Wie junge „Energie-Detektive“ stille Strom-Fresser aufdecken

Energie – egal in welcher Form – wird immer teurer. Was liegt da näher, als die „stillen Verbräuche“ der unnötigen Energiefresser aufzuspüren und ihnen den Saft abzudrehen? Und so gibt es in Brandenburg seit fast 4 Jahren das Projekt „Energie-Scouts“, in welchem Azubis qualifiziert werden, ihre Blicke für solche Dinge zu sensibilisieren.
Bundesweit wurden bereits über 10.000 Azubis geschult, in ganz Brandenburg sind es über 100.
Ob Umrüstung auf LEDs, Pausenbetrieb für Rechner oder Zeitschaltuhren für Heizungen: Energieeffizienz ist für erfolgreiche Unternehmen ein ökonomisches Muss. Und mit dem richtigen Tipp-Geber im Betrieb sind Einsparpotenziale schnell ausgemacht.
Michael Rusch, Referent für Energie und Klimaschutz im Geschäftsbereich Innovation und Nachhaltigkeit bei der IHK Cottbus sagt: „Deshalb bieten wir im Rahmen des Unternehmensnetzwerks Klimaschutz (UNK) eine Qualifizierungsmaßnahme für Auszubildende an. Wir vermitteln den Teilnehmern, wo überall Energieverbrauch dahintersteckt, sensibilisieren sie für Strom, Wärme, Mobilität; Büro, Druckluft, Industrieprozesse. Neben den Einsparmöglichkeiten im Unternehmen lassen sich oft auch im privaten Umfeld Potenziale aufdecken. Jeder kann hier einen Beitrag leisten und am Ende Geld sparen.“
Meist sind es Auszubildende des 2. und 3. Lehrjahres, die von ihren Unternehmen in die Weiterbildung entsandt werden. In 5 Workshoptagen, jeweils 4 Stunden am Vormittag erhalten die AZUBIs das Handwerkszeug, um Energiefresser in ihren Ausbildungsbetrieben zu entdecken, Verbräuche zu berechnen (zum Beispiel eines Rechners im Energiesparmodus) und alternative Lösungsvorschläge in einer Projektarbeit zu präsentieren. Das Projekt stammt jeweils aus dem eigenen Betrieb, die Ausbilder oder Energiebeauftragten sind dabei und unterstützen. Nach erfolgreicher Präsentation erhalten die Auszubildenden ein Zertifikat. Pro Durchgang werden 10 bis 20 Azubis geschult.

Von E-Mobilen bis zur Wärmedämmung

Der erste Online-Workshop wurde erstmalig im Herbst 2021 landesweit durch die drei IHKs in Brandenburg gemeinsam durchgeführt. Die vorgestellten Projekte widmeten sich Themen wie Umrüstung auf LED-Beleuchtung, Nutzung von Elektrofahrzeugen, Vermeidung von Standby-Verbrauch, Dachbegrünung zur Optimierung von Heizung und Klimatisierung oder der Konzeptionierung einer PV-Anlage.
In kleinen Gruppen wurde bislang an 38 Einsparprojekten gearbeitet. So untersuchten die AZUBIs zum Beispiel auch die LED-Umstellung für Wohnhäuser, den Austausch einer alten Drehmaschine, die Wärmedämmung einer Produktionshalle oder den Einsatz von Elektromobilen für den innerbetrieblichen Verkehr sowie deren Einsatz im nahen Kundenumfeld. Neben den theoretischen Grundlagen des Energiesparens profitieren die AZUBIs von den Praxiserfahrungen der Referenten.
Die zusätzliche Ausbildung zum Energie-Scout ist für viele junge Menschen genau das Richtige. Anschließend schauen viele in ihrer Firma nach den Energiefressern, fragen sich: „Was trifft auf mein Unternehmen zu?“ Ein „Das-haben-wir-immer-schon-so-gemacht“ soll endlich der Vergangenheit angehören.
Beeindruckender Nebeneffekt: Junge Leute übernehmen so schon während der Ausbildung mehr Verantwortung im Unternehmen und können mit ihren Ideen für einen effizienten Energieeinsatz den Ausbildungsbetrieb stärken. Ein guter Start auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit!
Die Brandenburger IHKs bieten die Teilnahme an den Workshops für Unternehmen kostenfrei an. Im Rahmen des Projekts Brandenburgische Energie Technologie Initiative (ETI) werden sie vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz des Landes Brandenburg gefördert.
Die Workshops sind kostenfrei. Im Rahmen der Brandenburgischen Energie Technologie Initiative (ETI) werden sie von der IHK Ostbrandenburg als gefördertes Projekt des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz des Landes Brandenburg finanziert.
Bei der IHK Cottbus wurde gerade erst wieder ein Workshop erfolgreich beendet. Teilnehmer und Unternehmen haben viele Ideen mitgenommen. Hier drei Beispiele:

Energie-Detektive im ELSTERWERK

Kaum ein Unternehmen bietet ein so breites Spektrum für Energieeffizienzmaßnahmen wie das ELSTERWERK in Herzberg. Gut, dass es nun zwei frischgebackene Energie-Scouts in der Unternehmensgruppe gibt. Marlon Mehlis, im zweiten Ausbildungsjahr und Alexander Horn, im dritten Lehrjahr zum Industriekaufmann, werden künftig in den vielfältigen Geschäftsfeldern - von der Gärtnerei über die Holz- und Metallverarbeitung bis hin zu Wohnangeboten und Therapiezentren - nach Energieeinsparmöglichkeiten suchen. Ein erstes Projekt widmet sich der Photovoltaik.

