Konjunkturimpuls noch ohne Wirkung
Geschäftsklimaindex, Erwartungen und die wirtschaftliche Lage der südhessischen Unternehmen: Die aktuelle Ausgabe und das Archiv der Konjunkturberichte seit 2012 finden Sie hier.
Situation in Deutschland
Mit der Verabschiedung des Bundeshaushalts 2025 ist der im Frühjahr beschlossene finanzpolitische Kurswechsel nun in Kraft. Zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit und der Infrastruktur nutzt die Bundesregierung jetzt erweiterte Verschuldungsregeln. Die jüngsten Stimmungsindikatoren sprechen zwar noch nicht für ein kräftiges Anziehen der Konjunktur bereits in der laufenden Jahreshälfte, doch die Talsohle dürfte die deutsche Wirtschaft hinter sich haben. Nach Stagnation in der ersten Jahreshälfte prognostiziert die Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose für das laufende Jahr eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts von 0,2 Prozent. Die expansive Finanzpolitik könnte die Wirtschaftsleistung 2026 und 2026 auf 1,3 Prozent bis 1,4 Prozent beschleunigen – sobald die Impulse in der Realwirtschaft ankommen. Zweifel an der Nachhaltigkeit dieses Aufschwungs bleiben. Das neue Infrastruktur-Sondervermögen verlagert zu viele Investitionsausgaben aus dem Kernhaushalt, ohne strukturelle Bremsen zu lösen. Trotz gegenteiliger Ankündigungen scheinen grundlegende Reformen auszubleiben. Hohe Energie- und Lohnstückkosten im internationalen Vergleich, Fachkräftemangel sowie eine anhaltend hohe Regulierungsdichte bremsen die langfristigen Wachstumsaussichten. Die expansive Fiskalpolitik stabilisiert kurzfristig – doch ohne Strukturreformen bleibt der Impuls ein Strohfeuer.
Regionale Wirtschaft: Konjunkturimpuls noch ohne Wirkung
In Südhessen ist die erhoffte Belebung bislang ausgeblieben. 20 Prozent der südhessischen Unternehmen sind mit dem aktuellen Geschäft zufrieden, drei von zehn Unternehmen sind es ganz und gar nicht. Jedes zweite Unternehmen (50 Prozent) ist bestenfalls teilweise zufrieden. Gegenüber der Vorumfrage im Frühsommer gibt der Saldo aus positiven und negativen Lageeinschätzungen sechs Prozentpunkte ab. Mit minus zehn Prozentpunkten liegt der Saldo aktuell deutlich im Negativbereich. Beim Blick in die Zukunft sind die Unternehmen unverändert pessimistisch. Zwölf Prozent der Unternehmen erwarten bessere Geschäfte, sechs von zehn Unternehmen (61 Prozent) sehen eine konstante Entwicklung auf dem aktuellen Niveau, 27 Prozent sind pessimistisch. Damit verbessert sich der Saldo aus positiven und negativen Zukunftseinschätzungen um einen Prozentpunkt, er beträgt aktuell minus 15 Prozentpunkte.
Der Investitionssaldo der Unternehmen zeigt sich nahezu unverändert im roten Bereich. 26 Prozent der Unternehmen planen Mehrinvestitionen, 37 Prozent setzen bei Investitionen den Rotstift an. Mit einem Zuwachs um einen Prozentpunkt liegt der Investitionssaldo aktuell bei minus elf Prozentpunkten. Zum Vergleich: Im Zehnjahresdurchschnitt lag der Saldo der südhessischen Investitionspläne sechs Prozentpunkte höher.
Auch bei der Personalplanung sind die Unternehmen weiter zurückhaltend. Zehn Prozent der Unternehmen wollen einstellen, 23 Prozent sehen sich gezwungen Mitarbeitende zu entlassen oder ausscheidendes Personal nicht zu ersetzen. Zwei von drei Unternehmen (67 Prozent) wollen die Zahl der Mitarbeitenden konstant halten. Der Saldo der Beschäftigungspläne gewinnt damit zwei Prozentpunkte. Mit minus 13 Prozentpunkten liegt er aber weiter tief im roten Bereich. Der langjährige Durchschnitt des Beschäftigungssaldos beträgt minus drei Prozentpunkte.
Die nachlassende Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland trübt die Stimmung auslandsaktiver Unternehmen nochmals ein. So verliert der Saldo der Exporterwartungen fünf Punkte. Mit minus 30 Prozentpunkten sehen die exportierenden Unternehmen sehr pessimistisch in die Zukunft. Der Zehnjahresdurchschnitt der Exporterwartungen beträgt minus fünf Prozentpunkte.
Der IHK-Geschäftsklimaindex bündelt die Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Lage und die Erwartungen der Unternehmen und trifft damit eine Aussage über den konjunkturellen Gesamtzustand der regionalen Wirtschaft. Seit einem Jahr stagniert der Geschäftsklimaindex auf niedrigem Niveau. Mit 88 Punkten liegt er weiter deutlich unter der Wachstumsschwelle von 100 Punkten.