
Aufatmen im Mittelstand
Das aktuelle Konjunkturschlaglicht Mittelstand der IHK Darmstadt zeigt, dass es den kleinen und mittleren Unternehmen insgesamt wieder besser geht. Es stockt aber bei den Investitionen. Große Sorgen bereitet den Mittelständlern der Fachkräftemangel und die zunehmende Bürokratie.
Pressemeldung vom 12. November 2021
Hauptgeschäftsführer der IHK Darmstadt: Robert Lippmann
© IHK Darmstadt / Klaus Mai
Es sind neue Belastungen hinzugekommen, vor allem durch die gestörten Lieferketten und die sprunghaft gestiegenen Kosten für Energie.Robert Lippmann
Der Bericht zeigt: Im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 laufen die Geschäfte aktuell deutlich besser. 50 Prozent der Unternehmen mit 20 bis 199 Mitarbeitern melden gute Zahlen, 40 Prozent berichten von befriedigenden Geschäften, nur noch zehn Prozent sind unzufrieden. Die Geschäftslage der kleinen Unternehmen mit bis zu 19 Mitarbeitern kann da nicht Schritt halten. Von guten Geschäften berichten hier 32 Prozent der Unternehmen, 17 Prozent klagen. „Vor allem Einzelhandel und Gastgewerbe sind von der Situation vor der Krise noch weit entfernt“, erläutert Lippmann.
Fachkräftemangel rückt in den Fokus
Beim Blick in die Zukunft zeigt sich der Mittelstand verhalten optimistisch. Im Großen und Ganzen rechnen die Betriebe damit, dass es in den nächsten Monaten so bleibt, wie es ist. Die kleinen Unternehmen mit bis zu 19 Mitarbeitern sind etwas pessimistischer als die größeren Mittelständler mit 20 bis 199 Mitarbeitern. Aktuelle Hauptsorge der Mittelständler ist der Fachkräftemangel. Dieses Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung war letztes Jahr wegen Corona in den Hintergrund gerückt. Jetzt steht das Thema Personalbindung und -gewinnung wieder auf der Tagesordnung.
Ausufernde Bürokratie geht an die Substanz
Von der neuen Bundesregierung erwarten die Unternehmen eine mittelstandsfreundliche Wirtschaftspolitik. „Dass sich der Mittelstand mit Investitionen zurückhält, ist kein gutes Zeichen“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. „Vor allem die kleinen Unternehmen zögern. Die ausufernde Bürokratie geht an die Substanz“, gibt Lippmann zu bedenken. Das zeige auch die Auswertung einer Sonderfrage, die die Kammer gestellt hat. Demzufolge empfinden 80 Prozent der südhessischen Unternehmen mit 20 bis 199 Mitarbeitern die Bürokratiebelastung ihres Unternehmens als „hoch“ oder „sehr hoch“. Für kleine Unternehmen gebe es zwar Erleichterungen, aber auch hier sind 71 Prozent der Unternehmen mit der Bürokratiebelastung ihres Unternehmens nicht einverstanden.
Das sich der Mittelstand mit Investitionen zurückhält, ist kein gutes Zeichen.Robert Lippmann
„Wir haben die konkrete Belastung durch die Bürokratie mit Hilfe von Daten des Statistischen Bundesamtes abgeschätzt. Jedem unserer Mitgliedsunternehmen entstehen pro Jahr rund 35.000 Euro Kosten, nur für Informations- und Meldepflichten gegenüber dem Bund. Für kleine Unternehmen ist das kaum zu stemmen“, stellt Lippmann fest. Beispiele sind Umsatzsteuervoranmeldungen, die Dokumentation von Arbeitszeiten oder die Aufbewahrung von Unterlagen im Steuerrecht. „Das Thema Bürokratieabbau muss die neue Bundesregierung angehen, das belegen diese Zahlen ganz deutlich. Jede Mitarbeiterstunde, die ein Unternehmen für die Erfüllung bürokratischer Vorgaben aufbringen muss, fehlt an anderer Stelle für den digitalen und ökologischen Umbau unserer Wirtschaft.“
KMU sind Kern der Unternehmenslandschaft
Christian Jöst, Vizepräsident der IHK Darmstadt und Geschäftsführer von Jöst Abrasives
© T. Mardo
Speziell in Richtung Politik wollen wir die Bedeutung der kleinen und mittleren Unternehmen noch mehr hervorheben.Christian Jöst
Konjunkturschlaglicht Mittelstand 2021
Grundlage des Konjunkturschlaglichts sind die Ergebnisse der Konjunkturumfrage Herbst 2021 der IHK Darmstadt. Für die Ausgabe wurden 257 Unternehmensantworten aller Größenklassen ausgewertet, darunter insgesamt 214 mittelständische Unternehmen mit 1 bis19 Beschäftigten (115 Unternehmen) und 20 bis 199 Beschäftigten (99 Unternehmen).
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Dr. Peter Kühnl
Bereich: Unternehmen und StandortThemen: Wirtschaftspolitik, Konjunktur, Statistik