IHK und Wirtschaftsjunioren fordern Industrieansiedlung statt neuer Möbelhäuser

Die Wiederbelebung des früheren Industriestandorts Eisenwerk „Fackel“ im Zwickauer Stadtteil Pölbitz birgt Konfliktstoff. Ein Investor möchte zwei Möbelhäuser mit einer Gesamtfläche von 30.200 m² sowie ein Restaurant errichten.
Der Handelsverband Sachsen und die IHK Chemnitz Regionalkammer Zwickau sprechen sich dagegen aus. Das Vorhaben sei unvereinbar mit den städtebaulichen und wirtschaftlichen Zielen der Stadt.
„Die Umsetzung dieses Vorhabens würde massiv gegen die rechtlichen Grundlagen und die städtebaulichen Ziele der Stadt Zwickau verstoßen. Ein weiteres gravierendes Problem wäre, dass dringend benötigte Gewerbeflächen für produzierendes Gewerbe blockiert würden. Der Bedarf an solchen Flächen ist in Zwickau hoch, und ihre Verfügbarkeit ist entscheidend für die weitere wirtschaftliche Entwicklung und die Ansiedlung neuer Unternehmen“,
sagt Torsten Spranger, Geschäftsführer der IHK Chemnitz Regionalkammer Zwickau. Der Handelsverband Sachsen verweist unter anderem auf das vom Stadtrat im Oktober 2023 nach einem aufwendigen Prozess beschlossene neue Einzelhandels- und Zentrenkonzept.
„Ein Konzept, das unter anderem der Planungs- und Investitionssicherheit dient, mit klaren Vorgaben für die Entwicklung von Einzelhandelsstandorten in Zwickau beschlossen – der hier in Rede stehende Standort gehört nicht dazu. Nach etwas mehr als einem Jahr würde mit einem Beschluss pro Vorhaben das Einzelhandels- und Zentrenkonzept damit bereits wieder ad absurdum geführt“,
meint Hauptgeschäftsführer René Glaser.
Der Einzelhandel vor allem im Zwickauer Zentrum leidet wie in vielen anderen Städten unter dem Rückzug von inhabergeführten Fachgeschäften. Das einstige Kaufhaus JOH steht seit Jahren leer. Der innerstädtische Handel besteht überwiegend aus Filialen von Handelskonzernen und leidet damit zunehmend an Alleinstellung und Attraktivität.
„Wird dem Stadtzentrum weiterhin Kaufkraft entzogen, können wir unseren Ortskern insgesamt aufgeben. Wir laufen Gefahr, dass zusätzliche Straßenzüge der Innenstadt aussterben, wenn weiterhin dezentral gebaut wird“,
sagt Jörg Bretschneider, Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren Zwickau.
„Vielmehr bedarf es auf solch wertvoller Fläche industrieller Ansiedlung, die im Idealfall nicht nur automobilabhängig ist.“
An zukunftsfähigen Industriestandorten mangelt es aus Sicht Bretschneiders in Zwickau besonders. Daher fordert er ein überlegtes Vorgehen der Entscheidungsträger. Dass die Diskussion in der Öffentlichkeit zudem nur mit Verlusten für das Möbelhaus Porta geführt werden, dafür hat er kein Verständnis. Er verweist auf traditionsreiche Möbelhäuser wie Möbel Lenk, welches im kommenden Jahr 115-jähriges Bestehen feiert und von Neuansiedlung wesentlich mehr bedroht sei als Filialisten.