Konjunktur

Konjunktur im IHK-Bezirk

Jedes fünfte Unternehmen erwägt Stellenkürzungen; alle Branchen unter großer Anspannung

In der regionalen Wirtschaft herrscht Eiszeit. Eine schwache Inlandsnachfrage, Kaufzurückhaltung bei den Verbrauchern und sinkende Umsätze – die Stimmung in den Unternehmen tendiert gegen Null. Aktuell laufen bei jedem dritten Befragten die Geschäfte schlecht (Herbst 2023: 25 Prozent). Nur noch 23 Prozent der Unternehmen berichten von einer guten Situation (Herbst 2023: 30 Prozent). Die Aussichten für die kommenden Monate bleiben pessimistisch. Gerade einmal acht Prozent der Firmeninhaber rechnen mit einer günstigeren Entwicklung (Herbst 2023: 11 Prozent), 49 Prozent gehen von einer weiteren Verschlechterung der Situation aus (Herbst 2023: 44 Prozent). Im Ergebnis fällt der Konjunkturklimaindikator, in dessen Berechnung die Beurteilung der aktuellen Lage und die Erwartungen für die kommenden Monate einfließen, um weitere elf Punkte im Vergleich zum Herbst 2023. Er steht nun bei 73 Punkten – weit entfernt vom langjährigen Durchschnitt, der bei 105 Punkten liegt.
Ein Graph mit Ausschlägen nach oben und unten im zeitlichen Verlauf seit dem Jahr 2000.
Als große Belastung für die konjunkturelle Entwicklung sehen die Unternehmen die Vielzahl der parallel wirkenden Risiken. Steigende Arbeitskosten (58 Prozent), Fachkräftemangel (60 Prozent), die schwache Inlandsnachfrage (61 Prozent), die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (68 Prozent) und die hohe Energiepreise (82 Prozent) werden von den Unternehmen momentan als größte Hemmnisse definiert. Eine solche Gemengelage mehrerer Risiken ist bisher einmalig seit Beginn der Abfrage vor rund 20 Jahren. Das zeigt die Komplexität der Situation, in der sich die Wirtschaft befindet und mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert wird.
Unter den vielen belastenden Faktoren stechen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen besonders hervor. 68 Prozent der Befragten sehen darin eine große Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Risikoabfrage im Jahr 2011. Die Unternehmen sind durch die unstete Wirtschaftspolitik massiv verunsichert. Sie beklagen zunehmend schlechte Standortbedingungen und insbesondere eine fehlende Planbarkeit. Was gestern verkündet wurde, gilt heute schon nicht mehr, so zum Beispiel beim Wachstumschancengesetz. 
Gute Standortbedingungen und Planungssicherheit sind jedoch das A und O für unternehmerische Investitionen. Angesichts dieser Unsicherheiten und vor dem Hintergrund einer geringen Kapazitätsauslastung, verbunden mit sinkenden Erträgen, schrecken viele Unternehmen vor neuen Investitionen zurück. 32 Prozent wollen weniger, 26 Prozent der Befragten gar nicht investieren. Erfolgen Investitionen so liegt der Fokus derzeit eher auf den notwendigen Maßnahmen, statt des Ergreifens neuer Chancen. Als häufigste Investitionsmotive werden Ersatz- und Rationalisierungsmaßnahmen genannt (81 Prozent bzw. 33 Prozent).
Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zeigen sich die Unternehmen auch bei den Beschäftigungsplänen zurückhaltend. Zwar beabsichtigen sieben Prozent der Befragten Neueinstellungen. Dem gegenüber stehen jedoch 19 Prozent, die Stellenkürzungen in Erwägung ziehen müssen. 
Ein Blick auf die Entwicklung in den einzelnen Branchen zeigt: In allen Wirtschaftsbereichen ist die Lage derzeit angespannt. Die Industrie hat mit Produktions- und Umsatzeinbußen zu kämpfen. Im Einzelhandel haben sich die mit dem Weihnachtsgeschäft verbundenen Erwartungen auf eine Verbesserung der Situation und der Ertragslage nicht erfüllt. Hohe Kosten und Zinssteigerungen belasten die Geschäftslage im Baugewerbe. Im Dienstleistungssektor fällt die Lagebewertung zwar positiv aus. Die Erwartungen für die kommenden Monate bleiben jedoch sehr zurückhaltend.
Stand: 2. Februar 2024