Geschäftsklima stabil auf hohem Niveau

Die Stimmung in der regionalen Wirtschaft liegt stabil auf hohem Niveau. Der Konjunkturklimaindex der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK), in den die Einschätzungen der Unternehmen im Süden Sachsen-Anhalts zu ihrer aktuellen Lage und zu ihren Geschäftserwartungen eingehen, steigt von 11,8 Punkten im vierten Quartal 2011 auf aktuell 22,2 Punkte. Damit liegt der Index sogar leicht über dem ersten Quartal des Vorjahres.
Dabei liegt der Saldo der Lageeinschätzungen mit 35,8 Prozentpunkten weiterhin stabil auf einem sehr hohen Niveau. Der Vergleichswert aus dem ersten Quartal 2011 wird hingegen um gut einen Punkt leicht übertroffen. Die günstige Entwicklung der regionalen Wirtschaft im Süden Sachsen-Anhalts setzt sich ungebrochen fort. Bei den Geschäftserwartungen nimmt der Optimismus wieder zu: Der Saldo steigt von -18,0 Prozentpunkten im vierten Quartal 2011 auf aktuell 8,6 Punkte. Dies entspricht in etwa dem Vergleichswert aus dem Vorjahr. Damit schließt sich die Schere zwischen sehr guten Lagebewertungen und weniger optimistischen Erwartungen zumindest etwas.
Die Beschäftigungspläne der Unternehmen ziehen leicht an. Der aktuelle Anstieg fällt allerdings etwas schwächer aus, als es in einem ersten Quartal saisonüblich wäre. Dies spricht für eine weiterhin günstige, aber im Vergleich zu den vergangenen Jahren etwas weniger dynamische Entwicklung des Arbeitsmarktes. Deutlich stärker entwickeln sich die Investitionspläne, die mit einem Saldo von 14,0 Prozentpunkten klar im positiven Bereich liegen.
Von der starken Investitionstätigkeit in der Gesamtwirtschaft profitiert besonders das Baugewerbe. Im Verkehrsgewerbe, das in den vergangenen beiden Quartalen eine starke Stimmungseintrübung vermeldete, stabilisiert sich das Geschäftsklima, wenn auch auf niedrigem Niveau. Die Dynamik in der Industrie schwächt sich vorerst etwas ab, während die Dienstleister optimistischer in die Zukunft blicken.

Industrie: Verschnaufpause

Das Geschäftsklima in der Industrie verbessert sich von 22,7 im vierten Quartal 2011 auf 26,0 Punkte im ersten Quartal 2012, verfehlt damit aber das hohe Niveau des entsprechenden Vorjahresquartals.
Die Geschäftslage ist auf hohem Niveau leicht rückläufig: Der Saldo geht von 46,3 Punkten im vierten Quartal 2011 auf aktuell 44,5 Prozentpunkte zurück. Damit liegt er auch knapp unter dem Niveau des Vorjahres (46,1 Prozentpunkte).
Allerdings verbessern sich die Geschäftserwartungen der Industriebetriebe weiter. Der Saldo liegt mit 7,5 Prozentpunkten (nach nicht einmal ausgeglichenen Werten im Vorquartal) wieder im positiven Bereich. Hier machen sich u.a. die weiter anziehenden Auftragseingänge aus dem Ausland und entsprechend optimistische Exporterwartungen positiv bemerkbar.
Die Beschäftigungspläne in der Industrie sind deutlich rückläufig: Das Niveau des ersten Quartals des Vorjahres wird um fast acht Punkte unterschritten. Saisonbereinigt fällt der ungünstige Trend noch stärker aus. Hierfür dürften hohe Lohnsteigerungen sowie eine zunehmende Regulierung des Arbeitsmarktes verantwortlich sein.
Die Investitionspläne der Industrieunternehmen ziehen dagegen weiter an. Damit ist das Investitionsklima in der Industrie etwas besser als in der Gesamtwirtschaft. Während noch in der Vorumfrage die Kapazitätserweiterung als wichtigstes Investitionsmotiv genannt wurde, dominiert mittlerweile aber die Rationalisierung. Dies spricht dafür, dass mancher Unternehmer offenbar Kapazitätsgrenzen erreicht sieht; die Steigerungen der Lohnkosten dürften ihr Übriges tun.
Besonders gut ist das Geschäftsklima bei den Produzenten von Vorleistungs- und Investitionsgütern. Bei den Konsumgüterproduzenten werden rückläufige Auftragseingänge aus dem Inland und steigende Auftragseingänge aus dem Ausland gemeldet.

