Wie werde ich ein attraktiver Arbeitgeber?

In Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels ist es wichtig, darüber nachzudenken, wie Sie sich als attraktiver Arbeitgeber aufstellen möchten. Ihre Arbeitgeberattraktivität ist entscheidend für qualifizierte und motivierte Beschäftigte – heute und in Zukunft.

Die Zahlen sind längst alarmierend

  • Bis 2040 verliert das Land Sachsen-Anhalt von heute mit aktuell noch einer Million Beschäftigten rund 167.000 Fach- und Führungskräfte infolge des demografischen Wandels. Für zwei Menschen, die in Sachsen-Anhalt altersbedingt den Arbeitsmarkt verlassen, rückt aktuell nur ein junger Mensch nach.
  • Im Januar 2023 gaben mehr als die Hälfte der 22.000 befragten Unternehmen des DIHK-Fachkräftereports an, nicht alle offenen Stellen besetzen zu können. Aus regelmäßigen Befragungen der IHK Halle-Dessau geht hervor, dass aktuell 80 Prozent der Unternehmen ihre offenen Stellen nicht innerhalb von zwei Monaten besetzen können.

Was zieht die Besten an und hält sie?

Überall fehlt also Personal, die Folgen werden im Alltag immer sichtbarer. Unternehmen sehen sich am Arbeitsmarkt einer verschärften Konkurrenzsituation ausgesetzt: Warum sollten die besten Fachkräfte ausgerechnet diesen Arbeitsort unter vielen anderen bevorzugen?
Maßnahmen zur Erhöhung der Arbeitsplatzattraktivität sind gefragt wie nie. Ob mit oder ohne Personalabteilung, Unternehmer müssen sich Gedanken um die Belange Ihrer Belegschaft machen, wenn sie bestehen wollen. Die Variationsbreite möglicher Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität ist groß, einiges gehört schon heute zum „guten Ton“ – vielleicht auch bei Ihnen. Mit den folgenden Tipps erhalten Sie einen übersichtlichen Blick auf mögliche Ansatzpunkte zum Thema.
Erfahrungen zeigen übrigens, dass bei allen Bemühungen eins besonders bedeutsam ist: Die große Frage danach, wie sich der Spagat aus Fürsorge und Anspruch bestmöglich bewältigen lässt.
Wenn Ihre Mitarbeiter zufrieden sind, weil sie aufgrund individuell bester Bedingungen hervorragende Arbeit leisten können und dafür auch noch Anerkennung erhalten, übernehmen sie selbst Verantwortung für den Unternehmenserfolg. Sie sind intrinsisch motiviert ihren Beitrag zu leisten, um den Arbeitsplatz zu erhalten und wollen weitere Talente an Bord holen. Das beste Werbepotenzial steckt im eigenen Personal, bestätigen Unternehmen immer wieder.

Beispiele um die eigene Arbeitgebermarke zu stärken

Werteorientierte und respektvolle Unternehmenskultur

Offenheit, Klarheit und Zuverlässigkeit im Miteinander und der Rollenverteilung, eine geführte Verantwortungsabgabe und Maßnahmen regelmäßiger Wertschätzung erhöhen das Vertrauen und damit die Motivation und Zufriedenheit auf allen Seiten. Eine solche Kultur zu schaffen ist ein andauernder Prozess, der absolute Konsequenz erfordert. Auch ein konstruktiver und offener Umgang mit Fehlern und deren Konsequenzen kann ein sehr eindrucksvolles Beispiel für wertschätzende Arbeitsbedingungen sein.

Nachhaltige Aus- und Weiterbildungsstrategie

Die stete Planung und Umsetzung individueller bedarfsgerechter Aus-, Fort- und Weiterbildungsaktivitäten beugt Unzufriedenheit aufgrund von Wissenslücken und Entwicklungshemmnissen vor und fördert die Mitarbeiterzufriedenheit sowie ein Bewusstsein für den Wert der eigenen Weiterentwicklung in puncto Leistungsqualität und Kompetenz.

