IHK-Konjunkturbericht: Konjunktur wartet auf Richtungssignal
Geschäftsklimaindex, Erwartungen und die wirtschaftliche Lage der südhessischen Unternehmen: Die aktuelle Ausgabe und das Archiv der Konjunkturberichte seit 2012 finden Sie hier.
Situation in Deutschland
Es geht nicht voran mit der Konjunktur. Im vergangenen Jahr sank die Wirtschaftsleistung das zweite Jahr in Folge. In der Konsequenz lag das Bruttoinlandsprodukt 2024 nur noch 0,3 Prozent höher als vor der Coronapandemie 2019. Konjunkturelle und strukturelle Belastungen standen einer besseren Entwicklung im Weg: Die deutsche Exportwirtschaft sah sich auf wichtigen Absatzmärkten stärkerer internationaler Konkurrenz ausgesetzt, nicht zuletzt aus der Volksrepublik China. So sank das deutsche Exportvolumen, obwohl der Welthandel im Jahr 2024 insgesamt zunahm. Die immer noch hohen deutschen Energiekosten bleiben dabei ein wesentlicher Standortnachteil.
Binnenwirtschaftlich hielten sich die privaten Haushalte trotz steigender Einkommen mit Käufen zurück, auch aus Unsicherheit über die weitere gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Ein erhöhtes Zinsniveau und unsichere wirtschaftliche Aussichten hemmten die Investitionen in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge. In diesem Umfeld schrumpfte die deutsche Wirtschaft im Jahr 2024 weiter. Dabei zeigte sich in den Wirtschaftsbereichen eine gespaltene Entwicklung. Während die Dienstleistungsbereiche zulegten, gab es in der Industrie Einbußen. In Deutschland wichtige Wirtschaftszweige wie Maschinenbau oder Automobilindustrie produzierten deutlich weniger. Im Baugewerbe nahm die Bruttowertschöpfung noch stärker ab.
Zu Jahresende belasteten Unsicherheiten durch den Ausgang der US-Wahl und das vorzeitige Ende der Ampelregierung die Entwicklung zusätzlich. Vor diesem Hintergrund sehen die wirtschaftswissenschaftlichen Institute auch 2025 keinen konjunkturellen Aufschwung. Ihre Prognosen zum voraussichtlichen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts bewegen sich zwischen 0,0 Prozent und 0,5 Prozent.
Regionale Wirtschaft: Konjunktur wartet auf Richtungssignal
2024 war kein gutes Jahr für die südhessische Wirtschaft, und das neue Jahr startet nicht besser. So bewerten aktuell nur 20 Prozent aller Unternehmen ihre Lage als positiv, 54 Prozent als befriedigend, 26 Prozent sind unzufrieden. Damit gibt der Saldo aus positiven und negativen Lageeinschätzungen gegenüber der Herbstumfrage zwei weitere Punkte ab. Mit minus sechs Prozentpunkten liegt er aktuell deutlich im roten Bereich. Beim Blick in die Zukunft scheint sich die Skepsis zu verfestigen. Lediglich 13 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit besseren Geschäften, 56 Prozent glauben, dass die Lage so bleibt, wie sie ist. Knapp jedes dritte Unternehmen (31 Prozent) ist der Überzeugung, dass sich ihre Situation verschlechtern wird. Damit verharrt der Saldo aus positiven und negativen Zukunftseinschätzungen unverändert bei minus 18 Prozentpunkten. Die Konjunktur tritt auf der Stelle und wartet auf ein Richtungssignal.
Kaum verbessert präsentieren sich die Investitionspläne der Unternehmen. Zwar erholt sich der Saldo der Investitionspläne um drei Punkte. Das Ausgangsniveau war allerdings h niedrig, und aus Sicht der Unternehmen bleiben viele Investitionsrisiken bestehen. Aktuell liegt der Investitionssaldo bei minus 17 Prozentpunkten. Zum Vergleich: In den vergangenen zehn Jahren betrug der Saldo der Investitionspläne durchschnittlich minus vier Prozentpunkte. Nur in den Ausnahmejahren der Pandemie war die Investitionsnachfrage im Niveau niedriger.
Ein ähnliches Bild bei den Beschäftigungsplänen der Unternehmen: Sieben Prozent der Unternehmen planen Einstellungen, 19 Prozent rechnen damit, sich von Mitarbeitenden trennen zu müssen oder ausscheidendes Personal nicht zu ersetzen. 74 Prozent der befragten Unternehmen versuchen weiter, die Zahl der Mitarbeitenden konstant zu halten. Der Saldo der Beschäftigungspläne gewinnt drei Punkte. Mit minus zwölf Prozentpunkten liegt er im roten Bereich. Damit liegt auch er deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt des Beschäftigungssaldos von minus zwei Punkten.
Wenig Aufhellung gibt es bei den Exporterwartungen der Unternehmen mit Auslandsgeschäft. Zwar macht der Saldo Exporterwartungen 15 Punkte gut. Mit minus 36 Prozentpunkten war das Ausgangsniveau der Vorumfrage im Herbst aber extrem niedrig. Der Saldo beträgt aktuell minus 21 Prozentpunkte. Die Diskrepanz zum Zehnjahresdurchschnitt (minus ein Prozentpunkt) ist weiter deutlich.
Der IHK-Geschäftsklimaindex bündelt die Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Lage und die Erwartungen der Unternehmen und trifft damit eine Aussage über den konjunkturellen Gesamtzustand der regionalen Wirtschaft. Am Jahresbeginn 2025 macht der Geschäftsklimaindex eine Seitwärtsbewegung, er gibt einen Punkt ab. Mit 88 Punkten liegt er deutlich unter der Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Die Rezession hält Südhessens Wirtschaft weiter im Griff.