Ostthüringer Wirtschaft weiter im Krisenmodus

Die wirtschaftliche Lage in Ostthüringen bleibt angespannt. Zwar zeigt sich im aktuellen Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostthüringen eine leichte Verbesserung gegenüber dem Frühjahr, eine Trendwende ist jedoch nicht in Sicht. Der IHK-Konjunkturklimaindikator steigt im Herbst 2025 um 6 Punkte auf 89 Punkte, bleibt aber weiterhin deutlich unter dem Mittel von 100 Punkten.
„Unsere Unternehmer zeigen großen Durchhaltewillen. Aber ohne verlässliche Rahmenbedingungen wird auch der schwinden. Deshalb fordern wir, dass staatliche Regulierungen radikal reduziert werden, Behörden sich auch als Dienstleister für die Wirtschaft verstehen und schnell und unkompliziert entscheiden. Neben attraktiven Standortbedingungen müssen wir als Gesellschaft den Unternehmergeist wieder stärken – auch für künftige Unternehmergenerationen“, sagt Hauptgeschäftsführer Peter Höhne.

Industrie bleibt Sorgenkind der Region

Besonders die Industrie, als Leitbranche Ostthüringens, leidet unter der schwachen Nachfrage. 44 Prozent der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht, nur 18 Prozent sprechen von guten Geschäften. Neben den hohen Energie- und Personalkosten bremsen vor allem geopolitische Unsicherheiten und strukturelle Standortprobleme die Entwicklung. Die Auftragseingänge aus dem In- und Ausland bleiben rückläufig – 59 Prozent der Betriebe berichten von weniger Bestellungen als im Vorjahr. Hoffnung macht lediglich eine leichte verbesserte Erwartungshaltung: 19 Prozent der Unternehmen blicken optimistischer auf die kommenden Monate, vor allem in der Hoffnung auf wirtschaftspolitische Entlastungen und konjunkturelle Impulse.
Auch bei den Investitionen herrscht in den Industrieunternehmen Zurückhaltung: 59 Prozent der befragten Unternehmen planen geringere Ausgaben oder gar keine Investitionen. Vorrang haben aktuell Ersatzbeschaffungen und Rationalisierungsmaßnahmen, während Kapazitätserweiterungen nur eine Nebenrolle spielen.

Lichtblick im Dienstleistungssektor

Ein Lichtblick zeigt sich im Dienstleistungsgewerbe: Der Konjunkturklimaindikator überschreitet hier mit 102 Punkten erstmals seit einem Jahr wieder die Marke von 100 Punkten. Die Dienstleister bewerten ihre Lage zunehmend positiv, und die Zahl der Pessimisten geht zurück. Dennoch bleiben Investitions- und Beschäftigungsabsichten unterdurchschnittlich. Dagegen verharrt der Handel in der Rezession. Das schwache Konsumklima und die Kaufzurückhaltung der Verbraucher sorgen für gedrückte Umsätze – fast die Hälfte der Händler meldet eine schlechte Geschäftslage. Besonders der Großhandel leidet unter der industriellen Schwäche.

Wie funktioniert der IHK-Klimakonjunkturindex?

Der IHK-Klimakonjunkturindikator ist ein wichtiger Frühindikator, der die wirtschaftliche Verfassung und die Erwartungen von Unternehmen misst. Damit spiegelt er die Stimmung der Unternehmen wider, bevor sich dies in anderen Kennzahlen wie dem Bruttoinlandsprodukt zeigt. Er basiert auf Umfragen der Industrie- und Handelskammern und setzt sich aus der Einschätzung der aktuellen Geschäftslage sowie den Zukunftserwartungen zusammen. Er kann Werte zwischen Null und 200 annehmen. Werte über 100 signalisieren eine positive Entwicklung und Werte unter 100 eine negative Entwicklung. Die IHKs führen Konjunkturumfragen regelmäßig durch. Die Teilnahme ist freiwillig. An dieser Konjunkturumfrage haben sich 318 repräsentativ ausgewählte Ostthüringer IHK-Unternehmen beteiligt.