Kreis Mettmann
Am 14. September 2025 wählen die Bürgerinnen und Bürger des Kreises Mettmann neben ihren Stadträten und BürgermeisterInnen auch den Nachfolger von Landrat Thomas Hendele. Die IHK Düsseldorf formuliert in diesem Papier bereits im Vorfeld Handlungsempfehlungen und Erwartungen an Kreispolitik und -verwaltung für die kommende Legislaturperiode.
Die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft haben sich seit der letzten Kommunalwahl erheblich verändert. Kriege in Europa und im Nahen Osten, aber auch die Abkehr von offenen Märkten haben Lieferketten unterbrochen, die Inflation angeheizt und erheblich dazu beigetragen, dass Deutschland seit 2023 in einer Inflation verharrt.
In dieser herausfordernden Situation sind umso mehr wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen und eine vorausschauende Stadtentwicklung erforderlich. Sie sind die notwendigen Bedingungen dafür, die Zukunftsfähigkeit des Kreises Mettmann zu sichern und auch langfristig leistungs- und handlungsfähig zu halten.
Gewerbeflächen: Wachstum braucht Raum
Die wirtschaftliche Entwicklung im Kreis Mettmann wird zunehmend durch den Mangel an verfügbaren Gewerbeflächen gebremst. Viele Unternehmen stoßen bei Expansionen an Grenzen, Investitionen werden verzögert oder gar verhindert.
Um den Wirtschaftsstandort zukunftsfähig zu halten, müssen Suchräume für neue Gewerbegebiete identifiziert und planerisch gesichert sowie bestehende Gewerbegebiete reaktiviert und aufgewertet werden. Dabei ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Städten, der Kreisverwaltung und den regionalen Planungsträgern erforderlich. Die wirtschaftliche Entwicklung darf nicht an fehlenden Flächen scheitern.
In diesem Zusammenhang wäre eine Fortschreibung des Gewerbe- und Industrieflächenkonzeptes des Kreises Mettmann sinnvoll. Das bisherige Konzept stammt aus dem Jahr 2012 und entspricht damit nicht mehr den aktuellen Gegebenheiten.
Verkehrsinfrastruktur bedarfsgerecht ausbauen
Die Verkehrsinfrastruktur im Kreis Mettmann ist gut ausgebaut. Ihn durchzieht ein dichtes Straßen- und Schienennetz. Zusätzlich ist er gut an den Airport der Landeshauptstadt angebunden, der ihn mit Europa und anderen Kontinenten verbindet. Baustellen, Unfälle und der Berufsverkehr bringen die Verkehrsinfrastruktur allerdings regelmäßig an ihre Grenzen. Staus und Zeitverzögerungen sind deshalb an der Tagesordnung.
Die vorhandene Infrastruktur ist deshalb zu ertüchtigen. Konkret sollte der Seitenstreifen der A3 im Süden vor dem Kreuz Hilden bei hoher Verkehrsbelastung temporär freigegeben, die Lücke der A44 schnell geschlossen und die Westbahn für den Personenverkehr ertüchtigt werden. Der Kreis sollte diese Vorhaben politisch und – soweit er eingebunden ist – planerisch forcieren. Das planerische Chaos im südlichen Teil des Kreises rund um die kurzfristig notwendige Sanierung der A59, die länger geplante Sanierung der A3 und die Baumaßnahmen der Schienenstrecke zwischen Köln und Düsseldorf sollte er zum Anlass nehmen, auf abgestimmte Planungen der verschiedenen Baulastträger hinzuwirken.
Geplanter Lückenschluss der A44
Pipelines für eine zukunftsfähige Industrie
Rohrleitungen für industrielle Rohstoffe und Halbfertigerzeugnisse gewinnen immer mehr an Bedeutung. Dafür steht exemplarisch die CO-Pipeline zwischen Dormagen und Uerdingen, deren bevorstehende Inbetriebnahme die Chemische Industrie im Rheinland stärken wird. Dasselbe gilt für die geplante Pipeline, mit der Kohlenstoffdioxid von Wülfrath an Rheinhäfen transportiert werden soll, um es von dort in unterirdische Speicher zu transportieren. Die Rohrleitung würde einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Sicherung des größten europäischen Kalkabbaugebietes leisten. Ein weiterer Gewinn ist die beabsichtigte Einbindung des Kreises Mettmann in das Wasserstoffkernnetz, mit dem die Transformation der Produktion industrieller Güter vorangetrieben werden kann.
Für die genannten Vorhaben verbieten sich langwierige Planungs- und Genehmigungsprozesse. Sie müssen von Politik und Verwaltung im Kreis Mettmann unterstützt werden. Dies ist die Voraussetzung, um die industrielle Basis des Kreises zu dekarbonisieren und die Industrie auch zukünftig am Standort wettbewerbsfähig zu erhalten.
