IHK-Energiewende-Barometer 2025: Skepsis und Verunsicherung bei der Energiewende
In diesem Jahr nahmen bundesweit 3.600 Unternehmen aus allen Branchen am Energiewende-Barometer 2025 der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) sowie der regionalen Industrie- und Handelskammern teil. Darunter waren auch 131 Mitgliedsunternehmen der IHK zu Dortmund. Die zentrale Botschaft an die Politik lautet: „Die Transformation der Unternehmen kann nur gelingen, wenn ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleibt!“
- Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit
- Effekte der Preissteigerungen auf die Wettbewerbsfähigkeit und Investitionstätigkeit
- Fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiewende hemmen die Transformation
- Außenbeziehungen: Standorttreue weiterhin ausgeprägt – Tendenz jedoch abnehmend
- Erschließung neuer Märkte als stabile Größe – Rückgang bei neuen Produkt- und Geschäftsfeldern sowie klimaschonenden Vorprodukten
- Forderungen der Unternehmen an die Politik
- Informationen zu den befragten Unternehmen aus der Region
- Energieeffizienz und Eigenerzeugung – Unterstützungsangebote der IHK zu Dortmund
Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit
Die Unternehmen bewerten bundesweit die Energiewende 2025 im Durchschnitt mit minus 8,3 Punkten (Skala minus 100 bis plus 100) . Dies stellt auf den ersten Blick eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr dar, das mit minus 20 Punkten den zweitschlechtesten Wert seit Beginn der Erhebung verzeichnete.
Mit Blick auf die regionale Wirtschaft bewerten 36% der Unternehmen die Auswirkungen der Energiewende auf ihre Wettbewerbsfähigkeit als negativ oder sehr negativ. Demgegenüber sehen 19 % positive oder sehr positive Effekte. Damit spiegelt sich auch der negative Landes- und Bundestrend in der Region wider (36,9 % auf Landes- und 36 % auf Bundesebene). Mit Blick auf die regionale Industrie beurteilen hingegen 56 % die Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit als sehr negativ oder negativ. Demgegenüber stehen nur 9% der Industrie, welche die Auswirkungen als sehr positiv oder positiv wahrnehmen.
Effekte der Preissteigerungen auf die Wettbewerbsfähigkeit und Investitionstätigkeit
Etwa 44 % der Unternehmen – unabhängig von der Branche – berichten von einem Anstieg der Strompreise. Weiterhin gaben 41 % an, dass die Kosten für Energie im Bereich der Wärmeerzeugung gestiegen sind und 52 % berichteten von einer Preissteigerung bei den Kosten für Transport. Mehr als ein Drittel bewertet damit die Auswirkungen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit als negativ oder sehr negativ. Insgesamt sehen jedoch auch 58 % der regional Befragten keinen Verlust der Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland infolge der hohen Strom- und Gaspreise.
Mit Blick auf die aktuelle Diskussion um Strompreis-Entlastungen zeigt sich jedoch ein differenziertes Bild: Rund 44 % der Dienstleistungsunternehmen aus der Region sehen einen Verlust der Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland, bei den Industrieunternehmen sind es 22 %.
Fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiewende hemmen die Transformation
Mit Blick auf die Ergebnisse des aktuellen Energiewende-Barometers verfolgen weiterhin 54 % der Unternehmen das Ziel der Klimaneutralität (2024: 55 %). Im Vergleich zum Vorjahr wird „zu viel Bürokratie“ mit 55 % nach wie vor als größte Hürde der Transformationsbemühungen genannt (2024: 66 %).
In Richtung Energiepolitik der neuen Bundesregierung bleibt festzuhalten: 53 % der Befragten sehen „fehlende Information sowie mangelnde Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik“ als bedeutendes Hindernis der Transformation (2024: 45 %). Diese Einschätzungen der Transformationshemmnisse werden auch durch folgendes Statement eines beteiligten Unternehmens bestätigt: “Die Halbwertszeit politischer Entscheidungen, die über Jahrzehnte Bestand haben sollen – etwa zur Klimaneutralität, Wasserstoffförderung oder Dekarbonisierung der Wirtschaft – ist auf 18 Monate gesunken. Unter solchen Bedingungen ist eine verlässliche Investitionsplanung nicht möglich.”

