Frühsommer 2023

IHK-Konjunkturbericht: Frühjahrsbelebung bleibt aus

Situation in Deutschland

Nach einem Negativwachstum im vierten Quartal 2022 ist Deutschland im ersten Quartal 2023 haarscharf an einer Rezession vorbeigeschrammt. Vor allem der private Konsum belastet das Bruttoinlandsprodukt, denn die Realeinkommen sind wegen der Inflation gesunken. Exporte und Investionen stützen die Konjunktur nur wenig, wobei die (Bau)- Investitionen nur von einer kurzlebigen, witterungsbedingten Sonderkonjunktur profitiert haben. Dass die Konjunktur in eine belastbare Wachstumsspur kommt, ist nicht erkennbar. Im Jahresmittel 2023 könnte somit ein Nullwachstum, bestenfalls ein Mini-Wachstum stehen. Besonderes Augenmerk liegt derzeit auf der Europäischen Zentralbank. So hat sich die Inflationsrate im Euro-Raum zuletzt merklich beruhigt. Und auch die Preisdynamik auf den vorgelagerten Stufen deutet auf weitere Entspannung hin. Damit ist ein Ende des Zinserhöhungszyklus der Europäischen Zentralbank in Sicht. Mehr als das Einschwenken auf einen neutralen geldpolitischen Kurs ist aber nicht zu erwarten. Und auch die unvermindert anhaltenden geopolitischen Spannungen lassen keine großen Wachstumssprünge erwarten, denn sie tragen maßgeblich zur Verunsicherung der Unternehmen bei. Die Bundesregierung rechnet damit, dass das reale Bruttoinlandsprodukt 2023 um lediglich 0,4 Prozent zulegt.

Entwicklung in Südhessen

Die erhoffte Frühjahrbelebung bleibt auch in Südhessen aus. 23 Prozent aller Unternehmen in Südhessen bezeichnen ihre Lage als gut, 61 Prozent als befriedigend, 16 Prozent als schlecht. Damit verschlechtert sich der Saldo aus zufriedenen und unzufriedenen Unternehmen um fünf Punkte, er liegt jetzt bei plus sieben Prozentpunkten. Die Zukunftserwartungen der Unternehmen sind mehrheitlich negativ. Wie zu Jahresbeginn rechnen nur 16 Prozent der Unternehmen mit einer Verbesserung der Situation, 58 Prozent sind davon überzeugt, dass es so bleibt wie es ist. 26 Prozent fürchten eine weitere Verschlechterung. Der Erwartungssaldo beträgt minus zehn Prozentpunkte. Gegenüber der Vorumfrage sind die mehrheitlich pessimistischen Erwartungen der Unternehmen wie eingefroren.
Bei Investitionen bleiben die Unternehmen weiterhin zurückhaltend. Jedes vierte Unternehmen will mehr investieren, 26 Prozent planen Kürzungen. Knapp jedes zweite Unternehmen hält seine Investitionsbudgets konstant. Damit gibt der Saldo der Investitionspläne drei Punkte ab. Mit minus einem Prozentpunkt liegt er jetzt leicht im roten Bereich. Ähnlich die Lage bei den Personalplänen der Unternehmen. In Zahlen: 15 Prozent der Unternehmen planen Neueinstellungen, 17 Prozent möchten sich von Personal trennen. Knapp sieben von zehn Unternehmen (68 Prozent) halten die Mitarbeiterzahl konstant. Der Beschäftigungssaldo klettert um sechs Punkte, er bleibt mit minus zwei Prozentpunkten ebenfalls im Negativbereich. Die Exporterwartungen der südhessischen Unternehmen erholen sich nicht. Im Gegenteil, trotz bereits niedrigem Ausgangsniveau gibt der Exportsaldo vier Punkte ab. Er liegt jetzt bei minus 21 Prozentpunkten. Acht Prozent der Betriebe sehen bessere Exportchancen, knapp jedes dritte Unternehmen (29 Prozent) ist dagegen pessimistisch.
Der IHK-Geschäftsklimaindex bündelt Geschäftslage und Zukunftseinschätzungen der Unternehmen. Nach einem fast beispiellosen Einbruch im Herbst 2022 aufgrund der Energiekrise hat er sich zu Jahresbeginn deutlich erholt. Diesen Erholungspfad hat die südhessische Wirtschaft bereits wieder verlassen. Der IHK-Geschäftsklimaindex gibt zwei Punkte ab, und liegt mit 98 Punkten wieder leicht unter der Wachstumsschwelle. Die südhessische Wirtschaft befindet sich damit weiter in der konjunkturellen Stagnation ...