Kreislaufwirtschaft

Bauwirtschaft

Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft ist ein durch Politik und Gesellschaft gefordertes Ziel – mit großen Herausforderungen aber auch großen Chancen für die Branche. Bauen in geschlossenen ökologischen und technischen Kreisläufen ist eines der spannenden Zukunftsthemen in der Branche.
Hier muss die Öffentliche Hand mit der Privatwirtschaft eng zusammen arbeiten, um Hürden zu beseitigen und Chancen zu eröffnen.
Schaut man auf den immens hohen Anteil von Bau und Abbruchabfällen am Gesamtabfallaufkommen von 55,4 Prozent könnte man meinen, dass die Branche noch weit davon entfernt ist in Kreisläufen zu wirtschaften. Das stimmt nicht ganz. Während Mineralische Abfälle schon zu knapp 90 Prozent wiederverwendet werden, haben Bauprodukte, die mittels Verbundstoffen oder Lackierungen verarbeitet werden, noch enormes Verbesserungspotential.

Chance für die Bauwirtschaft

Rohstoffmangel, unterbrochene Lieferketten und überfüllte Deponien – alles brandaktuelle Themen, die die Branche neben Flächenmangel und steigenden Zinsen mächtig umtreibt. Und genau hier liegen die zukünftigen Chancen für Unternehmen, die Dienstleistungen und Bauprodukte im Cradle-to-Cradle Konzept anbieten. Durch die Verwendung von wiederverwertbaren Baustoffen wird jedes Gebäude zum ureigenen Rohstofflager – eine Deponierung würde bestenfalls überflüssig und Lieferketten könnten regional geschlossen werden.
Doch damit es gelingt in Kreisläufen zu bauen, muss schon während des Planungsprozesses der Rückbau des Bauwerks mitbedacht werden. Die Verwendung von zertifiziertem Baumaterial, dass sich sortenrein trennen lässt und nicht mit gesundheitsbedenklichen Materialen belastet ist, stellt die Basis dar. Ebenfalls müssen die verwendeten Materialien katalogisiert werden, dadurch kann festgestellt werden, was in welcher Art und Menge wiederverwendet werden kann. Die Plattform Madaster bietet so eine Dienstleistung bereits an.
Bisher gibt es gute Einzelfallbeispiele von Dienstleistungen und Produkten, die sich dem Thema Kreislaufwirtschaft in der Bauwirtschaft annehmen, doch es besteht großer Bedarf an der Entwicklung und Produktion von nachhaltigen, wiederverwertbaren Baustoffen sowie in der Digitalisierung von Planungs-, Bau- und Bewirtschaftungsprozessen. Ebenfalls liegt in der Zertifizierung von Recycling-Baustoffen ein immenses Potential. Die Sicherstellung von Produkteigenschaften erhöht das notwendige Vertrauen bei der Wiederverwendung von Baumaterial. Und auch Recyclingunternehmen werden wichtiger denn je, denn irgendjemand muss ja die Materialien abbauen und zur Wiederverwendung aufbereiten.

Gute Beispiele

  • Ein gutes Beispiel für die Wiederverwendung von Baumaterial ist die regionale Datenbank „Bauteilkreisel Da-Di“ für Baumaterialien aus Rückbau und Überbestellung.
  • In Madaster werden Daten über alle Materialien und Produkte registriert, die in einem Gebäude verbaut wurden. Dadurch kann festgestellt werden, was in welcher Art und Menge wiederverwendet werden kann.
  • Das Unternehmen Concular katalogisiert Gebäude vor dem Abriss und sichert wiedervertbare Baustoffe: https://concular.de/

Bauwerke

Mit dem Aktionsplan „Circular Economy Action Plan“ hat die Europäische Kommission im März 2020 Maßnahmen erfasst, die dazu beitragen sollen, den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft zu fördern. Auch das Bauwesen wird hier berücksichtigt. Ein strategisch wichtiges Projekt in der Transformation des Gebäudebestandes und des Baugewerbes ist das Neue Europäische Bauhaus (NEB.New European Bauhaus). Als Vision des europäischen Green Deals soll das Neue Europäische Bauhaus Ideen für zugängliche, erschwingliche und CO2-arme Lösungen entwickeln und dabei kreislauffähige Produkte und Gebäude voranbringen.

Kommunale Aufgaben

Den Grundstein für eine funktionale Kreislaufwirtschaft muss von der öffentlichen Hand gelegt werden. Sei es, dass Lagerflächen für R-Baustoffe bereitgestellt werden oder dass ein digitales Gebäudekataster erstellt wird, welches die Potenziale des Urban Minings erfasst und darstellt. Selbstverständlich sollten auch öffentliche Gebäude im Sinne der Kreislaufwirtschaft geplant und gebaut werden.
In der Fachtagung für Bauamtsleiter im Dezember 2023 haben die Cradle to Cradle NGO und die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen in ihren Vorträgen dargelegt, wie der Weg zur kreislauffähigen Kommune aussehen kann. Die Baden-Württembergische Kommune Straubenhardt hat aus der Praxis berichet und gemeinsam mit WULF Architekten den Neubau der Feuerwache in Straubenhardt vorgestellt – es geht also! Es braucht nur mehr, die voran gehen und es umsetzen.
Gerne stehen wir und unsere Referenten unseren Kommunen als Ratgeber zur Seite. Unter weitere Informationen stellen wir Ihnen die Präsentationen unserer Experten zur Verfügung.