Märkte öffnen, Barrieren abbauen!

Deutschland ist die drittgrößte Exportnation in der Welt. Um diese Position zu halten, sind Unternehmen auf freie Märkte, offene Grenzen und möglichst wenig Protektionismus angewiesen. Aber auch 2024 waren auslandsaktive deutsche Unternehmen gleich mehrfach belastet…
Dies belegen die ernüchternden Ergebnisse der von der IHK-Organisation deutschlandweit durchgeführten Unternehmensumfrage „Going International 2024“, an der sich auch Firmen aus Sachsen-Anhalt beteiligt haben. Demnach beklagen 61 Prozent eine Zunahme der Handelshemmnisse im internationalen Geschäft – so viele wie noch nie, seit diese Erhebung durchgeführt wird. In Sachsen-Anhalt waren es sogar mehr als zwei Drittel der Befragten. Damit setzt sich der negative Trend zunehmender Handelsbarrieren fort.

Weitere zentrale Ergebnisse der Befragung:

  • Lokale Zertifizierungsanforderungen und verstärkte Sicherheitsanforderungen, die den Planungs- und Kostenaufwand für den grenzüberschreitenden Handel erhöhen, belasten die Unternehmen.
  • Neben den Herausforderungen auf ausländischen Märkten rücken auch in Deutschland und Europa „hausgemachte“ Hemmnisse stärker ins Blickfeld. Davon berichten 81 Prozent der Unternehmen.
  • 60 Prozent von ihnen beklagen bürokratische Hürden und Unsicherheit beim Umsetzen von Regulierungen, wie etwa dem EU-CO2 Grenzausgleich CBAM oder dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). 57 Prozent benennen Probleme beim Abwickeln ihres Auslandsgeschäfts, beispielsweise aufgrund langer Genehmigungszeiten des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) oder komplexer Zollabwicklungsverfahren.

Und damit nicht genug …

Seit Anfang 2024 gilt das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz nun auch für Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern in Deutschland. Und als sei damit für unsere Unternehmen nicht schon genug zu schultern, folgte im Sommer 2024 noch die EU-Lieferkettenrichtlinie.
Die IHK Halle-Dessau hat frühzeitig kritisiert, dass die bürokratischen Belastungen der deutschen und europäischen Lieferkettengesetzgebung in keinem Verhältnis zur Wirksamkeit stehen. Die Regelungen bzw. Berichtspflichten verursachten indirekte „Trickle-Down-Effekte“, wodurch – anders als vom Gesetzgeber vorgesehen – durchaus auch kleine und mittlere Unternehmen betroffen sind.
Die IHK Halle-Dessau hat im Verbund mit den Kammern in Mitteldeutschland ihre Mitglieder frühzeitig über den Stand der Umsetzung und die daraus resultierenden Anforderungen informiert. Die Webinarreihe „Lieferkettenmanagement in der Praxis“ bot 2024 vier Veranstaltungen, die zahlreiche Unternehmen ansprach, um sie auf die entsprechenden Erfordernisse vorzubereiten und hilfreiche Hinweise zu geben.

Bescheinigungen werden zunehmend digital

Die IHK hat ihren Mitgliedsunternehmen 2024 insgesamt 8.978 Ursprungszeugnisse sowie 2.107 sonstige Bescheinigungen für den Außenwirtschaftsverkehr ausgestellt. Das sind knapp 12 Prozent mehr als 2023. Davon erfolgte die Einreichung bei 92 Prozent auf elektronischem Weg.
Mehr Informationen zum elektronischen Ursprungszeugnis finden Sie hier.
Seit 2023 besteht die Möglichkeit, Zollscheinpassierhefte CARNETS A.T.A. elektronisch zu beantragen. Im Jahr 2024 erfolgte dies bereits bei 76 von 80 Dokumenten.
Um ihre Mitgliedsunternehmen fit für das Exportgeschäft zu machen, führte die IHK zudem wieder 13 Seminare von A bis Z (Außenwirtschaftsrecht bis Zoll) durch. Insgesamt 339 Teilnehmer nutzten das Angebot.

Internationale Märkte im Brennpunkt

Die IHK entsprach den Wünschen ihrer Mitgliedsunternehmen nach Foren zum gegenseitigen Austausch und Informationen zu Auslandsmärkten aus erster Hand. Ein Highlight war beispielsweise der 15. Mitteldeutsche Exporttag, der unter dem Motto: „Europas Zukunftspotenziale in der globalen Wirtschaft. Gewinner oder Verlierer?“ stand. Es gab aber auch Unternehmerstammtische, beispielsweise zu China und Saudi-Arabien, einen Länderberatungstag zur Slowakei, Webinare zur Mitarbeiterentsendung in der EU sowie zur Dienstleistungserbringung in Frankreich, Österreich und der Schweiz. Das Webinar „Chancen in Lateinamerika: Ressourcen und Recycling“ weitete den Blick auf die MERCOSUR-Staaten und Südamerika. Die Deutschen Auslandshandelskammern (AHK) haben sich als Partner im Ausland für derartige Formate fest etabliert.