Lebensphasenorientierte Personalpolitik

Familienbewusstsein im Unternehmen schafft für Mitarbeitende eine Wertschätzung, auch unverzichtbares Mitglied eines Familien- und Gesellschaftssystems zu sein, dessen Wohlergehen in gewisser Weise auch auf den Unternehmensalltag zurückwirkt.

Gesundheitsförderung

Die Vorsorge betriebsbedingter Krankheiten bzw. krankheitsbedingter Ausfälle sensibilisiert das Personal für den Wert der eigenen Arbeitskraft im Unternehmen sowie für das anhaltende Bemühen, die eigene Leistungsfähigkeit und Gesundheit zu pflegen, um diese langfristig aufrechtzuerhalten.

Engagement für ein attraktiveres Lebensumfeld

Wenn sich Unternehmen für eine lebenswertere Region einsetzen, zeigt das nicht nur Wertschätzung für das und Interesse am Gemeinwohl, es erhöht auch die Lebensqualität der Mitarbeitenden, ihre Motivation vor Ort zu wohnen und dadurch den Willen, den Unternehmenserfolg weiter voranzutreiben und im Unternehmen zu bleiben.

Diversity Management

Der Umgang mit Vielfalt und Internationalität wird strategisch angegangen und umgesetzt, um den respektvollen Umgang zwischen allen Beteiligten zu fördern und mehr Verständnis füreinander zu schaffen. Näheres zum Diversity Management und zur Willkommenskultur.

Sichtbarkeit

Die besten Maßnahmen und Strategien ein attraktiverer Arbeitgeber zu werden nützen nicht viel, wenn dies nach außen gar nicht sichtbar wird. Im Sinne von „Gutes tun und darüber sprechen“ könnte daher zum Beispiel die unternehmenseigene PR-Abteilung mit der Vermarktung des Themas beauftragt werden. Erste Ideen dies kurz-, mittel- und längerfristig erfolgreich umzusetzen, könnten dabei unter anderem folgende sein:
  • Bewerbung um Arbeitgebersiegel, wie zum Beispiel „Erfolgsfaktor Familie“ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend), „Charta der Vielfalt“, „Ausgezeichneter Arbeitgeber“ (TÜV Rheinland), „audit berufundfamilie“ oder „Top Arbeitgeber“ (Deutsches Institut für Qualitätsstandards und -prüfung)
  • Aktive Nutzung von Arbeitgeberbewertungsplattformen wie Kununu, MeinChef, Jobvoting, Glassdoor, Stepstone oder Indeed, zum Beispiel mit Hilfe eines selbst erstellten Arbeitgeberprofils oder in dem die eigenen Mitarbeiter um eine Bewertung gebeten werden sowie ggf. auf Bewertungen geantwortet wird
  • Regelmäßige Informationsangebote rund um die Umsetzung des Themas im Unternehmen in unterhaltsamer Form in den eigenen Social-Media-Kanälen, die die Zielgruppen hier bei regelmäßiger Veröffentlichung besonders niedrigschwellig erreichen und bei diesen einen besonders authentischen und nahbaren Eindruck hinterlassen können

Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung

1. Vergütung, finanzielle Anreize

  • Unbefristete Arbeitsverträge
  • Faires Gehalt
  • 13. Monatsgehalt
  • Leistungsbezogene Zusatzvergütung / Erfolgsprämien / Bonuszahlungen
  • Tank- und Wertgutscheine
  • Übernahme Wegegeld
  • Anlassbezogene Aufmerksamkeiten (Geburtstage, Elternschaft, Hochzeit)

2. Personalentwicklung

  • Regelmäßige Mitarbeiter- und Weiterentwicklungsgespräche
  • Öffentliche Wertschätzung wie z. B. Mitarbeiter der Woche, auf Antrag stellt Ihnen die IHK auch Ehrenurkunden für Ihre Mitarbeiter aus
  • Maß an Mitbestimmung der Belegschaft einrichten
  • Interessante und abwechslungsreiche Tätigkeit bieten
  • Zufriedenheitsbefragungen, Auswertung und Berücksichtigung
  • Ausbildung im Unternehmen für regelmäßigen qualifizierten Fachkräftenachwuchs, Wissensmanagement, Generationenlernen
  • Fort- und Weiterbildung mit unkomplizierten Prozessen, unter Berücksichtigung von Weiterentwicklungswünschen und -bedürfnissen des Mitarbeitenden, Bezuschussung oder Übernahme der Kosten
  • Teambuilding-Maßnahmen

