Raum für Entwicklung

Die Wachstumsdynamik einer Metropolregion ist Erfolgsfaktor und Herausforderung zugleich

Unternehmen brauchen gute Entwicklungsmöglichkeiten und hoch qualifizierte Fachkräfte, um innovations- und wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit der Neuaufstellung des Regionalplans/des Regionalen Flächennutzungsplans für Südhessen entscheidet sich, ob hierfür die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt werden.
Autorin: Veronika Heibing, 8. März 2020

Neuaufstellung des Regionalplans/ des Regionalen Flächennutzungsplans

Metropolregionen sind die Motoren der gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes. In Frankfurt-Rhein-Main sind angesehene, leistungsstarke Unternehmen sowie erstklassige Forschungseinrichtungen und Hochschulen angesiedelt. Neben hochwertigen Arbeitsplätzen trägt ein reiches Kultur- und Erholungsangebot dazu bei, dass die Region lebenswert für Fach- und Führungskräfte ist. Doch was macht eine Metropolregion erfolgreich? Dort, wo sich dank attraktiver Standortbedingungen Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und kulturelle Vielfalt konzentrieren und wo durch großes Know-how und guten Wissensaustausch Innovationen gedeihen, entsteht eine hohe Wachstumsdynamik. Und die ist Erfolgsfaktor und Herausforderung zugleich. Denn mit dieser Wachstumsdynamik ist ein steigender Bedarf an Wohn-, Gewerbe- und Logistikflächen verbunden, der Politik und Verwaltung immer wieder aufs Neue vor große planerische Aufgaben stellt.

Mehr Wohnraum für Fachkräfte

Um innovations- und wettbewerbsfähig zu bleiben, brauchen Unternehmen Raum für Entwicklungsmöglichkeiten und Zugang zu hoch qualifizierten Fachkräften. Insbesondere Letzteres wird jedoch immer schwieriger. Vor diesem Hintergrund kommt Wohnraum eine besondere Bedeutung zu, wie die hessischen IHKs kürzlich in einem gemeinsamen Positionspapier unterstrichen haben. In urbanen Zentren mit angespanntem Wohnungsmarkt ist es schwierig, eine Bleibe zu finden. Die Alternative, zum Arbeitsplatz zu pendeln, ist trotz Staus und überfüllter Busse und Bahnen oft die einzige Option. Im Regionalen Entwicklungskonzept Südhessen (REK) haben die Gutachter berechnet, dass bis 2030 beim aktuellen Bevölkerungszuwachs 335.000 zusätzliche Wohnungen gebraucht werden. Wie mit dieser Prognose umgegangen werden soll, ist in der Regionalversammlung Südhessen rege diskutiert worden.
„Eine Wachstumsregion wie Frankfurt-Rhein-Main ist auf den Zuzug von Fachkräften angewiesen. Dass in der Diskussion der Regionalversammlung eine politische Begrenzung des Wachstums als Ziel formuliert sowie die Frage gestellt wurde, wie viel Bevölkerungszuwachs in unsere Region man noch zulassen wolle oder solle, hat uns irritiert“, sagt Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Darmstadt.
Natürlich schaffen die Bestandsanalysen und Prognosen, die das REK aufzeigt, noch kein konkretes Flächenangebot. Kurzfristige Lösungsvorschläge bei der Wohnungsversorgung, wie sie von manchem Mitglied der Regionalversammlung gefordert wurden, kann ein Gutachten nicht leisten, wie Dr. Uwe Vetterlein betont. „Ein Gutachten kann nur eine fachliche Grundlage für die konkrete Planung liefern und Unterstützung sein, indem es den politisch Verantwortlichen Lösungswege für ihre Entscheidungen aufzeigt.“

Entwicklung von Gewerbeflächen kann sich über Jahre hinziehen

Dass das REK nun um weitere Gutachten ergänzt werden soll, sei insbesondere für das Thema Mobilität unbedingt erforderlich, war aber auch von Anfang an geplant, sagt Dr. Uwe Vetterlein weiter. Die IHKs setzen voraus, dass die Entwicklung von Flächen, Verkehrsinfrastrukturen und Mobilitätsangeboten Hand in Hand gehen.
„Der weitere Prozess hin zu einem neuen Regionalplan sollte sich an diesem Leitgedanken orientieren: Wir brauchen eine innovative, vielfältige und wachsende Gesellschaft und Wirtschaft in Frankfurt-Rhein-Main. Das ist unsere Erwartung an eine zukunftsfähige Vision für die Metropolregion, nicht aber eine Debatte über Zuwanderungsbeschränkungen“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. „Daran ausgerichtet müssen die unterschiedlichen Anforderungen von Natur, Landwirtschaft, Wohnen und Gewerbe und deren Korrelation untereinander berücksichtigt werden. Genau das wird die Regionalplanung nun zu leisten haben.“
Beim Angebot von Flächen für Gewerbe und Industrie gelte es dabei zu berücksichtigen, dass sich die Entwicklung von Gewerbeflächen oft über Jahre hinziehen kann. Investitionsbereite Unternehmen würden häufig nicht so lange warten und hätten unterschiedlichste Standortanforderungen.
„Diese kann sicher nicht jede einzelne Kommune erfüllen, muss sie aber auch nicht“, erklärt Dr. Uwe Vetterlein. „Frankfurt-Rhein-Main kann diese Herausforderung aktiv und gemeinsam über die Regionalplanung und eine vorausschauende Flächenpolitik angehen, die eine durchdachte und abgestimmte Arbeitsteilung unter den Kommunen erkennen lässt.“

Regionalplanung: Wie geht es jetzt weiter?

Wachstum zu gestalten, ist aus Sicht der IHK keine Bürde, sondern ein Privileg. Wir haben Fraktionsvorsitzende und -sprecher der Regionalversammlung Südhessen gefragt, welche Themen in der Regionalplanung jetzt intensiver bearbeitet werden müssen, um hierfür die richtigen Impulse zu setzen. Ebenso wollten wir wissen, welche Rolle das Regionale Entwicklungskonzept Südhessen bei der Gestaltung des Wachstums spielen kann, welche Fragen das Konzept nicht beantwortet und wie die Fraktionen diese beantwortet wissen möchten.  
Dr.Daniel Theobald
Geschäftsbereichsleiter
Bereich: Unternehmen und Standort