Abschlussprüfung IT-Berufe
Die Projektarbeit in den IT-Berufen
Auswahl eines Projektthemas
Durch die Ausführung der Projektarbeit und deren Dokumentation soll der/die Prüfungsteilnehmer/in belegen, dass er/sie Arbeitsabläufe und Teilaufgaben zielorientiert unter Beachtung wirtschaftlicher, technischer, organisatorischer und zeitlicher Vorgaben selbstständig planen und kundengerecht umsetzen sowie Dokumentationen kundengerecht anfertigen, zusammenstellen und modifizieren kann. Die Zeit für die Erstellung der Dokumentation ist in der Gesamtprojektdauer von 35 Stunden bzw. 70 Stunden enthalten.
Geeignete Projektinhalte laut Verordnung:
IT-Systemelektroniker/-in:
- Erstellen, Ändern oder Erweitern eines Systems der Informations- und Telekommunikationstechnik, einschließlich Arbeitsplanung, Materialdisposition, Montage der Leitungen und Komponenten, Dokumentation, Qualitätskontrolle sowie Funktionsprüfung.
- Erstellen, Ändern oder Erweitern eines Kommunikationsnetzes einschließlich Arbeitsplanung, Materialdisposition, Montage der Leitungen und Komponenten, Dokumentation, Qualitätskontrolle sowie Funktionsprüfung.
Fachinformatiker/-in, Fachrichtung Anwendungsentwicklung:
- Erstellen oder Anpassen eines Softwareproduktes, einschließlich Planung, Kalkulation, Realisation und Testen.
- Entwicklung eines Pflichtenheftes, einschließlich Analyse kundenspezifischer Anforderungen, Schnittstellenbetrachtung und Planung der Einführung.
Fachinformatiker/-in, Fachrichtung Systemintegration:
- Realisieren und Anpassen eines komplexen Systems der Informations- und Telekommunikationstechnik einschließlich Anforderungsanalyse, Planung, Angebotserstellung, Inbetriebnahme und Übergabe.
- Erweitern eines komplexen Systems der Informations- und Telekommunikationstechnik sowie Einbinden von Komponenten in das Gesamtsystem unter Berücksichtigung organisatorischer und logistischer Aspekte, einschließlich Anforderungsanalyse, Planung, Angebotserstellung, Inbetriebnahme und Übergabe.
IT-Systemkaufmann/-frau:
- Abwicklung eines Kundenauftrags einschließlich Anforderungsanalyse, Konzepterstellung, Kundenberatung und Angebotserstellung.
- Erstellen einer Projektplanung bei vorgegebener Kundenanalyse einschließlich Ermittlung von Aufwand und Ertrag.
Informatikkaufmann/-frau:
- Erstellen eines Pflichtenheftes für ein System der Informations- und Telekommunikationstechnik einschließlich der Analyse der damit verbundenen Geschäftsprozesse.
- Durchführen einer Kosten-Nutzen-Analyse zur Einführung eines Systems der Informations- und Telekommunikationstechnik.
Tipp:
Die konkreten Projektthemen sind sehr vielfältig. Bei der Auswahl Ihres Projektthemas sollten Sie sich immer die Frage stellen, ob Ihr konkretes Projekt für eine Abschlussarbeit angemessen ist. Merkmale für ein angemessenes Projekt sind:
Die konkreten Projektthemen sind sehr vielfältig. Bei der Auswahl Ihres Projektthemas sollten Sie sich immer die Frage stellen, ob Ihr konkretes Projekt für eine Abschlussarbeit angemessen ist. Merkmale für ein angemessenes Projekt sind:
- Das Projekt ist komplex und enthält sowohl technische als auch betriebswirtschaftliche Aufgabenstellungen
- Es ist problemhaltig und enthält nicht nur Standard-Bearbeitungsschritte
- D.h. es ist entscheidungshaltig und mit Gestaltungsmöglichkeiten
- Das Projekt ist vollständig und deckt alle in der Bewertungsmatrix genannten Prozessschritte ab
- Es besteht ein Kommunikationsbedarf zwischen Ihnen und den Projektmitarbeitern und/oder den Projektschnittstellen
- Es ist möglich, dass eine breite Palette von Fertigkeiten und Kenntnissen Ihres Berufsbildes bzw. Ihrer Fachrichtung einfließen.
- Es ist möglich Ihre eigene Leistung und die Leistungen Ihrer Kollegen von einander abzugrenzen.
