So kann Nachfolge gehen - externe Übergabe gelungen
Statt einer Flasche Wein den ganzen Laden gekauft
„Ich wollte eine Flasche ‚Sonnenkönig‘ vom Weingut Großräschen kaufen“, erzählt Anke Thettmeyer. „Frau Körner und ich haben lange geschnattert und ich kam dann ohne Wein aber mit ‘nem Laden nach Hause“, erinnert sich die 54-jährige Klettwitzerin.
Anke Thettmeyer (2.v.r.) und Kai Engel (r.) werden von den Körners noch so lange unterstützt, wie sie es benötigen.
Den gesamten Artikel finden Sie auf der Webseite (Artikel Genussmittel Körner) und im E-Paper des FORUM 5|2025
Unter dem Dach des Mutes
Dieser Satz gefällt Phillip Mally nur bedingt: „vom Auszubildenden zum Geschäftsführer“
Das sagt Phillip Mally, der zusammen mit seiner Geschäftspartnerin Marina Schöning seit dem 1. Januar 2021 die Geschäftsführung der se.services GmbH übernommen hat.
„Er impliziert, dass ich von Anfang an zielgerichtet darauf hingearbeitet hätte, ähnlich der Vorstellung vom Tellerwäscher zum Millionär“, sagt er. Beides sei mitnichten so. „Tatsächlich war der Weg alles andere als geradlinig und von zahlreichen Herausforderungen und äußeren Einflüssen geprägt.“
Der Artikel von Heike Schulze/Brandenburg Media finden Sie auf der Webseite (Artikel se.services) und im E-Paper des FORUM 4|2025
Perspektiven innovativ gestalten
Die KSC Anlagenbau GmbH in Peitz (Spree-Neiße) ist vom Strukturwandel betroffen und ebnete mit einer gelungenen Unternehmensnachfolge den Weg in eine weiterhin erfolgreiche Zukunft.
Von langer Hand vorbereitet: Michael Stein (r.) wollte vor seinem Rückzug nichts dem Zufall überlassen. Mit dem neuen Besitzer Dr. Gerrit Fester (l.) arbeitet Stein schon lange zusammen. Und mit Sven Köhler (M.) hat Michael Stein seit langem einen KSC-Geschäftsführer für die Zukunft aufgebaut. FOTO: TUDYKA PR
Das Unternehmen war in erheblichem Umfang für große Kraftwerke tätig. In den vergangenen Jahren hat die Geschäftsführung aktiv daran gearbeitet, neue Geschäftsfelder zu entwickeln, um den Umbau des Unternehmens und damit auch die Region voranzutreiben. Jetzt ist Unternehmensgründer Michael Stein (65) in den Ruhestand gegangen. Er hat das Ruder sowie die Verantwortung für 170 Mitarbeiter an Dr. Gerrit Fester (40) von der E u. G. Energiebau GmbH Berlin übergeben. Er möchte KSC Schritt für Schritt für die Energiewende weiter fit machen und das Unternehmen unabhängig von der Kohlebranche entwickeln. FORUM hat beide im Interview befragt.
FORUM: KSC ist nun Tochtergesellschaft Ihres Unternehmensverbundes. Wie kam es zu der Entscheidung ein weiteres „unternehmerisches Risiko“ einzugehen?
DR. GERRIT FESTER: Hier wären zunächst die beiden Hauptsäulen der bisherigen unternehmerischen Aktivität zu nennen, das ist in Berlin die E u. G Energiebau GmbH und die Cottbuser Hochdruck GmbH. Aufgrund der Anforderungen, die in den letzten Jahren an diese beiden Unternehmungen gestellt wurden, haben wir uns in den Jahren 2018 bis 2020 dazu entschieden, uns mit der Firma Hellmann strategisch zu verbinden und mit der E u. G Anlagentechnik und Service eine Erweiterung des Geschäftsfeldes hin zum Stahlbau und dem notwendigen Dienstleistungsgeschäft durchzuführen. Im Rahmen unserer unternehmerischen Entwicklung passt die KSC sehr gut in unsere Gruppe, da wir dadurch bereits bestehende Aktivitäten weiter stärken können, aber auch Veränderungsprozesse, die bei KSC aufgrund der politischen Rahmenbedingungen notwendig sind, besser katalysieren können. Die Mitarbeiter sind sehr gut ausgebildet und überregional ausgezeichneter Ruf des Unternehmens passen sehr gut zur EuG-Gruppe. Die Entscheidung zu diesem neuen Risiko hat sicherlich mehrere Ursachen: der Strukturwandel in der Lausitz und die stetig reduzierte Verfügbarkeit von Fachkräften in der Region, aber auch das Leistungsspektrum der KSC, welches das der EuG sehr gut ergänzt sowie die signifikant Zunahme der Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Firmen im raschen Energiewandel – all das führt zu einer deutlich flexibleren Aufgabenbewältigung in der EuG-Gruppe.
FORUM: Wer hat Sie in dem Prozess unterstützt?
DR. GERRIT FESTER: Den Prozess haben wir in einem sehr engen Kreis innerhalb der EuG-Gruppe vorangetrieben, dazu haben wir uns besonders bei finanziellen, rechtlichen und steuerlichen Themen Unterstützung von unseren langjährigen Partnern gesucht. Leider kann man aktuell als mittelständisches Unternehmen im Strukturwandel den Eindruck gewinnen, dass derzeitig zu sehr auf die großen Konzerne und wissenschaftliche Neuansiedlungen fokussiert wird. Hier hätten wir uns mehr Unterstützung bei den Prozessen von außen gewünscht.