„Grundsätzlich waren wir motiviert, weil es sich interessant anhörte, verschiedene Möglichkeiten kennenzulernen, um künftig umweltfreundlicher zu sein und auch für unser Unternehmen Energie zu sparen“, so Alexander Horn.
„Was wir mitgenommen haben, sind sehr viele Möglichkeiten, um das alles umsetzen zu können.“
Auch Marlon Mehlis ist von den Workshops überzeugt: “Ich würde das auch anderen Unternehmen empfehlen mitzumachen, da man dort viele neue Ideen findet, wo man jetzt noch mehr Energie sparen könnte.“
Beide freuen sich, in Zukunft bei Energie- (Spar-)Projekten in Ihrem Unternehmen hinzugezogen zu werden.

Confiserie Felicitas: Schokolade und Sonne vertragen sich nicht


Die Confiserie Felicitas GmbH schickte zum ersten Mal eine Azubine ins Rennen um den „Energie-Pokal“. Personalleiter Carsten Oelschläger erklärt, wo eine Confiserie am meisten Energie benötigt.
„Schokolade und Sonne vertragen sich nicht“, sagt er, „also müssen wir alle Räume und Produktionshallen klimatisieren auf max. 20 Grad.“
Die Maschinen brauchen erst Energie zum Schokolade-Abschmelzen, dann wieder zum Runterkühlen bei der Formung. Das kleine Unternehmen, ein Manufaktur-Betrieb mit viel Handarbeit, setzt auf moderne Energiegewinnung. Und so war es Aufgabe von Mandy Loitsch, Azubine zur Industriekauffrau, eine Photovoltaik- Anlage im Projekt vorzustellen, die gleichzeitig als Parkplatzüberdachung dienen soll. Sie berechnete Energieverbräuche und Gewinnung und schaute, was man damit alles machen kann. Oelschläger:
„Auch einen Stromspeicher wollen wir da draußen noch integrieren plus Ladepunkte für E-Autos.“

Voestalpine: Von der Leuchtstoffröhre zur LED

Ebenso begeistert vom Projekt der Energie-Scouts ist Christoph Koalick, Energiemanagement-Beauftragter bei der voestalpine Wire Germany GmbH. Er erzählt:
„Unsere Drahtverarbeitung ist ein energieintensiver Prozess, der einen erheblichen Teil unserer Ressourcen beansprucht. Um dem entgegenzuwirken und nachhaltiger zu wirtschaften, bieten wir unseren Auszubildenden die Energie-Scout-Workshops an. Diese Schulungen vermitteln ihnen wertvolles Wissen und praktische Fähigkeiten zur Energieeinsparung, fördern das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln was sowohl unseren Betrieb effizienter macht als auch einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leistet.“
Die Azubinen Lena Nowack und Angelina Freyer, beide im zweiten Lehrjahr zur Industriekauffrau, hatten gleich Lust darauf.
„Am Anfang fanden wir es gar nicht schwer“, so Lena Nowack, „aber als es dann mit den Berechnungen losging, sah das schon anders aus. Wir haben uns dann da reingearbeitet.“
Die beiden fingen beim Energie-Sparen erstmal in der Verwaltung an, schauten alle Räume durch, was man machen könnte. Der Blick blieb bei alten Leuchtstoffröhren hängen, die nun gegen moderne LED ausgetauscht werden. Der Workshop hat den Mädels gut gefallen, aber einen kleinen Verbesserungstipp haben sie dennoch.
„In den Folien zum Nachlesen war zu viel ausschweifende Theorie drin – allein schon 27 Seiten nur zum Thema Beleuchtung. Es gab massig Paragrafen und Ähnliches und wir wussten oft nicht, was das Wichtigste ist. Weniger und Zusammengefasster wäre es besser“, sagt Lena.

Mitmachen und Energie sparen

Sind auch Sie sicher, dass es in Ihrem Unternehmen unentdeckte Energiesparmöglichkeiten gibt? Haben Sie Interesse am Projekt "Energie-Scouts"?
Hier erhalten Sie weitere Informationen.

Die IHKs des Landes Brandenburg bieten den nächsten Kurs zur Qualifizierung von Auszubildenden zum "Energie-Scout" vom 📅 29. September bis 2. Oktober an: Theorie-Workshop an vier Vormittagen jeweils von 8 bis 13 Uhr als Videokonferenz.