Der Projektantrag
Inhalte, die der betrieblichen Geheimhaltung unterliegen, müssen im Projektantrag benannt werden.
Der Prüfungsausschuss muss das Projekt auf seine Durchführbarkeit in der angegebenen Zeit und die Dokumentierbarkeit vorprüfen.
Feld: “Thema der Projektarbeit”:
Kurzfassung des Projektes, Wiedergabe des wesentlichen Inhalts in einer verständlichen Form (auch für nicht auf das Thema spezialisierte Personen)
- Was ist zu tun?
- Warum/Wofür? bzw. Wo/Wem?
Beispiel:
"Erstellung eines Pflichtenheftes zur Einführung einer computergestützten Gutschriftbearbeitung in der Buchhaltung."
Falls hier Abkürzungen verwendet werden, muss deren Bedeutung innerhalb der Projektbezeichnung erklärt werden. Bei Teilprojekten muss eine eindeutige Abgrenzung gegenüber dem Gesamtprojekt erkennbar sein.
Feld „Projektbeschreibung“:
- Woher kommt der Anstoß für das Projekt (Ausgangslage/Ist-Zustand)?
- Wer ist der Auftraggeber?
- Welche Ziele werden für den Auftraggeber/Betrieb angestrebt?
- Was ist der Nutzen des Projektes für den Kunden?
- Wie soll das Ergebnis erreicht werden?
(Kurzüberblick über die angestrebte Vorgehensweise)
Beispiel:
"Die Gewährung von Gutschriften für unsere Kunden erfolgte bisher manuell unter Beteiligung verschiedener Sachbearbeiter (Anstoß). Der Abteilungsleiter der Buchhaltung hat daher in Zusammenarbeit mit der IT-Abteilung (Auftraggeber) den Auftrag gegeben, diesen Prozess mit entsprechender IT-Technik zu unterstützen. Mit dem neuen System soll die Bearbeitungszeit einer Gutschrift gesenkt und die Sachbearbeiter entlastet werden (Ziel). Der best mögliche Lösungsansatz soll mittels Prozessanalyse (Vorgehensweise) erarbeitet werden."
Feld: “Projektumfeld”:
- liefert über die Beschreibung hinaus Stichworte
- dient zum Verständnis für die Prüfungskommission
Stichworte zum betrieblichen Umfeld:
- Einordnung des Betriebes in eine Branche (z.B. Telekommunikation, Handel, Nahrungsmittel usw.)
- Zuordnung des Projektes zu einer Organisationseinheit (z.B. Abteilung Vertrieb, Buchhaltung, Einkauf usw.)
Stichworte zum projektbezogenen Umfeld:
- Abgrenzung des Teilauftrages
- spezielle IT-Ausstattung für die Durchführung der Projektarbeit
Feld “Projektphasen”:
- mindestens drei unterschiedliche Projektphasen sowie die Erstellung der Dokumentation als Projektphase angeben
- aussagefähige berufsbildbezogene Bezeichnungen der Phasen und Erläuterung der wesentlichen Arbeitsschritte
- Zeitplanung/Dauer der Phasen
Der Prüfungsausschuss wird die genannten Phasen dahingehend beurteilen, ob das betriebliche Projekt in dieser Phaseneinteilung auch durchführbar ist bzw. die Struktur- und Zeitplanung einleuchtet. Es kann auch geprüft werden, ob die berufsrelevanten Phasen der Auftragsbearbeitung ausreichend identifiziert sind.
Wesentliche Inhalte und Ansprüche an das Projekt:
- Aufnahme des Ist-Zustandes
- Entwicklung eines Sollkonzeptes mit Bewertung (eigene kreative Leistung des Auszubildenden)
- Realisierung mit Test und Abnahme
Der erlaubte Zeitaufwand von 35 Stunden (Fachinformatiker/innen Anwendungsentwicklung 70 Stunden) incl. der Dokumentation darf nicht überschritten werden. Der „gesunde Menschenverstand” der Prüfungsausschussmitglieder kann auch bei einer wesentlichen Unterschreitung der Höchstdauer (größer als zehn Prozent) das Niveau der Projektarbeit anzweifeln.
