Grußwort Ministerpräsident

Drei Fragen an Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt

Der industrielle Strukturwandel im Land war hart. Wie sehen Sie die Bilanz nach einem Vierteljahrhundert?

Dr. Haseloff: Positiv. Vor 27 Jahren hatten wir eine Industrie, die außer Tradition nicht viel zu bieten hatte. Sie war marode, schädigte die Umwelt in höchstem Maße und war in keiner Hinsicht wettbewerbsfähig. Und das trotz hochmotivierter und sehr gut ausgebildeter Fachkräfte. Die Zukunftsgestaltung der Region konnte aber nur mit Industrie gelingen. Das Erreichte ist ein Erfolg: Um die größeren Betriebe herum hat sich eine moderne mittelständische Unternehmenslandschaft entwickelt. Dank der bei uns entwickelten Chemieparks können die Unternehmen Synergien nutzen. Unternehmensnahe Forschungseinrichtungen, Hochschulen und innovative Netzwerke helfen, strukturbedingte Defizite in der Industrieforschung ein Stück weit zu mildern. Natürlich herrscht nicht überall eitel Sonnenschein. Es gibt strukturschwache Räume, die unserer besonderen Zuwendung bedürfen.

Wie viel Industrie tut dem südlichen Sachsen-Anhalt gut: Müssen wir noch stärker für Ansiedlungen werben, und wie intensiv soll die Bestandssicherung und/oder Bestandserweiterung sein?

Dr. Haseloff: Es kann gar nicht genug nachhaltige und wettbewerbsfähige Industrie geben. Wir haben in den vergangenen Jahren viel erreicht, aber es bleibt immer noch reichlich zu tun. Die Zeit der großen Ansiedlungen ist vorbei, und wir richten unser Augenmerk mehr auf die Bestandspflege und auch die Bestandserweiterung. Immer wieder erweitern Unternehmen ihre Standorte. Das ist sehr erfreulich. Wir müssen aber auch weiterhin alle Möglichkeiten nutzen, um neue Unternehmen für Sachsen-Anhalt und seine Regionen zu gewinnen.

Welche drei konkreten Schwerpunkte sehen Sie, wie Wirtschaft und Industrie in den kommenden Jahren belebt werden könnten und sollten?

Dr. Haseloff: Neben weiteren Investitionen erscheinen mir besonders wichtig:
  • Innovationen
    Bei Innovationen gibt es in Sachsen-Anhalt noch Nachholbedarf. Im Rahmen der aktuellen EU-Förderperiode werden deshalb Mittel in großem Umfang zur Stärkung der Innovationskraft eingesetzt.
  • Existenzgründungen
    Zu einer gesunden Wirtschaftsstruktur gehört eine ausreichende Zahl von Existenzgründungen. Sachsen-Anhalt braucht mehr davon. Die Landesregierung fördert das Gründungsgeschehen mit der ego-Existenzgründungsinitiative, die sich an unterschiedliche Zielgruppen richtet.
  • Unternehmensnachfolge
    In Sachsen-Anhalt stehen zahlreiche Unternehmen zur Nachfolge an. Oft ist es schwierig, einen Nachfolger zu finden. Daher engagiert sich das Land gemeinsam mit den Kammern und weiteren Partnern, um die Unternehmen mit den Problemen
    des Generationswechsels nicht allein zu lassen. Zur Unterstützung von Unternehmensnachfolgen und Neugründungen führt die Landesregierung eine Meistergründungsprämie ein.