Frühsommer 2025

IHK-Konjunkturbericht: nur schwache Frühjahrsbelebung

Geschäftsklimaindex, Erwartungen und die wirtschaftliche Lage der südhessischen Unternehmen: Die aktuelle Ausgabe und das Archiv der Konjunkturberichte seit 2012 finden Sie hier.

Situation in Deutschland

Nach der Bundestagswahl haben sich die Koalitionsparteien zeitnah auf Eckpunkte eines Finanzpakets und einen Koalitionsvertrag geeinigt. Dieser verspricht den Unternehmen mehr Planungssicherheit. Auf internationaler Ebene ist es anders. Donald Trump rüttelt an der Weltordnung, geopolitisch und handelspolitisch. Die Maßnahmen der US-amerikanischen Regierung zur Re-Industrialisierung der USA bringen die Weltwirtschaft in Bedrängnis. So verhängten die USA die höchsten Einfuhrzölle seit einem Jahrhundert. Nahezu alle Länder sind betroffen, wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß. Wurden die Importe der EU mit einem Basiszoll von zunächst 20 Prozent belegt, war China zu Beginn mit 34 Prozent dabei. Dabei ist stets unsicher, welches Dekret Donald Trump als Nächstes unterschreibt.
Deutschland ist eine Exportnation, und als solche ist sie von internationalen Entwicklungen stark betroffen. Vor diesem Hintergrund gehen Zölle, Strafzölle und eine angeschlagene Weltwirtschaft an den Unternehmen nicht spurlos vorbei. Die handelspolitischen Effekte fallen letztlich umso stärker aus, je länger die hohen Zölle bestehen bleiben und je heftiger die Gegenmaßnahmen der betroffenen Handelsblöcke ausfallen. Im Extremfall droht ein Handelskrieg mit einer Zollspirale, die die Weltwirtschaft in eine schwere Rezession führt. Angesichts dieser Entwicklung sehen die wirtschaftswissenschaftlichen Institute für Deutschland auch in 2025 keinen Aufschwung. Wachstumsraten des realen Bruttoinlandsprodukts von mehr als einem Prozent werden frühestens für 2026 erwartet.

Regionale Wirtschaft: nur schwache Frühjahrsbelebung

Konjunkturell läuft es gegenwärtig kaum besser als zu Jahresbeginn. 20 Prozent der südhessischen Unternehmen sind mit dem laufenden Geschäft zufrieden, 24 Prozent sind es überhaupt nicht. Gegenüber der Umfrage zu Jahresbeginn legt der Saldo aus positiven und negativen Lageeinschätzungen zwei Punkte zu. Mit minus vier Prozentpunkten liegt er weiter im Negativbereich.
Ähnlich die Veränderung bei den Zukunftserwartungen. Elf Prozent der Unternehmen erwarten eine Verbesserung, 62 Prozent sehen eine konstante Entwicklung. Mehr als jedes vierte Unternehmen (27 Prozent) denkt, dass die Geschäfte künftig schlechter laufen werden. Damit verbessert sich der Saldo aus positiven und negativen Zukunftseinschätzungen um zwei Prozentpunkte, er beträgt aktuell aber noch minus 16 Prozentpunkte. Zu beachten ist, dass der Befragungszeitraum der Konjunkturumfrage am Tag der Vorstellung des Koalitionsvertrags endete. Der Einfluss des Koalitionsvertrags auf die Zukunftserwartungen ist damit nur in Teilen erfasst.
Die Investitionspläne der Unternehmen zeigen sich leicht verbessert. So klettert der Saldo der Investitionspläne zum zweiten Mal in Folge, dieses Mal um fünf Punkte. Mit minus zwölf Prozentpunkten bleibt der Investitionssaldo aber deutlich im roten Bereich. Zum Vergleich: Im Zehnjahresdurchschnitt betrug der Saldo der südhessischen Investitionspläne minus fünf Prozentpunkte.
Bei der Personalplanung sind die Unternehmen sehr zurückhaltend. Neun Prozent der Unternehmen wollen einstellen, 24 Prozent rechnen damit, Mitarbeitende zu entlassen oder werden ausscheidendes Personal nicht ersetzen. Zwei von drei Unternehmen (67 Prozent) halten die Zahl der Mitarbeitenden konstant. Der Saldo der Beschäftigungspläne verliert, was er zu Jahresbeginn gewonnen hat: drei Prozentpunkte. Aktuell liegt er mit minus 15 Prozentpunkten tief im roten Bereich. Die Lücke zum langjährigen Durchschnitt des Beschäftigungssaldos beträgt zwölf Punkte.
Deutlich zu sehen sind die Auswirkungen des eskalierenden Handelskonflikts auf die Exporterwartungen; die Stimmung der Unternehmen mit Auslandsgeschäft verdüstert sich. So verliert der Saldo der Exporterwartungen vier Punkte. Mit minus 25 Prozentpunkten sehen die exportierenden Unternehmen sehr pessimistisch in die Zukunft. Der Zehnjahresdurchschnitt der Exporterwartungen beträgt minus drei Prozentpunkte.
Der IHK-Geschäftsklimaindex bündelt die Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Lage und die Erwartungen der Unternehmen und trifft damit eine Aussage über den konjunkturellen Gesamtzustand der regionalen Wirtschaft. Nach einem Verlust um einen Punkt zu Jahresbeginn legt der Geschäftsklimaindex im Frühsommer 2025 um zwei Punkte zu. Mit 90 Punkten liegt er noch immer deutlich unter der Wachstumsschwelle von 100 Punkten.