Nachfolge entwickelt sich zur Herausforderung für den Mittelstand
Unternehmertum muss als realistischer beruflicher Weg sichtbar werden. Eine stärkere Verankerung im Bildungssystem kann helfen, mehr junge Menschen für diese Option zu begeistern.
In den Beratungen der Industrie- und Handelskammern (IHKs) stehen bundesweit rund 9.600 übergabebereiten Unternehmen nur etwa 4.000 potenzielle Interessenten gegenüber. Mehr als ein Viertel der Altinhaberinnen und Altinhaber zieht bereits eine vollständige Schließung in Betracht. Hochgerechnet könnten innerhalb der nächsten zehn Jahre bis zu 250.000 Betriebe wegbrechen – darunter auch Tausende wirtschaftlich gesunde Unternehmen.
Branchen unter Druck – mit Folgen für Innenstädte und Regionen
Besonders angespannt ist die Lage im Gastgewerbe, im Einzelhandel und im Verkehrsgewerbe. In diesen Branchen kommen auf einen potenziellen Nachfolger rechnerisch mehr als drei beziehungsweise vier angebotene Betriebe, bei Dienstleistern und in der IT-Branche immerhin noch zwei. Die Folgen reichen oft deutlich über die betroffenen Unternehmen hinaus – vielerorts stehen Geschäfte leer, Innenstädte verlieren an Attraktivität und regionale Versorgungsstrukturen brechen weg. Das hat negative Auswirkungen auf die Standortqualität ganzer Regionen: Wenn etwa ein Gasthof auf dem Land schließt, geht nicht nur ein wirtschaftlicher Akteur verloren, sondern auch ein sozialer Treffpunkt für die Gemeinde.
Demografie, Bürokratie und Krisen schrecken ab
Allein demografisch bedingt steigt die Zahl der Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihre Nachfolge regeln wollen. Doch die Bevölkerungsentwicklung allein erklärt nicht die zunehmenden Probleme beim Generationenwechsel. Seit 2019 hat sich die Lücke zwischen übergabebereiten Unternehmen und Nachfolgeinteressierten in den IHK-Beratungen nahezu verdoppelt. Mehr als 50.000 Rückmeldungen aus dem IHK-Service zur Unternehmensnachfolge zeigen: Die andauernde Rezession, wirtschaftliche Unsicherheit, gestiegene Energie- und Personalkosten, der Fachkräftemangel und die in vielen Teilen überbordende Bürokratie dämpfen die Bereitschaft, sich langfristig unternehmerisch zu engagieren. Selbst viele qualifizierte Fachkräfte entscheiden sich oft gegen eine Selbstständigkeit. Für ein sicheres Angestelltenverhältnis können sie in Zeiten des Personalmangels häufig gute Konditionen aushandeln.
Alle Erkenntnisse des aktuellen Report zur Unternehmensnachfolge 2025 einschließlich der Möglichkeit zum Download finden Sie auf der Webseite der DIHK.
Mit einer Webinarreihe bietet die IHK Chemnitz interessierten Unternehmensinhabern und potenziellen Nachfolgern auch weiterhin kostenfreie Online-Impulse und Veranstaltungen zum Thema an.