Jahresbeginn 2024

IHK-Konjunkturbericht: Fehlstart ins neue Jahr

Geschäftsklimaindex, Erwartungen und die wirtschaftliche Lage der südhessischen Unternehmen: Die aktuelle Ausgabe und das Archiv der Konjunkturberichte seit 2012 finden Sie hier.

Situation in Deutschland

Deutschland steckt in der Rezession. Gegenüber dem Vorjahr ist das Bruttoinlandsprodukt 2023 um 0,3 Prozent gesunken, die Erholung der Wirtschaft von den Verwerfungen der Coronajahre setzt sich demnach nicht fort. Energiekrise und geopolitische Spannungen führten bei Unternehmen und Konsumenten zu erneuter Verunsicherung und Zurückhaltung. So konsumierten die privaten Haushalte real weniger, vor allem die Anschaffung langlebiger Konsumgüter wurde oft zurückgestellt.Auch der Staat reduzierte erstmals seit Jahren seine Konsumausgaben. Das lag vor allem am Wegfall staatlich finanzierter Corona-Maßnahmen wie Impfungen oder Ausgleichszahlungen an Krankenhäuser. Schließlich verlor der Welthandel an Dynamik, mit negativen Folgen für die deutschen Exporte.
Die Entwicklung in den Wirtschaftszweigen verlief dabei nicht einheitlich. Steigende Zinsen verschlechterten die Finanzierungsbedingungen für alle Branchen, bremste aber vor allem die Bauwirtschaft. Die hohen Energiepreise belasteten insbesondere die energieintensive Industrie. Dagegen konnten einige Dienstleistungsbereiche zulegen. Mit Blick auf 2024 ist ein konjunktureller Aufschwung nicht in Sicht. Zusätzlich zu den genannten Konjunkturrisiken besteht seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts auch Konsolidierungszwang bei öffentlichen Ausgaben. Auch mit einem Rückgang des Zinsniveaus ist frühestens Mitte des Jahres zu rechnen. Die wirtschaftswissenschaftlichen Institute rechnen für 2024 daher lediglich mit einem Mini-Wachstum von rund 0,5 Prozent.

Entwicklung in Südhessen

Die südhessische Wirtschaft kann sich von der konjunkturellen Talfahrt in Deutschland nicht abkoppeln.
Der Saldo aus positiven und negativen Lageeinschätzungen sinkt in den Negativbereich. Aktuell beträgt er minus drei Prozentpunkte, das sind fünf Punkte weniger als in der Herbstumfrage. Gegenüber der Umfrage zu Jahresbeginn 2023 beträgt der Rückgang sogar 15 Prozentpunkte. Damit hat sich die Geschäftslage den schlechten Zukunftserwartungen der Vorumfragen schrittweise angepasst.
Aber auch die kommenden Monate sehen die Unternehmen kritisch. Zwar macht der Saldo aus positiven und negativen Zukunftseinschätzungen drei Punkte gut. Mit minus 20 Prozentpunkten bleibt er aber deutlich im roten Bereich. Damit ist ein Ende des Abschwungs nicht in Sicht, zumindest nicht aus Sicht der Unternehmen. Kaum verändert sind auch die Investitionsabsichten der Unternehmen. Für sie ist Zurückhaltung das Gebot der Stunde. Der Saldo der Investitionspläne gibt zum dritten Mal in Folge ab, dieses Mal sind es zwei Prozentpunkte. Mit minus 14 Prozentpunkten liegt der Saldo aktuell klar im Negativbereich. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre beträgt der Saldo minus drei Prozentpunkte.
Ähnlich die Personalpläne der Unternehmen. Zwar wollen angesichts der strukturellen Fachkräftelücke knapp Drittel der Unternehmen ihre Mitarbeiter halten. Trotzdem überwiegen jene Unternehmen, die sich voraussichtlich von Personal trennen müssen, gegenüber jenen, die Personal einstellen wollen. Der Saldo der Beschäftigungspläne rutscht zwölf Punkte nach unten auf aktuell minus 16 Prozentpunkte. Das sind 15 Prozentpunkte weniger als im langjährigen Durchschnitt.
Auch Exporteure müssen einen Erwartungsdämpfer verkraften. So ließen die leicht verbesserten Exportaussichten im Herbst 2023 kurz Hoffnung aufkommen. Diese wurden enttäuscht, der Saldo aus positiven und negativen Exporterwartungen fällt abermals deutlich. Diesmal beträgt der Rückgang 22 Punkte, der Saldo der Exporterwartungen beträgt aktuell minus 36 Prozentpunkte. Hier ist die Lücke zum zehnjährigen Saldodurchschnitt (plus einen Prozentpunkt) besonders groß.
Der IHK-Geschäftsklimaindex bündelt die Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Lage und der Erwartungen der Unternehmen und trifft damit eine Aussage über den konjunkturellen Gesamtzustand der regionalen Wirtschaft. Zu Jahresbeginn 2024 verliert der Geschäftsklimaindex einen weiteren Punkt. Mit 88 Punkten liegt er deutlich unter der Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Die südhessische Wirtschaft befindet sich demnach weiter in der Rezession.