Feld “Dokumentation zur Projektarbeit”:
- Dokumentation des Projektablaufs
- "Kundendokumentation": Die kundenorientierte Dokumentation baut auf Bestandteilen der Projektarbeit auf. Sie ist ein separates Dokument für einen internen oder externen Kunden und entsprechend aufbereitet.Der Adressat der Kundendokumentation, z.B. Geschäftsführung, Techniker, externer Kunde, ist im Projektantrag zu benennen.
- Eventuell weitere zum Verständnis und zur Beurteilung des Projektes nötige Dokumente
Der Prüfungsausschuss überprüft, ob die geplante Kundendokumentation praxisüblich ist und ob die gesamte Dokumentation innerhalb der geplanten Zeit realisierbar ist
Feld “Präsentationsmittel”:
An jedem Prüfungsort stehen folgende Präsentationsmittel zur Verfügung:
- Flipchart
- LCD-Projektor (Beamer)
- Pinnwand
Über diesen Standard hinausgehende Präsentationsmittel wie PC/Notebook sind einzutragen und vom Prüfungsteilnehmer oder der Prüfungsteilnehmerin funktionsfähig mitzubringen.
Informationen zum Einreichen des Projektantrags finden Sie unter "Weitere Informationen" im Punkt "IT-Berufe: Projektantrag".
Die Projektdokumentation
Die Ausführung des Projektes wird mit praxisbezogenen Unterlagen dokumentiert. Dabei sind entsprechend dem Berufsbild sowohl die technischen, als auch die betriebswirtschaftlichen Aspekte des Projektes darzustellen. Der Prüfungsausschuss bewertet die Prozesskompetenzen des Prüfungsteilnehmers anhand der Dokumentation der betrieblichen Projektarbeit.
Inhalte der Dokumentation
Die fett geschriebenen sowie die mit * gekennzeichneten Prozessschritte sind obligatorisch. Sie bilden die Bewertungsmatrix ab.
Die Bewertungsmatrix stellt mit Ihren Abschnitten 1 bis 4 eine Liste der notwendigen Prozessschritte in der Projektdokumentation dar. Fehlen einzelne Prozessschritte, etwa die Sachmittel-, Termin- und Kostenplanung, wird dieser Prozessschritt mit 0 Punkten bewertet und fließt entsprechend der Gewichtung laut Bewertungsmatrix in die Gesamtnote für die Projektdokumentation ein. Die Punktzahl für einen Pflichtbestandteil kann nicht durch die Punktzahl eines anderen Pflichtbestandteils ausgeglichen werden.
- Deckblatt
- Titel des Projektes *
- Name, Berufsbezeichnung des Prüfungsteilnehmers/der Prüfungsteilnehmerin *
- Name und Adresse des Betriebes, Name und Telefonnummer des Projektverantwortlichen *
- Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis (mit Seitennummerierung)
- Abbildungsverzeichnis *
- Beschreibung der Ausgangssituation laut Bewertungsmatrix Abschnitt 1
- Thema der Projektarbeit, Projektziele und wichtige Teilaufgaben, Kundenwünsche, Abweichungen vom Projektantrag *
- Qualitative und quantitative Beschreibung des Projektumfeldes *
- Prozessschnittstellen und Ansprechpartner *
- Abgrenzung des Projektes, Ein- und Ausstiegspunkt *
Tipp:
Es handelt sich hierbei um eine einleitende Beschreibung die im Detail im Abschnitt „Durchführung und Auftragsbearbeitung“ weiter ausgeführt wird. Betrachten Sie hierbei vor allem auch das Projekt aus Kundensicht. Berücksichtigen Sie die für Ihr jeweiliges Projekt wichtigen (auch nicht-technische) Themen, wie zum Beispiel den Datenschutz, die IT-Sicherheit, Lizenzmodelle, etc. - Ressourcen- und Ablaufplanung laut Bewertungsmatrix Abschnitt 2
- Personal-, Sachmittel-, Termin- und Kostenplanung (Ressourcenplanung) *
- Ablaufplanung*, inkl. Meilensteine * (ggf. organisatorische Maßnahmen)
Tipp:
Vergessen Sie nicht, Ihre Vorgehensweise und Ihre Entscheidungen zu beschreiben und umfassend zu begründen. - Durchführung und Auftragsbearbeitung laut Bewertungsmatrix Abschnitt 3
- Prozessschritte, Vorgehensweise, Qualitätssicherung *
- Abweichungen, Anpassungen, Entscheidungen *