FORUM: Wie sieht der Zukunftsplan für das Unternehmen unter Ihrer Führung aus?
DR. GERRIT FESTER: Die Entwicklungen und Erfahrungen in neuen Geschäftsfeldern des KSC in den letzten Jahre bilden eine Basis für den anstehenden Veränderungsprozess der in den nächsten Jahren in der Lausitz ansteht. Besonders der Umbau der Energieversorgung eines Industrielandes wird uns vor zahlreiche neue Aufgaben stellen. Dazu haben wir als EuG in den letzten Jahren Know-how im Bereich von Insellösungen zur Energie- und Wärmeerzeugung erarbeitet. Diese Geschäftsfelder werden wir nun gemeinsam mit KSC weiter ausbauen. Die Basis bilden dafür die hochqualifizierten und motivierten Mitarbeiter des gesamten Unternehmensverbundes.
FORUM: Das Lebenswerk eines anderen zu übernehmen ist bestimmt nicht immer leicht. Welche (vorherigen) Werte aus der Ära Stein sind für Sie verpflichtend bzw. geben den Mitarbeitern eine Orientierung auch für die Zukunft?
DR. GERRIT FESTER: Unternehmensnachfolgen sind immer Veränderungsprozesse, wichtig ist, das Gute im Unternehmen zu bewahren und dies als Basis der Weiterentwicklung zu nutzen. Werte wie Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Flexibilität und Zielstrebigkeit, die KSC prägen, sind eine notwendige und wichtige Basis für das Unternehmen, um die Veränderungen der nächsten Jahre erfolgreich bewältigen zu können.
FORUM: Herr Stein, wann haben sie begonnen, die Nachfolge strategisch vorzubereiten?
MICHAEL STEIN: Dieser Prozess ist keine Kurzschlussreaktion, sondern in der Tat langfristig und strategisch geplant und durchgeführt worden.
FORUM: Wie sind sie vorgegangen, wer stand Ihnen beratend zur Seite?
MICHAEL STEIN: Da der Verkauf eines Unternehmens dieser Größenordnung nicht mal eben so durchgeführt werden kann, haben wir infolgedessen ein Expertenteam gebildet, bestehend aus meinem langjährigen Steuerberater und ehemaligen Wirtschaftsprüfer Georg Wennekers, der Rechtsanwaltskanzlei Mulansky und Partner aus Dresden und der Geschäftsleitung mit Sven Köhler und den beiden Prokuristen Hannes Welk und Frank Mehlisch. Dieses Team hat in immenser Kleinarbeit den Transaktionsprozess über ein Jahr erfolgreich vorangetrieben. Dabei war es uns sehr wichtig, auch die Belegschaft in regelmäßigen Abständen und den Möglichkeiten entsprechend vom Stand der Dinge zu informieren.
FORUM: Welchen Herausforderungen muss sich Ihr Nachfolger stellen?
MICHAEL STEIN: Vor uns liegen sehr intensive Veränderungen, die es gilt zu meistern. Da ist es bemerkenswert, dass es Unternehmertypen gibt wie Dr. Gerrit Fester, die sich diesen Herausforderungen stellen. Denn ob es die Energiewende oder der viel strapazierte Strukturwandel in der Lausitz mit dem auf uns zu kommenden Arbeitskräftemangel sind, dies alles erfordert Unternehmer, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, Engagement zu zeigen und sich den vor uns stehenden anspruchsvollen Aufgaben in der Region stellen.
FORUM: Was haben Sie ihm auf dem Weg gegeben, damit er gut gewappnet ist?
MICHAEL STEIN: Nun ist Dr. Fester ein gestandener Unternehmer, der es vermag, die Situation genau zu analysieren und daraus die richtigen Schritte abzuleiten. Vielmehr ist es die einmalige Chance, den Unternehmensverbund der EuG gemeinsam mit der KSC dahingehend zu entwickeln, ein wichtiger Bestandteil in der Strukturentwicklung der Region zu sein.
FORUM: Sie wollen der KSC anfangs noch beratend zur Seite stehen. Was werden Sie denn am meisten vermissen?
MICHAEL STEIN: Nach nunmehr 25 Jahren Aufbauarbeit und Etablierung am und im Markt hat sich die KSC einen guten Namen erarbeitet. Darauf können alle Mitarbeiter sehr stolz sein! Natürlich würde ich lügen, wenn ich behaupten würde, dass nicht an der einen oder anderen Stelle etwas Wehmut aufkommt. Aber ich denke, das ist normal, wenn man bedenkt, dass nach so vielen Jahren und dem Schaffen seines Lebenswerkes der „Kapitän“ von Bord geht. Es ist wie in einer großen Familie. Man vermisst in erster Linie die Arbeit und das Leben mit den Menschen und in dem Falle die lieb gewonnenen Mitarbeiter. Deshalb ist es gut, dass ich meine Erfahrungen als Berater in den spannenden Entwicklungsprozess der Unternehmensgruppe einfließen lassen kann.
Das komplette Interview, geführt von Jörg Tudyka und Janine Mahler, lesen Sie im aktuellen FORUM 12/2021