3. Unternehmens- und Führungskultur

  • Diversity Management
  • Vertrauensarbeitszeit/Vertrauensurlaub (sofern mit dem Arbeitszeitgesetz vereinbar)
  • Leicht zugängliche Gesprächsangebote in offener / vertraulicher Atmosphäre / wertschätzende Feedback-Kultur auf Augenhöhe zwischen Führungskräften und Mitarbeitern
  • Regelmäßige Informationen zur Unternehmensentwicklung
  • Entscheidungstransparenz bei Führungsprozessen
  • Informationsveranstaltungen zu wichtigen aktuellen (Unternehmens-)Themen (z. B. Digitalisierung)
  • Qualitätsmanagement und Zertifizierung
  • Loungeecken und lockere Treffpunkte / komfortabel ausgestattete Gemeinschaftsräume
  • Regelmäßige Team-Events / Stammtische

4. Gesundheitsförderung

  • Betriebliches Gesundheitsmanagement einführen und zertifizieren
  • Sensibilisierende Gesundheitskurse, Sport- und Bewegungsräume, zusätzliche Bewegungspausenangebote, Ruheraum
  • Kooperation mit Krankenkassen (Kurse, Check-Angebote)
  • Saisonale freiwillige Impf-Angebote
  • Spezielle dynamische Sitzgelegenheiten, Büro-Laufbänder oder Desk-Bikes, höhenverstellbare Schreibtische
  • Stand-up Meetings
  • Vertrauliche Ansprechpartner im Unternehmen zu Gesundheitsfragen – z. B. Psychologischer Coach für Beratungswünsche oder bei Gleichstellungsproblemen / Mobbing
  • Verbindliche Verfahrens- und Prozessabläufe
  • Risiko- und Sicherheitsmanagement, Arbeitsschutz, Betriebsarzt

5. Vereinbarkeit Beruf, Familie und Pflege

  • Lebensphasen- und Familienbewusstsein in Alltag integrieren
  • Flexible Arbeitszeitmodelle, Arbeitszeitkonten
  • Haushaltstag / Bonusurlaub
  • Kinderbetreuungsmöglichkeiten
  • Homeoffice
  • Teilzeitangebote (u. a. auch Möglichkeiten wie Altersteilzeit, Pflegeteilzeit)

6. Corporate Social Responsibility (CSR)

  • Regionale Initiativen, Vereine und Verbände durch Engagement, Spenden und Unterstützungsaktionen fördern
  • Öffentliche Bildungs-, Gesellschafts- und kulturelle Veranstaltungen und Orte der Region für externe und interne Firmenevents nutzen
  • Natur- und Umweltschutzinitiativen starten / regelmäßig durchführen
  • Regionales ehrenamtliches Engagement der Mitarbeitenden fördern (z. B. durch Arbeitszeitfreistellung)

Unterstützung finden

Es kann viele Gründe geben, warum die Verbesserung der Situation im Unternehmen sich als herausfordernder darstellt als gedacht. In diesem Fall kann es helfen, sich professionelle Beratung zur Überwindung von kleineren oder größeren Hürden zu suchen.
Externe, selbstständig arbeitende HR-Manager oder -Berater sind hier zum Beispiel eine mögliche Wahl. Laden Sie zum Gespräch ein, stellen Sie Ihre Situation dar und erkundigen Sie sich nach Referenzen, Fallbeispielen und möglichen Lösungswegen. Vergleichen Sie Angebote und bleiben Sie am Ball, um Berater zu finden, die Sie ggf. auch längerfristig unterstützen können. Denn der Weg zum attraktiven Arbeitgeber ist keine Entwicklung über Nacht, sondern erfordert Offenheit, Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen sowie die Bereitschaft zu einem tiefergehenden Veränderungsprozess, der auch routinierte Verhaltenswege und -formen betreffen kann.

Online-Seminar zur Arbeitgeberattraktivität