Außenbeziehungen: Standorttreue weiterhin ausgeprägt – Tendenz jedoch abnehmend
Als Reaktion auf die Entwicklungen in der Energiewirtschaft und -politik zeigt sich weiterhin ein Bild von einer in der Region verwurzelten Unternehmerschaft. Obwohl die Unternehmen vor erheblichen Herausforderungen stehen, sprechen sich 63 % gegen eine Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland oder gegen eine Einschränkung der Produktion im Inland aus.
Erschließung neuer Märkte als stabile Größe – Rückgang bei neuen Produkt- und Geschäftsfeldern sowie klimaschonenden Vorprodukten
Etwa 26 % der Unternehmen aus der Region erschließen infolge der Entwicklungen in der Energiewirtschaft und -politik neue Absatzmärkte im Ausland. Im Gegensatz zu dieser stabilen Tendenz ist die Zustimmung zu Maßnahmen wie der „Umstellung der eigenen Lieferkette auf klimaschonende Vorprodukte“ mit 28 % (2024: 42 %) oder der „Erschließung neuer Geschäftsfelder, etwa für ressourcenschonende Produkte“ mit 27 % (2024: 42 %) deutlich zurückgegangen.

Forderungen der Unternehmen an die Politik
Die Stimmung unter den befragten Unternehmen hat sich in diesem Jahr – nicht zuletzt aufgrund der neuen Bundesregierung und der in Aussicht gestellten Entlastungen – leicht verbessert. Nun ist die Regierung am Zug, um das damit verbundene Vertrauen nicht zu verspielen.
Doch welche politischen Maßnahmen halten die regionalen Unternehmen für geeignet, um die Energiewende und den Klimaschutz sicher, bezahlbar und umweltverträglich zu gestalten?
Als zentrales Element sehen die Befragten die „Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit und Technologieoffenheit als Leitprinzipien für Energieeffizienzmaßnahmen“ (75 %). Ebenso prominent ist die Forderung, die „Steuern und Abgaben auf den Strompreis“ weiter zu senken (78 %). Darüber hinaus betrachten rund 67 % der Unternehmen Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzen als zunehmend problematisch.

Informationen zu den befragten Unternehmen aus der Region
Der Großteil der regionalen Rückmeldungen stammte von Dienstleistungsunternehmen (43 %) und Industrieunternehmen (34 %), gefolgt von Betrieben aus den Branchen Handel (15 %) und Bau (4 %).
Energieeffizienz und Eigenerzeugung – Unterstützungsangebote der IHK zu Dortmund
Die Umfrageergebnisse machen deutlich: Die Transformation der Wirtschaft und die Energiewende stellen alle Akteure – insbesondere die Unternehmen – vor enorme Herausforderungen. Als Stimme und Interessenvertretung der regionalen Wirtschaft bietet die IHK zu Dortmund dafür passgenaue Unterstützungsangebote.
Mit den IHK-Energie-Scouts steht den Mitgliedsunternehmen eine kostenlose Zusatzqualifikation für Auszubildende zur Verfügung. Darüber hinaus bietet die Effizienz- und Zukunftswerkstatt Westfälisches Ruhrgebiet als Expertennetzwerk Geschäftsführern, Energie- und Umweltmanagern sowie technischen Leitern die Möglichkeit, sich über aktuelle Gesetzesänderungen und -anforderungen zu informieren. Die Moderation der Netzwerkarbeit übernimmt das Leine-Kompetenz-Zentrum.
Neben der Qualifizierung legt die IHK zu Dortmund großen Wert auf Informationsvermittlung. So stellt sie eine Übersicht über Beratungs- und Förderangebote im Bereich der Energieeffizienz bereit. Ergänzend bietet die Webinar-Reihe „Energie-Update – komprimiert informiert“ kompaktes und aktuelles Wissen rund um das Thema Energie.
Redaktioneller Hinweis: Durch Rundung können die Prozentangaben in den Grafiken und dem Pressebericht vom Text des Energiewende-Barometers abweichen und summieren die Balken nicht immer auf 100%.