Ratingen entscheidet sich
Am 14. September 2025 wählen die Ratingerinnen und Ratinger im ersten Wahlgang ihren Stadtrat und die Bürgermeisterin bzw. den Bürgermeister. Die IHK Düsseldorf formuliert bereits im Vorfeld Handlungsempfehlungen und Erwartungen an Politik und Verwaltung für die kommende Legislaturperiode.
Die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft haben sich seit der letzten Kommunalwahl erheblich verändert. Kriege in Europa und im Nahen Osten, aber auch die Abkehr von offenen Märkten, haben Lieferketten unterbrochen, die Inflation angeheizt und erheblich dazu beigetragen, dass Deutschland seit 2023 in einer Rezession verharrt.
In dieser herausfordernden Situation sind umso mehr wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen und eine vorausschauende Stadtentwicklung erforderlich. Sie sind die notwendigen Bedingungen dafür, die Zukunftsfähigkeit des Standortes Monheims zu sichern und die Stadt auch langfristig leistungs- und handlungsfähig zu halten.
Wirtschaftspolitik strategisch aufstellen, Gewerbeflächen sichern
Aufgrund der günstigen Lage zwischen Düsseldorf und dem Ruhrgebiet sowie der räumlichen Nähe zum Flughafen der Landeshauptstadt ist Ratingen ein interessanter Wirtschaftsstandort. Mit diesem Vorteil und der guten Einbindung in das Autobahnnetz ist und bleibt die Stadt für ansiedlungs- und erweiterungswillige Unternehmen attraktiv. Es fehlt allerdings eine wirtschaftspolitische Agenda, mit der die Wirtschaftsentwicklung nach dem Willen der Stadt gesteuert werden kann. Ein solches Entwicklungskonzept sollte die zukünftig gewollte Branchenstruktur beschreiben und ein Gewerbeflächenkonzept beinhalten, das Bestandserweiterungen und Neuansiedlungen ermöglicht.
Die IHK macht sich deshalb für die Erarbeitung eines solchen Konzeptes stark, an dem sie gerne mitwirkt. Das in diesem Zusammenhang nötige Gewerbeflächenkonzept kann sich an der aus dem Masterplan Industrie hervorgegangenen Flächenstrategie Düsseldorfs orientieren. Mit dem Kernzonenkonzept werden in der Landeshauptstadt Gewerbeflächen für einschlägige Unternehmen gesichert.
Innenstadt zukunftsorientiert entwickeln
Die Ratinger Innenstadt verfügt über hohe Kaufkraft, eine attraktive Bausubstanz und eine Vielzahl inhabergeführter Geschäfte. Dennoch gerät sie zunehmend unter Druck: Leerstände, Baustellen und die Entscheidung, auf die Erweiterung der Tiefgarage in den Wallhöfen zu verzichten, setzen ihr zu.
Darauf muss die Stadt reagieren, indem sie zunächst das integrierte Handlungskonzept an diese Herausforderungen anpasst. Das sollte gemeinsam mit Handel, Gastronomie, Immobilieneigentümern, der Ratingen Marketing GmbH und der IHK geschehen. Dabei können die Akteure auf Vorarbeiten der Stadt und der IHK zurückgreifen.
Daneben ist die politische Entscheidung zu überdenken, auf den Ausbau der Wallhöfe-Tiefgarage zu verzichten. Das erschwert nicht nur den dort ansässigen Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit; mit dem wankelmütigen Kurs – zunächst hat der Rat für die Erweiterung der Tiefgarage gestimmt, nun dagegen – verliert die Stadt auch bei Investoren an Vertrauen, das die Realisierung zukünftiger, von der Stadt gewollter Projekte erschweren kann: Die IHK plädiert deshalb dafür, politisch den Weg für die Erweiterung doch noch freizumachen. Mit der zügigen Realisierung der Tiefgarage kann wirtschaftlicher Schaden von den Mietern abgewendet und das Vertrauen bei Investoren zurückgewonnen werden.
Tiefgarage Wallhöfe
Verkehrsinfrastruktur konsequent vorantreiben
Ratingens Verkehrsinfrastruktur steht exemplarisch für bundesweite Herausforderungen. Seit Jahrzehnten verzögert sich der Lückenschluss der A 44. Auch auf der Schiene fehlt es an Fortschritten: Der Ausbau der so genannten Westbahn für den Personenverkehr kommt nicht in Gang und Reparaturen an der S-Bahnstrecke nach Essen ziehen sich. Ebenso geht es beim Ausbau von Radverkehrswegen entlang der Pendlerachsen Richtung Düsseldorf nicht vorwärts.
Doch bei einigen Projekten zeichnen sich Lösungen ab. Die Lücke im Streckenverlauf der A44 wird in wenigen Jahren geschlossen sein und die S6 wird den Verkehr zwischen Düsseldorf und Essen bald wieder aufnehmen können. Die Stadt Ratingen kann – und muss – deshalb ihren politischen Einfluss auf die Reaktivierung des Personenverkehrs auf der Westbahn-Strecke und den Bau von Radwegen entlang der Pendlerachsen konzentrieren. Beide Projekte zahlen auf die Lagegunst, die Attraktivität für Fachkräfte und die Entwicklung neuer Quartiere, wie in Ratingen-West, ein.
Kommunale Steuerpolitik wirtschaftsfreundlich ausrichten
Ratingen hat im Wettbewerb mit Düsseldorf um Unternehmensansiedlungen bisher davon profitiert, dass die Stadt einen günstigeren Gewerbesteuerhebesatz aufrufen konnte. Das gilt auch nach der letzten Erhöhung des Hebesatzes. Der Abstand zum Hebesatz der Landeshauptstadt ist aber kleiner geworden – und damit auch die Argumente für eine Ansiedlung in Ratingen. Will die Stadt diesen Vorteil nicht gänzlich verlieren, verbieten sich weitere Erhöhungen des Gewerbesteuerhebesatzes. Das gilt umso mehr als die Stadt in diesem Jahr den Hebesatz für die Grundsteuer B zulasten der Unternehmen gesplittet und sie damit – nach der Erhöhung des Gewerbesteuerhebesatzes – erneut in einer für sie wirtschaftlich schwierigen Phase belastet hat.
Die Stadt muss deshalb auf weitere Steuererhöhungen zulasten der Wirtschaft verzichten.
Zuerst die Wahl, dann die Umsetzung
Die IHK wird die genannten Positionen in die politische Diskussion im Vorfeld der Kommunalwahl einbringen und nach der Wahl darauf drängen, dass die Handlungsansätze umgesetzt werden. Die IHK wird mit Politik, Verwaltung und Wirtschaft zusammenarbeiten, um die positive Standortentwicklung Ratingens zu forcieren.
Die IHK wird die genannten Positionen in die politische Diskussion im Vorfeld der Kommunalwahl einbringen und nach der Wahl darauf drängen, dass die Handlungsansätze umgesetzt werden. Die IHK wird mit Politik, Verwaltung und Wirtschaft zusammenarbeiten, um die positive Standortentwicklung Ratingens zu forcieren.