Baugewerbe: Aufschwung hält noch immer an

Das Baugewerbe profitiert von historisch niedrigen Zinsen, Inflationssorgen und einer regen Investitionstätigkeit in der Gesamtwirtschaft. Das Geschäftsklima erreicht mit 25,2 Punkten den höchsten im IHK-Bezirk jemals gemessenen Wert. Dabei verringert sich der Saldo der Geschäftslage etwas: Er geht von sehr hohen 50,7 Punkten im Vorquartal auf aktuell 35,0 Punkte zurück. Zugleich steigt der Saldo der Geschäftserwartungen von -32,0 auf 15,6 Prozentpunkte stark an. Aufträge aus dem privaten Wirtschafts- und Wohnungsbau können das Auslaufen öffentlicher Konjunkturprogramme offenbar kompensieren, wobei das Ausbaugewerbe besser dasteht als der Tief- und Straßenbau. Die Beschäftigungs- und Investitionspläne in der Bauindustrie entwickeln sich insgesamt günstig.

Dienstleistungsgewerbe: Ruhiges Fahrwasser

Der Geschäftsklimaindikator im Dienstleistungsgewerbe steigt von 8,9 Punkten im vierten Quartal 2011 auf aktuell 23,2 Punkte an. Damit wird der Vorjahreswert von 16,4 Punkten deutlich übertroffen. Ausschlaggebend ist hier eine deutliche Verbesserung der Geschäftserwartungen: Der Saldo steigt von -28,0 auf 9,4 Prozentpunkte. Vor allem die Pläne für Beschäftigung entwickeln sich günstiger als in der Gesamtwirtschaft. Von der insgesamt recht guten Stimmung in anderen Branchen profitieren die unternehmensbezogenen Dienstleister stärker als die personenbezogenen.

Handel: Stabil - Großhandel trägt

Der Konjunkturklimaindex im Handel erreicht mit 20,2 Punkten nach 8,2 Punkten im Vorquartal und 18,3 Punkten im Vorjahr einen sehr guten Wert. Sowohl Geschäftslage als auch Geschäftserwartungen verbessern sich gegenüber dem letzten Quartal. Die gute Stimmung wird allerdings hauptsächlich vom Großhandel getragen, während im Einzelhandel trotz guter Lage der Anteil der Unternehmen mit pessimistischen Geschäftserwartungen wächst. Verantwortlich hierfür könnten Zweifel an der weiteren Entwicklung des bislang guten Konsumklimas sein, das sich durch anhaltend hohe Inflationsraten und weiter steigende Energie- und Kraftstoffpreise eintrüben könnte.

Verkehr: Fängt sich (vorerst?)

Das Verkehrsgewerbe hatte in den vergangenen beiden Quartalen einen deutlichen Stimmungseinbruch zu vermelden. Dieser Abwärtstrend ist vorerst gestoppt. Das Geschäftsklima stabilisiert sich, wenn auch mit 6,0 Punkte auf niedrigem Niveau. Die Geschäftslage geht dabei von 28,2 auf 7,1 Prozentpunkte deutlich zurück, während sich die Erwartungen von sehr niedrigen -37,4 Prozentpunkten im vierten Quartal 2011 auf aktuell fünf Punkte verbessern. Die hohen Energie- und Kraftstoffpreise belasten die Stimmung im Verkehrsgewerbe ebenso wie der stockende Ausbau wichtiger Verkehrswege. Allerdings profitiert vor allem der Güterverkehr gegenwärtig von der guten Stimmung in anderen Branchen.