Energiewende vor Ort: Klimaneutrale Stromproduktion ausbauen
Eine zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung ist Grundvoraussetzung für wirtschaftliches Wachstum und unternehmerische Investitionen. Dazu tragen klimaneutrale Stromproduktionsanlagen bei. Deren Ausbau ist deshalb von großer Bedeutung. Das gilt vor allem für den Zubau von Fotovoltaik- und Windkraftanlagen. Sie tragen dazu bei, die regionale Energieerzeugung zu diversifizieren und die Abhängigkeit von externen Stromlieferungen zu reduzieren.
Der Kreis Mettmann soll daher realistische Potenziale für die Nutzung von Fotovoltaik und Windkraft prüfen und planungsrechtlich unterstützen, um einen Beitrag zur kostengünstigen Energieversorgung der regionalen Wirtschaft zu leisten.
Kreishaushalt: Sparen, digitalisieren und auf ausreichende Finanzierung übertragener Aufgaben pochen
Angesichts der anhaltend schlechten Wirtschaftslage und steigender Aufwendungen, vor allem für Pflichtaufgaben, steht der Haushalt des Kreises unter Druck. Diesen gibt er notgedrungen über die Kreisumlage an die Kommunen weiter. Um die daraus resultierenden Belastungen in Grenzen zu halten, nutzt der Kreis konsequent seine finanziellen Spielräume – etwa durch den Rückgriff auf die Ausgleichsrücklage oder zuletzt durch den Einsatz des so genannten „Globalen Minderaufwands“.
Der Kreis Mettmann muss zukünftig konsequent sparen. Das betrifft alle Haushaltsposten, besonders aber den Personaletat. Die Potenziale durch eine konsequente Digitalisierung der Verwaltungsprozesse und den Einsatz von KI ist zwingend zu nutzen. Gleichzeitig müssen Potenziale einer kommunalen kreisübergreifenden Kooperation bei der Erledigung von Aufgaben und der Vereinheitlichung von IT-Strukturen genutzt werden. Außerdem soll der Kreis die so genannte „Bilanzierungshilfe“ nicht über mehrere Jahre abschreiben, sondern 2026 einmalig gegen Eigenkapital ausbuchen.
Verwaltung dienstleistungsorientierter aufstellen
Verwaltung dienstleistungsorientierter aufstellen
Unternehmen bemängeln immer wieder die mangelnde Dienstleistungsorientierung der Verwaltung. Fehlende Sachkunde lassen Anfragen ins Leere laufen und Investitionsvorhaben einzelner Unternehmen scheitern. Durch ein dienstleistungsorientiertes Personalmanagement, das Sachkompetenz sicherstellt, und eine verbesserte (digitalisierte) Zusammenarbeit von Kreisebene und den kreisangehörigen Kommunen können Planungs- und Entscheidungsprozesse beschleunigt werden.
Fachkräfte sichern: Kooperationen im Kreis stärken
Der Fachkräftemangel stellt eine der größten Herausforderungen für die Wirtschaft im Kreis Mettmann dar. Insbesondere die Industrie, der Dienstleistungssektor und technologieorientierte Unternehmen verzeichnen bereits heute erhebliche Engpässe bei der Besetzung qualifizierter Stellen und Ausbildungsplätze.
Der Kreis Mettmann sollte die Zusammenarbeit zwischen Berufskollegs, Hochschulen, dem Jobcenter und Kammern systematisch intensivieren. Ziel muss es sein, bedarfsgerechte Bildungsangebote zu entwickeln, die sich eng am tatsächlichen Fachkräftebedarf der regionalen Wirtschaft orientieren. Hierzu zählen insbesondere eine kontinuierliche Analyse dieser Bedarfe sowie die gezielte Weiterentwicklung dualer Ausbildungs- und Studienangebote.
Regionale Kooperation durch Engagement bei der „Regionale“ stärken
Mit dem Regionalmanagement Düsseldorf/Kreis Mettmann haben die Landeshauptstadt, der Kreis und die IHK die regionale Zusammenarbeit ausgebaut. Durch eine gemeinsame Bewerbung um die Strukturfördermaßnahme „Regionale“ als Landeshauptstadtregion sollte der Kreis Mettmann die regionale Zusammenarbeit weiter intensivieren, um Synergien in allen Bereichen der Struktur- und Wirtschaftsförderung zu erschließen, u.a. in den Skalierungspotenzialen der Digitalisierung und der gemeinsamen Aufgabenerledigung.
Zuerst die Wahl, dann die Umsetzung
Die IHK wird die genannten Positionen in die politische Diskussion im Vorfeld der Kommunalwahl einbringen und nach der Wahl darauf drängen, dass die Handlungsansätze umgesetzt werden. Die IHK wird mit Politik, Verwaltung und Wirtschaft zusammenarbeiten, um die positive Standortentwicklung im Kreis Mettmann zu forcieren.
Die IHK wird die genannten Positionen in die politische Diskussion im Vorfeld der Kommunalwahl einbringen und nach der Wahl darauf drängen, dass die Handlungsansätze umgesetzt werden. Die IHK wird mit Politik, Verwaltung und Wirtschaft zusammenarbeiten, um die positive Standortentwicklung im Kreis Mettmann zu forcieren.