IHKIMPULS

SIHK-Geschäftsklimaindex stürzt ab

Die Ergebnisse der SIHK-Konjunkturumfrage im Herbst 2022 in der Übersicht: Die hohen Energiepreise belasten 95 Prozent der Unternehmen.
Der russische Überfall auf die Ukraine verursacht signifikante Verteuerungen im Energiesektor, die steigende Inflation verteuert Produkte und verhagelt die Konsumlaune, die Corona-Pandemie verunsichert wieder mit steigenden Zahlen, die A45-Sperrung zerschneidet auf Jahre hinaus die Region. An der SIHK-Konjunkturumfrage haben sich im Herbst 2022 rund 500 Unternehmen aus dem südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis, der Stadt Hagen und dem Märkischen Kreis beteiligt.
„Die südwestfälische Wirtschaft steht vor einer noch nie dagewesenen Fülle an Herausforderungen.“, so Ralf Stoffels, Präsident der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK)
Der SIHK-Geschäftsklimaindex stürzt nach 117 und 93 Punkten in den Vorumfragen auf jetzt nur noch 65 Punkte – der niedrigste Wert seit der Finanzkrise 2009. Der Geschäftslagesaldo bricht im Vergleich zum Frühsommer von 35 auf magere drei Punkte ein. Nur noch jedes vierte Unternehmen meldet aktuell eine gute Geschäftslage. Die Erwartung besserer Geschäfte haben nur noch drei Prozent der Betriebe. Auch bei den Export-, Investitions- und Beschäftigungserwartungen überwiegen die Negativmeldungen deutlich die positiven.
So rechnen in der international verflochtende Industrieregion Südwestfalen mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Unternehmen mit einem schrumpfenden Auslandsgeschäft, 42 Punkte mehr als vor einem Jahr. Fast die Hälfte der Betriebe berichtet von einer problematischen Finanzlage. Ein Viertel der Betriebe meldet Liquiditätsengpässe.
„Insgesamt droht dem Märkischen Südwestfalen eine Rezession“, bringt SIHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Geruschkat die Situation auf den Punkt.
Die steigenden Strom-, Gas- und Kraftstoffpreise belasten 95 Prozent der Unternehmen. Auf die Frage nach den größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten Monaten benennen 87 Prozent der Unternehmen die Energie- und Rohstoffpreise. Dazu droht schon im Fall einer 25-prozentigen Drosselung der Gaszufuhr bei mehr als einem Drittel der Betriebe die Einstellung der Produktion.
„Insbesondere die dramatische Lage auf den Energiemärkten erfordert jetzt eine schnellstmögliche Entlastung der Unternehmen. Die geplanten Gas- und Strompreisentlastungen müssen jetzt schnell bei den Unternehmen ankommen“, appelliert Ralf Stoffels.

Exporterwartungen

Des Weiteren befürchten die Unternehmen die zurückgehende Inlandsnachfrage (65 Prozent), der Fachkräftemangel (57 Prozent) und die gestiegenen Arbeitskosten (51 Prozent) als weitere Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung. Nur noch zehn Prozent der Unternehmen gehen von einer höheren Beschäftigung aus, wohingegen 62 Prozent berichten, dass sie offene Stellen nicht dauerhaft besetzen können.
Schlechte Aussichten auch bei den Investitionsplänen für die nächsten zwölf Monate: 42 Prozent der Unternehmen wollen künftig weniger investieren. Zukunftsgewandte Investitionsmotive wie Innovation und Erweiterung verlieren weiter an Bedeutung gegenüber Motiven wie Ersatzbedarf und Rationalisierung. Die Krisenlage führt dazu, dass bereits jetzt zwölf Prozent konkret eine Abwanderung erwägen.

Geschäftserwartungen

Industrie

Besonders dramatisch hat sich die Geschäftslage bei den Industrieunternehmen eingetrübt. Mit 25 Prozent berichten deutlich mehr Unternehmen von einer schlechten als von einer guten (20 Prozent). Der Saldo sinkt gegenüber April von plus 34 Punkten auf minus fünf Punkte. 66 Prozent der Betriebe (Januar: 14 Prozent) erwarten eine Verschlechterung. Noch ausgeprägter als in den anderen Branchen ist die Sorge vor steigenden Energie- und Rohstoffpreisen (95 Prozent) und einer nachlassenden Inlandsnachfrage (73 Prozent). Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Industriebetriebe spricht von einer problematischen Finanzlage. Mehr als jeder vierte meldet Liquiditätsengpässe.

Handel

Auch bei den Handelsunternehmen hat sich die aktuelle Geschäftslage dramatisch verschlechtert: Nur noch 22 Prozent der Betriebe melden gute Geschäfte, 20 Prozent schlechte. Trotz des bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts erwarten nur noch vier Prozent der Händlerinnen und Händler eine Besserung der Geschäftslage, fast zwei Drittel (64 Prozent) erwarten schlechtere Geschäfte. Der Einzelhandel spricht mit 33 Prozent von einer guten Geschäftslage und bewertet die Situation damit besser als Großhandel mit 19 Prozent.

Dienstleistungen

Ein wenig positiver als bei der Industrie und beim Handel sind die Werte der Dienstleistungsbranche. Hier sprechen 34 Prozent der Betriebe von einer guten Geschäftslage und nur 18 Prozent von einer schlechten. Bei den eng mit der Industrie verflochtenen unternehmensbezogenen Dienstleistern sehen sich sogar 42 Prozent in einer guten Geschäftslage und 15 Prozent in einer schlechten. Der Saldo von plus 27 Punkten ist im Branchenvergleich der mit Abstand höchste. Auffallend bei den Dienstleistern ist die hohe Bedeutung des Fachkräftemangels, den 72 Prozent der personenbezogenen und 70 Prozent der unternehmensbezogenen Dienstleister als größtes Risiko für die geschäftliche Entwicklung bezeichnen.
Die Konjunkturbroschüre kann hier heruntergeladen werdenKonjunkturbroschüre Herbst 2022 (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 3799 KB)