Tipp:
Gliedern Sie Ihr Projekt in einzelne Prozessschritte und beschreiben Sie in den Prozessschritten Ihre jeweilige Vorgehensweise. Beschreiben und begründen Sie die von Ihnen getroffenen bzw. ausgewählten Entscheidungen/Lösungen. Als Qualitätssicherung kann zum Beispiel die strukturierte Durchführung von Systemtests und die Dokumentation der Testergebnisse angesehen werden. Beschreiben und begründen Sie eventuell aufgetretene Mängel, Anpassungen und erzielte Nachbesserungsergebnisse umfassend. - Projektergebnisse laut Bewertungsmatrix Abschnitt 4
- Soll-Ist-Vergleich *
- Abweichungen, Anpassungen *
- Qualitätskontrolle *
- Fazit, Selbstreflexion
Als Qualitätskontrolle kann zum Beispiel eine Projektabnahme durch den Kunden oder den Projektleiter durchgeführt werden. Im Fazit und/oder der Selbstreflexion sollen Sie vor allem darstellen, welche Probleme in dem Projekt aufgetaucht sind, welche Lösungen Sie dafür gefunden haben und wie Sie Ihre Handlungen in zukünftigen Projekten anpassen. - Kundendokumentation laut Bewertungsmatrix Abschnitt „Kundendokumentation“
zum Beispiel Abrechnung von Leistungen, Projektangebot, Handbuch, Präsentation, Dokumentation (interne/externe Verwendung), Entscheidungsmatrix.Tipp:
Die Kundendokumentation baut auf Bestandteilen der Projektdokumentation auf. Sie ist ein separates Dokument. Der Adressat der Kundendokumentation, zum Beispiel Geschäftsführung, Techniker, externer Kunde, ist zu benennen. - Verzeichnisse und Anhang
- Abkürzungsverzeichnis
- Literaturverzeichnis
Sonstige Tipps:
Direkte und indirekte Zitate müssen nach den gängigen Regeln im Text der Dokumentation eindeutig gekennzeichnet werden. Die Quellen der Zitate müssen im Literaturverzeichnis eindeutig benannt werden. Allgemeine Nachschlagewerke, zum Beispiel Wikipedia, IT-Handbuch, etc. sind keine zitierwürdigen Quellen. Notwendige ergänzende Dokumente wie zum Beispiel Protokolle, Gesprächsnotizen, Ablaufpläne, Quellenangaben etc., sind in einem separaten Anhang beizufügen. Der Umfang ist auf das Notwendigste zu beschränken und soll immer durch den Zweck eines besseren Verständnis des eigentlichen Inhalts begründet sein. Sofern einzelne Anlagen gewertet werden sollen, ist ein präziser Verweis unter Angabe der Seitenzahl notwendig.
Umfang der Dokumentation
Dokumentation mit maximal 10 DIN A 4 Seiten in üblicher Schriftgröße, zum Beispiel Arial 11. Deckblatt, Verzeichnisse, Kundendokumentation und Anhänge zählen nicht dazu.
Abgabe der Dokumentation
Die Dokumentation ist spätestens am Tag der schriftlichen Prüfung im "AbschlussPrüfungOnlineSystem" (CIC-APrOS) einzustellen. Alle Dokumente sollen in
einer PDF-Datei zusammengefasst und folgendermaßen benannt werden: Name_Vorname_Prüfungstermin(=Sommer oder Winter und Jahr, also zum Beispiel: Sommer2013)
Die Projektpräsentation
Die Präsentation sollte auf einen in der betrieblichen Praxis vorzufindenden Personenkreis (zum Beispiel den Auftraggeber, die Mitarbeiter der betroffenen Abteilung, etc.) ausgerichtet sein.
Der Prüfungsausschuss schlüpft dann in diese Rolle und beurteilt die Präsentation aus diesem Blickwinkel hinsichtlich:
- Aufbau und Strukturierung
- Sachliche Gliederung
- Logik und Nachvollziehbarkeit (ist die Story konsistent?)
- Zielorientierung sowie Herleitung und methodische Aufbereitung der Ergebnisse
- Sprachliche Gestaltung
- Ausdrucksweise
- Satzbau
- Stil
- Zielgruppengerechte Darstellung
- Medieneinsatz
- Visualisierung
- Körpersprache
Das Fachgespräch
Der Prüfungsausschuss beurteilt die
- Beherrschung des für die Projektarbeit relevanten Fachhintergrundes
- Problemerfassung, Problemdarstellung und Problemlösung
- Argumentation und Begründung