Ostthüringer Wirtschaft: Konjunkturelle Talfahrt gestoppt, aber keine Trendwende

IHK-Umfrage Frühjahr 2024: Lage in Industrie bleibt angespannt

Die Konjunkturumfrage der IHK Ostthüringen im Frühjahr, für die rund 1.100 Unternehmen aller Branchen und Regionen Ostthüringens befragt wurden, zeigt: Die Stimmung unter den Ostthüringer Unternehmen hat sich im Frühjahr 2024 aufgehellt.
Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der die Bewertungen zur aktuellen Geschäftslage und die Erwartungen der Unternehmen aggregiert, notiert im Frühjahr bei 89 Punkten und verbessert sich somit um acht Punkte gegenüber der Vorumfrage zum Jahreswechsel 2023/2024. Damit ist zumindest die konjunkturelle Talfahrt gestoppt. Von einer echten Trendwende kann indes (noch) keine Rede sein, vor allem weil die hiesige Industrie weiter unter Druck steht.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands im ersten Quartal 2024 nur um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen, im Vorjahresvergleich jedoch um 0,9 Prozent zurückgegangen. „Die anhaltend schwache Binnenkonjunktur spiegelt sich in den äußerst zurückhaltenden Bewertungen der Ostthüringer Unternehmen zur Geschäftslage wider“, erklärt Almut Weinert, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Technologie in der IHK Ostthüringen. So beurteilen 26 Prozent der befragten Unternehmen ihre aktuelle wirtschaftliche Situation als gut, weitere 44 Prozent registrieren eine befriedigende bzw. saisonübliche Lage, während 30 Prozent der Ostthüringer Betriebe von schlechten Geschäften im ersten Jahresquartal berichten.
„Vor allem bei den Industrieunternehmen ist die Lage weiter angespannt. Für die Mehrheit der Betriebe in der Branche hat sich die Nachfrage in den ersten vier Monaten des Jahres schwach entwickelt. 58 Prozent der Firmen melden ein im Vorjahresvergleich zurückgegangenes Auftragsvolumen, ein Plus verbucht derzeit nur jedes zwölfte Industrieunternehmen“, so Weinert. Auch im Baugewerbe und im Handel prägt die schwache Nachfrage das Lagebild.
Die Verbesserung der aktuellen Stimmung resultiert aus den zurück gehenden negativen Erwartungen. Der Anteil derjenigen Unternehmen, die mit einer schlechteren Geschäftsentwicklung rechnen, sinkt auf 34 Prozent. Allerdings erwartet knapp die Hälfte der Befragten keine Veränderung und nur 17 Prozent der Betriebe eine Aufwärtsbewegung in den nächsten Monaten.
Auch die Investitions- und Beschäftigungsabsichten der Unternehmen signalisieren noch keine Aufbruchstimmung. Nur 13 Prozent der Ostthüringer Betriebe (minus drei) planen höhere Investitionsausgaben, während 54 Prozent der Befragten (plus vier) ihr Investitionsbudget kürzen oder gar nicht investieren werden. Neue Arbeitsplätze wollen lediglich neun Prozent der Unternehmen schaffen.
„Weniger schlecht ist noch längst nicht gut – die aktuellen Stimmungswerte der Ostthüringer Wirtschaft zeigen noch keine Trendwende an. Vielmehr dominieren weiter konjunkturelle und strukturelle Risken. Die Politik in Erfurt, Berlin und Brüssel muss mit klaren Signalen Stabilität und Zuversicht schaffen und die dringenden Herausforderungen angehen: endlich spürbare schnelle Schritte beim Abbau von Bürokratie, sichere und bezahlbare Energieversorgung, Entlastung bei Steuern und Abgaben sowie Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren. Damit wäre ein wichtiger Schritt getan, dass unsere Unternehmen wieder wettbewerbsfähiger werden und sich Investitionen in den Standort lohnen“, fordert Weinert und betont: „Die derzeitige Unsicherheit über Rahmenbedingungen schadet dem Standort massiv. In der Pflicht sind alle politischen Ebenen und Akteure.“
22.05.2022, ba