Konjunktur in den Krisenbranchen

In den von der Corona-Krise besonders betroffenen Wirtschaftsbranchen hat sich die Lage der Betriebe über den Jahreswechsel deutlich verschlechtert. Das geht aus der bundesweiten IHK-Konjunkturumfrage hervor, die der DIHK ausgewertet hat. 
Im Gastgewerbe, im Einzelhandel sowie in der Kultur- und Freizeitbranche erwarten auch im Gesamtjahr 2022 mehr Betriebe schlechtere Geschäfte als bessere.
"Wir hatten da mehr Optimismus, zumal sich sowohl die Lage als auch die Erwartungen in allen Krisenbranchen spätestens seit dem Frühsommer 2021 nach dem heftigen Einbruch des Vorjahres stetig gebessert hatten", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. 
So beurteilen im Gastgewerbe aktuell mehr als 70 Prozent der Unternehmen ihre Lage als schlecht. Damit ist der im Herbst noch positive Saldo tief unter die Null-Linie gerutscht: Er hat sich in der Hotel- und Gaststättenbranche um 85 Punkte von 18 auf nunmehr minus 67 Punkte verringert.
"Das sind fast schon wieder Negativwerte, wie wir sie während des ersten Lockdowns 2020 gesehen haben", so Wansleben. "Aktuell erwartet nur etwa ein Viertel der Betriebe in den nächsten zwölf Monaten eine Verbesserung der Geschäfte. Etwa ein Drittel stellt sich darauf ein, dass es noch schlechter wird.“ 
Auch im Einzelhandel erwarten inzwischen für das laufende Jahr mehr Betriebe schlechtere als bessere Geschäfte. Der im Herbst noch knapp positive Erwartungssaldo liegt jetzt bei minus 11 Punkten. Mehr als die Hälfte der Unternehmen glaubt, dass sich an ihrer Geschäftslage in den nächsten zwölf Monaten nichts ändern wird, über ein Viertel geht von einer Verschlechterung aus. Aus der Kultur- und Freizeitbranche melden zwei Drittel der Betriebe eine schlechte Geschäftslage, bei den Reisevermittlern sogar 77 Prozent. 
In allen Krisenbranchen hat sich die Finanzlage im Vergleich zu anderen Sektoren und zum Herbst des Vorjahres wieder zugespitzt. So melden im Gastgewerbe 54 Prozent der Unternehmen einen Rückgang ihres Eigenkapitals – nach 37 Prozent in der Vorumfrage. Die Zahl der Betriebe mit Liquiditätsengpässen hat sich im gleichen Zeitraum von 18 Prozent auf nun 35 Prozent fast verdoppelt. 9 Prozent fürchten eine drohende Insolvenz (Herbst 2021: 3 Prozent). In der Kultur- und Freizeitwirtschaft (Kunst, Unterhaltung, Erholung) stemmen sich aktuell sogar 13 Prozent (Herbst 2021: 5 Prozent) gegen das finanzielle Aus. 

DIHK, Frank Thewes zum Jahresbeginn 2022