Energie- und Klimasymposium

Nur ein strategisches Energie-Konzept hilft gegen die Winterdepression

Beim Energie- und Klimasymposium von ETA-Plus Südhessen und ETA-Metropol Rhein Main Neckar in Worms diskutieren die Teilnehmer Lösungen, wie die unsichere Versorgungslage auf den Energiemärkten überwunden werden kann.

Pressemeldung vom 15. Dezember 2022

Das Thema Energiesicherheit hat in der Unternehmerschaft dem Fachkräftemangel als Problem Nummer eins den Rang abgelaufen. Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion zum Abschluss des Symposiums am 8. Dezember waren sich einig: Nur ein strategisches Energie-Konzept hilft gegen die Winterdepression. Dabei hatten die Diskutanten schon das Jahr 2023 im Blick, denn aktuell sind die Gasspeicher noch mit Gas gefüllt und die Energieversorger nehmen Sparanstrengungen in der Industrie – wenn auch nicht bei den privaten Verbrauchern – wahr. 
Christian Jöst, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar und Geschäftsführer der Jöst abrasives GmbH in Wald-Michelbach, sieht die Herausforderung besonders bei zwei Themen. „Erstens muss der Rahmen für die Energiewende schnell geschaffen werden, denn Genehmigungen für die Installation von Anlagen für die regenerative Energiegewinnung dauern schlichtweg zu lange. Zweitens muss die Finanzierung für den ökologischen Umbau der Wirtschaft sichergestellt sein“, fordert Jöst. Das Konzept „Sustainable Finance“ der EU-Kommission müsse in Deutschland so umgesetzt werden, dass gerade kleine und mittlere Betriebe die Energiewende auch kreditfinanziert bewerkstelligen können. „Die Energiewende wird ohne Rücksicht auf die Unternehmen schlicht nicht finanzierbar sein“, sagt Jöst. Hier nur Anlegerinteressen und Finanzindustrie im Blick zu haben, gehe am Thema vorbei, denn in der Realwirtschaft werde die Energiewende vollzogen.

Genehmigungsverfahren dauern zu lange

Für eine tragfähige Energieversorgung hatten die Teilnehmer des Symposiums vielfältige Ideen. Sie reichen von quartierbezogenen und regionalen Energiemanagement-Konzepten bis hin zu autarken Produktionsstätten. Allein die Rahmenbedingungen müssten geschaffen werden, denn noch immer stünden unabgestimmte Rechtsvorschriften der Energiewende im Weg: Genehmigungsverfahren dauerten lang, Energielieferungen auf die andere Straßenseite, um zum Beispiel mit Abwärme aus der Produktion zu heizen, seien ohne eine bürokratisch aufwändige Registrierung als Energielieferant nicht möglich, und es gebe keine Ideen für einen Energiemix der Zukunft, der beim Strom die Versorgungssicherheit nach dem Ausstieg aus der Kernenergie und der Kohlekraftwerke gewährleistet. Kein Wunder, dass Unternehmer wie Alexander Krautkrämer von Bericap (Budenheim), der bei der Produktion auf Strom angewiesen ist, über andere Standorte nachdenkt.
Zuvor hatte Sandra Wimmer, Geschäftsführerin der EWR Netz GmbH aus Worms, dargestellt, wie ein regionaler Energieversorger sich dem Thema Versorgungssicherheit in der aktuellen Situation nähert. Auf Engpässe wird gegebenenfalls problemorientiert reagiert: Nachdem man die physikalische Wirkung des Engpasses analysiert hat, berücksichtigt man das KO-Kriterium „Geschützter Kunde“, um dann die Wirksamkeit des Reduzierungs- und Abschaltpotenzials zu bewerten. So lässt sich gewährleisten, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen möglichst geringgehalten werden. „Es gibt keine festgelegten Listen. Sollte der Fall eintreten, entscheiden wir situativ“, so die Botschaft von Sandra Wimmer. Für die Energieübertragung sieht sie die Hochspannungs- und Mittelspannungsnetze auch schon auf die zukünftigen Herausforderungen vorbereitet. Probleme könnte es bei örtlichen Trafostationen geben, die noch nicht flächendeckend auf neue Anforderungen wie Spitzenlasten beim Einspeisen von Solarenergie aus Photovoltaikanlagen oder durch das Laden von E-Fahrzeugen ausgelegt seien. 
Im zweiten Impulsvortrag des Abends hatten sich Urs Anton Löpfe, Gründer des Vereins Energieeffektivität Community, und Joachim Walter, Leiter der Transferstelle Bingen, dem Thema Energiequellen gewidmet. Ihre Botschaft: Energiemanagement im Quartier oder der Region schaffen Flexibilität und reduzieren Kosten. Voraussetzung hierfür ist, dass das regionale Energiepotenzial gehoben wird: Die Verknüpfung von Wind, Solar, Wasserstoff und Wärmepumpen ist unabdingbar und muss gemeinsam gedacht werden. Aber selbst dann braucht es Stromlieferungen aus dem Netz für die Produktion. Das war auch das Ergebnis der Stromstudie Rhein-Neckar, die im Auftrag der Industrie- und Handelskammer Metropolregion Rhein-Neckar vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) im Oktober vorgestellt worden war.

Kontakt

Alice Sophie Thomas
Alice Sophie Thomas
Bereich: Unternehmen und Standort
Themen: Umwelt- und Energieberatung, Umwelt- und Energiepolitik