AZUBIS AUS USBEKISTAN

Internationales Team mit Perspektive in der Region

Dass Azubis aus verschiedenen Ländern zum Team gehören, ist im Bio-Seehotel Zeulenroda schon seit Jahren selbstverständlich. Aktuell lernen zwei junge Männer aus Indien und drei aus Vietnam hier einen Hotelberuf. Seit vergangenem Herbst gehört auch Nurbek Shamisiev aus Usbekistan zu ihnen, ein künftiger Restaurantfachmann. Sein Landsmann Sirjiddin Khujabekov hat seine Ausbildung zum Hotelfachmann schon im November 2022 begonnen. Beide sind mit Unterstützung der IHK aus Usbekistan nach Thüringen gekommen. Und beide haben im Hotel auch eine berufliche Perspektive. Die möchten sie auch gern nutzen, betonen Sirojiddin Khujabekov und Nurbek Shamisiev. Sie seien gut in Zeulenroda aufgenommen worden und fühlen sich inzwischen wohl im Hotel und in der Region – auch dank der Unterstützung von Stefanie Lippold-Görner, die als Ausbildungsbeauftragte des Hotels immer ein offenes Ohr für „ihre“ Azubis hat.

Willkommen und angenommen 

„In jedem Jahr beginnen rund 13 Azubis hier bei uns ihre Ausbildung. Es ist inzwischen zu einer guten Tradition geworden, sie mit einer Zuckertüte und einem Azubi-Camp zu begrüßen.“ Die Camp-Aktivitäten trügen nicht nur dazu bei, dass sich „neue“ und „alte“ Azubis in lockerer Atmosphäre kennenlernen. Sie könnten so auch die Stadt, die Region und nicht zuletzt das Hotel und seine vielseitigen Angebote entdecken. „Das ist nicht nur für unsere ausländischen Azubis ein guter Einstieg in die Ausbildung. Es trägt dazu bei, schnell Kontakt zu finden und sich auszutauschen“, betont Stefanie Lippold-Görner. „Unsere Azubis unterstützen sich auch gegenseitig, egal, ob es um den gemeinsamen Heimweg oder Themen aus der Berufsschule geht.“
Auch den beiden usbekischen Azubis hat das geholfen, sich in Thüringen willkommen und angenommen zu fühlen. Die zwei sind inzwischen gut befreundet und teilen sich in Zeulenroda eine Wohnung, bei deren Renovierung Hotelchef Marco Lange übrigens tatkräftig mit angepackt hat. Sirojiddin Khujabekov spielt Fußball im Verein und Nurbek Shamisiev will sich zum Schnuppertraining anmelden.

Unterstützt und gefördert

Eine fachlich fundierte Ausbildung steht für jeden Azubi im Mittelpunkt – egal aus welchem Land er kommt. „Wir bilden aus, um jungen Leuten eine Perspektive in der Region zu geben und Fachkräfte für unser Hotel zu gewinnen“, stellt Stefanie Lippold-Görner klar. „Unsere Azubis arbeiten während ihrer Ausbildung in jedem Bereich des Hotels mit, sind in die Teams integriert und haben auch Kontakt zu den Gästen.“ Sie lernen so sehr konkret, die Anforderungen des Berufsalltages eines Hotelbetriebs zu meistern. Außerdem können sie in eigenen Azubi-Projekten zeigen, was sie bisher gelernt haben und in zusätzlichen Seminaren Tipps von Gastronomieprofis kennenlernen, zum Beispiel zu den Themen: Tee, alkoholfreie Cocktails, Wein oder mittelalterliches Kochen. 
Natürlich gibt es auch Unterstützung, wenn es mal in der Berufsschule klemmt. „Unsere Azubis greifen sich da schon mal gegenseitig unter die Arme. Wir nutzen aber auch die Hilfsangebote der Arbeitsagentur, um Defizite aufzuholen.“ 

