Kreislaufwirtschaft wird zur Chefsache
Während Verbraucher unter Kreislaufwirtschaft meist das Recyceln von Wertstoffen aus Abfall verstehen, haben die südhessischen Unternehmen einen geweiteten Blick auf das Thema. Das unterstrich die Umfrage der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar in Kooperation mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Für 78 Prozent der Befragten ist Kreislaufwirtschaft darüber hinaus Chefsache.
Kreislaufwirtschaft ist in der südhessischen Wirtschaft angekommen, das zeigte eine DIHK-Umfrage, an der sich rund 250 Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Darmstadt beteiligten. Zwei Drittel der befragten Unternehmen sind mit dem Konzept der sogenannten „R-Strategien” (reuse – wiederverwenden; repair – reparieren und warten; remanufacture – wiederaufbereiten; refurbish – aufarbeiten; recyceln et cetera) sehr vertraut, beziehungsweise wenden sie innerhalb ihrer Unternehmensstrategie an.
Die Kreislaufwirtschaft oder auch „Circular Economy” ist ein Wirtschaftsmodell, das darauf abzielt, Ressourcenverbrauch und Abfall zu minimieren, indem Materialien und Produkte so lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf gehalten werden. Sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene wird an Strategien zur Förderung der Kreislaufwirtschaft gearbeitet, da die zirkuläre Wertschöpfung als ökologische Notwendigkeit und zugleich als Innovationstreiber für mehr Resilienz in den Rohstofflieferketten gesehen wird.
Die Umfrage brachte auch zutage, dass sich eine Mehrheit der Unternehmen bereits systematisch mit den Potenzialen der Kreislaufwirtschaft auseinandersetzt und prüft, wie das eigene Geschäftsmodell mit Elementen der Kreislaufwirtschaft angepasst werden kann. Fast jedes zweite befragte Unternehmen sieht die Kreislaufwirtschaft überwiegend als Chance für das eigene Geschäftsmodell (45 Prozent).
Das wesentliche Motiv, sich mit der Transformation zur Kreislaufwirtschaft zu beschäftigen, ist für zwei Drittel der Betriebe der Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz durch Steigerung der Ressourceneffizienz (73 Prozent). Weitere Chancen werden in der Gewinnung neuer Kundengruppen (37 Prozent), in der Senkung von Kosten (31 Prozent), in der verbesserten Resilienz durch den Einsatz von nachhaltigeren Einsatzstoffen sowie in der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle (25 Prozent) gesehen.
Doch sehen die Unternehmen auch Risiken auf sich zukommen, wenn die Entwicklung zu einer zirkulären Wirtschaft voranschreitet. Als größtes Risiko nennen die Befragten einen größeren Dokumentationsaufwand (56 Prozent), des Weiteren höhere Kosten beim Einkauf von Produktionsstoffen (42 Prozent) und an dritter Stelle den Fachkräftemangel, um die Transformation umzusetzen (29 Prozent). Außerdem fehlt 27 Prozent eine Planungssicherheit, weil sich Vorgaben immer wieder ändern.
„Das Risiko der fehlenden Planungssicherheit ist hausgemacht. Mit einer KMU-freundlichen Regulierung ließen sich hier sicher viele Mittelständler überzeugen, Kreislaufwirtschaft noch mehr als Chance zu verstehen“, sagte Dr. Daniel Theobald, IHK-Geschäftsbereichsleiter Unternehmen und Standort.
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- Die IHK Darmstadt bietet eine Reihe an Informationen und Formaten zur Kreislaufwirtschaft an, die Unternehmen helfen, den Überblick über die anstehenden Vorgaben zu behalten, passende Förderprogramme zu identifizieren und sich fachlich auszutauschen und zu vernetzen. Weitere Informationen finden Sie auf der Themenseite Kreislaufwirtschaft.