Standortumfrage 2025

Alle Ergebnisse wurden – wie gewohnt – nach der Beschäftigtenzahl der Betriebe gewichtet und repräsentieren damit rund zwölf Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Bezirk. Insgesamt mussten die Unternehmen 44 Standortfaktoren sowohl hinsichtlich ihrer Relevanz als auch ihrer Zufriedenheit auf einer sechs­stufigen Skala bewerten.
Betrachtet man die reine Stimmungslage, fällt auf, dass die Gesamtzufriedenheit der Betriebe seit der ersten Erhebung kontinuierlich sinkt: von 67 Prozent im Jahr 2019 über 66 Prozent im Jahr 2021 auf nunmehr 62 Prozent. 41 Prozent der Betriebe attestieren ihrem Standort eine gute oder sehr gute Entwicklung, 37 Prozent sehen keine Veränderung, und lediglich 22 Prozent bewerten die Standortentwicklung als negativ.
Bei den objektiven Stärken halten sich Image-Anker wie Heimatverbundenheit, Umweltqualität und Sicherheit an der Spitze. Allerdings bröckeln auch hier die Werte: So ist der Anteil der Unternehmen, die sich mit dem Begriff „Heimat“ identifizieren, von 79 Prozent 2019 auf 70 Prozent 2025 gesunken.
Als zusätzliche Stärken gelten infrastrukturelle Aspekte wie die Anbindung an den Flugverkehr, die Nähe zu Logistikzentren sowie weiche Standortfaktoren wie das Betreuungsangebot für Senioren und Pflegebedürftige. Demgegenüber steht ein Bündel von Schwächen, das sich im Laufe der drei Befragungen deutlich verfestigt hat.
Unangefochten an der Spitze rangiert inzwischen die Bürokratie: 65 Prozent der Unternehmen nennen sie als größte Herausforderung. Der Fachkräftemangel folgt mit 59 Prozent dicht dahinter, wobei die Lücke zwischen Relevanz und Zufriedenheit bei der „Verfügbarkeit von Fachkräften“ so groß ist wie bei keinem anderen Faktor. Für viele Betriebe wird die Kostenlast immer drückender: Steigende Energiepreise, höhere Steuern und Abgaben sowie wachsende Personalkosten zwingen sie zunehmend zum Handeln. Parallel dazu erleben Unternehmen die kommunale Verwaltung häufig als Hemmnis – lange Bearbeitungszeiten, wenig transparente Verfahren und fehlende Verlässlichkeit erschweren Planungen. Entsprechend groß ist der Handlungsbedarf, besonders beim Ausbau digitaler Prozesse und nutzerfreundlicher Online-Angebote.
Trotz Flächenknappheit denken nach wie vor 72 Prozent der Betriebe nicht über einen Umzug nach. Wenn doch eine Standortverlagerung ansteht, dann fast immer wegen einer besseren Flächenverfügbarkeit, gefolgt von Kosteneinsparungen und einer leistungsfähigeren Infrastruktur. Interessant ist hier, dass steuerliche Vorteile oder die Nähe zu Kunden wesentlich seltener ausschlaggebend sind.
Der Blick auf die zeitliche Entwicklung zeigt mehrere Trends: Die Zufriedenheit mit Eigenschaften wie Heimat, Umwelt, Sicherheit, Familienfreundlichkeit, Flair geht stetig zurück. Bürokratie ist auf Platz eins der Unternehmensprobleme vorgerückt. Energiekosten spielen eine dominierende Rolle und haben sich zu einem Hauptfaktor im Kostenblock entwickelt. Breitband und Mobilfunknetze hingegen steigen in der Zufriedenheit an.
Alles in allem fügt sich das Bild gut in die aktuelle wirtschaftliche und politische Lage ein: Die Energiepreiswelle, zusätzliche Regulierungen wie das Lieferkettengesetz oder neue ESG-Pflichten und ein Arbeitsmarkt, der durch Demografie und Arbeitslosenquoten angespannt ist, schlagen sich klar in den Bewertungen nieder. Gleichzeitig müssen Kommunen sparen und investieren weniger in Straßen, Schulen oder digitale Netze – genau jene Punkte, die die Betriebe hier am lautesten reklamieren.
Fazit: Die Region bleibt grundsätzlich attraktiv, wird aber von Bürokratie, Fachkräfteknappheit und steigenden Kosten stärker unter Druck gesetzt als je zuvor. Ohne einen koordinierten Kraftakt von Wirtschaft, Politik und Verwaltung lässt sich der derzeitige Abwärtstrend bei der Zufriedenheit kaum stoppen.
Stand: 23.09.2025