Bodenständig und international

Das Bio-Seehotel Zeulenroda steht für Regionalität, Bodenständigkeit und Nachhaltigkeit. Der Name ist Programm: ökologische Produkte von Reinigungsmittel bis Papier, Lebensmittel aus der Region, naturnahes Umfeld, eigenes Blockheizkraftwerk, E-Fahrzeuge, ÖPNV-Anschluss. Dafür erhielt das Hotel viel Anerkennung sowie regionale und nationale Auszeichnungen.
Das Bio-Seehotel steht aber auch für Internationalität und Weltoffenheit – nicht nur beim Speisenangebot. Es gehören auch Mitarbeiter, Praktikanten und Azubis aus anderen Ländern zum Team. „Seit vielen Jahren verbindet uns eine Partnerschaft mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA, mit dessen Unterstützung wir auch junge Leute aus anderen Ländern für eine Ausbildung bei uns gewinnen konnten – zum Beispiel aus Spanien oder aktuell aus Vietnam“, sagt die Ausbildungsberaterin. 
Klar, dass sie und Hotelchef Marco Lange sofort ein offenes Ohr für IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Höhne hatten, der hiesige Unternehmen für die Ausbildung junger Leute aus Usbekistan gewinnen will. So kam Sirojiddin Khujabekov im November 2022 als einer der ersten nach Deutschland und ins Bio-Seehotel. „Eine gute Entscheidung“, sind sich alle Seiten einig, hat der junge Mann doch seine Ausbildung zum Hotelfachmann bisher mit viel Engagement und guten Ergebnissen gemeistert. „Nach dieser Erfahrung fiel die Entscheidung leicht, auch weiteren Jugendlichen aus dem zentralasiatischen Land eine Ausbildung zu ermöglichen. Im vergangenen Jahr ist Nurbek Shamisiev zu uns gekommen und für den Ausbildungsstart in diesem Jahr können wir bis zu fünf weiteren jungen Menschen diese Chance bieten – als Koch, Fachleute für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie oder Hotelfachleute“, sagt der Hotelchef. Auch junge Frauen seien herzlich willkommen. 

Überzeugen und vermitteln 

„Fachkräftemangel ist für viele unserer Unternehmen ein ernstzunehmendes wirtschaftliches Risiko. Eine aktuelle IHK-Umfrage zeigt, dass 41 Prozent der Unternehmen offene Stellen längerfristig nicht besetzen können, weil sie keine passenden Arbeitskräfte finden“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Höhne. „Gezielt Fachkräfte und Azubis aus dem Ausland zu gewinnen, ist eine Chance. Wir als IHK nutzen unsere Kontakte zu Dienstleistern und Kooperationspartnern in Usbekistan und auch in der Türkei, um dort Interessenten zu gewinnen. Unsere Kontakte zu Ostthüringer Unternehmen nutzen wir, um freie Ausbildungsplätze zu finden – übrigens nicht nur in Gastronomieberufen, sondern auch für Ausbildung in der Metall- und Kunststoffindustrie sowie Informatik.“ 
Die Dienstleister agieren vor Ort im Herkunftsland. Sie leisten vorab mit Unterstützung der IHK Aufklärungsarbeit: über das System der dualen Ausbildung, über das Leben und Arbeiten in Deutschland und über die Voraussetzungen, hier Fuß zu fassen. Wenn Deutschkenntnisse und persönliche Motivation stimmen, folgen zunächst virtuelle Interviews gemeinsam mit der IHK und anschließend mit interessierten Ostthüringer Unternehmen. 
Die IHK Ostthüringen sensibilisiert die Unternehmen für die Anforderungen einer gelungenen Integration von Willkommenskultur im Team. Gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern thematisiert sie dabei Aspekte wie Unterkunft, Behördengänge, Berufsschule und deutsche Sprache.
In Zusammenarbeit mit dem Ostthüringer Ausbildungsverbund, der ebenfalls usbekische Azubis in die Region vermittelt, engagiert sie sich auch für die Vernetzung der Ausbildungsbetriebe und vor allem der Azubis. „Auch das hilft bei der Integration“, sagt Peter Höhne, was auch Sirjiddin Khujabekov und Nurbek Shamisiev bestätigen. Sie haben sich gefreut, Azubis aus ihrem Heimatland kennenzulernen, die in Gera, Jena, Kahla, Bürgel, Hermsdorf und Triptis eine Ausbildung begonnen haben. Austausch und Vernetzung soll durch weitere Treffen aber auch über eine Telegram-Gruppe aufrechterhalten werden. 
Bisher konnten so zehn Ausbildungsverträge in acht Unternehmen abgeschlossen werden, darunter mit einem künftigen Industriekaufmann, einem Fachinformatiker, mehreren Maschinen- und Anlagenführern und einem Elektroniker für Betriebstechnik. Die Gespräche für den Ausbildungsbeginn 2024 laufen gerade an.
Bio-Seehotel Zeulenroda

bio-seehotel-zeulenroda.de
Eckdaten zur IHK-Initiative
•    Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern in Usbekistan und der Türkei
•    Information zum deutschen dualen Ausbildungssystem
•    Aufbau eines Bewerberpools von Interessenten – Bedingung: sehr gute Deutschkenntnisse und persönliche Motivation
•    Gewinnen von Ausbildungsplätzen in Ostthüringer Unternehmen
•    Sensibilisierung für die fachliche und soziale Integration 
•    Vernetzung von Ausbildungsbetrieben und ausländischen Azubis

ihk.de/gera
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