3. Platz - Café Wettiner Hof

Im April 2022 kam das Ehepaar Serhii Lapa und Sunita Lapa aus der Ukraine nach Deutschland. Serhii Lapa studierte in seiner Heimat Wirtschaftswissenschaften und Jura, Sunita Lapa Informatik. Eine Arbeit zu finden, gelang beiden mit und trotz dieser hohen Bildungsabschlüsse in der neuen Wahlheimat nicht. Die größte Hürde: die Sprache. Eine Selbstständigkeit schien ihnen der Ausweg. Dann der Zufall, der alles änderte. Bei einem Ausflug fiel Serhii Lapa der Wettiner Hof an der Saale ins Auge. Es war ein bisschen wie Liebe auf den ersten Blick. Gastronomische Erfahrungen hatten freilich beide nicht. Aber in ihrer Heimat empfingen sie regelmäßig viele Gäste. Sunita liebt es, zu kochen und zu backen. „Es war damals immer ein Witz, dass wir doch ein Café aufmachen sollten. Hier dachten wir uns, warum sollten wir es nicht einfach probieren? Ich habe einen Back-Kurs gemacht, mein Mann hat ein Faible für Qualitätskaffee. Mit dem Wettiner Hof hatten wir zu unserem Wunsch nach Selbstständigkeit auch die passende Idee“, erzählt die 46-Jährige.

Wenn ein Zaun zur bürokratischen Hürde wird

Also meldeten sie am 12. November 2024 ihr Gewerbe an. Etwas ratlos anfangs, was die Formalitäten anging. Doch mit Rat und Tat von Freunden, der richtigen Internetrecherche und Unterstützung durch die IHK Halle-Dessau wurde aus dem Plan schnell etwas Handfestes. „Die IHK war für uns vor allem moralische Unterstützung. Ohne ihre Koordination hätten wir es vermutlich nicht geschafft“, sagt die Informatikerin. Schnell wussten sie zwar, wie ihr Weg aussieht, doch die Bürokratie legte ihnen dabei nicht nur einen Stein in den Weg. Sunita erinnert sich: „Es ging nicht nur um Genehmigungen zur Gewerbegründung. Sondern um so banale Dinge wie der Bau eines Zaunes. Wir hatten ja parallel begonnen, den Wettiner Hof zu renovieren. Wenn man mich fragt, ist die deutsche Bürokratie nicht nur ein Hemmnis für die Wirtschaft, sondern belastet die ganze Gesellschaft.“

Raus aus der Komfortzone

„Niemand außer unseren Freunden hat uns zugeraten, uns selbstständig mit einem eigenen Café zu machen. Aber man muss einfach mal raus aus seiner Komfortzone. Um etwas für sich und die Gesellschaft zu tun. Wir kommen aus einem Land, in dem Krieg herrscht. Anfangs fiel es uns enorm schwer, Fuß zu fassen. Wir mussten oft auch innere Zweifel, Unsicherheiten und Ängste überwinden. Das war alles andere als einfach. Mittlerweile haben wir ein neues Zuhause direkt über dem Café und wissen, dass wir in Sicherheit schlafen gehen können. Wir sind sehr glücklich hier und darüber, endlich unseren Weg gefunden zu haben, auch wenn noch sehr viel Arbeit vor uns liegt“, betont Sunita Lapa. Und nicht nur die Familie freut sich über ihren Wettiner Hof. Auch die Bewohner des Ortes sind froh, dass das Schmuckstück wieder zum Leben erweckt wird.
Kontakt:
Café Wettiner Hof
Marktplatz 1
06193 Wettin-Löbejün