Transformation
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Sächsisches Staatsministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung
Frau Staatsministerin
Regina Kraushaar
Archivstraße 1 01097 Dresden |
28.08.2025
Ländliche Räume als Möglichmacher der Transformation – Positionspapier der Industrie- und Handelskammern
Sehr geehrte Frau Staatsministerin,
ländliche Räume sind das wirtschaftliche Fundament unseres Landes: mit rund der Hälfte der gesamten und mehr als zwei Dritteln der industriellen Bruttowertschöpfung leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag zum Wohlstand und der Innovationskraft in Sachsen. Wir erleben täglich, dass Wachstum, Innovation und Lebensqualität keinesfalls ausschließlich urbane Phänomene sind. Vielmehr bieten unsere ländlich geprägten Städte und Gemeinden: als starke Wirtschaftsstandorte, als attraktiver Lebensraum und als Quelle regionaler Stabilität und Innovationskraft.
Die ländlichen Regionen Sachsens sind nicht nur Schauplätze der Transformation, sondern agieren als aktive Gestalter und Möglichmacher des Wandels. Zahlreiche Unternehmen, insbesondere „Hidden Champions“, treiben die wirtschaftliche Entwicklung und Energiewende aktiv voran und sind in vielfacher Hinsicht eng mit den urbanen Strukturen vernetzt. Moderne Pendlerbeziehungen, gemeinsame Forschungsprojekte, Ausbildungspartnerschaften und regionale Wertschöpfungsketten verdeutlichen: Stadt und Land profitieren voneinander.
Um dieses Zusammenspiel weiter zu stärken, ist eine gezielte Politik gefragt, die die Potenziale ländlicher Räume sichtbar macht und fördert sowie die Verbindungen zu den großen Ballungszentren stärkt. Das von der IHK-Organisation erarbeitete Positionspapier „Ländliche Räume als Möglichmacher der Transformation“ zeigt zentrale Handlungsfelder auf:
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Energiewende und Flächen: Die ländlichen Gebiete bieten Raum und Ressourcen für die Erzeugung erneuerbarer Energien und industrielle Ansiedlungen. Die schleunige Novellierung des Landesentwicklungsplanes, flexible Flächenplanungen und eine gezielte kommunale Unterstützung in der Entwicklung von Industrieflächen sind notwendig, um aktuelle Bedarfe zu berücksichtigen.
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Fachkräfte und Ausbildung: Zwei von drei Ausbildungsplätze werden in Sachsen außerhalb von Chemnitz, Dresden und Leipzig bereitgestellt. Um den besonderen Rahmenbedingungen ländlicher Regionen gerecht zu werden und Ausbildungsstandorte zu sichern, schlagen wir u.a. eine Öffnung der Mindestklassenstärke, eine größere Freizügigkeit bei der Berufsschulwahl, Blockunterricht, die Zusammenbeschulung affiner Berufe sowie hybride Lehr- und Weiterbildungsangebote vor.
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Mobilität und Infrastruktur: Gerade in ländlichen Räumen muss das Thema Mobilität neu und innovativ gedacht werden. Konzepte wie On-Demand-ÖPNV, Carsharing und autonomes Fahren sollten gestärkt und rechtlich erleichtert werden. Kooperationen zwischen öffentlicher Hand und privaten Akteuren sowie die Nutzung von Mobilitätsdaten können die Effizienz und Angebotsvielfalt steigern. Stadt-Land-Pendlerbeziehungen sollten in der Verkehrsplanung stärkere Berücksichtigung finden.
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Digitale Infrastruktur: Der Ausbau von Glasfaser und Mobilfunk sowie die Entwicklung digitaler Lösungen sind Basis für zukunftsfähige Regionen und ermöglichen neue Formen der Zusammenarbeit.
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Wohnungsmarkt und Nahversorgung: Attraktiver Wohnraum und leistungsfähige Nahversorgung stärken den Zuzug und die Bindung von Fachkräften über die Stadtgrenzen hinaus. Die Verzahnung von Mobilität, Logistik, Post, stationärem Einzelhandel oder Gesundheitsangeboten kann erheblich dazu beitragen, die Nahversorgung in ländlichen Räumen sicherzustellen und die Rentabilität zu verbessern wirtschaftlich tragfähige Umnutzungsvorhaben zu ermöglichen.
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Innovationskraft: Ländliche Räume sind nicht nur Standorte traditionellen Wirtschaftens, sondern haben auch großes Potenzial als Innovationsorte der Zukunft. Sie bieten gute Voraussetzungen für die Ansiedlung zukunftsweisender Industrien und innovativer Dienstleister. Entscheidend ist eine starke Innovationslandschaft vor Ort und eine stärkere Einbindung ländlicher Regionen in Forschungsnetzwerke.
Die Herausforderungen der Transformation lassen sich nur gemeinsam bewältigen. Eine nachhaltige Entwicklung Sachsens setzt voraus, dass Stadt und Land als gleichberechtigte Partner agieren und unterstützt werden.
Lassen Sie uns gemeinsam die Potenziale ländlicher Räume entfalten und ganz Sachsen als innovative, lebenswerte Region weiter voranbringen.
Mit freundlichen Grüßen
Im Namen der Industrie- und Handelskammern im Freistaat Sachsen
Christoph Neuberg
Hauptgeschäftsführer IHK Chemnitz