Antrag für mehr Langstreckenflüge ab BER



Sächsische Staatskanzlei
Herrn Ministerpräsident
Michael Kretschmer
Archivstraße 1
01097 Dresden
17.09.2025
Konferenz der ostdeutschen Ministerpräsidenten am 25.09.2025 in
Weimar – Brandenburgischer Antrag für mehr Langstreckenflüge ab BER – Bitte um Ablehnung und Schutz der sächsischen Flughäfen Dresden und Leipzig/Halle
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
als Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern im Freistaat Sachsen wenden wir uns an Sie mit der dringenden Bitte, dem angekündigten Antrag des Landes Brandenburg auf eine gemeinsame Erklärung zugunsten zusätzlicher Langstreckenverkehre ab dem Flughafen Berlin Brandenburg (BER) nicht zuzustimmen.
Eine einseitige politische Priorisierung des BER hätte erhebliche Nachteile für die sächsischen Flughäfen Leipzig/Halle (LEJ) und Dresden (DRS) und damit für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandortes Sachsen.
1. Verdrängungs- und Ausdünnungseffekte: Nach unseren Informationen ist im Falle einer politischen Schwerpunktsetzung zugunsten des BER mit Kürzungen bestehender Verbindungen ab LEJ und DRS zu rechnen – insbesondere im Netz der Lufthansa-Gruppe. Ein solcher Schritt würde die Erreichbarkeit Sachsens spürbar schwächen.
2. Standort- und Investitionsrisiken: Die Erreichbarkeit Sachsens für Unternehmen, Fach-kräfte, Forschung und Tourismus hängt wesentlich von stabilen Direktverbindungen ab. Aus-dünnungen schwächen die Messe- und Kongressstandorte (u. a. Leipziger Messe, Dresden) sowie die internationale Anbindung sächsischer Industrie- und Technologiecluster (Mikroelektronik/ICT, Maschinenbau, Life Sciences, Logistik).
3. Wettbewerbsverzerrung im mitteldeutschen Luftverkehrsraum: Eine länderübergreifende Erklärung, die faktisch einen Standort favorisiert, widerspricht dem Ziel eines ausgewogenen Flughafensystems in Mitteldeutschland. Politische Flankierung sollte keinen intraregionalen Verdrängungswettbewerb befördern.
4. Verkehrs- und Klimapolitik mit Augenmaß: Der Ausbau einzelner Langstreckenkapazitäten darf regionale Anbindungen nicht entwerten. Gerade für Geschäftsreisende sind zuverlässige Zubringer zu internationalen Drehkreuzen (FRA, MUC, ZRH, AMS, CDG) sowie tragfähige europäische Direktverbindungen elementar – auch, um zusätzliche Umwege, längere Anreisen per Pkw oder Zeitverluste durch die Transfers zwischen Hauptbahnhöfen und Flughäfen zu vermeiden.
Gerade vor dem Hintergrund der aktuell schwierigen Lage ist es wichtiger denn je, die sächsischen Flughäfen gezielt zu stärken: Dazu zählen der Ausbau der regionalen Verkehrsanbindung mit Bus und Bahn – insbesondere die konsequente Nutzung und bessere Einbindung des ICE-Halts Leipzig/Halle –, die Verbesserung von Streckenangebot und Hub-Anbindung sowie eine Gebühren- und Abgabenstruktur, die die sächsischen Flughäfen wettbewerbsfähig hält.
Unser gemeinsames Ziel bleibt ein leistungsfähiges, vernetztes und resilient aufgestelltes Flughafensystem in Mitteldeutschland. Sachsen darf im Wettbewerb um internationale Anbindungen nicht geschwächt werden.
Für einen kurzfristigen Austausch stehen wir jederzeit zur Verfügung.
Im Namen der Landesarbeitsgemeinschaft
der Industrie- und Handelskammern im Freistaat Sachsen

Christoph Neuberg
Hauptgeschäftsführer der IHK Chemnitz