Prädikat #lichtbewusstsein
Für zahlreiche Unternehmen in der Region Fulda ist das Thema Nachhaltigkeit ein grundsätzliches und ernsthaftes Herzensanliegen. Mit steigender Tendenz rückt hier auch die Lichtverschmutzung immer stärker in den Fokus. Mit dem Prädikat #lichtbewusstsein zeichnet die IHK Fulda gemeinsam mit Stadt und Landkreis Fulda Unternehmen aus, die durch den bewussten Einsatz von Außenbeleuchtung den Schutz der Nacht berücksichtigen und damit einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität, Energieeinsparung und zu einem ästhetischen Ortsbild und Nachtlandschaft leisten.
Wieso nimmt eine Institution wie die IHK Fulda, die natürlich vor allem die Interessen der regionalen Wirtschaft im Fokus hat, dieses auf den ersten Blick „exotische“ wirtschaftsferne Thema auf die Agenda? Neben den ökologischen Vorteilen, haben sich der Sternenpark Rhön und die Sternenstadt Fulda mit ihrem Alleinstellungsmerkmal bereits jetzt als ein Mehrwert für die Region herausgestellt – mit Potenzial für mehr. Ein schöner natürlicher Sternenhimmel bedeutet aber auch für viele Menschen eine hohe Lebensqualität und so kann der Sternenpark gleichzeitig das Interesse für eine lebenswerte Region wecken.
Übrigens: 2023 ist das Prädikat #lichtbewusstsein mit dem Deutschen Award für Nachhaltigkeitsprojekte ausgezeichnet worden! Mehr dazu hier.
- Warum ist der Schutz der Nacht wichtig?
Oftmals führen aus Unwissenheit unnötige und falsch installierte bzw. konstruierte Leuchten zur Blendung, ungewollter Beleuchtung der Umgebung und erzeugen starke Fernwirkungen, wie etwa die Aufhellung des Nachthimmels. Künstliche Beleuchtung kann das nächtliche Orts- und Landschaftsbild negativ verändern. Hinzu kommt ein hoher Energie- und Ressourcenverbrauch bei gleichzeitig kaum vorhandenen Beleuchtungspflichten.Die künstliche Aufhellung der Nacht – auch Lichtverschmutzung genannt – beeinträchtigt nachweislich die Lebensweisen von tag- und nachtaktiven Tieren. Insbesondere sind Insekten betroffen, deren volkswirtschaftliche Bestäubungsleistung längst anerkannt ist. Erst im Sommer 2021 hat der Deutsche Bundestag daher mit dem neuen Gesetz zum Schutz der Insektenvielfalt in Deutschland die Eindämmung der Lichtverschmutzung besonders hervorgehoben.Doch auch der Mensch leidet und falschen Licht zur falschen Zeit und der Tag-Nacht-Rhythmus gerät durcheinander. Hinzu kommt der Verlust des faszinierenden Naturschauspiels eines sternreichen Himmels, der allen Menschen kostenlos unabhängig vom Einkommen zugänglich ist. Der Sternenhimmel als Kulturgut leistete zudem einen erheblichen Beitrag zum Fortschritt der Menschheit, denn die Bestimmung der Zeit, die Erstellung von Kalendern und zum Beispiel die moderne Satellitennavigation wären ohne Sternenkunde undenkbar.2014 wurde die Rhön als internationaler Sternenpark ausgezeichnet, Fulda als Europas erste Dark Sky City folgte 2019. Mittlerweile haben sich diese Auszeichnungen als ein Segen und Mehrwert für unsere Region erwiesen – und nur gemeinsam können die schädlichen Auswirkungen von künstlichem Licht verhindert oder wieder reduziert werden: Biodiversität, Kima- und Ressourcenschutz sind für uns alle wichtig und nun ist an der Zeit, dass auch Unternehmen zum Schutz der Nacht beitragen.Viele Informationen rund um das Thema Kunstlicht und Artenschutz gibt es unter www.biosphaerenreservat-rhoen.de.
- Wer wird mit dem Prädikat ausgezeichnet?
Ausgezeichnet werden Unternehmen, die Maßnahmen ergreifen oder bereits umgesetzt haben, um die natürliche Dunkelheit der Nacht zu erhalten. Dabei wird immer auf die individuellen Gegebenheiten des Unternehmens geachtet, denn je nach Lage, Unternehmensgegenstand und Betriebszeiten sind andere Maßnahmen in unterschiedlichen Ausprägungen möglich. Wo nachts noch in Schichtarbeit im Außenbereich gearbeitet wird, kann natürlich nicht das Licht ausgemacht werden – aber die Beleuchtung kann dann z.B. nachtfreundlich gestaltet werden. Im Rahmen des Prädikats zählt dies gleichwertig zu den Unternehmen, die gänzlich das Licht abschalten können. Durch weniger und bedarfsorientiertere Beleuchtung können wichtige Ressourcen und Energie mit wenig Aufwand und oft nur mit ein paar Handgriffen eingespart werden.
