptmotiv für ihre Investitionen an.

Dienstleistungsgewerbe: Getrübte Aussichten

Der Geschäftsklimaindex bleibt mit 19,1 Prozentpunkten auf dem Niveau des Vorquartals und des Vorjahresquartals. Ein weiterer Aufschwung bleibt aktuell aus. Dabei erreicht die Geschäftslage erneut ein sehr gutes Niveau. Für Eintrübungen sorgen dagegen die Geschäftserwartungen, die sich unerwartet verschlechtern. Per Saldo wird hier ein negativer Wert erreicht. Damit einher, gehen die Beschäftigungsplanungen, die ebenfalls unter die Nulllinie absinken. Der zukünftige gesetzliche Mindestlohn sorgt hier bereits bei den großen unternehmensnahen Dienstleistern für Anpassungen. Die Dienstleister für Personen vermelden dagegen mehrheitlich Verbesserungen aufgrund deutlicher Lageaufhellungen.

Handel: Boomt

Der Geschäftsklimaindikator im IHK-Bezirk verbessert sich erneut und erreicht mit 26,9 Prozentpunkten einen historischen Spitzenwert der Zeitreihe. Die Geschäftslageeinschätzung bleibt dabei mit 38,2 Prozentpunkten auf dem sehr hohen Niveau des Vorquartals konstant. Es werden per Saldo erneut Verbesserungen bei Umsatz- und Gewinnlage für das abgelaufene Quartal angegeben. Die stabile Beschäftigung und steigende Löhne sorgen für eine gestärkte Kaufkraft. In Verbindung mit einem geringen Zinsniveau sorgt dies aktuell für stark steigende Konsum- und Anschaffungsneigung. Auch die Geschäftserwartungen der Handelsunternehmen verbessern sich deutlich und erreichen ein solide positives Niveau. Gestiegene und per Saldo positive Umsatzerwartungen untermauern die Hoffnung der Unternehmen darauf, dass die gute Lage vorerst anhält.

Verkehrsgewerbe: Stabil trotz schwacher Margen

Der Geschäftsklimaindikator der Branche bleibt mit 19,8 Prozentpunkten aktuell konstant. Bei leicht rückläufigen Lagebewertungen insgesamt trüben sich auch Umsatz- und Gewinnlage ein.  Die Verschlechterungen bewegen sich aber alle in einem saisonüblichen Bereich. Die Geschäftserwartungen sind gegenüber dem Vorquartal leicht verbessert und erreichen mit 12,9 Prozentpunkten erneut ein per Saldo positives Niveau. Es wird mit wieder leicht steigenden Umsätzen gerechnet. Beschäftigungs- und Investitionsabsichten bleiben dagegen verhalten, die Investitionsmotive sind überwiegend defensiv.