- Auf welche Kriterien wird bei der Prädikatisierung geachtet?
Der Maßnahmenkatalog ist vielfältig. Wir achten unter anderem auf:
- Beleuchtungsdauer: In welchem Zeitraum wird das Unternehmen und Gelände außen beleuchtet?
- Beleuchtungsumfang: In welchem Maße – also wieviel – Licht wird eingesetzt?
- Leuchtmittel: Sind die Leuchtmittel im Energieverbrauch dem Bedarf angepasst und in ihrer Lichtfarbe optimiert?
- Lichtlenkung: Strahlen die vorhandenen Leuchten nur gezielt auf die Nutzfläche wie Gehwege und Treppen oder strahlen sie auch darüber hinaus in die Umgebung?
- Intelligente Beleuchtung: Werden gut eingestellte Bewegungsmelder oder besser noch Zeitschalter eingesetzt, um das Licht bedarfsorientiert zu steuern?
- Beleuchtungszweck: Dient die Beleuchtung der Arbeitsverrichtung, zur Wege- und Treppenbeleuchtung während der Betriebszeit oder lediglich zu Werbezwecken?
- Wie läuft die Prädikatisierung ab?
Sie wollen Ihr Unternehmen prädikatisieren lassen? Hierzu gibt es ja nach Situation folgende Wege:
- Wenn Sie die Voraussetzungen bereits erfüllen bzw. die Maßnahmen können weitgehend eigenständig umgesetzt werden, dann melden Sie sich über unsere Website an und beschreiben die von Ihnen umgesetzten Maßnahmen. Oft sind es ganz einfache Lösungen, die mit geringen Kosten verbunden sind, wie das Ausrichten von Strahlern auf die Horizontale oder Anbringung von Farbfilterfolie, die zur Verfügung gestellt wird. Hilfestellung bieten im Vorfeld die Planungshilfen und Grafiken und – falls notwendig – eine Erstberatung durch unsere Mitarbeiter:innen. Bitte reichen Sie zudem vorher-nachher-Fotos (bei Tag und bei Nacht) ein. Erfüllen Sie bereits die im Rahmen Ihrer Möglichkeiten bestehenden Kriterien wird ein Termin zur Prädikatsüberreichung vereinbart.
- Sie interessieren sich für das Prädikat, sind sich aber nicht sicher, ob Sie die Anforderungen erfüllen oder wissen bereits, dass Sie einen aufwändigeren Verbesserungsbedarf haben? Kein Problem. Melden Sie sich dennoch bei uns an und schildern Sie uns Ihre Situation – am Besten schon gleich ergänzt um Fotos. Es besteht nun die Möglichkeit der Kontaktherstellung mit den Experten für #lichtbewusstsein beim Landkreis Fulda und der Stadt Fulda. Als Fachleute können sie sich nach Vorprüfung gemeinsam mit Ihnen die Beleuchtungssituation in Ihrem Betrieb anschauen und Sie technisch und bzgl. finanzieller Unterstützung beraten.
- Hilfe bei der Prädikatisierung
Sie interessieren sich für das Prädikat, sind sich aber nicht sicher, ob Sie die Anforderungen erfüllen oder wissen, dass Sie noch Verbesserungsbedarf haben? Kein Problem. Melden Sie sich dennoch bei uns an. Gemeinsam mit uns können Sie ermitteln, wie Sie in Ihrem Unternehmen die Nacht noch besser schützen können. Oft sind es ganz einfache Maßnahmen, die mit geringen Kosten verbunden sind, wie das Ausrichten von Strahlernauf die Horizontale oder Anbringung von Farbfilterfolie. Sollte es sich um aufwändigere Maßnahmen mit erhöhtem Kostenfaktor handelt, stehen dem Landkreis Fulda Fördermittel zur Verfügung, die genau für solche Zwecke genutzt werden können.Rechts im Download-Bereich finden Sie zudem verschieden Planungshilfen, die bei einer ersten Einschätzung oder auch bei der Umsetzung von Beleuchtungsmaßnahmen helfen können.
- Was bringt mir das Prädikat?
Mit Erhalt Ihrer Prädikatsurkunde dürfen Sie sich für drei Jahre ein #lichtbewusstes Unternehmen nennen. Neben dem guten Gewissen etwas zum Umweltschutz beizutragen, sparen die Optimierungsmaßnahmen oft eine Menge Energie und Kosten ein und durch die Umrüstung auf warmes und nachtfreundliches Licht fühlen sich die Menschen erwiesenermaßen wohler.
- Anmeldung
Für das Prädikat können Sie sich über ein Formular auf unserer Website anmelden.
Hier stellen wir Ihnen die Träger des Prädikats #lichtbewusstsein vor. Sie alle haben in Ihrem Betrieb nachtfreundliche Beleuchtungskonzepte etabliert. Klicken Sie auf die Logos, um zu erfahren, warum den Unternehmern der Nachtschutz am Herzen liegt und was sie dafür tun. Zu den Lichtschutz-Pionieren >